Wer sich zu sehr schont, riskiert Rückenschmerzen
Eine maßvolle, aber regelmäßige Belastung der Wirbelsäule vermindert
das Risiko von Rückenschmerzen. Wer seinen Rücken dagegen übermäßig schont, erhöht
sein Erkrankungsrisiko. Besonders gefährdet sind laut Berufsgenossenschaft für
Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) auch die Beschäftigten in
Gesundheitsberufen. In dieser Berufsgruppe ist ebenso wie bei Maurern oder Lagerarbeitern
das Risiko einer Rückenerkrankung doppelt so hoch wie im Bevölkerungsdurchschnitt.
Schwache Rücken sind schmerzanfällig: Die BGW hat beobachtet, daß
Pflegekräfte auf Intensivstationen, die täglich Patienten heben und tragen, nicht
häufiger über Rückenschmerzen klagen als Pflegekräfte in Abteilungen, wo es deutlich
seltener zu solchen Belastungen kommt. Dr. Frank Haamann, Leiter des Bereichs
Arbeitsmedizin bei der BGW: "Bisher hieß es: Um die Wirbelsäule vor Schäden zu
bewahren, muß sie weitgehend entlastet werden. Aber das Gegenteil ist der Fall. Unsere
Erfahrungen zeigen, daß eine regelmäßige Belastung die Wirbelsäule stärkt. Eine
Reduzierung der Grundbelastung führt zu einer Erschlaffung der Rückenmuskulatur."
Ein schwacher Rücken aber ist weitaus anfälliger für Erkrankungen der Wirbelsäule. Auf
der anderen Seite sollen aber auch plötzliche Extrem-Belastungen sowie ruckartiges Heben
vermieden werden, so die BGW. Schädlich sei es vor allem, den Rücken stark zu
beanspruchen, ohne sich vorher durch Übungen warm zu machen. Dr. Haamann:
"Muskulatur und Sehnen brauchen eine bestimmte Betriebstemperatur, um Belastungen
bewältigen zu können. Ideal ist eine Arbeitseinteilung, die eine kontinuierliche und
maßvolle Belastung der Wirbelsäule ermöglicht."
"Gerade sitzen" gilt nicht mehr! "Brust raus, gerade
sitzen" - diese und ähnliche Haltungsideale werden von den BGW-Experten stark in
Frage gestellt. Die Arbeitsmediziner empfehlen, beim Sitzen häufig zwischen
unterschiedlichsten bequemen Positionen zu wechseln. Wichtig ist das körperliche
Wohlbefinden. Auch beim Sport wird mit bisher üblichen Empfehlungen aufgeräumt. Zwar
seien Rückenschwimmen oder Rückengymnastik zweifellos gut für die Wirbelsäule. Wem
aber diese Sportarten nicht gefallen, der müsse sie auch nicht ausüben. Dr. Haamann:
"Man sollte sich nicht zu einer "vernünftigen" Sportart zwingen, sondern
den Sport ausüben, der Spaß macht. Auf Freude an der Bewegung und Fitneß kommt es
an."
Rücken ohne Schmerzen |
Sechs Tips der
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) für einen gesunden
Rücken: 1. Beobachten Sie, welche Muskeln Sie für bestimmte Bewegungen benutzen. Eine
sensible Körperwahrnehmung weist den Weg zu den Schmerzursachen.
2. Versuchen Sie herauszufinden, welche Haltungen und Bewegungen Ihnen gut tun. Trainieren
Sie diese am Arbeitsplatz oder im Haushalt ein.
3. Vermeiden Sie starres Geradesitzen. Empfohlen ist ein häufiger Wechsel zwischen
unterschiedlichen bequemen Positionen, das sogenannte dynamische Sitzen.
4. Unterstützen Sie die Muskulatur des Rückens - durch Sport, der Ihnen Spaß macht.
5. Rückengymnastik und Rückenschwimmen stärken den Rücken. Aber zwingen Sie sich nicht
dazu, wenn Ihnen dieser Sport nicht gefällt.
6. Vermeiden Sie Kaltstarts. Wärmen Sie vor stärkerer Belastung der Wirbelsäule die
Muskulatur durch Übungen auf. |
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