Medikation bei (älteren) pflegebedürftigen Menschen

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Medikation bei (älteren) pflegebedürftigen Menschen

Beitrag von WernerSchell » 24.11.2011, 10:46

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
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Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände“

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23.11.2011

An
Medizinischer Dienst
des Spitzenverbandes Bund
der Krankenkassen e. V. (MDS)
Lützowstraße 53
45141 Essen


Medikamentöse Versorgung (älterer) pflegebedürftiger Menschen ist dringend verbesserungsbedürftig

Sehr geehrte Damen und Herren,

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat bereits vor über einem Jahr das o.a. Thema mit überregionaler Ausrichtung angesprochen und dann noch einmal mit Schreiben vom 27.07.2011 gezielt informiert (Brief unten angefügt). Es hat dann vereinzelt Maßnahmen gegeben, um den Missständen in der medikamentösen Versorgung (siehe u.a. Priscus-Liste und weitere Studien) entgegen zu treten. Leider ist aber bislang eine breitere Diskussion ausgeblieben.

Unverständlicherweise hat mir die AOK Rheinland/Hamburg (trotz Erinnerungen) zum Thema nicht geantwortet, obwohl die Kasse mit einer Pressemitteilung vom 30.03.2011 ausdrücklich um Zurückhaltung bei der Verordnung von Psychopharmaka gebeten hat: viewtopic.php?t=15675

Auch weitere Berichte der Kassenseite machen deutlich, dass die ausufernde Medikation als problematisch gesehen wird.

Ich habe daher beim letzten Pflegetreff in Neuss am 10.11.2011 in Anwesenheit der Gesundheits- und Pflegeministerin NRW, Frau Barbara Steffens, angekündigt, das Thema erneut aufgreifen zu wollen: viewtopic.php?t=16467

Zur Zeit wird geprüft, wie in der Angelegenheit zielgerichtet weiter vorgegangen werden soll.

In diesem Zusammenhang frage ich bei Ihnen an, wie das Thema - bei einer bundesweiten Betrachtung - im Rahmen der Qualitätsprüfungen aufgegriffen werden kann. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass die jeweiligen Prüfgruppen sich verstärkt der medikamentösen Versorgung von Heimbewohnern zuwenden und so Veranlassung nehmen können, auf Problemsituationen aufmerksam zu machen. Eine erste Prüfung, ob Bewohner ohne unvertretbare Wechsel- und Nebenwirkungen mit Medikamenten versorgt werden, kann m.E. ohne große Probleme bei Durchsicht der entsprechenden Dokumentationen abgeklärt werden. Wenn es dann weiteren Klärungsbedarf gibt, können die behandelnden Ärzte bzw. verantwortlichen Apotheker eingeschaltet werden (siehe auch Stichwort "Apothekencheck").

So wurde zum Beispiel in einem mir bekannten Neusser Heim mit Hilfe eines Apothekers ein Check aller veordneten Medikamente durchgeführt mit dem Ergebnis, dass in einer Vielzahl von Fällen Korrekturen notwendig wurden.

Bevor von hier aus Weiteres veranlasst wird, wäre ich Ihnen für eine Überprüfung dankbar, ob und ggf. inwieweit seitens der Medizinischen Dienste geprüft und Einfluss genommen werden kann. Ggf. ist auch eine Erörterung im Zusammenhang mit der sog. Pflegereform, vom Bundeskabinett am 16.11.2011 mit einem Minkonzept beschlossen, geboten:
viewtopic.php?t=16609

Für Ihre Bemühungen vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - Dozent für Pflegerecht
http://www.wernerschell.de

PS.:
Pflegetreff am 15.05.2012 - Pflegereform und Entbürokratisierung in der Pflege ... (weitere Infos folgen)
viewtopic.php?t=16058

Buchtipp!
Schell, Werner: "100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen"
viewtopic.php?t=15822
Pflegemängel – schnelle Hilfe für den Notfall
viewtopic.php?t=15828

