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Altenpflege – Besorgnisse um die Zukunft!
Ergebnisse der ordentlichen Delegiertenversammlung des Deutschen Berufsverbandes für Altenpflege e.V. (DBVA)

Die ordentlichen Delegiertenversammlung des Deutschen Berufsverbandes für Altenpflege e.V. (DBVA) fand in diesem Jahr vom 29.04. bis zum 01.05.2005 in Duisburg statt.

In den Bundesvorstand des DBVA wurde Frau Beate Swoboda aus Berlin nachgewählt. Frau Swoboda ist langjährige Delegierte und Landesvorsitzende des Landesverbandes Berlin des DBVA. Der Bundesvorstand freut sich, mit Frau Swoboda eine kompetente Kollegin mit viel „womenpower" in seinem Kreis zu haben.

Aus berufsständischer und berufspolitischer Sicht äußerten sich die Delegierten aus allen Bundesländern allerdings sehr besorgt um die Zukunft der Altenpflege. Wurde die gegenwärtige Situation im beruflichen Alltag der AltenpflegerInnen stark kritisiert, so sah der Blick in die Zukunft alles andere als rosig aus.

Ausbildung

Die Existenz der Fachschulen und Fachseminare für Altenpflege steht auch 2006 weiterhin in Frage. Ob sich hier die Zahl der Erstausbildungen im Verhältnis zu den Umschülern nach SGB III so entwickeln wird, dass das Auslaufen der Umschulungen nach SGB III zum 31.12.2005 für die Ausbildungsstätten in der Altenpflege keine existentielle Bedrohung mehr darstellt, wurde stark bezweifelt.

Nach Inkrafttreten des Bundesaltenpflegegesetzes zum 01.08.2003 ist in einigen Bundesländern ein starker Rückgang von Praktikumsplätzen festzustellen. Vielerorten mussten deshalb Bewerber auf einen Ausbildungsplatz abgewiesen werden.

Eine generalisierte Ausbildung lehnt der DBVA weiterhin ab. Von der Spezialisierung zur Generalisierung kann nur eine Qualitätsminderung bei steigenden Kosten für die Ausbildung erwartet werden.

Beruflicher Alltag

Der Berufsalltag von AltenpflegerInnen wurde in physischer und psychischer Hinsicht insgesamt als stark belastend beschrieben. Insbesondere wurde vermehrt von Verschlechterung der Arbeitsplatzbedingungen berichtet. Mobbing gehört offenbar zum Berufsalltag, der Krankenstand ist bisweilen besorgniserregend hoch (bis zu 25%!) und die Meldungen von fristlosen Entlassungen nehmen zu.

Angesichts der Schilderungen aus dem beruflichen Alltag der AltenpflegerInnen kann in einer zunehmenden Anzahl von Altenpflegeeinrichtungen keine qualitative, auf die Bedürfnisse der alten Menschen abgestimmte Pflege mehr erwartet werden!

Aufgrund der Entlassungswelle in der Krankenpflege drängen immer mehr Krankenpflegekräfte in die Altenpflege. Es wurde in diesem Zusammenhang über eine Verdrängung von Altenpflegern/-innen zugunsten von Krankenpflegern/-innen und von Benachteiligungen in der Karriereentwicklung von Altenpflegekräften berichtet.

Verantwortlich für diese – allerdings aus unserer Sicht zeitlich begrenzte - Entwicklung wurde die Pflegeversicherung und die Einführung der DRG’s gemacht. Die Profession Altenpflege mit ihrem Schwerpunkt in der psychosozialen Betreuung alter Menschen wird in der Pflegeversicherung redundant betrachtet, weshalb sich der berufliche Alltag allein auf die abrechenbaren Leistungen kapriziert. Der monetäre Leistungskatalog der Pflegeversicherung verändert mit zunehmendem Kostendruck aufgrund des fehlenden Dynamisierungsfaktors das Bild professioneller Pflege alter Menschen und lässt dieses immer unwirklicher erscheinen, in dem er immer mehr nur behandlungspflegerische Aspekte in den Vordergrund rückt.

Zumindest im Rahmen der Dementenbetreuung ist diese auch volkswirtschaftlich nicht zu verantwortende Fehlentwicklung unstrittig und Reformbedarf an der Pflegeversicherung erkannt worden. Das lässt darauf hoffen, dass die Pflege alter Menschen nicht nur auf ihre Lebenserhaltung degradiert wird. Diese Verwahrungspflege nannte der langjährige Bundesvorsitzende des DBVA, Günter Langkau (gest. 23.10.2002), in den 80er Jahren eine „Sauber, satt und ruhig"-Pflege!

Ausblick

Aufgrund der marodierenden Entwicklungen in der Altenpflege setzt der DBVA auf eine tatsächliche Reform der Pflegeversicherung.

Zu den Themen

>    der Reform der Pflegeversicherung,

>    der Ausbildung von qualifizierten AltenpflegerInnen und

>    der Arbeits- und Lebenswelten

wurden Arbeitskreise eingerichtet, die die Positionen des DBVA vor dem oben geschilderten Hintergrund konkretisieren werden.

Die Ausbildung in der Altenpflege stellt arbeitsmarktpolitisch ein innovatives Potential dar, dem viel mehr Beachtung geschenkt werden muß. Am deutschen Arbeitsmarkt existiert eine starke Nachfrage an examinierten Altenpflegekräften aus dem europäischen Ausland (z.B. Niederlande, Großbritannien, Dänemark) sowie der Schweiz und es gibt europaweit keine Ausbildung zum/r examinierten AltenpflegerIn. Die Profession Altenpflege in ihrer fachlichen und volkswirtschaftlichen Bedeutung ist die Antwort auf die gesellschaftspolitischen Herausforderungen aus der demographischen Entwicklung vieler europäischer Länder. Sie ist in Deutschland innovativ professionalisiert und durch die Wissenschaften Gerontologie und Gerontopsychologie fundiert.

Für die Profession Altenpflege sind EU-Osterweiterung, EU-Dienstleistungsrichtlinie und Arbeitnehmerüberlassungen keine zutreffenden Horrorszenarien, die Profession Altenpflege hat ausreichend Innovationspotential, innerhalb der Europäischen Union zum Exportschlager zu werden!

In Zeiten strukturell-gesellschaftlichen Umbruchs darf sich Deutschland nicht nur auf das „Abschreiben von Anderen" reduzieren. Gerade in solchen Zeiten ist Deutschland angewiesen auf seine innovativ-schöpferische Kraft. Die Profession Altenpflege hat ihren Ursprung in der Zeit des „Wirtschaftwunders Deutschland"!

Quelle: http://www.dbva.de