Stress am Arbeitsplatz erkennen und wirksam bekämpfen
Neuer Ratgeber der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Psychische Belastungen, die zu Stress führen können, nehmen in der heutigen
Arbeitswelt zu. Vermeidbares Leid für die Beschäftigten sowie Kosten in Milliardenhöhe
für Unternehmen und Staat sind die Folgen.
Als häufigste Stressfaktoren werden von Arbeitnehmern Zeit- und Leistungsdruck, zuviel
Arbeit, Doppelbelastung durch Beruf und Haushalt und die Angst vor Arbeitsplatzverlust
genannt. Aber auch Probleme mit Vorgesetzten und Kollegen oder die unzureichende
Vorbereitung auf die Einführung neuer Arbeitsmethoden sind häufig Ursachen für Stress
am Arbeitsplatz.
Ständige Überforderung führt zu chronischem Stress. Dann kommt es zu
Gesundheitsbeschwerden, zu einer allgemeinen Schwächung des Immunsystems mit erhöhter
Anfälligkeit für Infektionskrankheiten oder Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems mit
erhöhtem Herzinfarkt-Risiko.
Als Handlungshilfe gegen Stress am Arbeitsplatz hat die Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin (BAuA) für Fachleute für Arbeitsplanung und Arbeitsgestaltung,
Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Führungskräfte, Betriebsärzte,
Arbeitnehmervertreter und Beschäftigte eine neue Broschüre herausgegeben. Zwei Ansätze
zur Minderung von arbeitsbedingtem Stress werden vorgestellt, die im Betrieb zu einem
sinnvollen Stressmanagement kombiniert werden sollten.
Primäre Maßnahmen zur Verminderung oder Vermeidung von Stress bei der Arbeit betreffen
die angemessene Gestaltung der Arbeitsaufgaben, der Arbeitsorganisation und der
Arbeitsumgebung. Beschäftigte müssen für ihre Aufgaben entsprechend qualifiziert werden
und sie benötigen Unterstützung und Rückmeldung durch die Vorgesetzten.
Managementstrategien und Führungsverhalten sind für das Arbeitsklima von entscheidender
Bedeutung. Daneben tragen nach arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen gestaltete
Arbeitsplätze, die neben den Sicherheitsaspekten auch Körperhaltung, Lichtverhältnisse,
Lärmbelastung und Raumklima berücksichtigen, erheblich zur Stressminderung bei.
Nicht als Ersatz für eine gesundheitsgerechte Gestaltung der Arbeitsbedingungen, sondern
als Ergänzung ist der Ansatz zur individuellen Stressbewältigung zu verstehen. Das Ziel
dieser Strategie besteht darin, die Beschäftigten zu unterstützen, ein Gleichgewicht
zwischen den Arbeitsanforderungen und den eigenen Fähigkeiten, Fertigkeiten und
Bedürfnissen herzustellen und aufrecht zu erhalten. Hierzu gehören insbesondere die
bewusste Wahrnehmung von Stress, die Mobilisierung eigener Ressourcen, um beispielsweise
Konflikte konstruktiv bewältigen zu können.
Grundsätzlich muss eine an den Ursachen ansetzende Stressprävention bei allen
Beteiligten im Betrieb Lernprozesse in Gang setzen. Die Beschäftigten selbst sind zu
befähigen, zur Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen als "Experten in eigener
Sache" zu agieren. Dies trifft insbesondere für die neuen, flexiblen Arbeitsformen,
wie Telearbeit, zu, die als besondere Herausforderung für den modernen Arbeits- und
Gesundheitsschutz im 21. Jahrhundert gelten.
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, http://www.baua.de
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