![]() Pflege - Patientenrecht & Gesundheitswesen www.wernerschell.de
Forum (Beiträge ab 2021)
Patientenrecht Pro Pflege-Selbsthilfenetzwerk >> Aktivitäten im Überblick! << ![]() |
Situationsbericht der Stationären Altenhilfe Vorwort Diese Probleme sind stark von den wirtschaftlichen Voraussetzungen abhängig. Der enorme Kostendruck erlaubt es nicht, Leistungen in der Altenhilfe mit entsprechenden Entgelten zu honorieren. Dies trägt nicht gerade zur Verbesserung des Images bei. Gerade von diesem Image, von der öffentlichen Darstellung, ist die Altenhilfe aber im Wesentlichen abhängig. Die Berufstätigkeit in einem Arbeitsumfeld, das von zwischenzeitlich 41 Institutionen und Behörden kontrolliert wird, kann dem potentiellen Nachwuchs nur schwer schmackhaft werden. Junge Leute sind gerade in der Frage des Ansehens ihres Ausbildungsberufes außerordentlich empfindlich. Auch Quereinsteiger können in diesen Berufen nicht mehr die Erfüllung ihrer Erwartungen und Wünsche bei der sinnvollen Auswahl einer Tätigkeit für ihre 2. Lebenshälfte sehen. Die Branche wäre durchaus dazu in der Lage, ihre Probleme zu lösen – sowohl das Image- wie auch das Nachwuchsproblem – wenn die wirtschaftlichen Verhältnisse dafür Raum ließen. Dies ist gegenwärtig nicht der Fall. Ganz im Gegenteil, verschlechtern sich die Möglichkeiten ständig. Die nachfolgende Situationsbeschreibung skizziert einige der Problembereiche. Das Bild der Altenhilfe in der
Öffentlichkeit Darauf müssen die in der Altenhilfe tätigen Unternehmen entsprechend reagieren. Die Besonderheit des Produkts Pflege mit seinen reichhaltigen Facetten machen den Einsatz von Image- und Marketingkonzeptionen in der Öffentlichkeit aber schwer nachvollziehbar. Zur besseren Außendarstellung muss deshalb ein Grundkonzept entwickelt werden, das aus einer Kombination des Produkts Pflege in Verbindung mit leitenden Personen der Träger als Kompetenzvermittler besteht. Die Berichterstattung über die
Altenhilfe Eine solche Art der Berichterstattung hat deshalb negative Auswirkungen, weil es sich bei der Pflege um ein Vertrauensprodukt handelt, das eben nicht wie andere Dinge zunächst einmal ausprobiert werden kann. Das Produkt wird erst in dem Moment beurteilt, in dem der Kunde es nutzt. Das Vertrauen in die beauftragte Institution ist somit von der ersten Minute an Voraussetzung. Wenn dieses Vertrauen auch nur geringfügig verletzt wird, geht es in der Regel gleich vollständig verloren. Der Staat und seine Forderungen Die alte Rechtfertigung, es müsse den "schwarzen Schafen" auf die Finger geschaut werden und wer nicht dazugehöre dem schade das nicht, ist in dem Zusammenhang eine Behauptung, die vor allem in der Öffentlichkeit eher umgekehrt verstanden wird. Die betroffenen Familien und ihre
Vorstellungen So entsteht die Vorstellung von einer Heimversorgung, bei der all das, was man zu Hause unter größten Anstrengungen bis hin zur Erschöpfung selber vollzogen hat, nun im Heim stattfinden muss. Aus dem Gefühl heraus zu früh aufgegeben zu haben, kommt nahezu immer noch ein schlechtes Gewissen hinzu. Außerdem wird ein Großteil der familieninternen Auseinandersetzungen aus vergangenen Zeiten dann erneut zum Thema innerhalb der Familie und damit auch zum Gegenstand von Auseinandersetzungen mit der Einrichtung gemacht. Diesem Druck und diesen Anforderungen können sich die Beschäftigten nur schwer entgegenstellen. Das Machbare Eine Gemeinschaft von Menschen, egal, in welchem Zustand, erfordert immer eine organisierte Form des Zusammenlebens. Obwohl die Organisationsformen heute eher durchlässig geworden sind und die Umsetzung nahezu aller Wünsche möglich macht, bleiben gewisse Grundstrukturen erhalten. Diese verhindern, der Individualität des Einzelnen in allen Teilen gerecht zu werden. Eine Heimunterbringung ist niemals eine bessere Lösung als das Zuhause. Aber sie ist nahezu immer die machbare Lösung. Das Nicht-Machbare Das weitverbreitete Bournout-Syndrom zeigt deutlich, dass die emotionale Belastung des Personals im Heim außerordentlich hoch ist – sehr viel höher als in vielen anderen Berufen. Dies liegt in einem nicht unwesentlichen Teil daran, dass die Beschäftigten aus ihren ethischen Überzeugungen heraus den Versuch unternehmen, eine Familienatmosphäre zu kopieren. An die Stelle dieses zum Scheitern verurteilten Versuches muss eine Professionalität treten, die das Personal davor schützt, sich emotional zu übernehmen. Das hat nichts mit der Zurücknahme von Zuneigung und Bindung oder gar Freundlichkeit zu tun. Es bedeutet vielmehr, die schicksalhafte Entwicklung eines alten Menschen nicht nur und ausschließlich als eine persönliche Belastung zu erleben. Fazit Niemand glaubt ernsthaft, dass Heime nicht benötigt werden. Wenn dies aber so ist, dann müssen die Einrichtungen in die Lage versetzt werden, ihren Auftrag im Rahmen der Möglichkeiten zu erfüllen. Dazu gehört Geld, das derzeit nicht zur Verfügung steht und dazu gehört Personal, das bei entsprechender Ausstattung auch eingesetzt und mit viel Kreativität am Arbeitsmarkt akquiriert werden kann. Dazu gehört es aber auch den ständigen Versuch zu unterlassen, durch noch mehr Vorschriften eine bessere Situation herbeizuführen. Peter Junker |