Qualitätsstandards für ambulante Pflegedienste
Rund 14.000 ambulante Pflegedienste in Deutschland wetteifern um
Patienten. Immer mehr Betriebe setzen dabei auf Qualitätsmanagement und Arbeitsschutz,
meldet die zuständige Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege
(BGW). Das bedeutet Vorteile für Patienten und Pflegepersonal. Die wachsende Zahl der
ambulanten Pflegedienste ist für viele Hilfsbedürftige zwar verwirrend, erhöht aber
auch die Chance, den geeigneten Betrieb für den individuellen Bedarf zu finden. Die
Angebote der Dienste unterscheiden sich zum Teil erheblich, nicht jeder kann alle
benötigten Leistungen erbringen. Einige Dienste haben sich auch spezialisiert,
beispielsweise auf die Pflege von Aidskranken, von Kindern oder von Patienten mit
Altersdemenz. Pflegebedürftige sollten daher zunächst genau überlegen, welche Hilfe sie
brauchen. Adressen von Pflegediensten in der näheren Umgebung sowie eine Liste mit
Preisvergleichen sind bei den Pflege- und Krankenkassen erhältlich. Auch die
Verbraucherzentralen bieten Hilfe bei der Suche.
Bessere Pflege durch Qualitätsmanagement: Der Wettbewerb um Patienten
ist hart. Immer mehr ambulante Pflegedienste führen daher ein Qualitätsmanagement ein.
Dabei werden Qualitätsstandards festgeschrieben und von unabhängigen Institutionen wie
zum Beispiel der Deutschen Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen mbH
(DQS), dem TÜV oder der DEKRA überprüft. Bei Erfolg erhalten die Betriebe ein
Zertifikat. Ein solches Gütesiegel erlaubt den Patienten, sich einen Überblick über die
zu erwartende Pflege-Qualität zu verschaffen: zum Beispiel ob ausgebildetes Personal aus
der Kranken- und Altenpflege in ausreichender Zahl beschäftigt wird, oder ob sich der
Betrieb bei der Einsatzplanung weitgehend nach den Terminen und Gewohnheiten seiner
Patienten richtet.
Bei der Auswahl sollten Hilfsbedürftige oder deren Angehörige darauf
achten, daß die Leitung des beauftragten Betriebes einen detaillierten Pflegeplan
ausarbeitet, in dem die einzelnen therapeutischen Maßnahmen beschrieben sind. Dazu
gehört auch die Führung einer Pflegedokumentation. Hier werden tageweise alle
durchgeführten Tätigkeiten festgehalten. Ohnehin sollten Patienten mit der ausgewählten
Einrichtung immer einen schriftlichen Vertrag abschließen, in dem Leistungen und Honorare
genau festgelegt sind. Bei Pflegediensten mit Qualitätssiegel können die Patienten
sicher sein, daß nur die Leistungen im Vertrag stehen, die der Betrieb auch tatsächlich
erbringen kann.
Arbeitsschutz für das Pflegepersonal: Das Qualitätsmanagement der
BGW beinhaltet auch Arbeitsschutzmaßnahmen, kommt also nicht nur den Patienten, sondern
auch den Pflegern zugute. Qualität zeigt sich daran, daß die Einsatzleitung eine
realistische Zeitplanung vornimmt, damit die Pfleger nicht gehetzt von Patient zu Patient
eilen müssen. BGW-Verkehrsexperte Hartmut O. Genz: "Viele Pflegekräfte werden aus
Zeitdruck häufig in Verkehrsunfälle verwickelt." Qualitätsmanagement plus
Arbeitsschutz sorgt außerdem dafür, daß die Pfleger bei wundgelegenen oder
inkontinenten Patienten grundsätzlich Schutzhandschuhe tragen. Damit schützen sie sich
und andere Patienten vor Infektionen.
Gute Pflegedienste benutzen Rutschkissen oder Drehteller beim Bewegen von
Patienten. Solche Hilfsmittel sind einerseits bequem für die Patienten, und andererseits
beugen sie beim Pflegepersonal Wirbelsäulenschäden vor. Jörg Blaesius,
Qualitätsmanager der BGW: "Mit einem modernen Qualitätsmanagement fällt das
Pflegepersonal viel seltener wegen Krankheit aus. Das kommt auch den Pflegedienstleitungen
zugute. Und Qualitätsmanagement ist ein echter Wettbewerbsvorteil, denn gesunde und
zufriedene Pfleger können ihre Patienten viel entspannter betreuen."
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
bietet Workshops zur Einführung eines Qualitätsmanagements für ambulante Pflegedienste
an. Information unter Telefon: 040 - 20207-298.
Werner Schell
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