Bundesdrogenbeauftragte, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
und Hebammenverband gemeinsam gegen Suchtmittelmissbrauch in Schwangerschaft und
Wochenbett
Am 2. November 1999 haben die Direktorin der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung (BzgA), Dr. Elisabeth Pott, und die Präsidentin des
Bundes Deutscher Hebammen, Magdalene Weiß, auf Anregung der
Bundesdrogenbeauftragten, Christa Nickels, eine enge Kooperation bei der Alkohol-
und Nikotinprävention während der Schwangerschaft und im Wochenbett auch mit dem Bund
Deutscher Hebammen vereinbart (Quelle: Pressemitteilung des BMG und der BZgA vom
2.11.1999).
Nach Feststellung der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS)
werden ca. 10.000 Kinder jährlich mit sog. Alkoholeffekten wie Kleinwuchs, Untergewicht,
Hirnfunktionsstörungen usw. geboren, davon mehr als 2.200 mit unmittelbaren
Alkoholschäden (Alkoholembryopathie). Beim Alkohol gibt es für Schwangere keine
Unbedenklichkeitsgrenze, deshalb ist es besser, gänzlich zu verzichten.
Etwa jede dritte Schwangere raucht während der Schwangerschaft,
erfreulicherweise hört ein Teil der Frauen in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten mit
dem Rauchen auf, andere reduzieren ihren Zigarettenkonsum. Obwohl die Risiken des Rauchens
für die schwangere Frau und das ungeborene Kind erheblich sind, greift zum Zeitpunkt der
Geburt noch immer jede vierte Schwangere zur Zigarette.
Besorgniserregend ist in diesem Zusammenhang, dass generell immer mehr
Mädchen und junge Frauen zu rauchen beginnen. Gleichzeitig erkranken sie häufiger an
Lungenkrebs als früher.
Passivrauchen schädigt die Atemwege besonders von Säuglingen und
Kleinkindern. Diese erkranken umso häufiger an Bronchitis und Pneumonie, je mehr
Zigaretten in ihrer Umgebung geraucht werden. Ihre Lungenfunktion ist beeinträchtigt und
asthmatische Beschwerden können die Folge sein. Häufiger als Kinder von nichtrauchenden
Eltern werden sie selbst später zu Rauchern.
Die Hebamme begleitet Frauen schon in der Schwangerenvorsorge, während
der Geburtsvorbereitung und nachgeburtlich im Wochenbett, dabei gewinnt sie auch Einblick
in die familiären Gegebenheiten. Aufgrund der besonderen Situation in dieser Lebensphase
erreichen Hebammen oft einen engen Zugang zu den betroffenen Frauen und deren Familien und
beraten sie in Fragen einer gesunden Lebensführung, was der gesamten Familie zugute
kommt.
Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Die Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur
Nichtraucherförderung und zum Nichtraucherschutz steht unter dem Motto
"rauchfrei". Die Basisbroschüre "Ja ich werde rauchfrei"
ist eine Hilfe und praktische Anleitung für einzelne Personen und Gruppen, die sich das
Rauchen abgewöhnen wollen. Sie eignet sich zur Weitergabe an Motivierte und ist zur
Auslage in Wartezimmern von Ärzten und anderen Aufenthalts-Bereichen gedacht.
Das Medien-Paket: "rauchfrei für mein Baby" wird derzeit
allen Gynäkologinnen und Gynäkologen in der niedergelassenen Praxis und den
geburtshilflichen Krankenhausabteilungen zugeschickt. Es wurde vom Bremer Institut für
Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) mit finanzieller Förderung der
Europäischen Kommission entwickelt und zuerst im Raum Bremen eingesetzt und evaluiert.
Nun wird es von der BZgA bundesweit zur Verfügung gestellt.
