Studie zu Risiken und Nebenwirkungen von
Beipackzetteln
vzbv und AOK präsentieren patientenfreundliche
Beipackzettel des WIdO
03.11.2005 - Lesbare und verständliche
Beipackzettel haben der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) gemeinsam mit
dem AOK-Bundesverband gefordert. Die beiden Organisationen präsentierten in
Berlin eine vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) durchgeführte Studie
zu Arzneimittel-Packungsbeilagen. Das ernüchternde Ergebnis: Die aktuell im
Arzneimittelmarkt befindlichen Gebrauchsinformationen sind weder lesbar noch
verständlich. Nahezu jeder dritte Patient fühlt sich durch die Packungsbeilage
verunsichert. Verantwortlich hierfür sind nach Ansicht des vzbv und der AOK die
Hersteller und die Zulassungsbehörde, die die gesetzlichen Vorgaben zur
Lesbarkeit und Verständlichkeit nicht konsequent umsetzen. Um zu zeigen, wie
ein Beipackzettel verständlich gestaltet werden kann, präsentierten die
Organisationen ein konkretes Beispiel.
"Es gibt nicht nur Risiken und Nebenwirkungen von
Medikamenten, sondern auch von Packungsbeilagen", so vzbv-Vorstand Prof.
Dr. Edda Müller. Um Risiken zu vermeiden, müssten Packungsbeilagen
übersichtlich, lesbar und leicht verständlich sein. Die Studie zeige, dass
Packungsbeilagen diesen Verbraucherbedürfnissen nicht gerecht werden, weil
gesetzliche Vorgaben nicht richtig umgesetzt werden. Verbraucherinnen und
Verbraucher wünschten sich übersichtliche Beipackzettel, die relevante,
konkrete und handlungsorientierte Informationen in einer einfachen Sprache
enthalten. Der vzbv fordert das Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte (BfArM) auf, sich bei der Erstellung und Genehmigung von
Beipackzetteln an seine eigenen Empfehlungen zu halten. Diese schreiben vor:
"Die Informationen seien in einfacher, dem Durchschnittspatienten
verständlichen Sprache abzufassen. Fachwörter sind ins Deutsche zu
übersetzen... Abkürzungen sowie überlange Sätze sollen vermieden
werden." Mit dem vom WIdO vorgeführten Beispiel habe das WIdO den
notwendigen Anschauungsunterricht geliefert.
Dr. Hans Jürgen Ahrens, Vorstandsvorsitzender des
AOK-Bundesverbandes, betont: "Gute Kenntnisse über den individuellen
Nutzen und die Risiken der Anwendung eines Medikaments gehören zu einer
sicheren und auch wirtschaftlichen Arzneimitteltherapie." Ahrens plädiert
dafür, die Qualität der Packungsbeilage mehr ins Blickfeld zu nehmen:
"Die Zulassung eines Medikamentes sollte nur in Kombination mit einem
verständlichen und lesbaren Beipackzettel möglich werden. Dafür müssen
Standards entwickelt und umgesetzt werden", so Ahrens. Das wäre ein
wichtiger Beitrag zu mehr Patientensicherheit im Gesundheitswesen.
Katrin Nink, Projektleiterin im WIdO und Mitautorin der Studie
macht deutlich: "Allein die Menge an verwendeten Fremdwörtern führt zu
Unverständlichkeit und damit zur Verunsicherung der Verbraucher."
Mit Hilfe von Informationsdesignern, professionellen Textern
und medizinischen Experten hat sich das WIdO daher den Beipackzettel eines
handelsüblichen verordnungsstarken Präparats vorgenommen und unter dem
Pseudonym "Clarum" eine Alternative für eine lesbare und
verständliche Packungsbeilage entwickelt. Das Ergebnis: Die Darstellung der
Informationen wurde an den Bedürfnissen der Verbraucher ausgerichtet und der
Text übersichtlicher gestaltet. Die Schriftgröße ist gewachsen, die Textmenge
geschrumpft. Piktogramme und weitere grafische Elemente strukturieren die
Inhalte und heben Warnhinweise hervor. "Damit haben wir gezeigt, dass
lesbare, verständliche und für die Verbraucher nützliche
Arzneimittelinformationen machbar sind", so Helmut Schröder,
Forschungsbereichsleiter im WIdO und Mitautor der Studie.
Schlechte Noten für Beipackzettel - zu viel,
zu unverständlich, zu unübersichtlich
Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) nahm mit
Unterstützung des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) in seiner Studie
unter anderem die Beipackzettel der 100 verordnungsstärksten Arzneimittel unter
die Lupe und ließ diese von 70 gesetzlich Krankenversicherten im Hinblick auf
Lesbarkeit und Verständlichkeit bewerten. Zusätzlich hat das WIdO 1.900
Versicherte über ihre Einstellung zu Packungsbeilagen befragt.
Die Ergebnisse: Einerseits schätzen die befragten Verbraucher
die Gebrauchsinformation in ihrer überwiegenden Mehrheit als wichtige
Informationsquelle zum Arzneimittel ein und lesen sie auch in den allermeisten
Fällen. Gleichzeitig fühlt sich jedoch jeder dritte Verbraucher durch die
Packungsbeilage verunsichert, und 28 Prozent der Befragten geben an, ein
Medikament schon einmal aufgrund der Informationen der Packungsbeilage abgesetzt
oder gar nicht erst genommen zu haben. Insgesamt halten 42 Prozent der
Verbraucher Packungsbeilagen für zu lang, 20 Prozent für unverständlich und
17 Prozent halten die Schriftgröße für zu klein. Keiner der untersuchten
Beipackzettel hatte die geforderte Mindestschriftgröße von acht Punkt Didot.
Auch war über ein Viertel der Fremdwörter nicht übersetzt.
Die Studie "Zu Risiken und Nebenwirkungen Lesen Sie die
Packungsbeilage?" (138 Seiten, 13 Euro) können Sie ab 7.November 2005 auf
der Website http://www.wido.de bestellen.
Quelle: Pressemitteilung der Verbraucherzentrale Bundesverband vom 3.11.2005
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