Im Jahr 2050 wird jeder Dritte in Deutschland
60 Jahre oder älter sein
WIESBADEN – In Deutschland wird sich das zahlenmäßige
Verhältnis zwischen älteren und jüngeren Menschen in den nächsten
Jahrzehnten erheblich verschieben: Im Jahr 2050 wird – nach der neuesten
Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes – die Hälfte der
Bevölkerung älter als 48 Jahre und ein Drittel 60 Jahre oder älter sein. Auch
die Einwohnerzahl in Deutschland wird – selbst bei den angenommenen
Zuwanderungssalden aus dem Ausland – langfristig abnehmen. Dies berichtete der
Präsident des Statistischen Bundesamtes, Johann Hahlen, heute (6.6.2003) in
Berlin bei der Vorstellung der Ergebnisse der 10. koordinierten
Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes bis zum Jahr 2050.
Derzeit hat Deutschland rund 82,5 Millionen Einwohner. Nach
der "mittleren Variante" der Vorausberechnung, auf die sich die
nachstehenden Ergebnisse beziehen, wird die Bevölkerungszahl nach einem
geringen Anstieg auf 83 Millionen ab dem Jahr 2013 zurückgehen und bis zum Jahr
2050 auf das Niveau des Jahres 1963 (gut 75 Millionen Einwohner) sinken. Der
"mittleren Variante" liegen folgende Annahmen zu Grunde: Konstante
Geburtenhäufigkeit von durchschnittlich 1,4 Kindern pro Frau; Erhöhung der
Lebenserwartung bei Geburt bis zum Jahr 2050 für Jungen auf 81,1 Jahre und für
Mädchen auf 86,6 Jahre und ein jährlicher positiver Wanderungssaldo von rund
200 000 Personen.
Zu einem langfristigen Bevölkerungsrückgang kommt es, weil
in Deutschland – wie schon seit 30 Jahren – auch in den nächsten fünf
Jahrzehnten stets mehr Menschen sterben werden, als Kinder zur Welt kommen.
Wegen des zu unterstellenden anhaltend geringen Geburtenniveaus wird die heutige
jährliche Geburtenzahl von ca. 730 000 auf etwa 560 000 im Jahr 2050
sinken und dann nur noch halb so hoch sein wie die Zahl der jährlich
Gestorbenen, das "Geburtendefizit" wird etwa 580 000 betragen
(2001: 94 000).
Das niedrige Geburtenniveau wird dazu führen, dass die
jüngeren Altersjahrgänge (bis etwa zum 50. Lebensjahr) generell schwächer
besetzt sind als die älteren. Die Zahl der unter 20-Jährigen wird von aktuell
17 Millionen (21% der Bevölkerung) auf 12 Millionen im Jahr 2050 (16%)
zurückgehen. Die Gruppe der mindestens 60-Jährigen wird mehr als doppelt so
groß sein (28 Millionen bzw. 37%). 80 Jahre oder älter werden im Jahr 2050
9,1 Millionen Personen und damit 12% der Bevölkerung sein (2001: 3,2
Millionen bzw. 3,9%).
Der sogenannte Altenquotient zeigt die zu erwartenden
Verschiebungen im Altersaufbau besonders deutlich: Für das derzeitige
tatsächliche durchschnittliche Rentenzugangsalter von 60 Jahren lag er 2001 bei
44, d.h. 100 Menschen im Erwerbsalter (von 20 bis 59 Jahren) standen 44 Personen
im Rentenalter (ab 60 Jahren) gegenüber. Nach der "mittleren
Variante" der Vorausberechnung wird der Altenquotient bis 2050 bis auf 78
steigen. Würden die Menschen nicht mit 60, sondern erst mit 65 Jahren in den
Ruhestand wechseln, ergäbe sich ein deutlich niedrigerer Altenquotient: Für
2050 wäre ein Quotient von 55 gegenüber 78 bei dem Rentenzugangsalter von 60
Jahren zu erwarten.
Die Alterung der deutschen Gesellschaft wird nicht erst in 50
Jahren zu Problemen führen, sondern bereits in den nächsten beiden Jahrzehnten
eine Herausforderung darstellen. Der Altenquotient zeigt die kritische
Beschleunigung der Alterung zwischen 2010 und 2030. Von 2001 bis 2010 erhöht
sich der Altenquotient in der Abgrenzung bei 60 Jahren "nur" von 44
auf 46, steigt dann bis 2020 deutlich auf 55 an und nimmt bis 2030 sprunghaft
auf 71 zu. Danach fallen die Zunahmen nicht mehr so stark aus (2040: 73 und
2050: 78). Eine schlagartige Erhöhung des Altenquotienten zwischen 2020 und
2030 käme auch bei einem tatsächlichen Rentenzugangsalter von 65 Jahren zum
Tragen: Der Altenquotient für 65 Jahre steigt in diesen zehn Jahren von 36 auf
47 und damit mindestens doppelt so schnell wie in den Jahrzehnten davor. Die
Altersstruktur der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, welche hier
entsprechend dem Altenquotienten für 65 Jahre mit 20 und 64 Jahren abgegrenzt
wird, wird insbesondere um das Jahr 2020 von der älteren Generation der 50- bis
64-Jährigen dominiert: mit 19,5 Millionen Menschen wird diese Altersgruppe im
Jahr 2020 39% des Arbeitskräftepotenzials stellen. Zurzeit ist die Generation
der 35- bis 49-Jährigen mit 20 Millionen (38%) die stärkste; sie nimmt bis zum
Jahr 2020 auf 16 Millionen ab.
Die Ergebnisse der 10. Bevölkerungsvorausberechnung beruhen
wesentlich auf dem gegenwärtigen Altersaufbau und auf Annahmen zur
Geburtenhäufigkeit, zur Lebenserwartung sowie zu den Außenwanderungen. Dafür
wurden eine Annahme zur Geburtenhäufigkeit, drei Annahmen zur Entwicklung der
Lebenserwartung und drei zum Wanderungssaldo getroffen, wobei von jährlichen
Wanderungsüberschüssen von etwa 100 000, 200 000 sowie von anfangs
200 000 und ab 2011 von 300 000 Personen ausgegangen wurde. Insgesamt
wurden neun Varianten der Bevölkerungsentwicklung gerechnet.
Weil die Entwicklung der genannten Bestimmungsgrößen mit
zunehmendem Abstand vom Basiszeitpunkt 31.12.2001 immer unsicherer wird, haben
solche langfristigen Rechnungen Modellcharakter. Sie sind für den jeweiligen
Zeitraum von mehreren Jahrzehnten keine Prognosen, sondern setzen die oben
beschriebenen Annahmen um.
Weitere Informationen zu den Annahmen im Einzelnen und zu den
Ergebnissen der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung enthält
die Pressebroschüre "Bevölkerung Deutschlands bis 2050", die unter
www.destatis.de, Pfad: Presse/Presseveranstaltungen, als PDF-Dokument kostenlos
heruntergeladen werden kann. Auf der Web-Seite des Statistischen Bundesamtes ist
außerdem eine animierte Bevölkerungspyramide abrufbar, welche die
Veränderungen im Altersaufbau unserer Bevölkerung in der Zeit von 1950 bis
2050 veranschaulicht.
Quelle: Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 6.
Juni 2003
http://www.destatis.de
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