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Drogenkonsum in der Techno-Party-Szene: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung stellt neueste Daten zum Ecstasy-Konsum vor - Es bestehen erhebliche Gefährdungspotentiale!

Am 8. Juli 2000 findet in Berlin zum wiederholten Mal die Love-Parade mit mehr als einer Million Teilnehmern - vor allem Jugendliche und junge Erwachsene - statt. Wie in den Jahren zuvor werden auch dieses Mal die meisten TeilnehmerInnen die Musik wie in einem Rauschzustand erleben. Für viele verspricht der Rave aber nicht nur den erwarteten Spaß, sondern stellt in Verbindung mit Drogen ein erhöhtes Risiko dar.
Anlässlich dieser Veranstaltung weist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung deshalb nicht nur auf die gesundheitlichen Risiken wie Überhitzung, akute Herz- und Kreislaufprobleme, insbesondere in Verbindung mit Ecstasykonsum hin. Als besonders besorgniserregend gilt vor allem der Konsum verschiedener Substanzen. Dieser Mischkonsum erhöht die akuten gesundheitlichen Risiken um ein Vielfaches.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat die Entwicklung des Drogenkonsums in der Techno-Party-Szene seit einigen Jahren durch wiederholte Untersuchungen des Sozial-Pädagogischen Instituts (SPI), Berlin, erhoben. So liegen jetzt die Erkenntnisse zweier Studien aus den Jahren 1996 und 1998 vor, deren erstes Untersuchungsziel es war, festzustellen, ob der Konsum von Ecstasy und anderen Party-Drogen über eine Zeit von zwei Jahren aufrecht erhalten wird, oder ob gar ein verstärkter Konsum auch härterer Drogen festzustellen ist.
Zum zweiten konnten im Rahmen dieser Studie die in der Techno-Party-Szene verbreiteten Muster des Drogenkonsums einer genaueren Analyse unterzogen werden. Ziel dabei war es, vor allem den Mischkonsum unterschiedlicher Substanzen zu erfassen. Im Rahmen einer qualitativen Teilstudie wurden dann die subjektiven Begründungen für diese spezifischen Formen des Drogenkonsums untersucht.
Die dritte Fragestellung galt jenen Personen, die innerhalb des Untersuchungszeit- raumes zwischen 1996 und 1998 den Konsum von Ecstasy beendet hatten. Im Hinblick auf die Entwicklung präventiver Programme stand dabei die Frage, welche subjektiven Gründe den Ausstieg aus dem Ecstasykonsum begünstigen, im Vordergrund.
Die wichtigsten Ergebnisse aus der Forschungsarbeit zur Variabilität und Stabilität von Drogenkonsummustern in der Techno-Party-Szene sind:

  • Die untersuchte Gruppe der Techno-Party-Besucher ist zum Zeitpunkt der Nach-befragung im Herbst 1998 deutlich geringer in die Techno-Szene eingebunden als bei der Ersterhebung im Jahr 1996.
  • Die Wahrscheinlichkeit des Konsums von Partydrogen (Ecstasy, Amphetamine) innerhalb des untersuchten Intervalls (1996 - 1998) nimmt ab. Die Verbreitung des Konsums von Cannabis und Kokain dagegen ist in diesem Zeitraum gestiegen.
  • Die Intensität des Drogenkonsums (Frequenz, Anzahl konsumierter Substanzen) nimmt zwischen Erst- und Nachbefragung innerhalb der untersuchten Gruppen ab.
  • Individuelle Veränderungen (Steigerungen/Reduzierungen) beim Drogenkonsums sind erheblich. Innerhalb des Untersuchungszeitraumes machen etwa ein Drittel aller Drogenunerfahrenen mit zumindest einer illegalen Substanz Erfahrung und ebenso viele stellen den Konsum von mindestens einer Droge ein.
  • Wer auf Techno-Parties illegale Drogen konsumiert, betreibt in aller Regel einen Mischkonsum mehrerer Substanzen.
  • Zusätzlich zu Ecstasy ist der Beikonsum von Cannabis am wahrscheinlichsten (65%), gefolgt von Alkohol (56%) und Speed (42,2%). Der zusätzliche Konsum von Kokain (14,8%) und Halluzinogenen (9,4%) ist innerhalb der Party-Kontexte weniger wahrscheinlich.
  • Die subjektiven Gründe für den Mischkonsum von Ecstasy mit Cannabis, Alkohol, Speed, Kokain und Halluzinogenen variieren stark. Szenespezifische Gruppennormen sowie der Wunsch, je nach individueller Befindlichkeit seine Stimmungen beeinflussen zu wollen (z.B. müde/wach werden, durchhalten wollen) liegen den meisten Formen des Mischkonsums zugrunde.
  • Von den ehemaligen Konsumenten sind einige spontan ausgestiegen, andere haben sich eher über einen längeren Zeitraum sukzessiv von dem Suchtmittel gelöst. Die Gründe für den Ausstieg sind dabei folgende:

▶ das Auftreten negativer Erlebnisse
▶ das Nachlassen positiver Erfahrungen
▶ die Unvereinbarkeit des Drogenkonsums mit dem Lebensentwurf
▶ soziale Motive

"Trotz einiger positiver Entwicklungen beim Konsum von Ecstasy und Amphetaminen bleiben erhebliche Gefährdungspotentiale bestehen", erklärt Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. "Aus unseren Untersuchungen über die Techno-Party-Szene ist unstreitig erkennbar, dass diese Zielgruppe einer besonderen Ansprache bedarf. Die Bundeszentrale wird sich deshalb gezielt mit einem Internet-Projekt an Jugendliche und junge Erwachsene wenden, da Besucher der Techno-Party-Szene diese moderne Form der Kommunikation bevorzugt nutzen. Das Internetangebot wird derzeit entwickelt und soll im Frühjahr 2001 online gehen. Es wird Informationen über die einzelnen Substanzen sowie zum Suchtverhalten enthalten. Schulklassen, Projektgruppen und sonstige Initiativen erhalten die Möglichkeit, ihre Präventionsmaßnahmen und Erfahrungen im Netz zu präsentieren. Darüber hinaus wird eine Chat- und Beratungsecke Gelegenheit zur persönlichen Kommunikation bieten, Fragen beantworten und individuelle Hilfestellungen leisten", so Dr. Pott weiter.

Informationsmaterialien:

  • Medienpaket ECSTASY für die Schulklassen 8 bis 13, beinhaltet einen Film und Filmbegleitheft sowie eine Informationsbroschüre. Das Medienpaket kann im Unterricht eingesetzt werden, es richtet sich aber auch an alle, die in der außerschulischen Jugendarbeit tätig sind. Es kann gegen eine Schutzgebühr von 20,-DM bezogen werden. Bestell-Nr. 99 480 000
  • Broschüre Ecstasy - für Eltern und in der Erziehung und Ausbildung tätige Bezugspersonen. Sie ist kostenlos. Bestell-Nr. 33 714 000
  • Prävention des Ecstasykonsums - Empirische Forschungsergebnisse und Leitlinien. Band 5 der Fachheftreihe "Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung. Er ist kostenlos. Bestell-Nr. 60 605 000.

Quelle: Pressemitteilung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln vom 29. Juni 2000 (http://www.bzga.de)

Werner Schell (1.7.2000)