Kinderunfälle durch Aufklärung oft vermeidbar
Krankenkassen und Ärzteschaft informieren Eltern durch neue Merkblätter
Die Spitzenverbände der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), die Kassenärztliche
Bundesvereinigung (KBV) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ)
setzen sich für die Vermeidung von Unfällen im Kindesalter ein. Die meisten Kinder
verunglücken nicht im Straßenverkehr, sondern zu Hause. Zu den häufigsten
Unfallursachen im Kindesalter gehören Stürze, Ertrinkungs- und Erstickungsgefahren,
Vergiftungen, Verbrühungen und Verbrennungen. Viele der Gefahren, denen kleine Kinder
durch ihr Verhalten ausgesetzt sind, lassen sich durch einfache Maßnahmen beseitigen oder
zumindest entschärfen.
"Oft können Eltern die Gefahren im Vorfeld nicht richtig erkennen. Wirksamer Schutz
vor Unfällen beginnt mit der Vermeidung von potenziellen Gefahren für Kinder in ihrem
unmittelbaren Lebensumfeld", so Dr. Jörg Schriever, Beauftragter
"Kinderunfälle" des BVKJ. Deshalb wollen der Berufsverband der Kinder- und
Jugendärzte e. V., die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Krankenkassen durch
eine bessere Aufklärung und Information der Eltern die Zahl der Unfälle verringern. Der
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. hat mit der Kommission "Unfälle im
Kindesalter" zu diesem Zweck diverse, nach Altersstufen differenzierte Merkblätter
entwickelt, die über Unfallgefahren und ihre Vermeidung in den unterschiedlichen
Altersstufen informieren. Anlässlich jeder Früherkennungsuntersuchung erhalten die
Eltern ein Merkblatt, das sie auf die größten Unfallgefahren im entsprechenden Alter
aufmerksam macht. So ist die häufigste Ursache kindlicher Unfallverletzungen der Sturz
aus der Höhe. Typische Beispiel sind beim Säugling der Sturz vom Wickeltisch, beim
Kleinkind der Sturz vom Balkon oder aus dem Fenster. Die zweithäufigste Unfallursache bei
Kleinkindern bis zu fünf Jahren sind Verbrennungen und Verbrühungen, die beispielsweise
durch den unbeaufsichtigten Umgang des Kindes mit Gartengrill oder Herd entstehen können.
Nach Angaben von Experten sind 60 % aller Unfälle durch vorbeugende Maßnahmen zu
verhindern. Um die Eltern hierbei zu unterstützen, enthalten die neuen Merkblätter
diverse Ratschläge zur Unfallvermeidung und eine spezielle Checkliste. Die Verteilung der
Merkblätter an die Ärzte wird durch die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen)
übernommen. Dazu Dr. Jürgen Bausch, Kinderarzt und Vorstandsmitglied der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung: "Wir Ärzte sorgen dafür, dass in allen Haus-
und Kinderarztpraxen, in denen Kindervorsorgeuntersuchungen durchgeführt werden, diese
wichtigen Hilfen zur Verfügung stehen." Die Druckkosten für die Merkblätter tragen
die Krankenkassen.
Für stationäre Behandlungen unfallverletzter Kinder entstehen jährliche geschätzte
Kosten in Höhe von ca. 1,2 Mrd. DM. Schwere Kinderunfälle bedeuten zudem
außergewöhnliche psychische und auch finanzielle Belastungen für die ganze Familie.
"Jeder vermeidbare Unfall ist ein Unfall zu viel! Die Initiative der Ärzte und
Krankenkassen will Eltern auf die Gefahren im unmittelbaren Lebensumfeld der Kinder
gezielt aufmerksam machen und das Unfallrisiko durch Prävention deutlich
reduzieren", so Rolf Stuppardt, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der
Innungskrankenkassen, "denn in einer älter werdenden Gesellschaft ist das gesunde
Heranwachsen der Kinder eine vorrangige und bedeutsame Aufgabe der Familien und des
Staates. Dafür können wir noch mehr tun."
Quelle: Gemeinsame Presseerklärung
Kassenärztliche Bundesvereinigung, Köln
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
und
Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen
AOK-Bundesverband, Bonn
Bundesverband der Betriebskrankenkassen, Essen
IKK-Bundesverband, Bergisch Gladbach
Bundesknappschaft, Bochum
See-Krankenkasse, Hamburg
Bundesverband der landwirtschaftlichen Krankenkassen, Kassel
Verband der Angestellten-Krankenkassen e. V., Siegburg
AEV - Arbeiter-Ersatzkassen-Verband e. V., Siegburg
Bergisch Gladbach, den 26. April 2000
Federführend für die Veröffentlichung: Bundesverband der
Innungskrankenkassen (IKK-BV).
Werner Schell (29.4.2000)
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