Pflege - Patientenrecht & Gesundheitswesen
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Arbeitszufriedenheit bei Pflegekräften sinkt /
Bessere Mitsprachemöglichkeiten dringend erforderlich
Aufgabenvielfalt und Weiterbildungsbedarf im Krankenhaus haben
ebenso zugenommen wie Arbeitstempo, Leistungsdruck und Sorgen um den
Arbeitsplatz. Besonders auffällig: Die Möglichkeiten, Arbeitsabläufe bei der
Pflege mitzugestalten sind deutlich schlechter geworden als noch vor sechs
Jahren. Insgesamt ist die Arbeitszufriedenheit zurückgegangen. Hinzu kommt,
dass Pflegekräfte noch immer überdurchschnittlich stark von Krankheiten und
Gesundheitsstörungen betroffen sind. Dies belegt der Krankenpflegereport 2005,
den die DAK und die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und
Wohlfahrtspflege (BGW) zum zweiten Mal nach 2000 jetzt vorgelegt haben.
Bundesweit wurden 1.300 Krankenschwestern und Pfleger befragt. Der Report wurde
mit Unterstützung des Instituts für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES)
erstellt. Das Institut hat Daten der DAK zur Arbeitsunfähigkeit und der BGW zu
Arbeits- und Wegeunfällen sowie Berufskrankheiten ausgewertet.
„Unsere Untersuchung zeigt, dass der tief greifende
Strukturwandel in den Krankenhäusern für viele Pflegende mit einem Zuwachs an
interessanten Aufgaben und fachlichen Anforderungen verbunden ist. Er geht
jedoch auch mit einer Reihe von negativen Veränderungen einher, die wir mit
Sorge beobachten", fasst Stephan Brandenburg, BGW-Geschäftsführer, die
Ergebnisse zusammen. „Wir haben aber gleichzeitig festgestellt, dass die
Arbeitszufriedenheit von Pflegekräften steigt, wenn sie gut informiert und an
Entscheidungsprozessen beteiligt werden."
Der DAK-Vorstandsvorsitzende Herbert Rebscher betont: „Bei
allen tief greifenden Veränderungen der Kliniken dürfen die Menschen, die dort
arbeiten, nicht vergessen werden. Innovation bei Arbeitsabläufen, ein
optimiertes Stressmanagement und eine Verbesserung der Unternehmenskultur durch
mehr Beteiligung der Beschäftigten sind wichtige Zukunftsaufgaben für die
Krankenhäuser."
Defizite bei der Arbeitszufriedenheit
Mit ihren Arbeitsbedingungen sind Pflegekräfte 2004 teilweise deutlich weniger
zufrieden als noch bei der ersten Befragung 1999. Rund ein Fünftel aller
Befragten hat in den vorangegangenen zwölf Monaten oft bis sehr oft daran
gedacht, den Beruf aufzugeben. 13 Prozent haben überlegt, ob sie in ein anderes
Krankenhaus wechseln. Unzufriedenheit besteht zwar in allen Altersgruppen,
jedoch äußerten sich die älteren Beschäftigten besonders unzufrieden.
Ebenfalls als Belastung empfinden die Befragten den wahrgenommenen Rückgang der
gesellschaftlichen Wertschätzung des Pflegeberufs. Allerdings hat die
Unzufriedenheit bislang nicht zu einer höheren Wechselbereitschaft geführt.
Ein Grund hierfür kann die Einschätzung des Arbeitsmarktes sein. Vor allem bei
Beschäftigten im allgemeinen Pflegedienst und in kleineren Häusern hat die
Sorge um den Verlust des Arbeitsplatzes deutlich zugenommen.
