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Infektionskrankheiten sind auch in Deutschland eine immer wiederkehrende Gefahr für die Gesundheit
Gegen viele Infektionskrankheiten kann man sich vorsorglich schützen

Unterschiedlichste Faktoren wie technischer Fortschritt, Veränderungen in der Umwelt und im Lebensstil, Reisen, stetig wachsende Weltbevölkerung, Armut und kriegerische Auseinandersetzungen führen zum Auftreten neuer Infektionsgefahren sowie zum Wiederaufflammen alter Seuchen und fördern den Ausbruch von Epidemien. In den letzten zwanzig Jahren sind weltweit mindestens 30 neue Infektionskrankheiten bekannt geworden. Neben Aids sind dies andere virale Infektionen wie das Ebola-Fieber oder bakterielle Erkrankungen z.B. durch EHEC. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte in ihrem Weltgesundheitsbericht 1996, daß Infektionskrankheiten für die Weltbevölkerung mehr denn je eine ernsthafte Bedrohung sind. Bis vor wenigen Jahren glaubte man, daß der lange Kampf um die Ausrottung der Infektionskrankheiten fast gewonnen sei. Weltweit gehen die meisten Todesfälle jüngerer Menschen auf das Konto von Infektionskrankheiten, wie der Bericht feststellt. 1995 fielen diesen Erkrankungen weltweit mindestens 17 Millionen Menschen zum Opfer, darunter mehr als 9 Millionen Kinder.

Auch in Deutschland ergibt sich eine veränderte Lage
Zwar haben über die Zeit die Verbesserung der Lebensbedingungen, der hygienischen Verhältnisse, insbesondere der Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser bewirkt, daß ein Teil der Infektionskrankheiten wie Typhus, Paratyphus, Cholera, Ruhr und Hepatitis A in Deutschland heute praktisch verschwunden ist, bzw. weitgehend zurückgedrängt wurde. Durch Entwicklung von Impfstoffen und zuverlässiger Therapien wie der Antibiotikatherapie können bakterielle Erkrankungen wie die Tuberkulose wirksam behandelt werden oder kann viralen Erkrankungen wie Hepatitis A präventiv begegnet werden. Dennoch ist auch die Bundesrepublik Deutschland durch die weltweite Ausbreitung von Infektionskrankheiten gefährdet. Wesentliche Ursachen dafür sind der Wegfall von Grenzen, die verstärkte private und geschäftliche Reiseaktivität vieler Deutscher in immer fernere Gebiete, die Flüchtlings- und Migrantenströme und der Aufenthalt von Menschen in Deutschland aus Ländern, in denen bestimmte Infektionskrankheiten wie z.B. Diphtherie oder Tuberkulose im Gegensatz zu Deutschland endemisch oder stärker verbreitet sind. Während wir von einem Impfschutz gegen Aids, einer Krankheit, an der ca. 2.000 Menschen in Deutschland jährlich sterben, noch weit entfernt sind, besteht gegen Diphtherie, Masern, Mumps, Hepatitis A und B oder Grippe die Möglichkeit der Impfung. An Hepatitis B und deren Folgeerkrankungen versterben jährlich in Deutschland etwa 5.000 Menschen. An Grippe sterben, zumeist im Zusammenhang mit einer schweren Grunderkrankung, 10.000 bis 30.000 Menschen jedes Jahr. Zum Vergleich: 1995 starben 72 Männer und 4 Frauen durch Verkehrsunfälle in der Luftfahrt.

Verstärkung der Prävention ist geboten
Die Analyse der Situation bei alten und neuen Infektionskrankheiten verdeutlicht, daß die Prävention und die Bekämpfung übertragbarer Krankheiten ein gleichgewichtiger Schwerpunkt der staatlichen und der von der Selbstverwaltung getragenen Gesundheitspolitik bleiben muß. Die Bundesregierung legt den Schwerpunkt ihrer Bemühungen insbesondere auf die Verbesserung der epidemiologischen Erkenntnisse und die Stärkung präventiver Maßnahmen. Darum wurde 1994 am Robert Koch-Institut ein infektionsepidemiologischer Bereich geschaffen.
Das Bundes-Seuchengesetz (BSeuchG), das vor 35 Jahren als gesetzliche Grundlage zur Bekämpfung von Seuchengefahren geschaffen wurde, genügt heute teilweise nicht mehr den Anforderungen. Das Bundesministerium für Gesundheit hat deshalb ein neues Infektionsschutzgesetz der Fachöffentlichkeit zur Diskussion gestellt, das sich an der veränderten Situation orientiert. Folgende Zielsetzungen stehen im Vordergrund:

