Erste Bundesfachtagung Phase F "Wachkoma und danach ..."
Am 17. November 1999 wurde in Kassel-Wilhelmshöhe die 1. Bundesfachtagung
Phase F "Wachkoma und danach..." durchgeführt. 250 Teilnehmer aus Politik,
Leistungsträgerschaft, Einrichtungen der neurologischen Rehabilitation sowie Angehörige
beschäftigten sich mit dem Thema "Die Langzeitrehabilitation schwer und schwerst
schädel-hirngeschädigter Menschen". Die Tagung wurde gemeinsam von der
Bundesarbeitsgemeinschaft Phase F (Middelburg und Amberg), der Deutschen Vereinigung für
die Rehabilitation Behinderter (Heidelberg), dem Bundesverband Schädel-Hirnpatienten in
Not (Amberg), dem KURATORIUM ZNS (Bonn), dem Bundesverband für die Rehabilitation und
Interessenvertretung Behinderter (Bonn) sowie der Bundesarbeitsgemeinschaft für
Rehabilitation (BAR) durchgeführt (BAR-Info 5/1999).
Anläßlich dieser Veranstaltung wurden trägereinheitliche Standards für die Phase F,
die eine angemessene pflegerische, therapeutische und ärztliche Behandlung dieser schwer
schädel-hirngeschädigten Menschen ermöglichen, gefordert. Daneben sei eine ausreichende
Versorgung im ambulanten und stationären Bereich mit Behandlungsplätzen für Phase
F-Patienten sicherzustellen, wobei bei den Einrichtungen und Diensten bestimmte
Qualitätsanforderungen zu erfüllen seien. Dringend notwendig seien zudem Regelungen zur
Finanzierung der Phase F. Augenblicklich bestünde die Gefahr, daß Angehörige von
Schädel-Hirn-Verletzten aufgrund der hohen Zuzahlungen zur Unterbringung der Patienten
Sozialhilfe in Anspruch nehmen müßten.
Die Teilnehmer befürworteten Empfehlungen für die Langzeitbehandlung in der Phase F -
entsprechend den Phasen B und C der neurologischen Rehabilitation - auf Ebene der BAR
trägereinheitlich zu definieren.
Dr. Christian Berringer, persönlicher Referent beim Beauftragten der
Bundesregierung für die Belange der Behinderten, stellte das Eckpunktepapier der
Koalitionsarbeitsgruppe Behindertenpolitik für ein SGB IX vor. Das SGB IX soll die
Integration von Menschen mit Behinderungen voranbringen und enthalte auch für die
Phase-F-Patienten maßgebliche Regelungen. Dr. Berringer führte aus, daß sich die
Schnittstellenprobleme in der Rehabilitation am besten auf Ebene der Selbstverwaltung der
Leistungsträger, insbesondere der BAR, lösen lassen. Notwendig seien hierfür gemeinsame
Qualitätsstrukturen der Rehaträger, diese könnten in einer gestärkten BAR festgelegt
werden. Auf Ebene der BAR seien auch die Rahmenbedingungen eines Konzeptes für die Phase
F trägereinheitlich festzulegen.
Herbert W. Hüppe, MdB, Mitglied des Bundestagsausschusses für Gesundheit, stellte
das Recht auf Leben für Wachkomapatienten dar und zog hieraus Schlußfolgerungen für den
Handlungsauftrag der Gesundheitspolitik. Hüppe sprach sich gegen die Unterzeichnung der
Bioethik-Konvention aus, da diese viele Gefahren berge. So werde z.B. zwischen
"Menschen" und "Personen" unterschieden. Die Definition dessen, wer
als "Mensch" oder als "Person" anzusehen sei, wird in den einzelnen
Mitgliedsländern der EU unterschiedlich ausgelegt. Hüppe wandte sich gegen die Erlaubnis
von Versuchen an nicht einwilligungsfähigen Personen. "Wachkomapatienten sind keine
Sterbenden. Wachkomapatienten sind Langzeitkranke."
Als Konsequenz an die Politik hält Hüppe die Klärung der Finanzierung der Phase
F-Unterbringung für dringend erforderlich. Die ausreichende Versorgung mit qualifizierten
Phase-F-Einrichtungen müsse sichergestellt werden. Um eine individuell bestmögliche
Versorgung zu gewährleisten, müsse die Wahlmöglichkeit für ein stationäres oder
ambulantes Angebot für Phase-F-Patienten gegeben sein.
Armin Nentwig, MdL, Vorsitzender des Bundesverbandes Schädel-Hirnpatienten in Not,
führte aus, daß derzeit bundesweit ca. 1.700 Betten für Phase-F-Patienten vorhanden
seien. Jährlich würden 40.000 Patienten für 1-2 Wochen ins Koma fallen. 20.000
Patienten verbleiben jährlich 3-4 Wochen im Koma. Ca. 3.000 Wachkomapatienten der Phase F
kämen jährlich neu hinzu. Dies führe zu einer bundesweit konstanten Gesamtzahl von ca.
5.000 Wachkomapatienten.
Weitere Informationen: Bundesarbeitsgemeinschaft der Phase F, c/o
DRK-Therapiezentrum Middelburg (TZM), Middelburger Str. 1, 23701 Middelburg
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