Hohe Arbeitsbelastungen – weniger Mitsprache
Der aktuelle Report belegt die hohen
körperlichen und organisationsbedingten Belastungen, denen Pflegende bei ihrer
Tätigkeit ausgesetzt sind. So gab mehr als ein Drittel der Befragten (38
Prozent) an, sehr oft unter Zeitdruck zu leiden, 29 Prozent haben sehr oft keine
Möglichkeit, Pausen einzulegen. Über ein Viertel aller Befragten leistet
durchschnittlich mehr als 10 Überstunden im Monat, bei den Pflegekräften mit
Leitungsfunktion sind es sogar über 40 Prozent. Unzufriedenheit besteht auch
bei den Beteiligungs- und Mitsprachemöglichkeiten. Sie werden von den Befragten
deutlich schlechter eingestuft als noch 1999. Zwar sind 36 Prozent der Ansicht,
dass die Leitung des Hauses die Anliegen des Pflegepersonals unterstützt. Aber
nur 16 Prozent stimmten zu, dass Beschwerden der Mitarbeiter berücksichtigt
werden (1999: 30 Prozent). Lediglich 24 Prozent fühlen sich zum Einbringen von
Verbesserungsvorschlägen ermutigt (1999: 39 Prozent). Wie wichtig die
Einbindung der Pflegekräfte bei Entscheidungen und Veränderungen ist, zeigt
die Akzeptanz von Qualitätssicherungsmaßnahmen durch die Befragten. So
beurteilen Pflegekräfte die Auswirkungen des Qualitätsmanagements deutlich
positiver, wenn sie darüber in ihrer Abteilung gut informiert wurden. Auch die
innerbetriebliche Kooperation und Koordination zwischen den unterschiedlichen
Abteilungen und Berufsgruppen wird nur von einem Viertel bis einem Drittel
positiv beurteilt. Demgegenüber äußern sich die Pflegekräfte überwiegend
positiv zur sozialen Unterstützung durch Kollegen. Und rund 40 Prozent fühlten
sich auch in der eigenen Arbeit durch ihre Vorgesetzten unterstützt.
Pflegende stark von Veränderungsdruck betroffen
Pflegekräfte sind nicht nur die größte Berufsgruppe im Krankenhaus, sondern
sie zählen auch zu den Hauptbetroffenen von Veränderungen. Viele Befragte
haben im Haus und auf der eigenen Station Rationalisierungs- und
Umstrukturierungsprozesse erfahren. So berichten 63 Prozent von Personalabbau
und 29 Prozent von Zusammenlegungen ihrer Station mit anderen Abteilungen. Einen
Wechsel des Trägers haben 27 Prozent erlebt und einen Bettenabbau 21 Prozent.
Auch hat das Kostenbewusstsein im Krankenhaus aus Sicht der Pflegekräfte
deutlich zugenommen. Für die Befragten macht sich dies in einer deutlichen
Verkürzung der Verweildauer von Patienten bemerkbar. Die Folge ist eine Zunahme
der Pflegeintensität. Es belastet die Pflegenden, dass das Arbeitstempo
ansteigt und körperlich schwere Arbeiten zunehmen. Darüber hinaus weitet sich
der Dokumentations- und Verwaltungsaufwand für die Pflegekräfte deutlich aus.
Erfreulich ist, dass die Befragten diesen Veränderungen aber auch positive
Seiten abgewinnen konnten. So sind zwei Drittel der Meinung, dass eine
sorgfältige Dokumentation zu einer Aufwertung der Pflegetätigkeit insgesamt
beiträgt. Vor allem die Vielfalt der Arbeitsaufgaben, die gestiegenen
Anforderungen an die eigenen fachlichen Fähigkeiten und die damit verbundene
Notwendigkeit, sich weiterzubilden, wurden eindeutig positiv beurteilt.