+++

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27.07.2011

An die
AOK Rheinland/Hamburg
Neuss

Nachrichtlich:
An die Apothekerkammer Nordrhein
An den GKV-Spitzenverband und verschiedene Medien
An den Patientenbeauftragten der Bundesregierung
An das Bayerische Fernsehen, Redaktion Geld & Leben

Medikamentöse Versorgung der (älteren bzw. dementen) Patienten muss dringend verbessert werden

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich mache seit geraumer Zeit auf die Probleme (Mängel) bei der medikamentösen Versorgung, vor allem bei älteren bzw. dementen Patienten, aufmerksam. Nachdem das Thema beim Neusser Pflegetreff am 20.04.2011 mit Hinweis auf die sog. „Priscusliste“ kurz angesprochen wurde, gab es am 18.06.2011 von hier eine Pressemitteilung. Sie ist dieser Zuschrift (nochmals) angefügt.

Danach wurde auch von anderer Seite auf die Mängel bei der Medikation aufmerksam gemacht, u.a.:

· Gerd Glaeske/Christel Schicktanz: Barmer GEK Arzneimittelreport 2011
· Ruhiggestellte Senioren – Neuroleptika in Altersheimen – Bericht Sabine Winter vom 04.07.2011 BR-online.de
· Bahrmann / Haack, Sieber: Iatrogenität – Unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit medizinischen Maßnahmen. Deutsche Medizinische Wochenschrift 2011 (Pressemitteilung Thieme Verlag vom 06.07.2011)
· Zu Risiken und Nebenwirkungen – Münstersche Studie soll Arzneitherapie von Alten- und Pflegeheimbewohnern verbessern (Pressemitteilung vom 15.07.2011)
· Siehe auch Pantel et al.: Optimierung der Psychopharmaka-Therapie in Altenpflegeheimen („OPTimAL“), Logos Verlag, Berlin 2009

Das Bayerische Fernsehen berichtete am 25.07.2011 in seiner Sendung „Geld & Leben“ und titelte: „Apothekencheck - Wenn Medikamente sich nicht vertragen.“ Dazu wurde im Internet folgender Hinweis gegeben:

„Viele ältere Menschen müssen, gerade wenn sie chronisch krank sind, mehrere Medikamente auf einmal einnehmen. Damit steigt aber gleichzeitig das Risiko von gefährlichen Wechselwirkungen. Die AOK und Apotheken in Mittelfranken haben auch in diesem Jahr eine Aktion gestartet, die tödliche Risiken vermeiden soll.“
Quelle:
http://www.br-online.de/bayerisches-fer ... /index.xml
http://www.br-online.de/bayerisches-fer ... 841930.xml
Anschrift: Das Sozialmagazin - Bayerischer Rundfunk
Redaktion Geld & Leben, Floriansmühlstr. 60, 80939 München - E-Mail: soziales@br-online.de

In einer Mitteilung der Apothekerkammer in Bayern wird dazu u.a. ausgeführt:

„Größere Therapiesicherheit nützt dem Patient und spart Kosten
Je mehr Medikamente ein Patient einnimmt, desto größer ist das Risiko arzneimittelbezogener Probleme. „Fast 7 Millionen aller Patienten in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nehmen fünf oder mehr Arzneimittel in der Dauertherapie ein. Hinzu kommt noch die Selbstmedikation.“ Dadurch steigt das Risiko für unerwünschte Arzneimittelereignisse wie z. B. Wechselwirkungen, die der Grund für etwa fünf Prozent aller Krankenhausaufnahmen sind. Bei Patienten mit starken Altersbeschwerden sind es sogar bis zu 30 Prozent. Zwei Drittel dieser Fälle gelten als vermeidbar!“
Quelle: http://www.bav-bayern.de/4/news/news.ex ... Kosten.pdf

Ich möchte Sie hiermit (erneut) auf das Thema ansprechen und bitten zu prüfen, ob für Ihren Zuständigkeitsbereich (sozusagen musterhaft) ggf. kurzfristig eine Aktion „Apothekencheck“ angestoßen und durchgeführt werden kann.