  • Stärkung der Prävention übertragbarer Krankheiten, insbesondere auch durch Schutzimpfungen,
  • Verbesserung der infektionsepidemiologischen Meldesysteme und
  • Schaffung eines nationalen Koordinierungszentrums.

Im Rahmen dieser Zielsetzungen soll das Robert Koch-Institut in Kooperation mit anderen Partnern in der Wissenschaft und im öffentlichen Gesundheitswesen zu einem Leitinstitut für die Erkennung, Überwachung und Prävention von Infektionskrankheiten ausgebaut werden. An Stelle der vielfach ineffizienten Meldewege sollen moderne epidemiologische Instrumente eingeführt und gesetzlich verankert werden. Im Rahmen der Entwicklung eines infektionsepidemiologischen Netzwerkes in der Bundesrepublik wurde das System der krankheitspezifischen Nationalen Referenzzentren und Konsiliarlaboratorien neu strukturiert.

Bei vielen schwerwiegenden Infektionskrankheiten besteht seit langem die Möglichkeit einer wirksamen Prävention in Form von Schutzimpfungen
Das Ziel der WHO, wonach bis zum Jahr 2.000 in Europa keine einheimischen Fälle von Kinderlähmung, Diphtherie, Neugeborenen Tetanus und konnatalen Röteln und bis zum Jahr 2.007 keine Fälle von Masern und Mumps mehr vorkommen sollen, wird nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten Europäischen Union unterstützt. Dieses ehrgeizige Ziel läßt sich nur durch eine hohe Impfbeteiligung und gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten verwirklichen. Die Impfbeteiligung in Deutschland ist, insbesondere bei der Masern/Mumps/Röteln-Impfung der Kinder mit durchschnittlich 50 bis 75% Impfbeteiligung und bei der Diphtherie/Tetanus-Auffrischungsimpfung für Erwachsene (nur 30% sind ausreichend geimpft), dafür zu niedrig. Die Bedeutung spezieller Schutzimpfungen wie gegen Hepatitis A oder Typhus hat sich im Rahmen der Bekämpfung der Seuchengefahr bei den Überschwemmungen an der Oder gezeigt.