Weniger Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten
Intensive Anstrengungen bei der Prävention lohnen sich. Das zeigt die
Entwicklung der Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten. Die Auswertung von
Unfallzahlen der BGW für die Beschäftigten von rund 1.300 Allgemein- und
Fachkrankenhäusern aus den Jahren 1998 bis 2004 dokumentiert einen Rückgang
der meldepflichtigen Arbeits- und Wegeunfälle um 8 Prozent in den
Allgemeinkrankenhäusern und 5 Prozent in den Fachkrankenhäusern. Allerdings
sind Pflegekräfte noch immer zusammen mit Beschäftigten des
Hauswirtschaftsdienstes überdurchschnittlich stark unfallgefährdet. Ärzte und
das Verwaltungspersonal erleiden im Vergleich erheblich weniger Unfälle. Die
meisten Arbeitsunfälle passieren nach wie vor durch Stolpern, Stürzen oder
Rutschen. Erheblich zurückgegangen sind dagegen Unfälle mit Kanülen, Spritzen
oder Behandlungsgeräten.
Die Anzahl der angezeigten Berufskrankheiten, vor allem der
Hautkrankheiten, ist insbesondere in den Allgemeinkrankenhäusern ebenfalls
deutlich zurückgegangen. Wurden 1998 pro 1.000 Vollzeitbeschäftigten noch 7,4
Berufskrankheitenanzeigen registriert, waren es 2002 nur noch 4,5 Anzeigen. Im
selben Zeitraum ging die Anzahl der angezeigten Berufskrankheiten in den
Fachkrankenhäusern von 3,4 auf 2,0 Meldungen pro 1.000 Vollzeitbeschäftigte
zurück. Allerdings besteht vor allem bei der Prävention von Haut- und
Wirbelsäulenerkrankungen weiterer Handlungsbedarf.
Erhöhter Krankenstand bei Pflegekräften –
Frauen stärker betroffen
Die DAK-Zahlen zur Arbeitsunfähigkeit zeigen aber auch, dass Pflegekräfte in
stationären Einrichtungen noch immer überdurchschnittlich stark von
Krankheiten und Gesundheitsstörungen betroffen sind. Dabei machen Muskel- und
Skeletterkrankungen allein ein Viertel des Krankenstandes aus. Sie sind somit
Hauptursache für Krankmeldungen. An zweiter Stelle stehen mit rund 17 Prozent
Atemwegserkrankungen. Während bei den Muskel- und Skeletterkrankungen vor allem
die lange Krankheitsdauer von durchschnittlich knapp 20 Tagen zum hohen
Krankenstand beiträgt, ist es bei den Atemwegserkrankungen die hohe Zahl der
Fälle (13,3 Prozent). Weibliche Krankenpflegekräfte weisen mit 4,1 Prozent
einen höheren Krankenstand auf als ihre männlichen Kollegen (3,8 Prozent).
Gründe hierfür sind die häufigen Mehrfachbelastungen von Frauen durch Familie
und Beruf sowie Erkrankungen durch Schwangerschaftskomplikationen. Außerdem
sind Krankenpfleger häufiger in Führungspositionen vertreten. Sie haben
dadurch mehr Möglichkeiten, gesundheitliche Belastungen zu kompensieren.
Insgesamt belief sich 2003 der Krankenstand der DAK-versicherten Beschäftigten
in der stationären Pflege auf 3,9 Prozent. Das entspricht 1.427
krankheitsbedingten Ausfalltagen pro 100 Versichertenjahre. Der Krankenstand der
Pflegekräfte lag damit über dem Gesamtwert aller DAK-Versicherten von 3,5
Prozent für das Jahr 2003. Hierfür sind zwei Faktoren ausschlaggebend.
Einerseits erkrankten insgesamt mehr Personen. Im Jahr 2003 waren 53,8 Prozent
der DAK-versicherten Krankenpflegenden ein oder mehrere Male arbeitsunfähig. Im
DAK-Durchschnitt waren es dagegen nur 45,8 Prozent. Andererseits dauerten die
einzelnen Erkrankungen länger als bei den übrigen DAK-Versicherten. So betrug
die durchschnittliche Dauer einer Erkrankung von Pflegekräften in stationären
Einrichtungen 2003 12,5 Tage, während der DAK-Durchschnitt bei 11,5 Tagen lag.
Quelle: Pressemitteilung vom 29.11.2005 (Langfassung)
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