Ich knüpfe insoweit an Ihre Pressemitteilung vom 30.03.2011 an, mit der Sie die medikamentöse Versorgung der Versicherten angesprochen und bereits zu mehr Zurückhaltung bei der Verordnung von Psychopharmaka aufgerufen haben. Leider waren die hiesigen Bemühungen, von Ihnen in dieser Angelegenheit nähere Informationen zu bekommen, erfolglos. Mit öffentlichen Erklärungen zu mehr Zurückhaltung ist es m.E. allein nicht getan. Konkretere Maßnahmen sind nach hiesiger Überzeugung mehr als dringlich.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat im Übrigen vorgesehen, die medikamentöse Versorgung beim nächsten Pflegetreff am 13.09.2011 mit dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung; Herrn Wolfgang Zöller, anzusprechen – Näheres dazu unter:
viewtopic.php?t=15674

Herr Zöller hat im Rahmen der erwähnten BR-Sendung vom 25.07.2011 ein kurzes Statement abgegeben, ist also über die Problematik gut informiert.

Für Ihre Bemühungen bereits jetzt vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
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Pressemitteilung vom 18.06.2011

Demenzkranke: Die Versorgung mit Medikamenten ist dringend verbesserungsbedürftig

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk fordert mehr Sorgfalt bei der Verordnung und Abgabe von Medikamenten

Seit Jahren ist bekannt, dass die medikamentöse Versorgung von Demenzkranken den wirklichen Bedürfnissen dieser Menschen nur unzureichend gerecht wird. Man darf vermuten, dass allzu oft Nebenwirkungen und Risiken einfach billigend in Kauf genommen werden.

Bereits im August 2010 wurde von Arzneimittelexperten die sog. Priscus-Liste vorgestellt, eine Zusammenstellung gefährlicher Medikamente für ältere Menschen. Diese Liste verdeutlichte, dass fast dreiviertel von 83 Medikamenten für ältere Menschen, Demenzkranke eingeschlossen, ungeeignet sind. Als konkrete Folgen der ungeeigneten Medikation wurden u.a. genannt: Sturzgefahr, Nierenschäden, Magenblutungen.

Mit ihrem Ergebnis, dass ältere Menschen im Schnitt sechs Medikamente täglich einnehmen, von denen viele gar nicht für sie geeignet sind oder sich untereinander nicht vertragen, haben die Forscher im Verbund PRISCUS für viel Aufsehen gesorgt. Als Gegenmaßnahme entwickelten sie nun eine Liste, die Ärzten als Hilfe bei der Auswahl und Zusammenstellung von Medikamenten für Ältere dienen soll. Ob und wie die Liste wirkt, wollen sie in der zweiten Projektphase untersuchen.

In einer Pressemitteilung der AOK Rheinland / Hamburg vom 30.03.2011 wurde unter Berufung auf die Verordnungsdaten des Jahres 2010 Zurückhaltung bei der Verordnung von Psychopharmaka angemahnt. Dazu wurde u.a. ausgeführt:

„Die Auswertung zeigt, dass immer mehr Patienten immer größere Mengen von Psychopharmaka wie Mittel gegen Depressionen oder psychisch stimulierende Arzneien erhalten. Besonders kritisch ist dabei die stark wachsende Verordnung von Antidepressiva zu sehen. So erhöhte sich allein von 2009 auf 2010 die Zahl der antidepressiv behandelten Patienten um 21,4 Prozent, während die Verordnungsmenge der Antidepressiva um 12,8 Prozent zunahm. Hinzu kommt, dass bei den Verordnungen ein Umstieg von niedrigpreisigen zu höherpreisigen Psychopharmaka festzustellen ist. Bei den Psychopharmaka stellt sich vor dem Hintergrund, dass ein frühzeitiger und unkritischer Einsatz dieser Arzneimittel den Patienten mehr schadet als nutzt, die skizzierte Verordnungsentwicklung als besorgniserregend dar.“

In einer Arzneimittelstudie der Barmer GEK, vorgestellt am 15.06.2011, werden weitere Besorgnisse hinsichtlich der Medikation geäußert. In der Studie heißt es u.a.:

„Demenzkranke erhalten sechsmal häufiger Neuroleptika als Patienten ohne Demenz. Gleichzeitig ist seit Jahren bekannt, dass Demenzkranke nach Einnahme von Neuroleptika eine 1,6- bis 1,7-fach erhöhte Sterblichkeitsrate gegenüber der Placebogruppe aufweisen. Gesundheitsexperte Glaeske: Hier erhält eine Patientengruppe mit erhöhtem Sterblichkeitsrisiko Medikamente, deren Wirksamkeit teilweise nicht belegt ist und deren Folgen bei Langzeitgabe weithin ungeklärt bleiben."

