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Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln e.V. (Hrsg.):
Zur Lebenslage pflegender Angehöriger psychisch kranker alter Menschen

Eine empirische Untersuchung

2003, 139 Seiten, 15,90 Euro, broschiert, ISBN 3-8258-7047-2, Lit-Verlag, Münster

2,1 Millionen Menschen sind gegenwärtig in Deutschland pflegebedürftig. Eine große Gruppe innerhalb der Pflegebedürftigen sind die nach Schätzungen rund 1,2 Millionen demenzkranke Menschen. Die überwiegende Mehrzahl dieser Pflegebedürftigen, 72 Prozent, bei denen es sich hauptsächlich um alte Menschen handelt, werden zu Hause von Angehörigen gepflegt.

Die Lebenssituation der pflegenden Angehörigen von psychisch kranken alten Menschen zu erkunden, das war das Ziel einer empirischen Untersuchung, die der Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln in Zusammenarbeit mit der Forschungsgesellschaft für Gerontologie, Dortmund, durchgeführt hat. Dazu wurden insgesamt 60 pflegende Angehörige in persönlichen Interviews über ihre Pflegetätigkeit und ihre Lebenssituation befragt. Das besondere Augenmerk galt den damit verbundenen psychischen, ökonomischen und gesundheitlichen Belastungen. Auch der persönliche Hilfebedarf wurde erfragt.

Obwohl in der Hauptsache pflegende Angehörige interviewt wurden, die sich in vergleichsweise gesicherten ökonomischen Verhältnissen und stabilen sozialen Beziehungsfeldern befanden, weisen die Untersuchungsergebnisse auf einen gesamtgesellschaftlichen Misstand hin: Die gesetzlichen Leistungen werden den erhöhten Anforderungen der Pflege, insbesondere denen, die bei demenzkranken Menschen notwendig werden, nicht gerecht. Konkrete Unterstützungangebote, die die Angehörigen entlasten, sind wenig verbreitet. Demenzerkrankungen machen immer noch Angst und gelten als gesellschaftliches Tabu.

Pflegende Angehörige psychisch kranker alter Menschen sind stark belastet. Gesellschaftlich eher "unsichtbar" und im Erhalt ihrer ökonomischen, sozialen und gesundheitlichen Ressourcen gefährdet, erfahren sie kaum Unterstützung. Wenig persönlich vorbereitet und ohne qualifizierte fachliche Beratung und Begleitung, geraten sie häufig in schwierigste Pflegesituationen, die vielfach über Jahre bestehen bleiben. Zu Beginn meist hochmotiviert, nähern sich diese pflegenden Angehörigen mit zunehmender Pflegedauer den Grenzen ihrer persönlichen Leistungs- und Leidensfähigkeit. 70 Prozent der befragten Pflegenden leiden unter Rückenschmerzen, allgemeiner Erschöpfung, Schlafstörungen und anderen Krankheiten. Noch Besorgnis erregender sind die Ergebnisse der Studie mit Blick auf die psychischen Aspekte: 88 Prozent der Befragten fühlen sich überfordert, ausgebrannt und klagen über familiäre Spannungen. Weiteres zentrales Ergebnis der Untersuchung: Rund drei Viertel der befragten Angehörigen, die nahestehende Menschen pflegen, möchten selbst - falls es notwenig wird - nicht von ihren nächsten Verwandten gepflegt werden.

Pflegende Angehörige sind eine gesellschaftlich weitgehend vernachlässigte Gruppe. Es gilt, so die Autoren, gerade angesichts der demografischen Entwicklung bei politisch Verantwortlichen, Leistungsträgern und Institutionen Alarm zu schlagen, damit pflegende Angehörige die notwendige Unterstützung und Solidarität erhalten.

Eine lesenwerte, nachdenkliche stimmende Lektüre für Fachkräfte und
interessierte Laien.

Quelle: Lit Verlag