Abschlussbericht der Enquêtekommission Handlungskonzept Demographie - Neuss am Rhein: Auf dem Weg – 2013 > 2030 > 2050
Die Neuss-Grevenbroicher Zeitung (NGZ) hat am 10.08.2013 eine Kommentierung von Chefredakteur Ludger Baten zum Thema gebracht und dabei getitelt:
Neusser Wochen - Enquêtekommission Demografie
Wenn Zoff wichtiger ist als das gute Ergebnis
In diesem Beitrag wird über politische Grabenkämpfe bezüglich der Umsetzung des Handlungskonzeptes spekuliert und im Übrigen herausgestellt, dass die Kommission ein „starkes Papier“ entwickelt habe (auch als „großer Wurf“ bezeichnet). Dann heißt es zum Abschluss: „Es wäre schade, wenn diese Chance, Neuss mit stabil 150.000 Einwohnern eine Perspektive zu geben, im kleinkarierten Neusser Parteienstreit (einmal mehr) zerredet würde“.+++
Angesichts der Tatsache, dass die NGZ bislang nie über die umfangreichen Vorschläge von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk zu den notwendigen Quartierskonzepten als Antwort auf die demografische Entwicklung informiert hat und jetzt völlig unkritisch die unzureichende Kommissionsarbeit belobigt, wurde der Zeitung folgende Stellungnahme übermittelt:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
11.08.2013
An die
NGZ z.Hd. Herrn Ludger Baten
Enquêtekommission Handlungskonzept Demographie - von einem "großen Wurf" kann keine Rede sein!
Sehr geehrter Herr Baten,
Sie haben am 10.08.2013 in der NGZ eine Kommentierung in der o.a. Angelegenheit vorgestellt. Veranlassung war offensichtlich die Pressekonferenz, bei der das Handlungskonzept erläutert wurde. Dazu ergeben sich einige Anmerkungen:
Ihre geheimnisvollen Andeutungen zum „System Möllemann“ kann ich nicht nachvollziehen. Richtig ist wohl, dass es im politischen Bereich noch heftige Auseinandersetzungen zu dem vorgestellten Papier geben wird. Auch wenn die Kommissionsmitglieder alles brav abgenickt haben, gab es zu verschiedenen Themen auch deutlich abweichende Meinungen. Man wollte das Papier nicht scheitern lassen und hat in der Kommission auf „Friede, Freude Eicherkuchen“ gesetzt. Sie nennen die Arbeit „erstaunlich“ und das Konzept ein „starkes Papier“.
Erstaunlich ist, wie ich schon mehrfach ausgeführt habe, dass die Entwicklung von Quartierskonzepten, und damit die kommunale Altenhilfe als Daseinsvorsorge, nur am Rande erwähnt wird (das Wort Demenz kommt z.B. im Stichwortverzeichnis nicht vor). Gerade auf diesem Gebiet sind vielfältige Aktivitäten dringend geboten, die in anderen Kommunen bereits längst angedacht und zum Teil schon voran getrieben worden sind. "Das Rad muss auch in Neuss nicht neu erfunden werden." Es gibt keine Erkenntnis-, sondern nur Umsetzungsdefizite!
Die Einwohnerzahl stabil zu halten, kann eine kommunale Aufgabe sein. Aber zigmal bedeutsamer ist, den BürgerInnen, in welcher Zahl auch immer, gute Lebensbedingungen, auch im hohen Alter, oft verbunden mit Multimorbidität und Pflegebedürftigkeit, zu gewährleisten.
Selbst wenn ich Ihren Vorschlag, „groß zu denken“ akzeptiere, dann dürfen wir die zu schaffenden vielfältigen Hilfestrukturen für die älter werdenden Menschen jetzt nicht für den Zeitraum längerer Debatten außen vor lassen und auf „später“ verschieben. Die demografische Entwicklung ist seit Jahrzehnten im Gange und zwingt zum Handeln, jetzt!
Ich habe die NGZ mehrfach über die hiesigen Vorschläge zur Quartiersentwicklung informiert und bedaure sehr, dass die diesbezüglichen Ausführungen nicht einmal näher aufgegriffen haben. Zuletzt habe ich Sie am 07.08.2013 in der Angelegenheit informiert (Text noch einmal angefügt).