Das Thema Medikation in Pflegeeinrichtungen wird auch kritisch im Abschlussbericht „Entwicklung und Erprobung von Instrumenten zur Beurteilung der Ergebnisqualität in der stationären Altenhilfe“, vorgelegt am 17.06.2011 durch das Bundesfamilienministerium und Bundesgesundheitsministerim, angesprochen.

Da alte und demente Patienten nicht selten unerkannt Schmerzen leiden, ist viel Aufmerksamkeit des Personals erforderlich. Denn Schmerzen können nach einer Mitteilung des Universitätsklinikums Jena vom 08.06.2011 Verhaltensauffälligkeiten wie Unruhe und Aggressionen hervorrufen. Wird dem nicht genug Beachtung geschenkt, können dabei selbst Brüche nach Stürzen übersehen werden oder Schmerzen durch Gelenkerkrankungen. Studien zeigen nach Angaben des Klinikums Jena, dass demente Patienten weniger Schmerzmittel erhalten als gleichaltrige kognitiv unbeeinträchtigte Patienten. Dies spricht für die häufige Verkennung des Problems.

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk greift die besorgniserregenden Informationen auf und fordert mehr Sorgfalt bei der medikamentösen Versorgung der pflegebedürftigen Menschen, vor allem bei den Demenzkranken. Es wird in diesem Zusammenhang u.a. erforderlich sein, die ärztliche Versorgung in den Pflegeeinrichtungen bundesweit deutlich zu verbessern und im erforderlichen Umfang die notwendigen Hausbesuche, auch außerhalb der Sprechstundenzeiten, sicherzustellen. In der 2010 vorgestellten „KV-Initiative Pflegeheim“ wurden gleichlautende Forderungen ausgeführt.

Bezüglich der Medikation erscheinen neben der Einbeziehung des pharmakologischen Sachverstandes der Apotheken (auch mit Blick auf die mögliche Verblisterung von Medikamenten) Kooperationsvereinbarungen zwischen den Trägern von Pflegeeinrichtungen und Ärzten sinnvoll. Darin sollten u.a. die Kommunikations- und Dokumentationserfordernisse näher beschrieben sein. Fortbildungsveranstaltungen, in denen das Wissen um eine zielführende Versorgung mit Medikamenten vermittelt und stets aktualisiert wird, erscheinen ebenfalls dringend geboten.

Es muss so auch sichergestellt werden, dass telefonische Medikationsverordnungen und weitreichende Bedarfsmedikationen möglichst vermieden werden. Medikamente müssen im notwendigen und ausreichenden Umfange verfügbar sein, dürfen aber unter keinen Umständen als „pflegeerleichternde Maßnahmen“ zum Einsatz gelangen (können). Ärzte, die sich solchen Praktiken entgegen stellen und sich allein am Patienteninteresse und am Sorgfaltsgebot orientieren, verdienen Anerkennung und Unterstützung.

Werner Schell
Dozent für Pflegerecht, Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei

Siehe auch die Texteinstellung unter
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... kation.php

Beiträge im Forum u.a. unter
viewtopic.php?t=15951
viewtopic.php?t=15935
viewtopic.php?t=14771
viewtopic.php?t=15675
viewtopic.php?t=14576

+++

Die Medien haben das Thema aufgegriffen - siehe u.a.:
http://www.mg-heute.de/?p=2575#more-2575
http://www.heide-bote.de/index.php?name ... &sid=20273
Zuletzt geändert von WernerSchell am 18.10.2012, 17:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Konkrete Verbesserungen in der Pflege gefordert

Beitrag von WernerSchell » 05.03.2012, 07:13

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Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.


