„Wir brauchen Wutbürger für die Pflege 21“

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

Moderator: WernerSchell

Antworten
Lutz Barth
phpBB God
Beiträge: 1148
Registriert: 26.12.2007, 10:05
Kontaktdaten:

„Wir brauchen Wutbürger für die Pflege 21“

Beitrag von Lutz Barth » 31.07.2011, 04:13

Claus Fussek im Interview
Pflegekritiker über Alter und Demenz: „Wir brauchen Wutbürger für die Pflege 21“


v. Stefan Alberti

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung.de v. 26.07.11 >>> http://www.noz.de/deutschland-und-welt/ ... -pflege-21 <<< (html)
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

Nursing-Neuss
Full Member
Beiträge: 126
Registriert: 27.09.2008, 12:28

Wutbürger für die Pflege

Beitrag von Nursing-Neuss » 31.07.2011, 10:45

Hallo Forum!

dass sich die BürgerInnen mehr für die Pflege und die Auflösung der sattsam bekannten Probleme interessieren und einsetzen sollten, ist eigentlich überfällig. Dass jetzt auch C.F. darauf kommt, zeigt, dass er offensichtlich lernfähig ist:
viewtopic.php?t=16150
Nach den unten angefügten Zitaten wurde über das Wutbürgertum bereits geschrieben.
Allerdings vermisse ich von Seiten so mancher Kritiker die konstruktiven Vorschläge für eine bessere Pflege und für die überfällige umfassende Pflegereform. Kritiker sollten m.E. endlich begreifen, dass es nicht damit getan sein kann, nur immer wieder auf die Pflege (bzw. die Pflegekräfte) "einzuschlagen", die Zustände zu bejammern. Diejenigen, die etwas verändern wollen, müssen sich zusammen schließen und mit der gebotenen Sachlichkeit auf den Gesetzgeber einwirken, und zwar mit konkreten Vorschlägen.
Ich schlage vor, dass sich alle, die etwas wirklich verändern wollen, auch beim nächsten Pflegetreff am 13.09.2011 in Neuss einfinden. Dann kann - den Vorschlägen von Herrn Schell folgend - weiter Druck gemacht werden:
viewtopic.php?t=14795
viewtopic.php?t=15674
Wir, einige Pflegekräfte, unterstützen Herrn Schell in vielfältiger Weise, halten aber insoweit eine Verbreiterung der "Front" für dringend geboten! – Insoweit hat es hier vor Ort bereits viele Gespräche gegeben.
Wir haben nicht mehr viel Zeit für das "Rauslassen der Wut". Wenn der notwendige Druck der Pflegekritik nicht bald mächtig genug aufgebaut wird, werden die Politiker ohne die "Betroffenen" eine Reform basteln und entscheiden. - Und dann geht wahrscheinlich das Jammern weiter !?

Liebe Grüße
Nursing Neuss


Wutbürger für die Pflege - siehe dazu im Forum:
viewtopic.php?t=15245&highlight=wutb%FCrger

KPH Neuss am 26.12.2010:
"WutbürgerInnen"
wünsche ich mir für die Verbesserung der Pflege-Rahmenbedingungen, bei der Bekämpfung des Pflegenotstandes ....
Da sehe ich leider kaum eine Bürgerstimme, die sich argumentierend und konstruktiv zu Wort meldet. Ich lese leider nur die Jammerberichte und Anklagen.
Wer sich im Sinne einer Verbesserung der Pflege einbringen will, ist z.B. bei den Neusser Pflegetreffs willkommen. Dort ist eine gute Plattform entstanden, Unmut, auch im Besein von Politikern, los zu werden.

Anja Jansen am 29.12.2010:
ich sehe es auch so, dass die Politiker "meilenweit" von den BürgerInnen entfernt sind. Sie diskutieren und entscheiden über die wirklichen Bedürfnisse des Volkes hinweg. Politik wird nur noch in kleinen Zirkeln abgestimmt. Die Parlamentarische Demokratie muss m.E. wieder mit Leben erfüllt werden. Der Deutsche Bundestag muss wieder zum Zentrum des Meinungsstreits und der Entscheidungen werden.
Ich denke, dass eine breite Einbeziehung des Volkes gerade bei der anstehenden Pflegereform wichtig ist. Wird es dazu nicht kommen, sind weitere "Wutausbrüche" vorprogrammiert.

Gaby Modig 02.01.2011:
Mit Wut zur Unzeit erreicht man wohl eher nichts. Daher würde ich mir für das begonnene neue Jahr wünschen, dass sich mehr BürgerInnen rechtzeitig in Reformdiskussionen einbringen, ihre Vorstellungen vortragen und Umsetzung einfordern. Das scheint mir vor allem wichtig bezüglich der bereits begonnenen Erörterungen zur Neuordnung der Pflegesysteme. Was in diesem Zusammenhang bislang geschehen ist, kann niemanden befriedigen. Auch die vom BMG abgelieferten Statements sind nicht überzeugend. Daher erscheint mir die BürgerInnen-Meinung gefragt!
Das Pflegesystem muss grundlegend reformiert werden. U.a. ist deutlich mehr Pflegepersonal erforderlich!