Zahlreiche andere Städte sind übrigens viel weiter als Neuss. Es gibt umfängliche Vorschläge, die konkretes Handeln möglich machen. Statt über ein sog. starkes Papier zu diskutieren (das Sie einen "großen Wurf" nennen), müssen wir in die Handlungsphase überwechseln. – Siehe auch die angefügten Hinweise.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
+++
Siehe u.a. den Stuttgarter Generationenvertrag:
Wir wollen individuell auf die Bedürfnisse der Älteren, ob inländischer oder ausländischer Herkunft, eingehen und sie durch Bildung, Beratung und Hilfen im Alltag unterstützen, damit sie möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in einem sicheren Umfeld führen können.
Wir wollen mit vorhandenen und neuen Einrichtungen und gemeinnütziger Organisationen, wie Generationenhäusern, Begegnungsstätten, Bürgerhäusern, Sportvereinen, Gartenbau- und Umweltvereinen, Kulturvereinen, Schulen und Kirchengemeinden, vielfältige Kontaktbörsen schaffen, um neue persönliche Bekanntschaften über die Generationen hinweg zu erleichtern und Patenschaften zu stiften.
Wir wollen neue Netzwerke der Eigeninitiative und der Selbsthilfe organisatorisch und materiell gezielt fördern, in denen die Älteren ihre Erfahrungen, ihr Können und Wissen einbringen können
Wir wollen durch die Vernetzung in unseren Stadtbezirken nicht nur neue Chancen für persönliche Beziehungen schaffen, sondern auch die Bedürfnisse und Erwartungen der Älteren wie die von Kindern und Familien in ihrer Vielfalt, Gegensätzlichkeit und Gemeinsamkeit aufnehmen, indem sich unsere Bezirksämter verstärkt um dieses Miteinander der Generationen vor Ort kümmern. …
Quelle:
http://www.stuttgart.de/generationenvertrag
Demografiebericht Stuttgart 2012
http://www.stuttgart.de/img/mdb/item/301121/82482.pdf
Vgl. auch: Demografischer Wandel und Quartierskonzepte
Helmut Wallrafen-Dreisow, Geschäftsführer der Sozial-Holding Mönchengladbach, stellt vor: "Sozial – Holding Zentren im Quartier (Stadtteil Eicken)" - Leben im und für das Quartier -
Quelle:
viewtopic.php?t=19402
Masterplan altengerechte Quartiere.NRW gestartet
viewtopic.php?t=19145
Zuschrift an die NGZ vom 07.08.2013:
Inzwischen liegen Reformvorschläge vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA), Dr. Jürgen Gohde (Gast beim letzten Pflegetreff am 28.05.2013), vor. Danach wird die Schaffung von Quartierskonzepten als unabweisbar und wichtig gefordert. Die Kommunen seien in der Pflicht! - So auch die Vorschläge von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (siehe die verschiedenen Anschreiben an die Kommunen).
Siehe dazu im Forum Werner Schell unter
Deutschland braucht ein neues Verständnis von Pflege - Das Kuratorium Deutsche Altershilfe und die Friedrich-Ebert-Stiftung legen eine umfassende Pflegereform vor. Die Würde der pflegebedürftigen Menschen und eine neue Infrastruktur der Versorgung sind Dreh- und Angelpunkte.
…
viewtopic.php?t=19375
Abschlussbericht der Enquêtekommission Handlungskonzept Demographie Neuss am Rhein: Auf dem Weg – 2013 > 2030 > 2050 …
viewtopic.php?t=19268
Quartierskonzepte im Rhein-Kreis Neuss ... Vorschläge
viewtopic.php?t=18314
Durch diese ergänzenden Hinweise wird deutlich, dass die Enquétekommission in Neuss weit hinter den Erwartungen und Notwendigkeiten zurück bleibt.
Inzwischen wurden auch einige Gespräche mit Mitgliedern der Kommission geführt. Daraus ergibt sich, dass man die Lückenhaftigkeit des Papiers gesehen hat, aber letztlich durch eine Kritik oder gar Blockadehaltung die Miniaktionen der Stadt Neuss nicht beschädigen wollte. Dazu wäre aber zu sagen: Mit zwei kleinen Schritten kommt nicht über einen Abgrund".
+++
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk tritt für eine
Pflegereform ein, die diesen Namen verdient:
- >
viewtopic.php?t=19186