Pflege - Patientenrecht & Gesundheitswesen
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Sagen Sie nein zur Gewalt! Internationaler Tag der Pflege 2001
Wie erkennt man Opfer von Gewalt?
Es gibt einige Anzeichen, die darauf hindeuten, dass Gewalt ausgeübt wird.
Wenn Sie eines der nachfolgenden Phänomene entdecken, ist ein vorsichtiges,
respektvolles Gespräch mit den Betroffenen zu führen:
- Verletzungen, die nicht mit der behaupteten Ursache übereinstimmen können
- chronische, vage Beschwerden, die keine offensichtlich physischen Gründe haben
- Verletzungen während einer Schwangerschaft
- Verzögerung zwischen dem Zustandekommen der Verletzung und dem Aufsuchen der Behandlung
- Harnwegsinfektionen
- chronische Gebärmutterschmerzen
Welche Fragen soll man stellen?
Es ist wichtig zu überlegen, wie man das Thema anspricht und dann Standards
entwickelt, nach denen alle Patienten gefragt werden. Hier sind einige Beispiele:
- „Da Gewalt ein häufiges Problem im Leben von Frauen ist, fragen wir alle
Patienten danach. Ist dies auch ein Problem für Sie?"
- „Bevor wir über Verhütungsmittel sprechen, wäre es wichtig, ein
bisschen mehr über ihr Verhältnis zu ihrem Partner zu erfahren."
- „Ihre Symptome stehen in Zusammenhang mit Stress. Streiten Sie und Ihr
Partner sich häufig? Wurden Sie schon jemals verletzt?"
Wie kann man helfen?
- Arbeiten Sie als freiwilliger Helfer bei einer Organisation mit, die sich
um misshandelte und missbrauchte Frauen kümmert. Bieten Sie
Transportmöglichkeiten an oder spenden Sie Dinge und Dienstleistungen.
- Regen Sie in Ihrer Gemeinde, in Schulen, am Arbeitsplatz und anderen Orten
an, Kurse über Gewalt und Gewaltverhinderung anzubieten.
- Arbeiten Sie an der Entwicklung eines effektiven Schutzprogramms gegen
sexuelle Belästigung an ihrem Arbeitsplatz mit.
- Beteiligen Sie sich an der Verbreitung von Notrufnummern in öffentlichen,
stark frequentierten Orten und Plätzen in ihrer Gemeinde, wie z.B. die Post,
Supermärkte, Banken, das Rathaus.
Wie fördert man Gewaltfreiheit?
- Bitten Sie die Bildungsverantwortlichen, dass sie Gewaltverzicht,
Anti-Rassismus und Gleichberechtigung in die Curricula mit aufnehmen.
- Organisieren Sie einen Sicherheitscheck für Ihren Arbeitsplatz, Ihre
Schule oder Ihre Treffpunkte.
- Arbeiten Sie mit konfessionellen Organisationen und Betrieben zusammen, um
eine gewaltfreie und anti-rassistische Einstellung durchzusetzen.
- Erklären Sie sich dafür bereit, dass Sie in Ihrem Leben und in Ihrer
Gemeinde keine Gewalt verursachen oder dulden werden.
ICN will Gewalt gegen Pflegende reduzieren
Genf (icn): Der ICN (International Council of Nurses) verurteilt aufs
Schärfste alle Formen von Mißhandlungen und Gewalt gegenüber Pflegepersonal,
einschließlich sexueller Belästigungen. Solche Taten verstoßen gegen die
Rechte der Pflegenden auf Würde und Integrität sowie gegen das Recht auf
körperliche Unversehrtheit.
Deshalb verurteilt Handlungen des Mißbrauchs und der Gewalt gegenüber allen
Menschen, einschließlich der Berufsangehörigen aller Gesundheitsberufe,
Patienten, Kinder und alte Menschen sowie andere MitbürgerInnen. Pflegende
gehören jedoch nach Untersuchungen des ICN zu der Beschäftigtengruppe, die
besonders betroffen ist. Es gilt deshalb ganz besonders gegen alle Formen von
Mißbrauch und Gewalt gegen Pflegepersonal zu kämpfen.
Der ICN geht überdies davon aus, dass Gewalt an den Arbeitsplätzen im
Gesundheitsbereich effektive Dienstleistungen für die Patienten gefährdet.
Wenn Pflege von hoher Qualität geleistet werden soll, müssen ein sicheres
Arbeitsumfeld und respektvolle Behandlung gewährleistet sein. Übermäßige
Arbeitsbelastung, unsichere Arbeitsbedingungen und zu geringe Unterstützung
können als Form von Gewalt angesehen werden und sind unvereinbar mit guter
Berufspraxis.
