Krankenstand sinkt deutlich (Kurzfassung)
Psychische Erkrankungen steigen dramatisch
Der Krankenstand sank 2004 auf 3,2 Prozent (2003: 3,5
Prozent). Gegen den Trend sind jedoch psychische Erkrankungen weiter gestiegen.
Fast zehn Prozent der Fehltage bei den aktiv Berufstätigen gehen darauf
zurück. Die Analysen der DAK zeigen, dass seit 1997 sowohl die Krankheitsfälle
als auch die Krankheitstage alarmierend zugenommen haben. Von 1997 auf 2004
stieg die Zahl der Fälle bei psychischen Erkrankungen um 70 Prozent.
"Gesundheitspolitisch müssen wir diese besorgniserregende Entwicklung in
den Fokus rücken und Prävention und Versorgungsqualität optimieren", so
der DAK-Vorstandsvorsitzende Herbert Rebscher.
Die DAK beschäftigt sich seit drei Jahren intensiv mit dieser
Entwicklung. Andere Kassen haben die Analysen der DAK mittlerweile bestätigt.
Der aktuelle DAK-Gesundheitsreport untersucht deswegen die Hintergründe dieser
Entwicklung.
Die DAK-Analysen haben ergeben: Die Bevölkerung zeigt sich
auf den ersten Blick erstaunlich offen und tolerant gegenüber psychischen
Erkrankungen. 82 Prozent meinen, dass diese als Krankheiten akzeptiert werden.
In der betrieblichen Realität ergibt sich ein anderes Bild: 30 Prozent der
Arbeitnehmer glauben, dass der Vorgesetzte wenig Verständnis hat, wenn ein
Mitarbeiter wegen psychischer Probleme nicht am Arbeitsplatz erscheint.
Psychische Erkrankungen: immer noch ein Tabu?
Jeder siebte Berufstätige ist oder war schon einmal wegen eines psychischen
Problems in professioneller Behandlung. Mehr als zwei Drittel (70 Prozent)
könnten sich ohne weiteres vorstellen, deshalb einen Arzt oder Therapeuten
aufzusuchen. 82 Prozent sind der Meinung, dass psychische Krankheiten heute
besser akzeptiert werden. Dies ergab eine repräsentative Umfrage unter 1.000
Berufstätigen, die die DAK im Februar 2005 durchführen ließ. Das Ergebnis
spricht auf den ersten Blick gegen eine fortbestehende Tabuisierung. Doch das
gilt nicht ohne Einschränkung: Mehr als der Hälfte (56 Prozent) wäre es
gegenüber dem Arbeitgeber unangenehmer, wegen psychischer Probleme am
Arbeitsplatz zu fehlen als wegen anderer Krankheiten. Immerhin 26 Prozent
meinen, dass psychische Erkrankungen "oft als Vorwand für Blaumacherei
missbraucht werden".
Experten bewerten alarmierenden Anstiegbr>
Die DAK hat 22 wissenschaftliche Experten zur Zunahme der psychischen
Erkrankungen befragt. Die Mehrheit der Fachleute kommt zu dem Schluss, dass es
tatsächlich mehr Fälle gibt. Für wichtig halten sie aber auch, dass
psychische Erkrankungen offenbar von den Hausärzten häufiger entdeckt bzw.
richtig diagnostiziert werden. Darüber hinaus meinen die Experten, dass
Patienten heute wegen psychischer
Probleme eher einen Arzt oder Psychologen aufsuchen als
früher. Außerdem geht die moderne Arbeitswelt häufig mit schlechteren
Rahmenbedingungen für Menschen einher, die anfälliger für eine psychische
Erkrankung sind.
Überproportionaler Anstieg psychischer
Erkrankungen in den jüngeren Altersgruppen
Gerade in den jüngeren Altersgruppen ist ein überproportionaler Anstieg der
psychischen Erkrankungen zu verzeichnen. Hier sind die Altersgruppen der 15- bis
29-Jährigen (bei den Frauen) bzw. der 15- bis 34-Jährigen (bei den Männern)
besonders stark betroffen. Zwischen 1997 und 2004 wiesen die jüngeren
Altersgruppen zum Teil sogar eine Verdoppelung der Erkrankungsfälle auf. So
hatten beispielsweise die Männer im Alter von 25 bis 29 Jahren einen Anstieg um
106 Prozent. Bei den Frauen zwischen 20 und 24 Jahren gab es sogar eine Zunahme
um 123 Prozent.