Impfbereitschaft muß nachhaltig verbessert werden
Impfungen sind in Deutschland freiwillig. Das Bundesministerium für Gesundheit und die Ärzteschaft sehen gegenwärtig keine Veranlassung für einen Impfzwang. Diese Auffassung wird u.a. durch die vom Bundesministerium für Gesundheit 1995 veranlaßte Untersuchung zum Impfverhalten in der Bundesrepublik gestützt. Die generelle Impfmotivation der deutschen Bevölkerung ist hoch. Nur eine kleine Minderheit von weniger als 5% lehnt, z.T. aus religiösen Gründen, Impfungen ab. Dem in den neuen Ländern nach der Wiedervereinigung beobachteten Rückgang der einst hohen Impfungsraten kann ebenso wie in den alten Ländern durch gemeinsame Anstrengungen der Gesundheitsämter und niedergelassenen Ärzteschaft auf freiwilliger Grundlage begegnet werden. Entscheidend für den erreichbaren Impfschutz ist neben der Impfmotivation die Impforganisation. Je größer der Aufwand ist, um sich oder sein Kind impfen zu lassen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, daß dies auch erfolgt. Eine Schutzimpfung, die einen gezielten und gesonderten Gang zum Arzt erfordert, wird keine hohe Impfbeteiligung erreichen. Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut hat deshalb die meisten Kinderimpfungen zeitlich so plaziert, daß sie in der Regel mit den Kinder-Vorsorgeuntersuchungen zusammenfallen. Die Mehrzahl der Schutzimpfungen in der vertragsärztlichen Versorgung wird auf Grund der bestehenden Impfvereinbarungen von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen. Ausnahmen bilden Impfungen, die ausschließlich anläßlich von Auslandsreisen erfolgen. Grundsätzlich sollte der Arzt/Patienten Kontakt zu einer Überprüfung des Impfstatus genutzt werden. Die Mitimpfung von Begleitpersonen sollte gefördert werden. Gegebenenfalls sollten Vereinbarungen in der Selbstverwaltung angestrebt werden, daß z.B. niedergelassene Kinderärzte Impfungen gegen Polio, Diphtherie und Tetanus an Begleitpersonen durchführen und auch abrechnen können. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat sich bei der Bundesärztekammer dafür eingesetzt, die im Berufsrecht derzeit bestehenden Hindernisse für eine fachgebietsübergreifende Berechtigung zur Durchführung von Schutzimpfungen zu beseitigen. Am 22. August 1997 hat der Vorstand der Bundesärztekammer beschlossen, Wege zu finden, wie über die jetzt bestehenden berufsrechtlichen Regelungen hinaus einem größeren Kreis von Ärzten qualitätsgesicherte Impfungen ermöglicht werden können. Der Nutzen für den Gesundheitsschutz der Allgemeinbevölkerung setzt erst dann ein, wenn eine Impfbeteiligung von je nach Zielkrankheit 80 bis 95% erreicht wird. Nur dadurch können ein sicheres Unterbrechen der Infektionsketten und eine Verhinderung der Zirkulation der Krankheitserreger bewirkt werden. Eine Impfung dient in erster Linie dem eigenen Schutz. Da eine geimpfte Person aber auch als Überträger ausfällt, von ihr also die Krankheit nicht weiterverbreitet werden kann, garantieren hohe Impfungsraten über den Einzelnen hinaus einen Schutz der Allgemeinheit. Hohe Impfbeteiligung führt dazu, daß bestimmte Krankheiten ganz ausgelöscht werden. Bei den Pocken ist dies z.B. weltweit gelungen, bei der Kinderlähmung bereits auf dem amerikanischen Doppelkontinent.

Impfstoffe gehören zu den sichersten Arzneimitteln, die für die Verhütung und Behandlung von Krankheiten des Menschen zur Verfügung stehen
Impfstoffe werden in Deutschland durch das Paul-Ehrlich-Institut, Bundesamt für Sera und Impfstoffe, kontrolliert zugelassen. Ängste vor Impfrisiken sind objektiv nicht gerechtfertigt. Die Ärzte haben hier eine wichtige Beratungsfunktion. Solange die seltenen Impfkomplikationen überbewertet werden, schwere Komplikationen und tödliche Verläufe der verhütbaren Krankheiten, wie z.B. bei Masern, dagegen als naturgegeben hingenommen werden, wird bei einem Teil der Bevölkerung eine nicht begründete Angst vor einzelnen Impfungen bestehen bleiben.
Der Bundesgesundheitsminister, die Bundesärztekammer sowie die Kassenärztliche Bundesvereinigung appellieren gemeinsam an die Bevölkerung, sich bei ihrem Arzt über die Möglichkeiten der Schutzimpfung zu informieren und sich und andere vor Infektionskrankheiten bestmöglich zu schützen (Quelle; Presseinfo des BMG).

Der Appell für Eltern und sonst Sorgeberechtigte:

  • Gefährliche Infektionskrankheiten können durch Schutzimpfungen wirksam verhindert werden. Bei nachlassender Impfbeteiligung kehren überwunden geglaubte Krankheiten zurück!
  • Masern, Mumps und Röteln sowie Kinderlähmung, Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten sind durch Impfungen vermeidbar.
  • Lassen Sie dem Arzt den Impfstatus überprüfen! Denken Sie an den Impfschutz Ihrer Kinder!
  • Holen Sie fehlende Impfungen nach!
  • Lassen Sie sich rechtzeitig im Herbst gegen Grippe impfen! Besonders ältere Menschen und Menschen mit chronischen Grundleiden sind gefährdet!
  • Informieren Sie sich vor Reisen in infektionsgefährdete Gebiete über ausreichenden Impfschutz und andere Vorsorgemaßnahmen.