A oida Mensch
Kaum hat er die Welt
erblickt, steuern andre sein Geschick,
Es kamen Kriege, Not und Pein, doch er kämpft für’s Überleben,
für die Familie und das SEIN, für Frieden ist sein ganzes
Streben.
Krieg, Elend und Not, sind sein täglich Brot.
Bomben fallen auf die Stadt, die er als Heimat gewählet hat.
Sirenen heulen, hetzen in den Luftschutzraum, Lebensqualität
– ein irrer Traum.
Schutt und Asche, alles
liegt brach, die Seele weint, Schönheit eine Schmach,
eine Ruine ist sein Lebensraum, zu Essen hat er kaum.
Doch nach dem Krieg er packt mit an, lädt die Trümmer auf
die kleine Bockelbahn,
die bringt Schutt zum Olympiagelände, und das alles mit
seiner Arbeit Hände.
Ganz gleich ob Frau oder
Mann, alle packen ganz einfach mit an,
um die Stadt auf
die Füße zu kriegen, lassen sie ihr eignes Ich auf der Seite
liegen.
So wird Asche und Schutt fortgeschafft, mit der Hände unsrer
alten Menschen Kraft,
langsam zeigt die Stadt wieder Leben, aus der Not ist Tugend
das Streben.
Schneeweißes Haar’,
ergraut in Würde, Falten verschönern der Alten Gesicht,
sie zeichnen ein Leben mit Bürde, ein Leben geprägt von
Treu’ und Pflicht!
Gemeinsamkeit und Zusammenhalt, gilt zum Wohl der Heimatstadt.
Glück und Wohlstand kehren ein, habt Dank – ihr Väter und
Mütterlein!
Doch im Lauf der Jahre
– habt acht, gilt bei den Regierenden nur noch Macht,
zu erhalten Ihre Pfründe voll Gier, vergessen werden die
Alten schier.
Qualitätspflege steht nicht mehr im Vordergrund, so kommen
unsre Alten auf den Hund,
das Atmen wird ihnen schwer gemacht, nur die Profitgier der
Verbände lacht!
Weder Hände werden
gehalten, noch wird er auf die Toilette gebracht,
in Windeln liegt er tags - und auch über Nacht.
Offene Geschwüre „zieren“ seinen Rücken – seine
Glieder durchs Liegen steif,
so vegetiert er dahin mit offenen Wunden – offen auch der
Steiß.
Das Essen wird im Heim
ihm ans Bett gestellt, das ist nun seine Welt.
Ißt er noch allein – hat er Glück gehabt, kann er nicht
mehr – na Gut’ Nacht!
„Pflegenotstand“ heißt das im Fachjargon, es zählt nicht
mal mehr der „Gute Ton“,
der alte Mensch – verachtet, vergessen! - Wer ist er schon?
Der alte Mensch – er zählt
nicht mehr, war auch sein Leben noch so schwer,
vergessen liegt er im Pflegebett, schaut auf die weißen Wände,
vier Minuten Zeit bleiben zum Waschen und Wenden, sein Leben
ist leer,
niemand ist da, der mit ihm spricht und hält im Sterben seine
Hände.
Mit Machtstreben,
Profitgier und anderer Method’
hat der alte Mensch keinen erfüllten friedlichen Tod.
Eine Gesellschaft, die ihre Alten nicht ehrt,
ist keinen Pfifferling wert!
Rosi Hiefinger
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