"Angststörungen und Depressionen werden immer mehr zu
Volkskrankheiten der Zukunft. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit reagieren
offensichtlich auch mehr junge Menschen mit psychischen Problemen auf berufliche
und private Anforderungen," kommentiert DAK-Chef Herbert Rebscher die
Ergebnisse.
Angststörungen und Depressionen auf dem
Vormarsch
Angststörungen und Depressionen sind die häufigsten psychischen Krankheiten in
Deutschland. Gegen den Trend allgemein sinkender Krankenstände stieg seit 2000
die Zahl der Krankheitstage aufgrund depressiver Störungen um 42 Prozent. Bei
Angststörungen betrug der Anstieg 27 Prozent. Frauen sind häufiger wegen
psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig und von Angststörungen und
Depressionen betroffen. Dementsprechend weisen sie auch erheblich mehr
Krankheitstage und –fälle auf.
Psychische Erkrankungen: Gesundheitswesen und
Öffentliche Verwaltung Spitzenreiter
Insbesondere in den Branchen Gesundheitswesen und Öffentliche Verwaltung gibt
es viele Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen. So lag die Zahl der
Krankheitstage im Gesundheitswesen um 55 Prozent und in der Öffentlichen
Verwaltung um 42 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Es folgen die
Organisationen und Verbände mit 40 Prozent mehr Krankheitstagen.
Allgemeine Entwicklung des Krankenstandes
An jedem Tag des Jahres 2004 waren von 1000 Arbeitnehmern 32 krankgeschrieben.
Mehr als die Hälfte der berufstätigen DAK-Mitglieder war jedoch das ganze Jahr
über kein einziges Mal krank. Damit lag der Krankenstand bei den
DAK-Versicherten auf dem niedrigsten Wert seit 1998. Dies ergab die Auswertung
der Krankschreibungen von 2,6 Millionen erwerbstätigen DAK-Mitgliedern im Jahr
2004.
Insgesamt liegt der Krankenstand in den östlichen
Bundesländern über den Werten in den westlichen Bundesländern. In den
westlichen Bundesländern (mit Berlin) beträgt er durchschnittlich 3,0 Prozent,
in den östlichen Bundesländern 3,8 Prozent.
Der Krankenstand der Männer lag 2004 mit 3,1 Prozent unter
dem der weiblichen Versicherten (3,3 Prozent). Männer waren im Durchschnitt
11,2 Tage, Frauen dagegen 12,2 Tage krank.
Die wichtigsten Krankheitsarten
Die prominenteste Rolle im Krankheitsgeschehen spielen Erkrankungen des
Muskel-Skelett-Systems. Auf sie entfallen nahezu ein Viertel (22,6 Prozent)
aller Krankheitstage. Zweitwichtigste Gruppe sind Erkrankungen des
Atmungssystems mit einem Anteil von 15,5 Prozent am Krankenstand.
An dritter Stelle stehen mit 14,4 Prozent die Verletzungen.
Die psychischen Erkrankungen sind die viertgrößte Krankheitsart. 9,8 Prozent
des Krankenstandes gehen auf psychische Erkrankungen zurück, ihr Anteil ist
damit gegenüber dem Vorjahr noch einmal deutlich gestiegen (2002: 8,8 Prozent).
An fünfter und sechster Stelle stehen Erkrankungen des
Verdauungssystems und des Kreislaufsystems mit 7,2 und 5,6 Prozent.
Branchenergebnisse
Die Branche mit dem niedrigsten Krankenstand war 2004 erneut die
Rechtsberatung/Wirtschaftsprüfung mit 2,1 Prozent, gefolgt von der
Datenverarbeitung mit 2,2 Prozent. Unter dem Durchschnitt lagen auch die
Krankenstände bei den Banken und Versicherungen mit 2,6 Prozent sowie im Handel
mit 2,8 Prozent.
Den höchsten Krankenstand weisen erneut die Branchen
Öffentliche Verwaltung und Gesundheitswesen mit 3,8 und 3,7 Prozent auf. Der im
Vergleich zur Privatwirtschaft hohe Krankenstand kann teilweise mit dem weit
höheren Anteil an Schwerbehinderten im öffentlichen Sektor erklärt werden.
Quelle: Pressemitteilung der DAK vom 12.04.2005
Langfassung hier
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