Pflege - die Medien sind auf Skandalisierung aus
Verfasst: 04.11.2012, 09:49
Unter viewtopic.php?t=18052
wird wie folgt informiert:
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Pflege und Medienberichte - nicht immer hilfreich
In den letzten Wochen wurde wiederholt in TV- und Radiosendungen über die Pflege berichtet - leider nicht immer zutreffend bzw. sogar irreführend. Dazu habe ich in einer konkreten Angelegenheit folgende Äußerung an die zuständige Redaktion übermittelt:
Das bundesdeutsche Pflegesystem ist komplex, geht es doch um die Umsetzung vielfältiger Leistungsansprüche, die in zahlreichen sehr unterschiedlichen Gesetzen geregelt sind. Das Pflegerecht finden u.a. seinen Niederschlag im SGB XI, SGB V, SGB IX, BGB (Vertragsrecht, Betreuungsrecht, Vorsorgliche Verfügungen), Heimgesetzen, Arztrecht, Berufsrecht der Pflegenden, Strafrecht, Richterrecht, … (usw.). Kompliziert wird es zusätzlich, wenn man bedenkt, dass die Vorschriften nach einer vielfach kritisierten Föderalismusreform in Bundes- und Länderrecht gegliedert sind.
Daher ist es bei kritischen Blicken in den Pflegealltag manchmal nicht einfach, die richtigen Einschätzungen vorzunehmen. Nicht alle Erklärungen, die öffentlich abgegeben werden, sind immer wirklich hilfreich. So gibt es auch vielfach Äußerungen, die die Pflegekräfte vorrangig für die Missstände verantwortlich machen und von diesen couragiertes Auftreten verlangen. Dabei wird meist übersehen, dass die Pflegekräfte auch mit dem System nicht zufrieden sind und durch ständiges Hinweisen auf Mangelzustände auch ernstlich nichts verändern können (Pflegekräfte bleiben nur 5 - 7 Jahre im Beruf, die Krankheitsrate ist bei den Pflegekräften höher als bei anderen Berufen). Im Übrigen erfordert das Beschwerdemanagement nicht nur mutiges, sondern auch kluges Vorgehen. Siehe dazu die Buchveröffentlichung "100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen" - siehe dazu z.B. die Hinweise unter viewtopic.php?t=15865
Der Gesetzgeber war und ist gefordert. Dazu bedarf es konstruktiver Vorschläge.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat daher im vergangenen Jahr den Gesetzgeber aufgefordert, bei der Neuausrichtung der Pflege in vielfältiger Weise Veränderungen zu gestalten. Die hiesige Stellungnahme finden Sie unter folgender Adresse: http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... tz2011.pdf - Leider ist das kürzlich beschlossene Neuausrichtungsgesetz ein Flop geworden! Es reicht hinten und vorne nicht. Vor allem ist der Pflegenotstand wieder geregelt noch irgendwie angesprochen worden. Auch der Pflegebedürftigkeitsbegriff ist nicht neu gestaltet worden.
Petitionen, wie sie zur Zeit zuhauf dem Bundestag vorgelegt werden, sprechen einzelne Probleme nur oberflächlich an und sind daher kaum sinnvoll. Sich vornehmlich auf solche Vorgänge zu konzentrieren, hilft den pflegebedürftigen Menschen nicht weiter. Die Vielfalt der gesetzlichen Regelungen erfordert eine ganzheitliche Betrachtung.
Es wäre eigentlich geboten, dass sich alle, die pflegekritisch unterwegs sind, zusammen schließen und in Form eines Bündnissses für besssere Pflegebedingungen kämpfen. Dazu lädt Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk seit Jahren ein und wird auch den nächsten bundesweit ausgerichteten Pflegetreff am 14.11.2012 in Neuss in diesem Sinne gestalten. Näheres dazu:
• Einladung von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hier (PDF) http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 141112.pdf
• Näheres auch im Forum (mit weiteren Verweisungen) hier viewtopic.php?t=17341
• Brief von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk vom 29.10.2012 an die stationären Pflegeeinrichtungen im Rhein-Kreis Neuss hier (PDF) http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 112012.pdf
Anhand dieser Informationen wird auch deutlich, dass wir uns nicht allein auf den Gesetzgeber verlassen dürfen, sondern selbst vor Ort mit anpacken müssen. Neben den Pflegeeinrichtungen muss es gute Strukturen in Form von Quartierskonzepten geben. Insoweit sind wir hier musterhaft aktiv.
