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Alle Jahre wieder: Grippe und Erkältungskrankheiten
Mit den Herbst- und Wintermonaten beginnt alljährlich auch die Saison
für Erkältungskrankheiten. Überall wird gehustet, geniest und geschnupft und in neun
von zehn Wintern wütet überdies noch eine Grippewelle. Wie gravierend sie verlaufen
kann, hat jüngst die Grippewelle im Winter 1998/99 gezeigt, bei der zumindest in
Großbritannien durch die hohe Zahl der Betroffenen die Kapazität des Gesundheitswesens
seine Grenzen erreichte. Doch warum breiten sich Erkältungskrankheiten gerade im Herbst
und Winter aus?" und vor allem: "Was kann man tun, um nicht krank zu
werden
Ursache dafür, daß Schnupfen, Husten und Halsschmerzen gerade in der Herbst- und
Winterzeit grassieren, ist die feuchtkalte Witterung. Sie beeinträchtigt das
körpereigene Immunsystem. Das macht sich zuerst an den Nasenschleimhäuten bemerkbar, die
anfälliger für Schnupfenviren werden. Ist der Schnupfen erst einmal ausgebrochen,
breitet sich die Erkältung dann meist auch auf Rachen, Hals und Bronchien aus, es
entwickelt sich ein typischer grippaler Infekt.
Eine Erkältung oder grippaler Infekt ist nicht mit einer echten Grippe zu verwechseln. So
werden Erkältungen durch eine Vielzahl verschiedener Viren verursacht. Sie verlaufen
meist harmlos und heilen nach wenigen Tagen auch ohne spezifische Therapie wieder aus.
Allerdings verursachen die Erkältungen sehr lästige Beschwerden, wie wohl jedermann
weiß. Denn Husten, Schnupfen und Heiserkeit und auch die damit einhergehenden allgemeinen
Symptome wie Müdigkeit und Konzentrationsschwäche können den Körper so
beeinträchtigen, daß an Arbeit nicht mehr zu denken ist und das Bett gehütet werden
muß.
Dann können rezeptfrei in der Apotheke erhältliche Medikamente, Schnupfensprays und
Hustensäfte aber auch spezielle "Grippemittel" helfen, die Beschwerden zu
lindern. Dazu Dr. Dagmar Walluf-Blume, Leiterin des Referats Selbstmedikation im
Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) in Frankfurt: "Vor allem die
verstopfte Nase sollte man behandeln. Denn wenn die Nasennebenhöhlen nicht ausreichend
belüftet werden, besteht die Gefahr einer akuten Nebenhöhlen-Entzündung. Daher muß dem
Patienten das Durchatmen erleichtert werden." Hier eignen sich Medikamente, die die
Atemwege vom Schleim befreien. Ätherische Öle, inhaliert oder auf Brust und Rücken
eingerieben, helfen dabei, den festsitzenden Schleim zu lösen.
Sind jedoch das Nasensekret und der Auswurf beim Husten zähflüssig grün oder gelb, oder
hält ein trockener Husten länger als sieben Tage lang an, ist es notwendig, einen Arzt
hinzuzuziehen. Denn nicht selten bereiten Erkältungsviren den Weg für eine zusätzliche
Infektion mit Bakterien. Diese setzen sich in Stirnhöhle, Rachen oder Lunge fest, wo sie
gefährliche Entzündungen auslösen können. In solchen Fällen ist eine Behandlung mit
Antibiotika erforderlich.
Doch gibt es allgemeine Maßnahmen, mit denen sich der lästigen Erkältung vorbeugen
läßt. Dazu muß die Abwehrkraft gestärkt, das Immunsystem fit gehalten werden. Zur
allgemeinen "Abhärtung" empfehlen Experten wie Dr. Walluf-Blume ein
regelmäßiges "Training" mit abwechselnd kalten und warmen Duschen. Hilfreich
ist auch eine gesunde vitaminreiche Ernährung und gegebenenfalls die zusätzliche
Einnahme bestimmter Vitamine wie dem Vitamin C.
Ganz anders steht es mit der "echte Grippe" (Influenza). Diese wird durch
bestimmte Viren, die Influenzaviren, verursacht und hat einen deutlich schwereren Verlauf.
Neben den Erkältungssymptomen kommt es zu weiteren Krankheitserscheinungen wie hohem
Fieber (über 39 Grad Celsius), erheblichen Gliederschmerzen, Kreislaufstörungen und
einem ausgeprägten Gefühl, "so richtig krank zu sein". Keinesfalls darf die
Virusgrippe als harmlose Erkältung abgetan werden. Das nämlich kann gefährlich werden.
Denn das Influenzavirus schwächt das Immunsystem in hohem Maße. Die Grippe kann dadurch
"Zweitinfektionen" wie der Bronchitis oder der Lungenentzündung den Weg ebenen.
Für Menschen mit ohnehin schwachem Immunsystem aber ist eine solche Zweitinfektionen
unter Umständen lebensgefährlich, betroffen sind vor allem Menschen mit geschwächter
Körperabwehr, also insbesondere solche mit chronischen Erkrankungen sowie Senioren.
