Organspendebereitschaft in der Bundesrepublik Deutschland höher als
erwartet
Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat forsa,
Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH, eine repräsentative
Untersuchung zur Organspendebereitschaft der Bürgerinnen und Bürger in der
Bundesrepublik Deutschland durchgeführt. Danach liegen folgende Ergebnisse vor:
Passive Akzeptanz der Organspende
Die große Mehrheit der Befragten - 78 Prozent - hat eine positive
Haltung gegenüber der Organspende. Lediglich 10 Prozent stehen ihr eher
negativ gegenüber. Vor allem die älteren Menschen ( 60 Jahre und älter) sowie die
formal niedriger Gebildeten verhalten sich dem Thema Organspende gegenüber insgesamt
etwas skeptischer als der Durchschnitt der Befragten. Dennoch überwiegt auch unter ihnen
sehr deutlich eine positive Grundhaltung gegenüber der Organspende. Ebenfalls ist
festzustellen, dass die Befragten, die sich schon intensiver mit dem Thema
auseinandergesetzt haben, im allgemeinen einer Organspende erheblich positiver
gegenüberstehen als diejenigen, die sich nur wenig oder überhaupt noch nicht mit dem
Thema befasst haben.
Aktive Akzeptanz der Organspende
Was die aktive Akzeptanz der Organspende betrifft, so wären 63 Prozent
grundsätzlich damit einverstanden, dass man ihnen nach ihrem Tod Organe entnimmt.
22 Prozent lehnen dies ab. Einen Vergleich lässt eine Befragung im Auftrag des privaten
Fernsehsenders RTL im Mai 1997 zu: Damals waren 58 Prozent im Falle ihres Todes zur
Organspende bereit und noch 32 Prozent lehnten sie für sich ab. Auch an dieser Stelle
lässt sich wieder feststellen, dass diejenigen Befragten, die sich schon intensiver mit
dem Thema auseinandergesetzt haben, im Durchschnitt deutlich eher zur Organspende bereit
sind als diejenigen, die sich bisher nur wenig oder gar nicht damit befasst haben.
Kenntnis der Stellen, an denen man einen Organspendeausweis erhält
Die Bekanntheit des Organspendeausweises und das Wissen über die Stellen, an denen man
ihn erhalten kann, ist ein wichtiger Indikator dafür, wie intensiv man sich mit der
Thematik auseinandergesetzt hat und gegebenenfalls auch schon einen Ausweis für sich
persönlich ausgefüllt hat. 41 Prozent der Befragten können die Stellen
benennen, an denen es einen Organspendeausweis gibt. Dieser Wert liegt deutlich
höher als 1993. Damals konnten bei einer Befragung im Auftrag der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung nur 30 Prozent der Befragten angeben, wo man sich einen
solchen Ausweis besorgen kann.
Die Arztpraxis gilt mit 44 Prozent als die am häufigsten genannte Anlaufstelle, bei der
ein Organspendeausweis erhältlich ist, gefolgt vom Krankenhaus (35 Prozent), dem
Deutschen Roten Kreuz (DRK) mit 13 Prozent, den Krankenkasse mit 11 Prozent oder der
Apotheke mit 10 Prozent.
Besitz des Organspendeausweises
11 Prozent der befragten Bundesbürger haben einen Organspendeausweis für sich
ausgefüllt - die Westdeutschen dreimal so häufig wie die Bürger in Ostdeutschland.
Vergleichsweise selten geben die älteren Befragten (60 Jahre und älter) sowie diejenigen
mit einem formal niedrigeren Schulabschluss an, über einen solchen Ausweis zu verfügen.
Auch bei dieser Frage ist eine positive Korrelation zwischen der Auseinandersetzung mit
dem Thema und dem Besitz eines Organspendeausweises festzustellen.
Präferierte Ansprechpartner
Als potentieller Ansprechpartner zu Fragen rund um das Thema Organspende liegt der Arzt
in der Präferenz der Befragten an erster Stelle mit 61 Prozent. 33 Prozent
würden am ehesten das Gespräch mit einem Angehörigen oder dem Partner suchen. 10
Prozent würden sich in diesem Fall an Freunde wenden. Für 5 Prozent kämen am ehesten
Experten in einer Beratungsstelle, für 2 Prozent Geistliche, für 2 Prozent Mitarbeiter
des DRK und für 1 Prozent ihr Apotheker als Ansprechpartner in Frage.
Interessante Unterschiede zeigen sich bei der Aufschlüsselung nach dem Alter der
Befragten. So rangiert der Arzt als Ansprechpartner zwar auch bei den Jüngeren ganz oben,
wird aber insgesamt von dieser Altersgruppe deutlich seltener genannt als von den über
30-jährigen.
Bei den jüngeren Befragten kommt dem Freundeskreis eine vergleichsweise hohe Bedeutung
zu: 19 Prozent von ihnen würden am ehesten das Gespräch mit Freunden suchen, wenn sie
mit jemandem über das Thema Organspende reden wollten.
Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Die Bundeszentrale hat nach dem Transplantationsgesetz den Auftrag, gemeinsam mit anderen
Partnern die Bevölkerung über die Organspende zu informieren. Hierzu hat sie die
Kampagne "Organspende schenkt Leben" entwickelt. Über Plakate, Kino- und
TV-Spots, Broschüren, Informationsmappen sowie das Angebot einer Ausstellung wendet sich
die Bundeszentrale zusammen mit zahlreichen Kooperationspartnern an die Bevölkerung, um
sich mit dem Thema zu beschäftigen und noch zu Lebzeiten eine persönliche Entscheidung
zu treffen
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Pressemitteilung vom 24.02.2000)
Werner Schell (26.8.2000)
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