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NRW-Gesundheitsberufe kritisieren Lücken in der Gesundheitsversorgung

Vor allem alte und chronisch kranke Menschen sind die Leidtragenden des anhaltenden Sparzwangs im Gesundheitswesen. Leistungseinschränkungen in der ambulanten Pflege und in der stationären Altenpflege führen inzwischen zu "erheblichen Nachteilen oder gar Gefährdungen der Betroffenen", sagte Ludger Risse, Sprecher des Pflegerates NRW, am 4. Mai in Düsseldorf.
In Arztpraxis und Krankenhaus zeige sich, dass die zum Jahresbeginn in Kraft getretene Gesundheitsreform 2000 vor allem chronisch kranke und schwerstkranke Menschen treffe und damit "patientenfeindlich und unsozial" sei, so der Präsident der Ärztekammer Nordrhein und der Bundesärztekammer, Professor Dr. Jörg-Dietrich Hoppe.
Aufgrund des Personalmangels in den Kliniken müssen Pflegekräfte häufig entscheiden, ob sie sich um einen frisch operierten oder um einen sterbenden Patienten kümmern, berichtete Risse. "Beides gleichzeitig können sie nicht leisten", meinte er. Im Operationssaal sind Schwestern und Pfleger nach seinen Worten oftmals gezwungen, zwei OP-Säle gleichzeitig zu bedienen, "wohl wissend, dass jedes - eigentlich unnötige - Verlassen des Operationssaales hygienisch kaum vertretbar ist". In der häuslichen Krankenpflege legen Krankenkassen nach Risses Worten die gesetzlichen Bestimmungen viel zu eng aus. Deshalb sei es zum Beispiel vorgekommen, dass eine fachgerechte Pflege von Patienten mit Geschwüren, psychischen Erkrankungen oder chronischer Darmlähmung nicht bewilligt worden sei.
"Das von der Bundesregierung - und von der nordrhein-westfälischen Landesregierung, die federführend für die Gesundheitspolitik der SPD-geführten Länder ist - immer wieder angeführte Argument der Wirtschaftlichkeitsreserven im Krankenhaus und in der ambulanten Praxis darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der fortgesetzte Sparzwang inzwischen unübersehbar zu Lasten der Patienten geht", sagte Hoppe. Nach seinen Angaben sind Menschen, die unter Multipler Sklerose, Schizophrenie oder Alzheimer leiden, vielfach unterversorgt. Neue und besonders wirksame, aber teure Behandlungen würden diesen Patienten häufig versagt.
Hoppe verlangte, dass der Versorgungsbedarf im Gesundheitswesen künftig "patientenorientiert und nicht budgetabhängig" bestimmt wird. Sonst sei - vor allem wegen des rasanten medizinischen Fortschritts - eine moderne Gesundheitsversorgung für breite Schichten der Bevölkerung in Gefahr. Eine verschärfte Rationierung von Gesundheitsleistungen sei unvermeidbar, wenn die Gesundheitspolitik nicht endlich eine Kehrtwende schaffe.
Dem "Bündnis Gesundheit Nordrhein-Westfalen 2000" gehören 33 Organisationen der Gesundheitsberufe in Nordrhein-Westfalen an. Das Bündnis vertritt über 140.000 Mitglieder unmittelbar und repräsentiert die nahezu 800.000 Beschäftigten im nordrhein-westfälischen Gesundheitswesen.

Quelle: Bündnis Gesundheit Nordrhein-Westfalen 2000 (Düsseldorf, 4.5.2000).

Werner Schell (20.5.2000)