Auch bei der Grippe erfolgte die Therapie bisher symptomatisch mit Medikamenten, die das
Fieber senken und die allgemeinen Symptome lindern. Seit kurzem ist mit dem Wirkstoff
Zanamivir zudem erstmals eine spezifische Behandlung möglich, welche gezielt die
Ausbreitung der Viren in den Atemwegen hemmt.
Anders als bei der Erkältung sind auch die vorbeugenden Maßnahmen bei der Grippe, denn
von Wechselduschen und Vitamin C lassen sich Influenza-Viren kaum abschrecken.Doch ist es
möglich, sich durch eine Impfung vor der Grippe zu schützen. Diese Schutzimpfung wird
von den
Krankenkassen gezahlt und vor allem solchen Personen ans Herz gelegt, deren Körper durch
das Alter oder chronische Erkrankungen bereits geschwächt ist.
Zu den Risikogruppen zählen:
-
Personen über 60 Jahre;
-
chronisch Kranke, etwa Patienten mit Herzkreislauf-Erkrankungen,
Nierenleiden, Asthma oder Diabetes;
-
Personen, die Publikumsverkehr ausgesetzt sind, also solchen in
öffentlichen Ämtern oder Behörden sowie Angestellten in Krankenhäusern aber auch Bus-
und Straßenbahn- und Taxifahrer;
-
HIV-Positiven nach Absprache mit dem Arzt;
-
Personen, denen eine immunsuppressive Therapie bevorsteht, bei der die
körpereigene Immunabwehr mit Hilfe von Medikamenten unterdrückt wird, etwa infolge einer
Organtransplantation.
Der Impfschutz muß in jedem Jahr aufgefrischt werden, da sich die
Grippeviren ständig verändern. Um den Impfstoff an jede Grippewelle anzupassen, sammelt
die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Erkrankungsdaten aus allen Ländern der Erde
und gibt dann eine akutelle Impfstoffempfehlung ab. Der Impfstoff für die jeweils
kommende Grippesaison steht in jedem Jahr ab September zur Verfügung. Dies ist auch der
beste Zeitpunkt für eine Grippeschutzimpfung, da das Immunsystem zirka zwei bis drei
Wochen braucht, um den Impfschutz aufzubauen. Solange noch keine akute Infektionsgefahr
besteht, ist eine Impfung aber auch später noch möglich.
Interview mit Dr. Dagmar Walluf-Blume (Dr. Walluf-Blume ist
Apothekerin und Leiterin des Referats Selbstmedikation im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie):
Wie entstehen Erkältungskrankheiten?
Eine Erkältung, der Begriff sagt es schon, hat immer auch etwas mit dem steigenden
Infektionsrisiko infolge von Kälte zu tun. Bei einer Unterkühlung des Organismus werden
die körpereigenen Abwehrkräfte gebremst, woraufhin die Anfälligkeit für Infektionen im
Bereich der Atemwege steigt. Erreger wie Schnupfenviren haben es leichter, sich an den
Schleimhäuten anzusiedeln. Auf diese Besiedelung antwortet die Schleimhaut mit einer
entzündlichen Reaktion, die sich als Schnupfen, Husten oder auch mit Schmerzen äußert.
Gibt es bestimmte Personengruppen, die besonders anfällig für
Erkältungskrankheiten sind?
Im Grunde ist niemand vor einer Erkältung gefeit. Kommen die Erkältungsviren auf die
Schleimhaut, erfolgt meistens eine Infektion. Die Viren werden durch Tröpfchen beim
Niesen oder Sprechen versprüht. Der beste Schutz ist also, sich von Erkrankten fern
halten. Da dies häufig unmöglich ist, hilft auch Hygiene, z.B. Hände waschen, um die
Viren abzuspülen. Ein besonderes Risiko besteht bei Personen, deren Abwehrlage
geschwächt ist. Das ist häufig bei älteren Menschen oder Personen mit chronischen
Erkrankungen der Fall. Und ein weiterer Aspekt: In neueren Untersuchungen hat man
festgestellt, daß auch Streß die Immunlage deutlich verschlechtern kann.
Viele nehmen eine Erkältung auf die leichte Schulter, zumal dann, wenn
kein Fieber auftritt. Muß eine Erkältung grundsätzlich behandelt werden?
Eine Erkältung sollte immer behandelt werden. Die Linderung der Symptome bringt den
Betroffenen erheblich mehr Lebensqualität. Außerdem können mögliche Komplikationen
verhindert werden. Zum Beispiel wird durch Lösung des Sekrets das Abhusten erleichtert
und so verhindert, dass sich Bakterien auf dem Schleim ansiedeln.
Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es?
Gegen Erkältungsbeschwerden helfen eine Vielzahl von Medikamenten, die den Husten lösen,
die Nase frei machen oder den Halsschmerz lindern. Unterstützend eignen sich ätherische
Öle, die inhaliert oder auf Brust und Rücken eingerieben werden, um das Durchatmen und
Abhusten zu erleichtern.
