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Bernhard Badura/Henner Schellschmidt/ Christian Vetter (Hrsg.):
Fehlzeiten-Report 2004 - Gesundheitsmanagement in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen
1. Auflage 2005, Softcover; Euro 29,95; sFr 48.- ISBN 3-540-21353-8
Springer Verlag, Haberstraße 2, 69126 Heidelberg

Aktueller Fehlzeiten-Report 2004 erschienen: Hohe Krankenstände in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen - Häufig Defizite im Bereich Führung und Arbeitsorganisation

Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen verzeichneten im Jahr 2003 überdurchschnittlich hohe krankheitsbedingte Fehlzeiten. Dies ergab eine bundesweite Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), deren Ergebnisse im Fehlzeiten-Report 2004 nachzulesen sind, der im Wissenschaftsverlag Springer erschienen ist. Insbesondere in Altenpflegeeinrichtungen lag der Krankenstand mit 5,8 Prozent deutlich über dem allgemeinen Branchendurchschnitt von 4,9 Prozent. Die hohen Krankenstände seien häufig auf arbeitsbedingte Belastungen zurückzuführen, so die Herausgeber des Reports. Notwendig sei ein professionelles Gesundheitsmanagement und die Anwendung moderner Methoden der Arbeitsorganisation und Organisationsentwicklung in den Einrichtungen. Dadurch könnten nicht nur Belastungen vermieden, sondern auch Qualität, Effizienz und Wirtschaftlichkeit der Versorgung verbessert werden.

Im Rahmen einer bundesweiten Untersuchung wurden die Krankmeldungen aller in Altenpflegeeinrichtungen und Krankenhäusern tätigen AOK-Mitglieder ausgewertet. Demzufolge lagen die Krankenstände im Jahr 2003 bei den in Altenpflegeheimen und ambulanten sozialen Diensten beschäftigten AOK-Mitgliedern bei 5,8 Prozent. Bei den in Krankenhäusern tätigen AOK-Versicherten waren es 5,3 Prozent. Diese Werte liegen deutlich über dem durchschnittlichen Krankenstand der AOK-Mitglieder von 4,9 Prozent. Die in Altenpflegeeinrichtungen und Krankenhäusern Beschäftigten waren 2003 im Mittel 21,3 bzw. 19,2 Kalendertage krank geschrieben. Im Branchendurchschnitt waren es lediglich 17,7 Tage.

„Vor allem psychische Erkrankungen und Muskel- und Skeletterkrankungen führen in Altenpflegeeinrichtungen und Krankenhäusern häufiger zu Fehlzeiten als im Durchschnitt", erläutert Mitherausgeber Christian Vetter vom WIdO. Bei den in Altenpflegeeinrichtungen und Krankenhäusern tätigen Frauen nehme der Krankenstand insbesondere in den höheren Altersgruppen deutlich stärker zu als bei den übrigen AOK-Mitgliedern.

Bei einer europaweiten Studie zur Arbeitsbelastung und –beanspruchung von Pflegepersonal, die der Fehlzeiten-Report 2004 vorstellt, schnitt Deutschland bei den meisten Indikatoren vergleichsweise ungünstig ab, obwohl die finanziellen Rahmenbedingungen in den übrigen Ländern häufig nicht besser sind. Fast jeder Fünfte denkt in Deutschland ernsthaft daran, den Pflegeberuf zu verlassen. Dabei handelt es sich insbesondere um Jüngere und Besserqualifizierte. Nur in Großbritannien und Italien ist der Anteil derer, die erwägen, aus dem Beruf auszusteigen, höher. „Soll der zunehmende Bedarf an Pflegekräften weiterhin gedeckt werden, sind Verbesserungen der Arbeitsbedingungen dringend erforderlich. Die Arbeitsplätze müssen so gestaltet werden, dass Pflegekräfte ihre Tätigkeit auch langfristig gesund und motiviert ausüben können." sagt der Gesundheitswissenschaftler Bernhard Badura von der Universität Bielefeld. Er ist einer der Herausgeber des Fehlzeiten-Reports 2004, der in dieser Ausgabe das Schwerpunktthema „Gesundheitsmanagement in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen" behandelt.

Viele Belastungen resultierten nicht aus der Pflegetätigkeit selber, sondern aus der Arbeitsorganisation. Befragungsergebnisse zeigten, dass die Beschäftigten in Krankenhäusern zu einem beträchtlichen Teil Belastungen durch Organisationsmängel beklagen. So litten z.B. viele Beschäftigte unter erheblichem Zeitdruck aufgrund der Belastung durch teilweise fachfremde Tätigkeiten. Dazu gehörten beispielsweise Dokumentationsaufgaben, Patiententransporte, Essenausgabe, Warenbestellung und Verwaltung. Für viele dieser Tätigkeiten wäre kein hochqualifiziertes Pflegepersonal nötig. Eine gezielte Arbeitsteilung zum Zweck der Entlastung von Ärzten und Pflegekräften, der Professionalisierung der Dokumentation und der Verbesserung der Informationsqualität könne beispielsweise durch die Einführung von Dokumentationsassistenten erreicht werden. Insgesamt kommt der Report zu dem Schluss, dass durch Verbesserungen in den Organisationsstrukturen und –abläufen viele Belastungen vermeidbar seien.

Der Fehlzeiten-Report 2004 zeigt auf, was getan werden kann, um die Arbeitsbedingungen und die gesundheitliche Situation der Beschäftigten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen zu verbessern und die Arbeitsplätze in diesem Sektor attraktiver zu machen. Neue Wege zur Gesundheitsförderung für die Beschäftigten werden vorgestellt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Maßnahmen im Bereich der Organisationsentwicklung und Arbeitsgestaltung. Weitere wichtige Bereiche sind die Themen Führung und Kommunikation, Stressbewältigung und die Reduzierung psychischer Belastungen, der Abbau körperlicher Belastungen durch rückenschonende Arbeitsabläufe und -techniken sowie die Berücksichtigung gesundheitsförderlicher Aspekte im Rahmen der Ausbildung und Qualifikation.

Neben dem Schwerpunktthema enthält der Fehlzeiten-Report einen umfangreichen Teil mit Daten und Analysen zur aktuellen Krankenstandsentwicklung in allen bundesdeutschen Wirtschaftszweigen. Im Jahr 2003 hat sich der Trend zu niedrigen Krankenständen weiter fortgesetzt. Der Krankenstand ging erneut stark zurück und erreichte den niedrigsten Stand seit 10 Jahren. Bei den AOK-Mitgliedern lag er im Jahr 2003 bundesweit bei 4,9 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der krankheitsbedingten Ausfalltage in den Betrieben im Jahr 2003 um 6,4 Prozent. Die stärksten Rückgänge waren im Baugewerbe und im verarbeitenden Gewerbe zu verzeichnen. Jedes AOK-Mitglied war im Durchschnitt 17,7 Kalendertage krankgeschrieben. Im Jahr zuvor waren es noch 19,0 Tage gewesen.

Der Fehlzeiten-Report erscheint jährlich in Kooperation des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) und der Universität Bielefeld. Wer wissen möchte, wie der Krankenstand im eigenen Unternehmen zu bewerten ist und ob Besonderheiten im Vergleich zu Betrieben der gleichen Branche bestehen, findet in diesem Report reichhaltiges Material mit ausführlichen Branchenanalysen.

Quelle: Pressemitteilung vom 29.11.2004 http://wido.de