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Bürger kritisieren Umgang mit medizinischen
Fehlern
Untersuchung der Universität Witten/Herdecke
nennt Überarbeitung und unzureichende Kommunikation als Ursachen
Fehler geschehen überall. Wenn sie in Kliniken und Arztpraxen
passieren, werden sie oft abgestritten oder gar verschleiert. Das ergibt eine
aktuelle Befragung der Universität Witten/Herdecke (UWH) unter 1017 Bürgern
über die Befragungsplattform 'GesundheitsPanel.de': Danach geben 30 % der
Befragten an, in den letzten zwei Jahren Opfer eines medizinischen Fehlers
geworden zu sein. 75% der Deutschen kritisieren, dass keine ausreichenden
Anstrengungen unternommen würden, medizinische Fehler konsequent zu vermeiden.
16% der Befragten belasten "häufig" Befürchtungen, dass es in ihrer
Behandlung zu Fehlern kommen könnte, weitere 60% der Befragten
"gelegentlich" z.B. in einer konkreten Behandlungssituation.
Befragte, die bereits selber einmal einen medizinischen Fehler am eigenen Leib
erfahren haben, berichten überwiegend, sie fühlten sich in dieser Situation
weder gut informiert noch richtig ernstgenommen. Stattdessen machen viele
Bundesbürger die Erfahrung, dass erhebliche Anstrengungen unternommen würden,
Fehler zu verschleiern und Verantwortung abzustreiten. Über die Hälfte der
Befragten vermutet, dass das Risiko für medizinische Fehler in den letzten zehn
Jahren gestiegen ist. In dieser Einschätzung unterscheiden sich übrigens
Bürger und Mitarbeiter im Gesundheitssystem nicht. Als Hauptursachen für
Fehler werden Überarbeitung, unzureichende Kommunikation mit PatientInnen und
mangelnde Teamarbeit angenommen. Hervorzuheben ist die geringe Tendenz, Fehler
ursächlich der Unachtsamkeit oder Sorglosigkeit der MitarbeiterInnen
zuzuschreiben.
Untersuchungsleiter Dr. David Schwappach, wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Lehrstuhl für Gesundheitspolitik (Prof. Dr. Dr. Christian Köck) der UWH,
spricht nach Auswertung der Ergebnisse von einem "dramatischen Bild, das
uns überrascht hat." Ausdrücklich betont er, es sei explizit nicht Ziel
der Studie gewesen, "Stimmung zu machen. Unser Ziel war es
herauszubekommen, wie BürgerInnen medizinische Fehler beurteilen und welches
Verhalten von MitarbeiterInnen erwartet wird, wenn es zu einem Fehler gekommen
ist." Laut Schwappach zeigen die Bürger "großes Verständnis für
die Arbeitsbelastungen, denen Mitarbeiter, besonders Assistenten in den
Kliniken, ausgesetzt sind. Aber sie erwarten auch, dass Fehler und mögliche
Folgen ehrlich offengelegt werden und mit dem betroffenen Patienten zugewandt
umgegangen wird. Ein Ausdruck des Bedauerns hat hier eine sehr große
Bedeutung." Bleibe dieses Bedauern aus, drohe eine zweite Traumatisierung
der Patienten, so Dr. Schwappach.
In der Studie wurde auch erforscht, unter welchen Bedingungen die Befragten nach
einem Fehler den beteiligten Arzt wechseln, den Fehler melden oder Sanktionen
fordern würden. Sehr deutlich ist, dass das Verhalten und die Kommunikation des
Arztes nach dem Fehler ausschlaggebend ist. Viele Befragte bewerten eine
ehrliche Offenlegung des Fehlers als vertrauensbildend und sind dann bereit, die
Beziehung zum Arzt zu festigen und auf Konsequenzen zu verzichten. Dr.
Schwappach fordert: "Ärzte und medizinisches Personal sollten Patienten
ernstnehmen mit ihren Erfahrung und für einen respektvollen Ausgleich bei
Fehlern sorgen. Gleichzeitig muss innerhalb des deutschen Gesundheitssystems
endlich dafür gesorgt werden, dass Mitarbeiter vor Überlastung geschützt und
bei der Vermeidung von Fehlern unterstützt werden!" Bereitschaftsdienste
in Krankenhäusern müssten endlich als reguläre Arbeitszeit anerkannt werden.
Quelle: Pressemitteilung der Privaten Universität Witten/Herdecke gGmbH vom 04.09.2003
http://www.uni-wh.de
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