www.wernerschell.de
Pflege - Patientenrecht
& Gesundheitswesen

www.wernerschell.de

Aktuelles

Forum (Beiträge ab 2021)
Archiviertes Forum

Rechtsalmanach

Pflege

Patientenrecht
Sozialmedizin - Telemedizin
Publikationen
Links
Datenschutz
Impressum

Pro Pflege-Selbsthilfenetzwerk

>> Aktivitäten im Überblick! <<

Besuchen Sie uns auf Facebook

Erste Bundesfachtagung Phase F "Wachkoma und danach ..."

Am 17. November 1999 wurde in Kassel-Wilhelmshöhe die 1. Bundesfachtagung Phase F "Wachkoma und danach..." durchgeführt. 250 Teilnehmer aus Politik, Leistungsträgerschaft, Einrichtungen der neurologischen Rehabilitation sowie Angehörige beschäftigten sich mit dem Thema "Die Langzeitrehabilitation schwer und schwerst schädel-hirngeschädigter Menschen". Die Tagung wurde gemeinsam von der Bundesarbeitsgemeinschaft Phase F (Middelburg und Amberg), der Deutschen Vereinigung für die Rehabilitation Behinderter (Heidelberg), dem Bundesverband Schädel-Hirnpatienten in Not (Amberg), dem KURATORIUM ZNS (Bonn), dem Bundesverband für die Rehabilitation und Interessenvertretung Behinderter (Bonn) sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) durchgeführt (BAR-Info 5/1999).

Anläßlich dieser Veranstaltung wurden trägereinheitliche Standards für die Phase F, die eine angemessene pflegerische, therapeutische und ärztliche Behandlung dieser schwer schädel-hirngeschädigten Menschen ermöglichen, gefordert. Daneben sei eine ausreichende Versorgung im ambulanten und stationären Bereich mit Behandlungsplätzen für Phase F-Patienten sicherzustellen, wobei bei den Einrichtungen und Diensten bestimmte Qualitätsanforderungen zu erfüllen seien. Dringend notwendig seien zudem Regelungen zur Finanzierung der Phase F. Augenblicklich bestünde die Gefahr, daß Angehörige von Schädel-Hirn-Verletzten aufgrund der hohen Zuzahlungen zur Unterbringung der Patienten Sozialhilfe in Anspruch nehmen müßten.

Die Teilnehmer befürworteten Empfehlungen für die Langzeitbehandlung in der Phase F - entsprechend den Phasen B und C der neurologischen Rehabilitation - auf Ebene der BAR trägereinheitlich zu definieren.

Dr. Christian Berringer, persönlicher Referent beim Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Behinderten, stellte das Eckpunktepapier der Koalitionsarbeitsgruppe Behindertenpolitik für ein SGB IX vor. Das SGB IX soll die Integration von Menschen mit Behinderungen voranbringen und enthalte auch für die Phase-F-Patienten maßgebliche Regelungen. Dr. Berringer führte aus, daß sich die Schnittstellenprobleme in der Rehabilitation am besten auf Ebene der Selbstverwaltung der Leistungsträger, insbesondere der BAR, lösen lassen. Notwendig seien hierfür gemeinsame Qualitätsstrukturen der Rehaträger, diese könnten in einer gestärkten BAR festgelegt werden. Auf Ebene der BAR seien auch die Rahmenbedingungen eines Konzeptes für die Phase F trägereinheitlich festzulegen.

Herbert W. Hüppe, MdB, Mitglied des Bundestagsausschusses für Gesundheit, stellte das Recht auf Leben für Wachkomapatienten dar und zog hieraus Schlußfolgerungen für den Handlungsauftrag der Gesundheitspolitik. Hüppe sprach sich gegen die Unterzeichnung der Bioethik-Konvention aus, da diese viele Gefahren berge. So werde z.B. zwischen "Menschen" und "Personen" unterschieden. Die Definition dessen, wer als "Mensch" oder als "Person" anzusehen sei, wird in den einzelnen Mitgliedsländern der EU unterschiedlich ausgelegt. Hüppe wandte sich gegen die Erlaubnis von Versuchen an nicht einwilligungsfähigen Personen. "Wachkomapatienten sind keine Sterbenden. Wachkomapatienten sind Langzeitkranke."

Als Konsequenz an die Politik hält Hüppe die Klärung der Finanzierung der Phase F-Unterbringung für dringend erforderlich. Die ausreichende Versorgung mit qualifizierten Phase-F-Einrichtungen müsse sichergestellt werden. Um eine individuell bestmögliche Versorgung zu gewährleisten, müsse die Wahlmöglichkeit für ein stationäres oder ambulantes Angebot für Phase-F-Patienten gegeben sein.

Armin Nentwig, MdL, Vorsitzender des Bundesverbandes Schädel-Hirnpatienten in Not, führte aus, daß derzeit bundesweit ca. 1.700 Betten für Phase-F-Patienten vorhanden seien. Jährlich würden 40.000 Patienten für 1-2 Wochen ins Koma fallen. 20.000 Patienten verbleiben jährlich 3-4 Wochen im Koma. Ca. 3.000 Wachkomapatienten der Phase F kämen jährlich neu hinzu. Dies führe zu einer bundesweit konstanten Gesamtzahl von ca. 5.000 Wachkomapatienten.

Weitere Informationen: Bundesarbeitsgemeinschaft der Phase F, c/o DRK-Therapiezentrum Middelburg (TZM), Middelburger Str. 1, 23701 Middelburg