Bevölkerung Deutschlands nimmt von heute 82 Millionen bis zum Jahr 2050 um über 10 Millionen ab
Das Statistische Bundesamt hat am 19. Juli 2000 in Berlin die Ergebnisse
der 9. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung bis zum Jahr 2050 vorgestellt.
Die Bevölkerung in Deutschland wird nach dieser Vorausberechnung
abnehmen. Zugleich wird sich das zahlenmäßige Verhältnis zwischen älteren und
jüngeren Menschen erheblich verschieben. Bei dieser Berechnung sind Zuwanderungen aus dem
Ausland in zwei Varianten berücksichtigt: Variante 1 mit einem langfristigen jährlichen
Zuwanderungsgewinn von 100 000 Personen und Variante 2 mit einem Saldo von 200 000
Personen.
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Heute hat Deutschland etwa 82 Millionen Einwohner. In 50 Jahren werden es - nach den
Annahmen zur Zuwanderung - nur noch 65 (Variante 1) bis 70 Millionen (Variante 2) sein. Zu
dieser Abnahme kommt es, weil in Deutschland - wie in den letzten 3 Jahrzehnten - auch in
den nächsten 5 Jahrzehnten mehr Menschen sterben, als Kinder geboren werden. Sterben
heute 76 000 Menschen mehr, als Kinder zur Welt kommen, so werden es 2050 etwa 640 000
(Variante 2) bis 670 000 (Variante 1) sein. Dies folgt vor allem aus dem geringen
Geburtenniveau in Deutschland.
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Das niedrige Geburtenniveau wird bis zum Jahr 2050 dazu führen, dass die jüngeren
Altersjahrgänge generell (bis etwa zum 50. Lebensjahr) schwächer besetzt sind als die
älteren. Dann werden die Menschen im Alter von 58 bis 63 Jahren zu den am stärksten
besetzten Jahrgängen gehören. Heute sind es die 35- bis 40-jährigen.
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Die damit einhergehende Veränderung der Altersstruktur beschreibt der sogenannte
Altenquotient: Er gibt das Verhältnis der Bevölkerung im Rentenalter zu derjenigen im
Erwerbsalter an. Setzt man die Grenze zwischen beiden Personengruppen bei einem Alter von
60 Jahren an, so kommen heute 40 Personen im Rentenalter (60 Jahre und älter) auf 100
Personen im Erwerbsalter (von 20 bis 59 Jahre). Dieser Quotient wird sich bis zum Jahr
2050 auf 80 (Variante 1) bzw. 75 (Variante 2) erhöhen und somit etwa verdoppeln
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Würde sich die Grenze zwischen Erwerbs- und Rentenalter von 60 auf 65 Jahre
verschieben, steigt der Altenquotient von zur Zeit 25 Personen (von über 64 Jahren) auf
52 (Variante 2) bis 56 (Variante 1) an und verdoppelt sich ebenfalls.
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Das Gewicht der einzelnen Altersgruppen verschiebt sich erheblich: Die 60jährigen und
Älteren stellen heute knapp ein Viertel der Bevölkerung (23 %), im Jahr 2050 wird jeder
Dritte dazu gehören (35,8 %). 1950 war erst jeder Siebte in diesem Alter (14,6 %).
Umgekehrt nimmt der Anteil der jungen Menschen ab: Heute sind 21,3 % der Bevölkerung
Deutschlands jünger als 20 Jahre. 2050 werden es noch 16,3 % sein, 1950 waren es dagegen
30,4 %.
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Bei einer nahezu gleichen Bevölkerungszahl von 69 Millionen im Jahr 1950 und 70
Millionen im Jahr 2050 wird sich der Altersaufbau innerhalb dieses Jahrhunderts umkehren:
Waren 1950 etwa doppelt so viele Menschen unter 20 Jahre wie über 59 Jahre alt, so wird
es 2050 mehr als doppelt so viele ältere als junge Menschen geben
Der 9. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung liegen im einzelnen
folgende Annahmen zugrunde:
Die Geburtenhäufigkeit im früheren Bundesgebiet in Deutschland bleibt
auf dem gegenwärtigen niedrigen Niveau von knapp 1 400 Kindern je 1 000 Frauen. In den
neuen Ländern dürfte sich die noch deutlich geringere Geburtenhäufigkeit bis etwa 2005
an diejenige im Westen Deutschlands angleichen und dann ebenfalls auf diesem Niveau
konstant bleiben. Zur langfristigen Erhaltung der Bevölkerungszahl wären jedoch 2 100
Kinder je 1 000 Frauen erforderlich. Dieses "Bestandserhaltungsniveau" gab es in
Deutschland zuletzt bis Anfang der 70er Jahre.
Die Lebenserwartung nimmt - wie seit Jahrzehnten - weiter zu:
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Bis 2050 wird für das frühere Bundesgebiet ausgehend von 1997 ein Anstieg der
durchschnittlichen Lebenserwartung (eines neugeborenen Kindes) um etwa vier Jahre
angenommen: von 74,4 auf 78,1 Jahre bei Jungen und von 80,5 auf 84,5 Jahre bei Mädchen.
Für die neuen Länder, in denen die Lebenserwartung noch etwas niedriger ist, dürfte sie
entsprechend stärker ansteigen und langfristig die gleichen Werte wie im Westen
Deutschlands erreichen.
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Für einen 60-jährigen Mann wird bis zum Jahr 2050 eine Zunahme der
"ferneren" Lebenserwartung auf 21,6 Jahre (+ 2,7 Jahre gegenüber dem Basiswert
im früheren Bundesgebiet) und für eine gleichaltrige Frau auf 26,7 Jahre (+ 3,5 Jahre)
angenommen.
Bei diesen Annahmen wurde u.a. berücksichtigt, dass in anderen
Industriestaaten bereits heute eine deutlich höhere Lebenserwartung erreicht wird als in
Deutschland.
Für die Außenwanderungen wurden zwei Varianten mit Zuwanderungsüberschüssen berechnet.
In Variante 1 werden sich diese im Zeitraum von 2000 bis 2050 auf ein Volumen von 5,8
Millionen Personen summieren (jährlich etwa 100 000). Nach Variante 2 werden insgesamt
10,2 Millionen (jährlich etwa 200 000) zuwandern. Der größte Teil davon wird auf die
ausländische Bevölkerung entfallen.
Diese Annahmen bestimmen zusammen mit dem gegenwärtigen Altersaufbau den
künftigen Bevölkerungsstand in Deutschland und seine Struktur.
Da der Verlauf der maßgeblichen Einflussgrößen mit zunehmendem Abstand vom
Basiszeitpunkt 1. Januar 1998 immer schwerer vorhersehbar ist, haben solche langfristigen
Rechnungen Modellcharakter. Sie sind bei einem Zeitraum von mehreren Jahrzehnten keine
Prognosen, sondern setzen die oben beschriebenen Annahmen um.
Weitere Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung können im Statistik-Shop des
Internetangebots des Statistischen Bundesamtes (http://www.statistik-bund.de) zum Preis
von 8,- DM abgerufen werden. Die ausführlichen Ergebnisse werden auf einer CD-ROM
(Bestell-Nr. 8722030, 79,- DM) veröffentlicht, die voraussichtlich Ende August erscheint.
Quelle: Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes Nr. 260/00 vom19. Juli 2000
Werner Schell (21.7.2000)
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