Der ICN fördert und unterstützt die Entwicklung von Programmen, die
jegliche Toleranz von Gewalt verbieten und setzt auf die Zusammenarbeit mit
anderen Organisationen, die in der Kampagne gegen Gewalt die gleichen Ziele
verfolgen.
So fordert der ICN fordert seine Mitgliedsorganisationen auf, aktiv
- die Öffentlichkeit und die Pflegenden auf die verschiedenen
Erscheinungsformen von Gewalt gegen Pflegepersonal aufmerksam zu machen
- einen Zugang zu Beratungsdiensten für Pflegepersonal (Opfer und Täter) zu
gewährleisten und Pflegende bei der Berichterstattung, Entschädigung und bei
Schadensersatzverfahren zu unterstützen
- die Einführung und Aufrechterhaltung von entsprechenden
Sicherheitsmaßnahmen und vertraulichen Beschwerdeverfahren am Arbeitsplatz
auszuhandeln
- Pflegenden Unterstützung zu gewähren und, falls nötig, rechtlichen
Beistand zu ermöglichen
- mit hohen Beamten im Gesundheitswesen und Vertretern entsprechender
Gewerkschaften sowie anderer Organisationen in Verbindung zu treten, um ihre
Unterstützung für die Schaffung einer sicheren und respektvollen
Arbeitsumgebung zu gewinnen
- sicherzustellen, dass Arbeitgeber ihren Verpflichtungen bezüglich der
Gesundheit und Sicherheit ihrer Mitarbeiter nachkommen, einschließlich der
Entwicklung angemessener Personalplanungen, Arbeitsmethoden, die Pflege von
hoher Qualität unterstützen und der Förderung sicherer Verhaltensweisen
- bei der Schaffung einer Pflegekultur mitzuwirken, die nicht die Tendenz von
Pflegenden unterstützt, sich für Vorfälle von Gewalt selbst die Schuld zu
geben
- durch Beispiele positive Bilder von Pflege zu fördern und Respekt vor den
Rechten der Pflegenden auf Würde und persönliche Sicherheit sowie auf die
Einbeziehung von Kursen über die Abschaffung und/oder den Umgang mit Gewalt
in die Lehrpläne der Pflegeausbildung zu drängen
- bei der Sammlung von verläßlichen Daten in Bezug auf Gewalt im
Gesundheitsbereich mitzuwirken.
Krankheit und potenziell lebensbedrohende Faktoren verursachen bei Patienten,
ihren Angehörigen und bei den Beschäftigten der Gesundheitsdienste Stress. Ein
solcher Stress kann Ursache für Gewaltakte sein, die nachweislich in ihrer Art
und ihrem Ausmaß in der Gesellschaft und besonders auch im Arbeitsbereich der
Gesundheitsdienste zunehmen.
Die Arbeitsbedingungen im Gesundheitssektor setzen Pflege- und anderes
Gesundheitspersonal einem größeren Gewaltrisiko aus, durch
- zu dünner Personaldecke und Mangel an Überwachung, den Einsatz von zeitlich befristet angestelltem und unerfahrenem Personal
- Schichtarbeit, die nächtliche Fahrten von und zum Arbeitsplatz nötig macht
- schlechte Sicherheitsbedingungen
- Handlungen, die einen engen körperlichen Kontakt verlangen
- hohe Arbeitsbelastung, die häufig mit einer emotional aufgeladenen Umgebung zusammentrifft
- leicht zugängliche Einrichtungen und Arbeitsplätze mit wenig oder garkeiner Möglichkeit zum persönlichen Rückzug
- häusliche Besuche.
Es wird von Pflegenden erwartet, dass sie mit Gewalt umgehen können, obwohl
nur sehr wenige Fortbildungen dazu gibt, wie man potenziell gefährliche
Situationen erkennen und effektive Mechanismen zum Umgang mit Aggression
entwickeln kann.
Der Druck auf die Opfer zu schweigen ist groß. Viele Kulturen akzeptieren
traditionell körperliche Gewalt, sexuelle Belästigung und Beschimpfungen
gegenüber Frauen. Auch akzeptieren Pflegende selbst häufig Beschimpfungen und
Gewalt als „Teil ihrer Arbeit" Diese Einstellung wird manchmal von der
Öffentlichkeit und den Gerichten geteilt. All dies führte dazu, dass zu wenig
Bericht erstattet wird und behindert die Entwicklung von Anti-Gewalt Strategien.
Quelle: http://www.tagderpflege.de
Werner Schell (06.05.2001)
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