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Ärztetag für Stärkung der Palliativmedizin
'Auch unheilbar kranke Menschen können ihr Leben bis zuletzt
als lebenswert empfinden, wenn sie professionell betreut werden, Zuwendung
erfahren und nicht alleine gelassen werden. Durch eine gute Kontrolle der
körperlichen Symptome fassen viele Menschen in solch auswegloser Lage neuen
Lebensmut und Kraft zum Weiterleben.' Darauf hat heute der 106. Deutsche
Ärztetag in Köln hingewiesen.
Köln, 22.05.2003: "Auch unheilbar kranke Menschen
können ihr Leben bis zuletzt als lebenswert empfinden, wenn sie professionell
betreut werden, Zuwendung erfahren und nicht alleine gelassen werden. Durch eine
gute Kontrolle der körperlichen Symptome fassen viele Menschen in solch
auswegloser Lage neuen Lebensmut und Kraft zum Weiterleben." Darauf hat
heute der 106. Deutsche Ärztetag in Köln hingewiesen.
Unter dem Eindruck der Euthanasie-Gesetzgebung in den Niederlanden und Belgien
sprachen sich die Ärzte dafür aus, die Palliativmedizin und Schmerztherapie zu
fördern und zu stärken. Zudem bekräftigten sie ihre Ablehnung der aktiven
Sterbehilfe und Hilfe zur Selbsttötung, die sie als unethisch und unärztlich
betrachten. Dr. Ursula Auerswald, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer,
machte in ihrer Rede darauf aufmerksam, dass es in Deutschland sowohl in der
Bevölkerung als auch innerhalb der Ärzteschaft eine Tendenz gibt, aktiver
Sterbehilfe zuzustimmen. "Studien belegen, dass dies häufig aus Unkenntnis
über die Möglichkeiten der Palliativmedizin erfolgt", sagte Frau
Auerswald.
Die Erfahrungen der Palliativstationen in Deutschland und in den anderen
Ländern haben gezeigt, dass Palliativmedizin den Patienten Geborgenheit und
Hilfe bietet und neue Maßstäbe in der Betreuung und Versorgung schwerstkranker
Patienten setzt. Der Ärztetag kritisierte allerdings, dass das neue
Vergütungssystem in den Krankenhäusern nach diagnosebezogenen Fallpauschalen (DRG)
die Palliativmedizin nicht sachgerecht abbilden könne und den Betrieb von
Palliativstationen gefährde. Um die hohe Versorgungsqualität Schwerkranker und
Sterbender zu erhalten, forderte der Ärztetag, die DRG-Systematik für den
stationären Bereich zu ändern oder eine Sonderregelung für die adäquate
Finanzierung der Palliativmedizin am Krankenhaus zu finden. "Die Behandlung
und Betreuung von todkranken Menschen muss frei sein von ökonomischen
Erwägungen. Diese Menschen brauchen unser ganzes ärztliches Können, unsere
Zuwendung und Mitmenschlichkeit", erklärte Frau Auerswald.
Der Umgang mit Menschen, für die es keine kurativen Therapien mehr gibt, ist
mit große physischen, psychischen, sozialen und seelischen Belastungen
verbunden - sowohl für die Patienten selbst als auch für die Angehörigen und
die behandelnden Personen. Aus diesem Grund sei es wichtig, eine
Lebensperspektive für Patienten mit einer nicht heilbaren, weit
fortgeschrittenen und fortschreitenden Erkrankung und begrenzter Lebenserwartung
zu entwickeln, befanden die Delegierten.
Auch wenn die Palliativmedizin mit der jüngsten Reform des Medizinstudiums in
die Approbationsordnung aufgenommen wurde, hängt es immer noch vom Engagement
der einzelnen medizinischen Fakultäten ab, ob palliativmedizinische Inhalte
auch prüfungsrelevant sein können. "Obwohl die Palliativmedizin
eindrucksvoll in Bewegung geraten ist, existieren nur zwei Lehrstühle für
Palliativmedizin an den deutschen Universitäten", gab Gastredner Prof. Dr.
Eberhard Klaschik, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin,
in seinem Vortrag zu bedenken. Auch in Zukunft werde vermutlich nur ein kleiner
Teil der Medizinstudenten mit den Grundlagen der Palliativmedizin vertraut
gemacht, befürchten auch die Ärztevertreter. Die Bundesärztekammer fordert
deshalb von der Politik die Anerkennung der Palliativmedizin als
Querschnittsbereich in der Approbationsordnung und mögliches Wahlfach für die
Zulassung zur ärztlichen Prüfung.
Überdies plädierten die Ärztevertreter für eine Auflösung der starren
Trennung von stationärer und ambulanter Behandlung in der Regelversorgung. Nur
so sei es möglich, eine möglichst reibungslose Versorgungskette mit einer
optimalen interdisziplinären und multiprofessionellen Zusammenarbeit
aufzubauen, die Menschen mit schweren und unheilbaren Erkrankungen benötigten.
"Durch die Einbindung ambulanter Palliativdienste als
Unterstützungssysteme für niedergelassene Ärzte, Pflege- und Hospizdienste
könnten statt wie bisher nur 30 Prozent in Zukunft ca. 60 bis 80 Prozent aller
Krebspatienten gut bis zum Tod versorgt zu Hause leben", erläuterte Dr.
Thomas Schindler, Sekretär der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin,
vor dem Ärztetag.
Quelle: Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 22.05.2003
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