Muss man mit einer Erkältung zum Arzt?
Grundsätzlich läßt sich eine einfache Erkältung ohne Arzt kurieren. Ärztliche Hilfe
sollte bei Symptomen gesucht werden, die über die normalen Erkältungsbeschwerden
hinausgehen, etwa wenn das Nasensekret oder der Auswurf beim Husten zähflüssig gelb oder
grün ist. Dies ist immer ein Hinweis darauf, daß sich auch eine bakterielle Erkrankung
hinter der Erkältung verbirgt. Ein weiteres Alarmsignal sind Kopfschmerzen, die sich beim
Bücken verstärken. Hier besteht der Verdacht auf eine akute
Nasennebenhöhlen-Entzündung. Ein Arzt sollte aber auch dann aufgesucht werden, wenn ein
trockener Husten länger als sieben Tage anhält oder ein Husten mit Auswurf länger als
14 Tage besteht. Nur so kann ausgeschlossen werden, daß sich eine Infektion im Bereich
der tiefen Atemwege festsetzt. Hohes Fieber, Kreislaufschwäche und Abgeschlagenheit
können zudem Symptome einer echten Virusgrippe sein, die immer in ärztliche Behandlung
gehört.
Wie kann man gegen Erkältungen vorbeugen?
Es gibt unterschiedliche Maßnahmen. Wichtig ist vor allem, daß die körpereigenen
Abwehrkräfte gestärkt werden, um die Anfälligkeit für Erkältungen so gering wie
möglich zu halten. Eine gewisse Abhärtung läßt sich durch regelmäßige kalte und
warme Wechselduschen erreichen. Auch bestimmte pflanzliche Substanzen sowie Vitamine und
eine ausgewogene Ernährung mit frischem Obst und Gemüse können das Immunsystem
kräftigen.
Im alltäglichen Sprachgebrauch wird ein grippaler Infekt, also eine
starke Erkältung häufig auch als "Grippe" bezeichnet. Was ist der Unterschied
zwischen einer echten Grippe (Influenza) und einem grippalen Infekt?
Ein grippaler Infekt kann durch die unterschiedlichsten Viren oder Bakterien ausgelöst
werden, während eine Grippe immer durch eine ganz bestimmte Viren-Art hervorgerufen wird.
Diese sogenannten Influenzaviren schwächen das Immunsystem weit mehr als die
Schnupfenviren. Infolge einer Virusgrippe kann es daher zu schlimmen Zweitinfektionen wie
Bronchitis oder Lungenentzündung kommen. Für Menschen mit einem ohnehin schwachen
Immunsystem sind diese Zweitinfektionen unter Umständen lebensgefährlich. Zeichen für
eine Grippe sind hohes Fieber von über 39 Grad Celsius, starke Gliederschmerzen und ein
immer stärkeres Gefühl, krank zu sein.
Wer gehört zu den Risikogruppen für eine Virusgrippe?
Anfällig sind, ebenso wie bei einer Erkältung, vor allem solche Patienten, bei denen
bereits andere Erkrankungen wie Tumorerkrankungen an den Abwehrkräften zehren. Außerdem
gehören Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Asthma oder die chronische Bronchitis,
wie auch Diabetiker und Nierenkranke zur Risikogruppe. Ansteckungsgefährdet sind alle
diejenigen, die häufig mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, beruflich mit viel
Menschen Kontakt haben sowie in Kindergärten oder Schulen arbeiten.
Kann man gegen eine Grippe vorbeugen?
Gegen eine Influenza kommt man mit Wechselduschen und Vitaminen allein nicht an. Wirksamen
Schutz bietet hier die Grippeimpfung, die ich all denjenigen dringend empfehle, die älter
als 60 Jahre sind und natürlich allen anderen, die ein erhöhtes Infektionsrisiko haben.
Allerdings - und das ist wichtig - muß diese Schutzimpfung jedes Jahr erneuert werden,
weil sich die Influenzaviren ständig verändern.
Gibt es Personen, denen Sie von einer Grippeschutzimpfung abraten?
Da die Grippeimpfung im allgemeinen sehr gut verträglich ist, gibt es keinen Grund, von
einer solchen Schutzimpfung abzuraten, es sei denn, es liegt eine spezifische Allergie
gegen den Impfstoff bzw. die Inhaltsstoffe vor.
Was kostet eine Grippeschutzimpfung, wird sie von den Kassen gezahlt?
Die Influenza-Impfung ist eine vergleichsweise preiswerte Impfung. Sie kostet zwischen 16
und 20 Mark und diese Kosten werden von den Krankenkassen übernommen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Impfung?
Der richtige Zeitpunkt für eine Grippeimpfung ist auf jeden Fall frühzeitig im Herbst,
am besten im September. Wenn die Gefahr besteht, daß man sich infiziert hat und die erste
Symptome aufgetreten, sollte auf gar keinen Fall mehr geimpft werden.
Quelle: Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI), Internet http://www.bpi.de
Werner Schell (27.2.2000)
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