Pflegeheime: Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk fordert konkrete Verbesserungen in der pflegerischen Versorgung der HeimbewohnerInnen

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat mit Datum vom 05.03.2012 ein Schreiben an die stationären Pflegeeinrichtungen (Pflegeheime) im Rhein-Kreis Neuss gefertigt und darin Verbesserungsmöglichkeiten in der pflegerischen und sonstigen Versorgung angesprochen. Eine pdf-Datei mit dem Brieftext steht auf Anfrage zur Verfügung. Es geht vornehmlich um folgende Themen:

• ärztliche Versorgung in den Heimen (mit Vermeidung von unnötigen Krankenhauseinweisungen),
• medikamentöse Versorgung der älteren und pflegebedürftigen Menschen,
• freiheitseinschränkende Maßnahmen (einschließlich Psychopharmaka zur Ruhigstellung) und
• Fort- und Weiterbildung der Krankenpflegekräfte zum Thema Demenz (offensichtlich gibt es Defizite).

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk würde es sehr begrüßen, wenn wir bei der Umsetzung der hiesigen Anregungen eine breite Unterstützung erfahren könnten. Es ist dabei auch daran gedacht, die Themen beim nächsten Pflegetreff am 15.05.2012 anzusprechen – siehe dazu die aktuellen Hinweise unter
viewtopic.php?t=16058
Bei diesem Treff wird zusätzlich das Thema „Entbürokratisierung in der Pflege“ anstehen. Wir wollen uns dann – hoffentlich mit zahlreichen engagierten Gästen – auch für eine Pflegereform einsetzen (demonstrieren), die diesen Namen verdient.

Es ist im Übrigen vorgesehen, die den Neusser Pflegeeinrichtungen unterbreiteten Vorschläge demnächst auch bundesweit bekannt zu machen. Möglicherweise wird es sich als sinnvoll ergeben, die Themen bei einem Pflegetreff Ende Oktober / Anfang November 2012 nochmals vertiefend zu erörtern und auch darzustellen, was erreicht worden ist.

Werner Schell
Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 032012.pdf

PS. Zu unserer Kritik an der geplanten Förderung von Wohngemeinschaften finden Sie eine aktuelle Texteinstellung unter folgender Adresse:
viewtopic.php?t=17041

+++
Diskussionen zum Thema möglich u.a. unter:
viewtopic.php?t=16756&highlight=fixierung
viewtopic.php?t=5281&highlight=fixierung
viewtopic.php?t=16457&highlight=fixierung
viewtopic.php?t=17041
viewtopic.php?t=3387&highlight=%E4rztliche
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Arzneimitteltherapie im Alter - Probleme bei Frauen

Beitrag von WernerSchell » 25.03.2012, 06:25

Siehe auch unter
Arzneimitteltherapie im Alter: Ältere Frauen
erhalten besonders häufig ungeeignete Arzneimittel

Pressemitteilung der AOK und Anschreiben von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk dazu:
viewtopic.php?t=17109
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Gefährlicher Blutdrucksenker

Beitrag von WernerSchell » 25.03.2012, 06:37

Aus Forum übernommen:
viewtopic.php?t=17109
viewtopic.php?t=14576

aerzteblatt.de
Ausgabe 12 vom 23.03.2012


Gefährlicher Blutdrucksenker

Köln – Obwohl Nifedipin das Risiko für Herzinfarkte und die Sterblichkeit erhöht, verordnen Ärzte älteren Patienten noch immer den nichtretardierten Blutdrucksenker. Die Kölner Forschergruppe um Ingrid Schubert veröffentlicht die Ergebnisse ihrer Untersuchung im aktuellen Heft des Deutschen Ärzteblatts (Dtsch Arztebl Int 2012; 109[12]: 215–9. Schnell freisetzendes Nifedipin wird in der PRISCUS-Liste aus dem Jahre 2010 als potenziell gefährlicher Arzneistoff aufgeführt. Frühere Studien belegten im Vergleich zu anderen blutdrucksenkenden Arzneimitteln eine erhöhte Sterblichkeit und ein erhöhtes Herzinfarktrisiko für die Patienten. Ingrid Schubert und ihre Kollegen untersuchten, wie häufig der Kalziumantagonist unter Alltagsbedingungen verordnet wird. Hierfür analysierten sie Daten von 260.672 Versicherten und konnten erstmals zeigen, dass Ärzte älteren Patienten schnell freisetzendes Nifedipin nach wie vor verordnen. Immerhin erhielten im Jahr 2009 in der für unerwünschte Arzneimittelwirkungen besonders gefährdeten Gruppe von älteren Patienten noch etwa 1 % das Präparat und waren somit den höheren Risiken ausgesetzt.