Dazu einige weitere Hinweise:
> JuraHealth Congress am 24.05.2012 in Köln - Interview: Werner Schell, Pflege-Experte
Der Pflege-Experte Werner Schell beantwortet heikle Fragen zum Thema Gewalt in der Pflege und kommt zu dem Schluss, dass vom Staat nichts zu erwarten ist und die Bürger sich nun selbst an die Hand nehmen müssen. Sein Brief an die Bundeskanzlerin Merkel mit der Aufforderung die Pflege zur "Chefsache" zu machen ist auf taube Ohren gestoßen.
>>> Der Filmbeitrag, 4,18 Minuten, ist anschaubar bei Youtube unter folgender Adresse:
http://www.youtube.com/watch?v=XYqs_-kZ ... ure=relmfu
> Gute Pflege - BürgerInnen werden im Stich gelassen
Brief an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages vom 01.06.2012 - >>> viewtopic.php?t=17411
Wir würden es sehr begrüßen, wenn Sie unsere Hinweise in Ihre weiteren Berichte einbinden könnten. Sie können sich auch gerne hier vor Ort, z.B. beim Pflegetreff, kundig machen und mit den hochkarätigen Podiumsgästen sprechen.
Für weitere Informationen stehe ich natürlich zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - http://www.wernerschell.de - Pflegerecht und Gesundheitswesen - Infos auch bei http://www.facebook.com/
Einladung - Terminhinweise
Zu allen Terminen (weitere können hinzu kommen) gibt es unter der Internetadresse
viewforum.php?f=7
stets aktualisierte Informationen!
+++
Guten Morgen Herr Schell,
ich finde Ihren Text bestens gelungen. Sie haben wieder einmal die Probleme auf den Punkt gebracht. Die Medien berichten immer nur dann, wenn es etwas zu skandalisieren gibt. Dann kommen die entsprechenden Sendungen mit reißerischen Titeln. Wie mir scheint, geht es dabei nicht ernstlich um das Thema, um Veränderungen, sondern allein um Quote. Denn die Quote entscheidet wohl maßgeblich über die Summen, die man als Beiträge für die Werbung einfordern kann. Man müsste eigentlich einmal eine Sendung darüber machen, warum die Medien so gerne auf Skandalisierung abfahren. Die entsprechenden Hintergründe müssten einmal offen gelegt werden.
Lb. Grüße
Pflege Cologne
wird wie folgt informiert:
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Pflege und Medienberichte - nicht immer hilfreich
In den letzten Wochen wurde wiederholt in TV- und Radiosendungen über die Pflege berichtet - leider nicht immer zutreffend bzw. sogar irreführend. Dazu habe ich in einer konkreten Angelegenheit folgende Äußerung an die zuständige Redaktion übermittelt:
Das bundesdeutsche Pflegesystem ist komplex, geht es doch um die Umsetzung vielfältiger Leistungsansprüche, die in zahlreichen sehr unterschiedlichen Gesetzen geregelt sind. Das Pflegerecht finden u.a. seinen Niederschlag im SGB XI, SGB V, SGB IX, BGB (Vertragsrecht, Betreuungsrecht, Vorsorgliche Verfügungen), Heimgesetzen, Arztrecht, Berufsrecht der Pflegenden, Strafrecht, Richterrecht, … (usw.). Kompliziert wird es zusätzlich, wenn man bedenkt, dass die Vorschriften nach einer vielfach kritisierten Föderalismusreform in Bundes- und Länderrecht gegliedert sind.
Daher ist es bei kritischen Blicken in den Pflegealltag manchmal nicht einfach, die richtigen Einschätzungen vorzunehmen. Nicht alle Erklärungen, die öffentlich abgegeben werden, sind immer wirklich hilfreich. So gibt es auch vielfach Äußerungen, die die Pflegekräfte vorrangig für die Missstände verantwortlich machen und von diesen couragiertes Auftreten verlangen. Dabei wird meist übersehen, dass die Pflegekräfte auch mit dem System nicht zufrieden sind und durch ständiges Hinweisen auf Mangelzustände auch ernstlich nichts verändern können (Pflegekräfte bleiben nur 5 - 7 Jahre im Beruf, die Krankheitsrate ist bei den Pflegekräften höher als bei anderen Berufen). Im Übrigen erfordert das Beschwerdemanagement nicht nur mutiges, sondern auch kluges Vorgehen. Siehe dazu die Buchveröffentlichung "100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen" - siehe dazu z.B. die Hinweise unter viewtopic.php?t=15865
Der Gesetzgeber war und ist gefordert. Dazu bedarf es konstruktiver Vorschläge.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat daher im vergangenen Jahr den Gesetzgeber aufgefordert, bei der Neuausrichtung der Pflege in vielfältiger Weise Veränderungen zu gestalten. Die hiesige Stellungnahme finden Sie unter folgender Adresse: http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... tz2011.pdf - Leider ist das kürzlich beschlossene Neuausrichtungsgesetz ein Flop geworden! Es reicht hinten und vorne nicht. Vor allem ist der Pflegenotstand wieder geregelt noch irgendwie angesprochen worden. Auch der Pflegebedürftigkeitsbegriff ist nicht neu gestaltet worden.
