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Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen dürfen nicht als
Bagatellerkrankungen eingestuft werden
Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden, nicht nur bei
Erwachsenen. Auch Kinder und Jugendliche sind von Kopfschmerzen betroffen: Über 90
Prozent der acht - sechszehnjährigen jungen Menschen haben eigene, zum Teil jahrelange,
Kopfschmerzerfahrungen!
Einer in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein durchgeführten Umfrage zufolge leiden
20 Prozent unter täglich auftretenden oder ständig vorhandenen Kopfschmerzen. Trotz der
erschreckenden Zahlen gibt es - anders als bei Erwachsenen - bisher kaum Untersuchungen
über Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen. Das hat negative Auswirkungen auf die
Diagnose und auch auf die Therapie. Mit dem Symposium "Kopfschmerz und Migräne des
Kindes- und Jugendalters", das unlängst zum ersten mal in Köln stattfand, sollte
auf diesen Mißstand aufmerksam gemacht werden.
Eine frühzeitige Abklärung der Kopfschmerzursachen ist angezeigt
"Die Jugendlichen, die zu uns kommen, leiden bereits drei bis vier Jahre unter
Kopfschmerzen", sagte Dr. Michael Ribbat vom Schmerz-Zentrum Main. Aber nicht die
Leidensdauer bewegt die jungen Patienten dazu, einen Arzt aufzusuchen, sondern die
andauernde Therapieresistenz. "Plötzlich stellen sie fest, daß eine Schmerztablette
nicht mehr ausreicht." Je länger aber eine konsequente Abklärung der
Kopfschmerzursachen unterbleibt, um so wahrscheinlicher treten Kofaktoren auf. Bei 15 bis
25 Prozent seiner jungen Patienten beobachtete Dr. Ribbat eine Funktionsstörung der
Kaumuskulatur. Eine solche Fehlfunktion kann sich beispielsweise dann entwickeln, wenn
sich bei einer regelmäßig auftretenden Migräne das Kind in Erwartung der eintretenden
Beschwerden ärgert und verspannt. Die Dysfunktion kann wiederum selbst zum Auslöser von
Kopfschmerzen werden oder diese fördern. Diese sekundäre Form des Kopfschmerzes sei
leicht an einem unebenen Zungenrand und einem Abrief der Zähne zu erkennen. Um die
Schmerzen zu lindern oder gar zu beseitigen, genüge es oft, wenn das Kind drei Wochen
nachts eine Zahnschiene trage. Mit einem früheren Behandlungsbeginn ließe sich jedoch
das Auftreten des Kofaktors ganz vermeiden.
Ein Kopfschmerztagebuch kann für die Diagnostik hilfreich sein
Um zwischen Spannungskopfschmerz, Migräne und Mischformen aus beiden differenzieren zu
können oder die Rolle weiterer Faktoren wie Streß, Reizüberflutung und übermäßigen
Milch- und Schokoladenkonsum einzuschätzen, arbeitet Dr. Ribbat mit einem
Kopfschmerztagebuch der Deutschen Schmerzhilfe in Hamburg. In dem von Janosch
illustrierten Tagebuch hält das Kind über vier Wochen mit Label und Stickern seine
Stimmungen, die Schmerzstärke und viele für die Diagnose wichtige Informationen fest.
Computer- und Videospiele, eigener Fernseher, zahlreiche von den Eltern gewünschte
Aktivitäten neben der Schule belasten nach Meinung von Neurologen und Psychologen die
Kinder zunehmend. Das Eintrittsalter in den Problemkreis ist nach Beobachtungen von Dr.
Ribbat in den letzten fünf bis sechs Jahren gesunken. Der erste Schritt der
Kopfschmerztherapie besteht daher oft in der Wiederherstellung verlorengegangener
Freiräume, die das Kind nach eigenen Wünschen gestalten kann (Quelle: Z. Medikament
& Meinung; 6/1997).
Werner Schell (06/99)
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