Pflege - Patientenrecht & Gesundheitswesen
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»Gesundheit ist das höchste Gut in unserer Gesellschaft«
Resolution des "Bündnis Gesundheit 2000"
'Gesundheit ist das höchste Gut in unserer Gesellschaft' -
Bündnistag in Berlin - Teilnehmer fordern Maßnahmen, die die Attraktivität
der Berufe im Gesundheitswesen erhöhen und die Arbeitsbedingungen wesentlich
verbessern.
Gesundheit ist das höchste Gut in unserer Gesellschaft.
Gesund zu sein und sich entsprechend zu verhalten, spielt für die Bürgerinnen
und Bürger unseres Landes eine immer größere Rolle in ihrer Lebensführung.
Neben dem persönlichen Beitrag eines jeden Einzelnen zum Erhalt und zur
Wiederherstellung seines körperlichen und geistigen Wohlbefindens zählt dazu
auch der Anspruch auf individuelle und qualitativ hochwertige
Gesundheitsleistungen. Unser Gesundheitswesen muss diesen stetig steigenden
Ansprüchen strukturell und finanziell angepasst werden.
Bisherige Reformen aber haben zu erheblichen Verwerfungen auf
dem Arbeitsmarkt und damit auch in der Versorgung der Patienten geführt.
Qualitätsverluste und Engpässe in der Versorgung waren die unvermeidliche und
bis heute spürbare Folge dieser Politik.
Wer im Gesundheitswesen aber ausschließlich einen
Kostenfaktor sieht, ignoriert die volkswirtschaftliche Bedeutung dieses
Wachstumsmarktes. Während in der Industrie durch den Globalisierungsdruck
Arbeitsplätze verloren gehen, bieten Dienstleistungsbranchen wie das
Gesundheitswesen immer noch Chancen für mehr Beschäftigung. (Insgesamt sind
derzeit etwa 4,1 Millionen Menschen direkt oder indirekt im
Gesundheitswesen beschäftigt. Dies entspricht rund 10,3 Prozent aller
Beschäftigten in Deutschland.)
Bei zukünftigen Reformen ist daher neben einer nachhaltigen
Stabilisierung der GKV auch den enormen Entwicklungspotenzialen und
Beschäftigungschancen im Gesundheitswesen Rechnung zu tragen. Dazu müssen die
Attraktivität der Berufe im Gesundheitswesen erhöht und die Arbeitsbedingungen
wesentlich verbessert werden. Folgende Maßnahmen sind unverzichtbar:
- Ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen braucht eine
stabile Finanzierungsgrundlage. Mit Rationalisierungen und
Rationierungen kann der wachsende Bedarf an notwendigen medizinischen
und pflegerischen Leistungen nicht kompensiert werden. Vor dem
Hintergrund der erodierenden Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen
müssen deshalb zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten eröffnet
werden.
- Die Wachstums- und Beschäftigungsmöglichkeiten im
Gesundheitswesen müssen dauerhaft gesichert werden. Gerade das
Gesundheitswesen ist vor dem Hintergrund des medizinischen Fortschritts
und der demografischen Entwicklung äußerst personalintensiv. Wenn die
Personalkapazitäten zur Prävention, Behandlung, Betreuung und Pflege
nicht mit dem exorbitant steigenden Leistungsbedarf wachsen, ist
dauerhafte Rationierung die unvermeidliche Folge.
- Prävention muss zu einer eigenen Säule in der
Gesundheitsversorgung ausgebaut werden. Prävention beugt Krankheiten
vor und kann Pflegebedürftigkeit verhindern; sie verhilft damit gerade
in einer Gesellschaft des langen Lebens vielen Menschen im Alter zu
höherer Lebensqualität.
- Eine Stärkung der Eigenverantwortung der Versicherten
ist notwendig, wenn die gesetzliche Krankenversicherung nicht
überlastet werden soll. Eigenverantwortung fördert das
Gesundheitsverhalten und schärft das Kostenbewusstein der Patienten,
wie beispielsweise eine gerechtere am Befund orientierte
Zuschussregelung in der Zahnmedizin, und stabilisiert dadurch die
Solidarität.
- Ein radikaler Abbau von bürokratischen
Reglementierungen im Gesundheitswesen ist dringend erforderlich. Der
zunehmende Verwaltungsaufwand lässt Behandlungszeit zu Verwaltungszeit
werden. Patienten werden aber nicht durch Verwaltung ihrer Krankheiten
geheilt, sondern durch eine individuelle, an Leitlinien orientierte
qualitätsgerechte Behandlung.
- Die Berufsflucht in einigen Sparten des
Gesundheitswesens muss gestoppt werden. Inhumane Arbeitszeiten und
Arbeitsbedingungen führen oft bis an die Belastungsgrenze. Wenn die
Versorgung auch zukünftig qualitativ hochwertig bleiben soll, sind
humane Arbeitszeiten und ? bedingungen sowie eine leistungsgerechte
Bezahlung unerlässlich. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss
dabei gewährleistet werden.
- Qualitätsoffensive im Gesundheitswesen darf kein
Lippenbekenntnis bleiben. Die vermehrte Einstellung von
unterqualifizierten Billigkräften sowie die zunehmende
Leistungsverdichtung infolge von Budgetierung und Durchökonomisierung
aber fordern Quantität auf Kosten der Qualität. Fundierte Ausbildung
und regelmäßige Fortbildung sind die Grundlagen für eine hohe
Versorgungsqualität. Dazu sind ausreichende Ausbildungskapazitäten in
den Fachberufen des Gesundheitswesens entsprechend dem
gesellschaftlichen Bedarf zu sichern. Versorgungsqualität aber kann nur
dauerhaft gewährleistet werden, wenn der Patient individuell nach den
Möglichkeiten des Fortschritts und vor allen Dingen mit dem notwendigen
Maß an Menschlichkeit behandelt wird.
- Gesundheitspolitik muss Vertrauen schaffen, nicht
zerstören. Patienten erwarten zu Recht, dass sie eine individuelle und
eben vertrauensvolle Beziehung zu den Gesundheitsberufen aufbauen
können. Nur bei einer gesicherten Vertrauensbasis in die
Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft der Gesundheitsberufe
werden die Menschen die Möglichkeiten von Gesundheitsangeboten auch
außerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung nutzen.
- Die Politik muss aufhören, die Leistungserbringer im
Gesundheitswesen für den wachsenden Widerspruch zwischen
Leistungsanstieg und wegbrechenden Einnahmen der GKV verantwortlich zu
machen. Wir brauchen statt dessen eine offene und ehrliche Diskussion in
unserer Gesellschaft des langen Lebens darüber, was noch solidarisch
finanziert werden kann und was einem Zweiten Gesundheitsmarkt
überantwortet werden kann. Es gilt, das Gesundheitswesen zukunftsfähig
zu machen und nicht als Jobmaschine für die Wirtschaft abzuwürgen.
Quelle: Pressemitteilung Bündnis Gesundheit 2000 24.03.2004
http://www.bundesaerztekammer.de
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