» Artikel im Volltext
http://www.aerzteblatt.de/callback/lett ... m&id=44316

Quelle: Pressemitteilung vom 23.03.2012 © Deutscher Ärzte-Verlag GmbH
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Sozialforscher: 240.000 Demenzkranke werden ruhiggestellt

Beitrag von WernerSchell » 01.04.2012, 07:01

Statement nach hier übernommen:

Sozialforscher: 240.000 Demenzkranke werden ruhiggestellt

Ich begrüße es sehr, dass Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk in einem Anschreiben an die Heime im Rhein-Kreis Neuss deutliche Verbesserungen für pflegebedürftige Menschen, vor allem auch bei der Medikation, eingefordert hat. Man darf gespannt sein, ob und wie die diesbezüglichen Aktivitäten aufgegriffen werden:

Konkrete Verbesserungen in der Pflege gefordert
viewtopic.php?t=17044

Die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post brachte am 26.03.2012 genau zu dem Anliegen von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk einen Kurzbericht, dessen Titel vielsagend wie folgt lautete:

"Sozialforscher: 240.000 Demenzkranke werden ruhiggestellt"

Aus dem Bericht ergibt sich, dass nach Berechnungen der Universität Bremen rd. 1/4 Millionen Demenkranke inn Deutschland mit Psychopharmaka ruhiggestellt werden, um Geld und Personal zu sparen. "In diesen Fällen werden die Medikamente nicht verschrieben, um die Leiden der Patienten zu lindern, sondern um Personal einzupsaren und smit Heimbetreibern höhere Gewinne zu bescheren". So die Aussage des Sozialforschers Gerd Glaeske gegenüber der "Welt am Sonntag". Offensichtlich haben sich nun einige Verbände zu Wort gemeldet, und mehr Geld für die Absicherung von Demenzkranken gefordert.

Der medizinisch nicht begründbare Einsatz von Psychopharma, so, wie in Glaeske beschreibt, geht letztlich auf die miesen Pflege-Rahmenbedingungen zurück. Und insoweit ist der Gesetzgeber gefordert. Die nach den Stellenschlüsseln geforderten Personalstellen sind nach den Berichten der Heimaufsichten nahezu immer besetzt. Insoweit gibt es keine Lücken. Nein, die Stellenschlüssel reichen nicht und da liegt der "Hase im Pfeffer". Das wird leider bei allen kritischen Statements vergessen.

Ich denke, dass schnellstens gehandelt werden muss. Die jetzt geplante Neuausrichtung der Pflegeversicherung bringt insoweit nichts:

Neuausrichtung der Pflegeversicherung - Kabinettbeschluss
viewtopic.php?t=17124

Das muss mit größtem Bedauern gesagt werden. Und kaum jemand regt sich auf. Auch die Kanzlerin hat das sog. Pflege-Reformpaket von Herrn Bahr durchgewunken. Ist das Unwissenheit oder Ignoranz gegenüber den pflegebedürftigen Menschen?

Gaby Modig
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Demenzkranke – ruhig gestellt, statt behandelt

Beitrag von WernerSchell » 12.04.2012, 07:40

Zum Medikationsthema passend folgender Bericht:

Demenzkranke – ruhig gestellt, statt behandelt
Massenhafter Einsatz von Psychopharmaka bei Demenz

Sonntag, 25.03.2012,
In Deutschland bekommt fast eine Viertelmillion pflegebedürftiger Menschen Psychopharmaka, ohne dass sie damit wirksam behandelt würden.
Die Medikamente sollen sie ruhig stellen, um Pflegekosten zu sparen.
.... (mehr)
http://www.focus.de/politik/deutschland ... 27736.html
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Medikamentengabe bei pflegebedürftigen Menschen - oft zuviel

Beitrag von WernerSchell » 23.04.2012, 06:46

Text aus Forum
viewtopic.php?t=17044

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Ein Zwischenruf!

