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30 Prozent der Dekubitusfälle bei guter Ernährung vermeidbar!
Auszehrung, Untergewicht und Wundliegen im Altenheim und in der häuslichen Pflege an der Tagesordnung
30 Prozent der Dekubitusfälle wären durch eine ausreichende Ernährung
vermeidbar, stellte jüngst die ernährungsmedizinische Leiterin des Deutschen Instituts
für Ernährungsmedizin und Diätetik Privatdozentin Dr med Christine Metzner aus Anlass
einer Pressekonferenz in Düsseldorf fest. Nach Angaben der gesetzlichen Krankenkassen
litten 1999 4.2 Millionen Menschen in Deutschland an chronischen Wunden, davon 1.3
Millionen an einem Dekubitus, stellte Sven-David Müller, Sprecher des Instituts, in
Düsseldorf heraus. Dekubitus kommt aus dem Lateinischen und heisst wörtlich übersetzt
Daniederliegen, erläuterte Privatdozentin Metzner. Klinisch handelt es sich beim
Dekubitus um Geschwürs- und Nekrosebildung der Haut und Schleimhaut infolge lokaler
Druckwirkung. Bei bettlägerigen Patienten entstehen die Dekubitalgeschwüre im Bereich
der Aufliegestellen, insbesondere dem Kreuz- oder Steissbein sowie an den äusseren
Knöcheln, so Metzner weiter. Seit Jahren wurde nur der Focus in der Dekubitustherapie auf
die richtige Lagerung und Wundversorgungssysteme gelegt und dabei die Grundlage, nämlich
die Wundversorgung von innen, sprich eine bedarfsgerechte Ernährung vernachlässigt.
Das Entstehen von Dekubitalgeschwüren hängt entscheidend vom Ernährungszustand ab. Die
Energiezufuhr und die Versorgung mit Eiweiss spielen eine Schlüsselrolle, erläutert
Privatdozentin Christine Metzner. Die leitende Ernährungsmedizinerin des Deutschen
Instituts für Ernährungsmedizin und Diätetik sagte, dass eine ausgewogene Ernährung
oder bei Bedarf enterale Ernährung mit Trink- oder Sondennahrung mit einem adäquaten
Eiweiss- und Mikronährstoffanteil, insbesondere Vitamin A, C und das Spurenelement Zink,
die Wunddiätetik darstellt. Erschreckend sei, dass rund ein Drittel der Fälle in
Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen auftreten. Dafür machte die
ernährungswissenschaftliche Leiterin des DIET, Dr Bettina Dörr, die mangelhafte
Versorgung und Zufuhr mit Energie und Nährstoffen, insbesondere Eiweiss verantwortlich.
Die Ernährungswissenschaftlerin erläuterte, dass bis zu 85 Prozent der Senioren in
Pflegeeinrichtungen unterernährt und untergewichtig seien. Unterernährung und/oder
Untergewicht fördern die Entstehung und verzögern die Heilung eines Wundgeschwürs
deutlich, so Dr Bettina Dörr.
Privatdozentin Metzner hob hervor, dass 70 Prozent der Dekubitusfälle im häuslichen
Bereich entstehen. Bei bettlägerigen Menschen muss auf eine ausreichende Ernährung
geachtet und ein Gewichtsverlust vermieden werden, so die Ernährungsmedizinerin. Sie
beschrieb die Ernährungstherapie als Dekubitus Therapie von innen. Hierzu gehört in der
Dekubitustherapie die zusätzlich Gabe spezieller Nährstoffe wie Zink, Selen und den
Immunonutrients Arginin, Fischöl und RNS Nucleotide. Diese Immunonutrition sei
ursprünglich für den intensivmedizinischen Bereich entwickelt, erläuterte Dr Bettina
Dörr. Die enthaltenen Immunonutrients Arginin, Fischöl und RNS-Nukleotide stärken das
Immunsystem, fördern die Kollagensynthese und damit die Heilung, vermindern die
Entzündung, versorgen das Gewebe mit Nährstoffen und fördern die Durchblutung. Die
RNS-Nukleotide sind Baustoffe für die Neubildung von Zellen und fördern somit die
Wundheilung und die Produktion von Abwehrzellen, stellte die Ernährungswissenschaftlerin
Dörr dar.
Richter Hans-Werner Röhlig vom Landgericht Oberhausen stellte zur Kosten-, Abrechnungs-
und Verordnungsproblematik fest, dass jeder Patient einen Rechtsanspruch auf sichere
Versorgung nach den aktuellen Erkenntnissen der Wissenschaft hat. Das beinhaltet nicht
zuletzt im Interesse einer recht verstandenen Patientenzufriedenheit vermeidbare
Wundheilungsstörungen auszuschliessen und die Zeitdauer des Heilungsprozesses nicht durch
weniger geeignete Massnahmen gesundheitsgefährdend zu verlängern, so der Richter weiter.
Bei einem Dekubitus Workshop in Düsseldorf forderten die Ernährungsexperten des
Deutschen Instituts für Ernährungsmedizin und Diätetik vor 100 Vertreter der
Krankenkassen, Krankenpflegern, Fachverbände und Medizinern, dass Pflegepersonal,
Mediziner und Angehörige bei bettlägerigen Menschen mehr auf den Ernährungszustand
achten, eine ausreichende Energie- und Nährstoffversorgung gewährleisten, Betroffenen,
die nicht ausreichend essen können, mit Zusatz- oder Trinknahrungen versorgt und in der
Therapie des Dekubitus Immunonutritions eingesetzt werden. Eine wirksame
Dekubitusprophylaxe spart zweifelsfrei den Patienten viel Leid und Schmerzen, der
Volkswirtschaft enorme Kosten und dem Pflegepersonal viel Arbeit, stellte abschliessend
Krankenpfleger Walter Koch vom Ernährungsteam des Klinikums Nürnberg klar.
Quelle: Pressemitteilung Deutschen Institut für Ernährungsmedizin und Diätetik (DIET). Internet
www.DIET-Aachen.de
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