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Johannes von Tepl, Helga Strätling-Tölle: „Auch ich bin ein Ackermann... Zwei Menschen haben den Menschen verloren, der ihnen am liebsten war. Beide klagen an. Der eine, der frühhumanistische Stadtschreiber Johannes von Tepl, verfasst einen sprachgewaltigen Disput mit dem Tod. Die Psychotherapeutin Helga Strätling-Tölle berichtet über eine Frau, die ihren Mann verloren hat. Jahrhunderte liegen zwischen diesen beiden Autoren, die dennoch jetzt in dem neuem Buch "Streit um einen würdigen Tod" gemeinsam auftreten. Die alte und moderne Streitschrift gegen den Tod dokumentieren exemplarisch die Entwicklung des abendländischen Umgangs mit dem Sterben. Der „Ackermann aus Böhmen", ein Text aus dem 14. Jahrhundert, als literarisches Kunstwerk der Renaissance neu entdeckt, führt in die Thematik ein. Der sprachgewaltige Disput mit dem Tod ist ein Protest gegen das menschliche Ende und die Vergänglichkeit von allem. Der Verfasser, Johannes von Tepl (*um 1350), der auf diese Weise den Tod seiner Frau beklagt, war Jurist - ein Intellektueller, würde man heute sagen. In seiner Streitschrift hat er Denkweisen unserer säkularisierten Zeit vorweg genommen und dem modernen Denken eine Bahn gebrochen. Im „Ackermann, Zweiter Teil" und im „Strafrechtsprozess um einen würdigen Tod" wird der Ackermann gleichsam in die Jetztzeit gespiegelt. Die Fragen, Zweifel und Ängste, Klagen und Anklagen, Wünsche und Forderungen der Gegenwart werden hier laut. Es geht auch hier, wie im „Ackermann aus Böhmen", um Menschheitsprobleme, uralte, hinein gerufen in unser technologisches Zeitalter, herausfordernd und provozierend. Inspiriert vom Beispiel des „Ackermann" schreibt sich Helga Strätling-Tölle ihre Trauer und Wut von der Seele. Ihr Mann, der sich zeit seines Lebens für die Selbstbestimmung eingesetzt hat, ist „allmählich und qualvoll" auf einer Intensivstation gestorben. Die Texte von Helga Strätling-Tölle appellieren leidenschaftlich dafür, in den Kliniken und unter den Bedingungen der Hochleistungsmedizin menschenwürdiges Sterben zuzulassen. Es ist nicht die Absicht, der Fülle besinnlicher Literatur über Sterben, Tod und Trauer ein weiteres Buch hinzuzufügen, es geht darum, zu einer kritischen Reflexion und Auseinandersetzung aufzurufen, anzustiften zu einem offenen Diskurs über die Selbstbestimmung am Lebensende! „Der verständliche Wunsch nach einem langen Leben ist durch die andauernde Suggestion, die Erwartung und Forderung eines „Immer-älter-werdens" bei möglichst bester Gesundheit pervertiert", meint Helga Strätling-Tölle, „nicht nur Ärzte sind mit der Frage konfrontiert, ob die Medizin alles darf, was sie kann und ob sie das tut, was sie darf! Jeder muss sich selbst fragen, ob er manches, das geschieht, um Leben zu verlängern, für sich selbst wünscht und anstrebt. Ob den Menschen etwas aufgenötigt werden darf, was sie häufig so nicht wollen und ob es letztendlich human und christlich ist." Im Anhang informieren die Ärzte Peter Schmucker und Meinolfus Strätling über neue medizinische, ethische und rechtliche Aspekte von Entscheidungen am Lebensende. Leser finden hier Vorlagen für Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung. Das Buch enthält vier Illustrationen von Gerhart Kraaz Quelle http://www.takt-verlag.de |