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Unterrichtsreihe zum Thema "Sterbehilfe" Was soll mit den "Unheilbaren" geschehen? Eine Begründung für Euthanasie aus dem Jahre 1920 zit. nach: A. Mitscherlich u. F. Mielke, Medizin ohne Menschlichkeit, Frankfurt 1987, S. 257 ff. Umfangreich sind die Auszüge aus Binding und Hoche, "Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens", die mit ihren Definitionen wie "leere Menschenhülsen", "Ballastexistenzen", die geistige Grundlage für die Euthanasie schufen:
"... Ich will nun die Vorfrage stellen: Daß es lebende Menschen gibt, deren Tod für sie eine Erlösung und zugleich für die Gesellschaft und den Staat insbesondere eine Befreiung von einer Last ist, deren Tragung außer dem einen, ein Vorbild größter Selbstlosigkeit zu sein, nicht den kleinsten Nutzen stiftet, läßt sich in keiner Weise bezweifeln. Ist dem aber so - gibt es in der Tat menschliche Leben an deren weiterer Erhaltung jedes vernünftige Interesse dauernd geschwunden ist -, dann steht die Rechtsordnung vor der verhängnisvollen Frage, ob sie den Beruf hat, für deren unsoziale Fortdauer tätig einzutreten oder unter bestimmten Voraussetzungen ihre Vernichtung freizugeben? ... " Auch die ökonomische Seite des Problems wird behandelt: "... Nehmen wir für den Einzelfall eine durchschnittliche Lebensdauer von 5o Jahren an, so ist leidet zu ermessen, welches ungeheure Kapital in Form von Nahrungsmitteln, Kleidung und Heizung dem Nationalvermögen für einen unproduktiven Zweck entzogen wird ... " "... ein Pflegepersonal von vielen tausend Köpfen wird für diese gänzlich unfruchtbare Aufgabe festgelegt und fördernder Arbeit entzogen; es ist eine peinliche Vorstellung, daß ganze Generationen von Pflegern neben diesen leeren Menschenhülsen dahinaltern, von denen nicht wenige 70 Jahre und älter werden ... " "Die ungeheure Schwierigkeit jedes Versuches, diesen Dingen irgendwie auf gesetzgeberischem Wege beizukommen, wird noch lange bestehen, und auch der Gedanke, durch Freigabe der Vernichtung völlig wertloser, geistig Toter eine Entlastung für unsere nationale Überbürdung herbeizuführen, wird zunächst und vielleicht noch für weite Zeitstrecken lebhaftem, vorwiegend gefühlsmäßig vermitteltem Widerspruch begegnen, der seine Stärke aus sehr verschiedenen Quellen beziehen wird (Abneigung gegen das Neue, Ungewohnte, religiöse Bedenken, sentimentale Empfindungen usw.) ... " "... Die Art der Lösung dieses Konfliktes war bisher der Maßstab für den Grad der in den einzelnen Menschheitsperioden und in den einzelnen Bezirken dieses Erdballs erreichten Humanität, zu deren heutigem Niveau ein langer, mühsamer Entwicklungsgang über die Jahrtausende hin, zum Teil unter wesentlicher Mitwirkung christlicher Vorstellungsreihen, geführt hat. Von dem Standpunkte einer höheren staatlichen Sittlichkeit aus gesehen kann wohl nicht bezweifelt werden, daß in dem Streben nach unbedingter Erhaltung lebensunwerter Leben Übertreibungen geübt worden sind ... "
"Ein Überblick über die Reihe der Ballastexistenzen und ein
kurzes Nachdenken zeigt, daß die Mehrzahl davon für die Frage
einer bewußten Abstoßung, d. h. Beseitigung nicht in Betracht
kommt. Wir werden auch in den Zeiten der Not, denen wir entgegensehen, nie
aufhören, körperlich Defekte und Sieche zu pflegen, solange sie
nicht geistig tot sind; wir werden nie aufhören, körperlich und
geistig Erkrankte bis zum Äußersten zu behandeln, solange noch
irgendeine Aussicht auf Anderung ihres Zustandes zum Guten vorhanden ist;
aber wir werden vielleicht eines Tages zu der Auffassung heranreifen,
daß die Beseitigung der völlig Toten kein Verbrechen, keine
unmoralische Handlung, keine gefühlsmäßige Roheit, sondern
einen erlaubten nützlichen Akt darstellt." |