Seite 1 von 1

Freiheitsentziehende Maßnahmen in der Pflege vermeiden

Verfasst: 25.02.2011, 08:18
von Presse
Dreyer:
Schulungen sollen freiheitsentziehende Maßnahmen in der Pflege vermeiden

Die rheinland-pfälzische Familienministerin Malu Dreyer setzt sich dafür ein, vor dem Einsatz von freiheitseinschränkenden Maßnahmen in der Pflege nach Alternativlösungen zu suchen, um alten Menschen möglichst viel Freiheit und damit auch Lebensqualität zu lassen. „Freiheitsentziehende Maßnahmen sind schwere Eingriffe in die Menschenrechte eines pflegebedürftigen Menschen. Vorab müssen immer alternative Möglichkeiten ausgeschöpft werden“, so Dreyer.
Um Betreuerinnen und Betreuer, Angehörige und Pflegekräfte in Altenpflegeeinrichtungen bei der schwierigen Einschätzung für oder wider freiheitsentziehende Maßnahmen zu unterstützen, hat das Familienministerium ein spezielles Schulungs- und Beratungsangebot für Rheinland-Pfalz entwickelt. „Mit dem neuen Angebot wird nicht nur über die negativen Auswirkungen von freiheitseinschränkenden Maßnahmen aufgeklärt, sondern es werden alternative Wege zur Problemlösung für die betroffenen alten Menschen aufgezeigt“, betonte Dreyer. Die Ziele des neuen rheinland-pfälzischen Landeswohnformen- und Teilhabegesetzes seien dafür ein Maßstab.

Über 400 rheinland-pfälzische Pflegeeinrichtungen in Rheinland-Pfalz wurden im Dezember 2010 über das kostenlose Schulungsangebot, das im März 2011 startet, informiert. „Die Nachfrage ist außerordentlich groß. Insgesamt haben mehr als 200 Altenpflegeinrichtungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Schulung angemeldet“, zeigte sich Dreyer erfreut. Auch Altenpflegeschulen haben bereits ihr Interesse an dem Schulungsangebot bekundet.

Studien zufolge werden in den stationären Altenpflegeeinrichtungen in Deutschland fünf bis zehn Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner körpernah mit Gurtsystemen fixiert. Darüber hinaus werden 20 bis 30 Prozent aller Bewohnerinnen und Bewohner in ihrer Bewegungsfreiheit durch weitere Maßnahmen eingeschränkt. „Vor allem auffällige Verhaltensweisen, wie motorische Unruhe, Weglaufgefährdung oder Selbst- und Sturzgefährdungen werden als Argumente für freiheitsentziehende Maßnahmen angeführt“, so Dreyer. Doch die negativen Auswirkungen von Fixierungen, wie zum Beispiel die mangelnde Bewegungsmöglichkeit, die das Sturzrisiko ebenso erhöht wie starke Beruhigungsmedikamente, werden oftmals unterschätzt. Dabei zeigten neue wissenschaftliche Erkenntnisse, dass es für einen großen Teil der freiheitseinschränkenden Maßnahmen gute und praxistaugliche Alternativen gibt.

Die Familienministerin hob hervor, dass die Entscheidung für oder wider freiheitsentziehende Maßnahmen eine moralisch schwierige, rechtlich sehr differenzierte und fachliche hoch professionelle Angelegenheit sei. Die Träger dabei zu unterstützen sei ihr wichtig. „Mit geeigneten Konzepten kann es gelingen, die Zahl freiheitseinschränkender Maßnahmen deutlich zu reduzieren und trotzdem den Schutz der betroffenen Menschen zu gewährleisten“, unterstrich Malu Dreyer. Das komme nicht nur den Pflegebedürftigen, sondern auch den Pflegekräften zugute, deren Arbeitszufriedenheit dadurch nachweislich steige.

Quelle: Pressemitteilung vom 24.02.2011
Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen
des Landes Rheinland-Pfalz
Bauhofstr. 9
55116 Mainz
Tel.: 06131 16-2027
Fax: 06131 16-2452
E-Mail: poststelle@masgff.rlp.de

Freiheitsentziehende Maßnahmen in der Pflege vermeiden

Verfasst: 25.02.2011, 08:42
von PflegeCologne
Presse hat geschrieben: Schulungen sollen freiheitsentziehende Maßnahmen in der Pflege vermeiden ....
Freiheitsentziehende Maßnahmen gehören immer auf den Prüfstand. Es ist daher gut und richtig, Informationsveranstaltungen zu dieser Thematik anzubieten.
Allerdings sehe ich für die Praxis insoweit immer wieder Probleme, weil es bei so mancher unterbleibenden freiheitsentziehenden Maßnahme Probleme hinsichtlich der Aufsicht, Zuwendung usw. gibt. Wir brauchen doch in erster Linie mehr Personal, und das kann auch mit Schulungen nicht herbei geredet werden. Geben die Informationsveranstaltungen auch insoweit Hilfestellungen? Wäre es nicht auch wichtig, die Politiker und Trägerverantwortlichen dahingehend zu schulen, dass mehr Pflegepersonal auf den Weg gebracht werden muss?

Pflege Cologne

Freiheitsentziehende Maßnahmen in der Pflege vermeiden

Verfasst: 25.02.2011, 09:10
von WernerSchell

FEM vermeiden - mehr Personal !

Verfasst: 25.02.2011, 09:37
von Sabrina Merck
Guten Morgen!

Ich danke zunächst einmal für die zahlreichen Informationen zum Thema. Wie schon angedeutet wurde, und auch hier im Forum immer wieder herausgestellt wird, brauchen wir in der Pflegelandschaft mehr Menschen, die sich um die hilfe- und pflegebedürftigen Menschen mit der gehörigen Zeit kümmern und so Gefährdungen abwehren helfen. Wenn solche Zuwendungen zur Gefahrenabwehr mangels Personal nicht möglich sind, wird es zwangsläufig immer wieder zu anderen Überlegungen kommen müssen. Wie können wir Sicherheit und Gesundheitsschutz für unsere pflegebedürftigen Menschen gewährleisten??? Fixierungen und Medikamente sind dabei immer wieder ein Thema. Wer dies so nicht will, muss ein klares Bekenntnis zur Behebung des Pflegenotstandes abgeben. Es macht eigentlich kaum Sinn, ständig neue Handlungsanleitungen und gut gemeinte Ratschläge zu erteilen, die dann ohne das erforderliche Personal nicht umgesetzt werden können. Es muss endlich Klarheit darüber geschaffen werden, dass die Stellenschlüssel in den Heimen völlig unzureichend sind. Natürlich ist auch die Stellendotierung in den Krankenhäusern zunehmend schlechter geworden.

Liebe Grüße
Sabrina Merck