Petitionen, wie sie zur Zeit zuhauf dem Bundestag vorgelegt werden, sprechen einzelne Probleme nur oberflächlich an und sind daher kaum sinnvoll. Sich vornehmlich auf solche Vorgänge zu konzentrieren, hilft den pflegebedürftigen Menschen nicht weiter. Die Vielfalt der gesetzlichen Regelungen erfordert eine ganzheitliche Betrachtung.
Es wäre eigentlich geboten, dass sich alle, die pflegekritisch unterwegs sind, zusammen schließen und in Form eines Bündnissses für besssere Pflegebedingungen kämpfen. Dazu lädt Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk seit Jahren ein und wird auch den nächsten bundesweit ausgerichteten Pflegetreff am 14.11.2012 in Neuss in diesem Sinne gestalten. Näheres dazu:
• Einladung von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hier (PDF) http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 141112.pdf
• Näheres auch im Forum (mit weiteren Verweisungen) hier viewtopic.php?t=17341
• Brief von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk vom 29.10.2012 an die stationären Pflegeeinrichtungen im Rhein-Kreis Neuss hier (PDF) http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 112012.pdf
Anhand dieser Informationen wird auch deutlich, dass wir uns nicht allein auf den Gesetzgeber verlassen dürfen, sondern selbst vor Ort mit anpacken müssen. Neben den Pflegeeinrichtungen muss es gute Strukturen in Form von Quartierskonzepten geben. Insoweit sind wir hier musterhaft aktiv.
Dazu einige weitere Hinweise:
> JuraHealth Congress am 24.05.2012 in Köln - Interview: Werner Schell, Pflege-Experte
Der Pflege-Experte Werner Schell beantwortet heikle Fragen zum Thema Gewalt in der Pflege und kommt zu dem Schluss, dass vom Staat nichts zu erwarten ist und die Bürger sich nun selbst an die Hand nehmen müssen. Sein Brief an die Bundeskanzlerin Merkel mit der Aufforderung die Pflege zur "Chefsache" zu machen ist auf taube Ohren gestoßen.
>>> Der Filmbeitrag, 4,18 Minuten, ist anschaubar bei Youtube unter folgender Adresse:
http://www.youtube.com/watch?v=XYqs_-kZ ... ure=relmfu
> Gute Pflege - BürgerInnen werden im Stich gelassen
Brief an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages vom 01.06.2012 - >>> viewtopic.php?t=17411
Wir würden es sehr begrüßen, wenn Sie unsere Hinweise in Ihre weiteren Berichte einbinden könnten. Sie können sich auch gerne hier vor Ort, z.B. beim Pflegetreff, kundig machen und mit den hochkarätigen Podiumsgästen sprechen.
Für weitere Informationen stehe ich natürlich zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - http://www.wernerschell.de - Pflegerecht und Gesundheitswesen - Infos auch bei http://www.facebook.com/
Einladung - Terminhinweise
Zu allen Terminen (weitere können hinzu kommen) gibt es unter der Internetadresse
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stets aktualisierte Informationen!
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Guten Morgen Herr Schell,
ich finde Ihren Text bestens gelungen. Sie haben wieder einmal die Probleme auf den Punkt gebracht. Die Medien berichten immer nur dann, wenn es etwas zu skandalisieren gibt. Dann kommen die entsprechenden Sendungen mit reißerischen Titeln. Wie mir scheint, geht es dabei nicht ernstlich um das Thema, um Veränderungen, sondern allein um Quote. Denn die Quote entscheidet wohl maßgeblich über die Summen, die man als Beiträge für die Werbung einfordern kann. Man müsste eigentlich einmal eine Sendung darüber machen, warum die Medien so gerne auf Skandalisierung abfahren. Die entsprechenden Hintergründe müssten einmal offen gelegt werden.
Lb. Grüße
Pflege Cologne