Medikamentengabe bei pflegebedürftigen Menschen - oft zuviel und falsch

Zur Medikation bei pflegebedürftigen - meist älteren - Menschen gibt es in jüngster Zeit besorgniserrgende Studien und Bericht. Hinsichtlich der Fehlentwicklung bei der Medikation gibt es offensichtlich keine Erkenntnis-, sondern allenfalls Durchsetzungsprobleme. Und insoweit fehlt es oft am guten Willen der infrage kommenden Personen bzw. Institutionen. Dies geht alles zu Lasten der pflegebedürftigen Menschen und wird auf dem Rücken der Pflegekräfte und der Angehörigen ausgetragen.
Wir haben in den Neusser Pflegetreffs viewtopic.php?t=11655 wiederholt auch die Medikation angesprochen und haben überwiegend "taube Ohren" angetroffen. Nun hat Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk nach Kontaktaufnahme mit dem MDS eine modellhafte Initiative gestartet, um die ärztliche Versorgung mit der dazu gehörigen Medikation (einschließlich der freiheitseinschränkenden Maßnahmen - z.B. durch Psychopharmaka) auf den Prüfstand zu stellen. Es wurde, nachdem vor einigen Wochen die hiesige Pflegekonferenz kurz darüber beraten hat, beantragt, am 23.05.2012 die Gesundheitskonferenz mit der Angelegenheit zu befassen und dann - modellhaft - Maßnahmen zu ergreifen, die vielfach angesprochenen Probleme auflösen helfen. Sie finden dazu zahlreiche Beiträge im hiesigen Forum, z.B.:
Konkrete Verbesserungen in der Pflege gefordert viewtopic.php?t=17044
Medikamentöse Versorgung alter Menschen in Heimen viewtopic.php?t=16457
In den stationären Pflegeeinrichtungen werden wir die vielfach beklagten Pflegemängel nicht minimieren können, wenn es nicht endlich gelingt, mehr Personal auf den Weg zu bringen. Leider wird dieses Thema - wahrscheinlich aus Kostenerwägungen - ignoriert. Dennoch: Wir haben in den Heimen einen chronischen Pflegekräftemängel (und damit meine ich noch nicht einmal den vielfach beschriebenen und verstärkt auf uns zukommenden Fachkräftemangel), weil die Stellenschlüssel unzureichend sind. Man kann davon ausgehen, dass die Stellenschlüssel den wirklichen Bedarf in der Pflege nur zu rd. 70% abdecken. Dazu habe ich u.a. in zahlreichen Stellungnahmen, auch gegenüber dem BMG und den Abgeordneten des Bundestages, nähere Ausführungen gemacht. In meinem Buch "100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen" habe ich das alles ebenfalls deutlich angesprochen: viewtopic.php?t=15822
Siehe auch unter viewtopic.php?t=16644

Werner Schell - Dozent für Pflegerecht
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http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de - Menschenwürdige Pflege - jetzt und überall -
Infos auch bei http://www.facebook.com/

Aktuelle Hinweise
Pflegetreff am 15.05.2012, 18.00 - 20.00 Uhr, Kontakt Neuss-Erfttal - Pflegereform und Entbürokratisierung in der Pflege ... (weitere Infos folgen) … viewtopic.php?t=16058
Buchtipp! >>> Schell, Werner: "100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen" viewtopic.php?t=15822
Pflegemängel – schnelle Hilfe für den Notfall viewtopic.php?t=15828

Siehe auch den TV-Tipp für den 23.04.2012
Mediziner warnen: Krank durch zu viele Vitaminpillen
Sendetermin: Montag, 23. April, 21.00 Uhr, NDR Fernsehen
viewtopic.php?t=17243
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