Jahr für Jahr sterben mehr Krebspatienten unter Qualen
-Schmerzmediziner beklagt Kardinalfehler
"Wenn die medizinische Behandlung in Deutschland nicht endlich
verbessert wird, werden jedes Jahr mehr Menschen qualvoll sterben." Darauf weist
Eugen Brysch, Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung, hin. Es gibt
immer mehr Krebspatienten, pro Tag sind es 1000 Neuerkrankungen, davon 55 Prozent nicht
heilbar. Von den jährlich über 200 000 Menschen, die an Krebs sterben, haben mehr als
zwei Drittel während ihres letzten Lebensjahres zum Teil unerträgliche Schmerzen.
"In der Schmerztherapie werden Kardinalfehler begangen", so Professor Eberhard
Klaschik, Palliativmediziner und Stiftungsratsmitglied der Deutschen Hospiz Stiftung.
Dabei gibt es fast immer Möglichkeiten, die letzte Lebensphase menschenwürdig zu
gestalten- durch Palliativmedizin, die moderne medizinische Schmerztherapie.
Deutsche Hospiz Stiftung fordert Abhilfe
"Leider kennen sich viele Ärzte und Pfleger nicht darin aus", bemängelt
Stiftungsrat Klaschik. Hintergrund sind sowohl Mängel in der Ausbildung, als auch in der
Fortbildung. Die Deutsche Hospiz Stiftung mit Sitz in Dortmund fordert seit Jahren
Abhilfe. Bei ihrem Schmerz- und Hospiztelefon unter der Nummer 0231/738073-0 erkundigen
sich immer mehr Betroffene nach Behandlungsmöglichkeiten. Sie bekommen dort Adressen von
Schmerztherapeuten und Hospizdiensten in ihrer Nähe. Viele informieren sich auch über
Patientenverfügungen, für den Fall, dass sie sich eines Tages nicht mehr selbst äußern
können. Mit der Medizinischen Patientenanwaltschaft - der rechtlich abgesicherten
Patientenverfügung - können sie auch eine angemessene Schmerztherapie einfordern.
Nur jeder vierte Schmerzpatient angemessen versorgt
Klaschik: "Schmerzen lassen sich fast immer in den Griff bekommen, wenn man sich mit
stark wirksamen Opioiden wie Morphium auskennt." Er fordert qualifizierte
Palliativdienste in ganz Deutschland und eine bessere Aus- und Fortbildung, insbesondere
an Universitäten und Krankenpflegeschulen. Klaschik spricht von einem "eklatanten
Mangel in der Versorgung unheilbar Kranker". In Deutschland gibt es nur 13 Palliativ-
und Hospizbetten pro Million Einwohner. "Damit ist der Bedarf nur zu einem Viertel
gedeckt."
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Hospiz-Stiftung in Dortmund Nr. 18/00 vom 24.08.2000
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