Das Medienpaket "rauchfrei für mein Baby" besteht aus drei
Teilen:
- Leitfaden für die gynäkologische Fachpraxis "rauchfrei in der
Schwangerschaft"
Er enthält neben fachlichen Hintergrundinformationen praxisgerechte und alltagsnahe
Hinweise und Tipps für die Beratung schwangerer Frauen im Rahmen der
Vorsorgeuntersuchungen, um die Motivation zum Ausstieg aus dem Rauchen zu stärken,
Handlungsalternativen zum Rauchen unter Berücksichtigung der individuellen sozialen
Lebensumstände zu entwickeln und rückfallkritische Situationen zu bewältigen. Darüber
hinaus beinhaltet der Beratungsleitfaden Hinweise auf ergänzende Hilfen für die
schwangere Frau wie z.B. Broschüren, Beratungsmöglichkeiten etc.. Die Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung wird auch mit dem Bund Deutscher Hebammen über geeignete
Arbeitshilfen auf diesem Gebiet beraten.
- Der Elternratgeber (I) "Ich bekomme ein Baby -
rauchfrei" wendet sich unmittelbar an die schwangere Frau, aber auch an ihren
Partner. Er unterstützt das Beratungsgespräch und hilft den werdenden Eltern dabei, ein
auf ihre persönliche Lebenssituation zugeschnittenes Programm zum Ausstieg aus dem
Rauchen zu entwickeln. Dieser Ratgeber kann sowohl für die gynäkologische Fachpraxis als
auch über Hebammen verteilt werden.
- Der Elternratgeber (II) "Das Baby ist da" für junge
Mütter und Vater
Gerade weil Frauen, die im Verlauf der Schwangerschaft mit dem Rauchen aufgehört haben,
häufig nach der Entbindung wieder anfangen, thematisiert diese Broschüre den
persönlichen Gesundheitsgewinn durch das Nichtrauchen, die guten Gründe, auch während
der Stillzeit Nichtraucherin zu bleiben sowie die Gefahren des Passivrauchs für das Kind
durch das Rauchen von Mutter und Vater. Auch diese Broschüre ist für die Hebamme
im Rahmen ihrer Nachbetreuung der Schwangeren ein geeignetes Medium.
Christa Nickels: "Gerne nehme ich das Angebot des Hebammenverbandes
zur Zusammenarbeit an. Die Hebammen hatten auf meinen Drogen- und Suchtbericht '98
zustimmend reagiert, weil darin die Gefahren von Alkohol und Tabak betont werden. Während
einer ganz zentralen Lebensphase von Mutter und Neugeborenem haben die Hebammen eine
wichtige Vertrauensstellung. Anders als Menschen in anderen Lebensabschnitten sind
zukünftige Eltern eher bereit, ihren Lebensstil zu ändern. Hier soll die Kompetenz der
Hebammen mit dem Ziel der Synergie bei der Suchtvorbeugung stärker genutzt werden.
Über die Präventionsmaßnahmen der Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung hinaus werden wir der Problematik des Alkoholkonsums junger Menschen auch bei
der Umsetzung des Aktionsplanes Alkohol, etwa bei der Erweiterung der freiwilligen
Verhaltensregeln des Deutschen Werberates berücksichtigen. Unterstützenswert finde ich
auch die Initiative der bayerischen Sozialministerin zur Punktnüchternheit, hier
insbesondere während der Schwangerschaft."
"Der Konsumverzicht auf Alkohol und Nikotin stellt gerade in der
Schwangerenvorsorge eines der wichtigsten Themen dar," betont Dr. Elisabeth Pott,
Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. "Darum werden wir im
nächsten Jahr vergleichbare Beratungsunterlagen zum Thema Alkohol und Schwangerschaft
entwickeln, wie sie heute schon zum Thema Rauchen vorliegen. Diese Arbeitshilfe soll
Gynäkologinnen und Gynäkologen sowie Hebammen bundesweit zur Verfügung gestellt werden,
da ihre Erfahrungen und Kompetenzen sie zu besonders geeigneten AnsprechpartnerInnen für
schwangere Frauen machen."
Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesministeriums für Gesundheit
und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung vom 2.11.99
Werner Schell
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