"Neue Altenpflegeausbildung: Umsetzungsprobleme und viele Chancen"
Nürnberg/KDA - 26. März 2003 - Sie war erst heiß ersehnt und verursacht nun vielerorts "kalte Füße":
Die neue, bundeseinheitliche Altenpflegeausbildung, die ab kommenden August gültig wird, sorgt bei vielen Trägern und Altenpflegeschulen für
Verunsicherung.
Durch die mutige Entscheidung der Politik, die Altenpflegeausbildung in Deutschland bundeseinheitlich zu regeln, kommen neue Anforderungen, Regelungen
und Probleme auf die Pflegepraxis und die Altenpflegeschulen zu. Diese wird es - wie bei jeder Neuerung - sicher auch geben. "Das KDA sieht die Chance
"alte Zöpfe" in der Pflege abzuschneiden und den Blick in die Zukunft
zu richten. Dies ist eine historische Chance, die Altenpflege zu
modernisieren", betont Klaus Großjohann, Geschäftsführer des KDA auf der
Pressekonferenz der Fachmesse mit Kongress "Altenpflege + Healthcare"
in Nürnberg. Seiner Ansicht nach können und werden neue Ansätze in der
Ausbildung die Pflegequalität in Deutschland entscheidend verbessern. Dazu
gehört auch, die neuesten Erkenntnisse der Pflegeforschung mit einzubeziehen.
"Die Pflegewissenschaften haben sich weltweit rasant entwickelt, was zu
einer enormen Anhäufung von neuem Wissen in der Pflege geführt hat. Die
Tendenz geht eindeutig da hin, den Blick in den Pflegeprozessen vermehrt auf die
Mikroebene zu richten. Das heißt die individuelle Person und ihr Lebensprozess
rücken in den Vordergrund.
Die Begleitung des Pflegeprozesses mit seinen Schritten Erheben, Planen,
Durchführen der Pflegeinterventionen nach dem Stand der Künste sowie deren
Evaluation werden weltweit - so die WHO - als der Kern pflegerischen Handelns
gesehen", so die Pflegeexpertin des KDA, Christine Sowinski. In der Praxis
hapere es allerdings daran, so dass man von einer umfassenden und geplanten
Pflege oft nicht sprechen könne - mit häufig fatalen Folgen für die
Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen. Das bestätigt auch Barbara Beyer,
Lehrerin für Pflegeberufe am Fachseminar für Altenpflege der Katholischen
Kliniken Ruhrhalbinsel gGmbH in Essen: "Die Probleme liegen einerseits in
dem begrenzten schriftlichen Ausdrucksvermögen der Altenpflegekräfte
insgesamt, andererseits aber auch darin, dass die aktuellen Anforderungen laut
§ 80 SGB XI an Pflegeplanung und Dokumentation gestiegen sind und die formalen
Vorgaben in dieser Form in den meisten Fachseminaren noch nicht unterrichtet
wurden."
Für dieses Problem bietet das KDA Lösungsmöglichkeiten für die Aus-, Fort-
und Weiterbildung aller Beteiligten in der Pflege an. Ein Beispiel dafür ist
das neue "Qualitätshandbuch Häusliche Pflege in Balance", das auf
der Nürnberger Pressekonferenz erstmals der Fachöffentlichkeit vorgestellt
wurde. "Neueste pflegerische Erkenntnisse sind einfacher zu realisieren,
als zumeist befürchtet, was die Arbeit mit dem Handbuch einfach und schnell
verdeutlicht", so Heiko Fillibeck, wissenschaftlicher Mitarbeiter und einer
der Autoren des 900 Seiten umfassenden Werkes. "In unserem Handbuch sind
tausende Beispiele dafür zusammengetragen worden, die ganz einfach zeigen, wie
verständlich und praxisorientiert theoriegeleitetes Arbeiten sein kann."
Es richtet sich an beruflich Pflegende, pflegende Angehörige und Menschen mit
Hilfe- und Pflegebedarf. "Allein dadurch, dass eine so breite Zielgruppe in
einem Werk angesprochen wird, zeigt sich, dass neues Pflegewissen nicht abstrakt
und unverständlich sein muss", so Fillibeck weiter.
Da neues Wissen aber zumeist auch nach neuen Strukturen verlange, komme der
Neuorientierung der Altenpflege-Ausbildung, bei der man sich von der
traditionellen Fächerorientierung wie beispielsweise Anatomie, Physiologie und
Psychologie löst, ohne auf das Know-How dieser Fächer zu verzichten, eine
große Chance zu. "Denn die bisherige Fächer-Orientierung zerlegt das
altenpflegerische Handeln und den Berufsalltag und klammert Zusammenhänge
aus", erklärt Christine Sowinski. "Altenpfleger treffen jedoch nicht
nur auf zum Beispiel psychologische und geriatrische Probleme eines alten
Menschen, sondern erleben ihn in seiner komplexen Lebenssituation. Die
Handlungsorientierung der neu eingeführten Lernfelder ermöglicht es dagegen,
typische berufliche Interventionen in den Mittelpunkt zu stellen." Ein
typisches Beispiel sei hierfür das Lernfeld "Pflege alter Menschen planen,
durchführen, dokumentieren und evaluieren", in dem es um den Pflegeprozess
gehe.
Das KDA hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
während der Vorbereitung des Entwurfs der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung
für die bundeseinheitliche Altenpflegeausbildung beratend unterstützt. In
diesem Zusammenhang ist ein Vorschlag für ein Modell des Unterrichts
ausgearbeitet worden und als Materialsammlung für die Umsetzung der
Stundentafel erschienen. Im Mittelpunkt des KDA-Vorschlags steht die
theoriegeleitete Pflegeprozesssteuerung. Für Barbara Beyer hat das viele
Vorteile, denn damit sei von Ausbildungsbeginn an - mit Unterstützung des
Dozententeams – ein konsequentes und kleinschrittiges Einüben der
schriftlichen Pflegeplanung anhand von Fallbeispielen im Unterricht
gewährleistet.
Das KDA ist auch mit einem Informationsstand auf der Messe vertreten. Sie finden
uns in Halle 2, Stand 426.
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.kda.de
Quelle: Pressemitteilung des Kuratoriums Deutsche Altershilfe - Wilhelmine Lübke Stiftung e. V. vom 26.03.2003
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