Lutz Barth
phpBB God
Beiträge: 1148
Registriert: 26.12.2007, 10:05
Kontaktdaten:

Nachfrage!

Beitrag von Lutz Barth » 31.07.2011, 14:29

Dies provoziert freilich die Nachfrage, unter welchem Zeitpunkt insbesondere die Profession Pflege gewillt ist, endlich den großen Worten entsprechende Taten folgen zu lassen. Wie mir scheint, handelt es sich überwiegend um "Einzelkämpfer", zu denen ohne Frage auch die Herren Fussek und Schell zu zählen sind, die jeweils um gehörige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit nachsuchen.
Wer nun das eigentliche "Sprachrohr" in der Pflege ist, dürfte von untergeordneter Bedeutung sein, zumal es zunächst darauf ankommen dürfte, die breite Basis eines Berufsstandes zu mobilisieren. Hiervon scheint allerdings die Profession der Pflege - wie im Übrigen auch in einigen Diskursen die Ärzteschaft - weit entfernt zu sein.

Insofern glaube ich persönlich nicht, dass sich etwas Entscheidendes ändern wird, mal abgesehen davon, dass wir uns das allgemeine Wehklagen gerade der Gesundheitsberufe durchaus gewöhnt haben.

Die "Engel der Alten" werden es also schwer haben, sich mit ihren Anliegen durchzusetzen und zwar ungeachtet ihres insoweit lobenswerten Engagements. An "konstruktiven Vorschlägen" mangelt es nicht; vielmehr ermangelt es an einer gewissen Entscheidungsfreude, ggf. auch unpopuläre Entscheidungen inhaltlich und vor allem politisch zu vertreten. Wie die ärztlichen Leistungen stehen letztlich auch "Pflegeleistungen" unter einem Finanzierungsvorbehalt und es stellt sich die Frage, wie die Leistungen insgesamt zu finanzieren sind, so dass sie in letzter Konsequenz als auskömmlich und damit als "menschenwürdig" anerkannt werden. Allein das Prädikat "menschenwürdig" entbindet nicht von der sicherlich unangenehmen Last, auch die Fragen der Finanzierung offensiv anzugehen, mal ganz davon abgesehen, dass gerade auch in der Pflege der Begriff der "Menschenwürde" eher zu einer "Sonntagsfloskel" denaturiert worden ist
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

Rauel Kombüchen
phpBB God
Beiträge: 542
Registriert: 15.11.2005, 15:04

Bürgerinnen an Pflege meist nicht interessiert

Beitrag von Rauel Kombüchen » 31.07.2011, 15:49

Lutz Barth hat geschrieben: .... Wer nun das eigentliche "Sprachrohr" in der Pflege ist, dürfte von untergeordneter Bedeutung sein, zumal es zunächst darauf ankommen dürfte, die breite Basis eines Berufsstandes zu mobilisieren. Hiervon scheint allerdings die Profession der Pflege - wie im Übrigen auch in einigen Diskursen die Ärzteschaft - weit entfernt zu sein.
Insofern glaube ich persönlich nicht, dass sich etwas Entscheidendes ändern wird, mal abgesehen davon, dass wir uns das allgemeine Wehklagen gerade der Gesundheitsberufe durchaus gewöhnt haben. ....
Ja, es ist wohl leider so, dass sich vor allem die nichtärztlichen Berufe (Pflegekräfte) nicht oder nur ungenügend um die politischen Belange im Gesundheits- und Pflegesystem bemühen. Sie machen ihren Job und damit fertig. Ärzte sind wenigstens noch so clever, dass sie stets ihr Honorar im Auge haben und gezielt höhere Vergütungen einfordern. Siehe auch:
viewtopic.php?t=15199
In dem o.a. Zeitschriftenartikel ging es aber meiner Einschätzung nach vorwiegend um die Klage, dass sich die Bevölkerung insgesamt nicht für die Pflege interessiert. Die BürgerInnen sorgen sich offensichtlich nur dann um die Pflegethematik, wenn der konkrete "Pflegefall" in der Familien eingetreten ist. Aber nicht vorher und auch meist auch nicht nachhder. Anscheinend wissen das die Politiker und sind ebenfalls nur am Rande an der Pflegethematik interessiert. Mit Pflegereformen gewinnt man, so denken sich unsere Volksvertreter, keine Wahlen. Wahrscheinlich haben sie sogar recht.

Rauel
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

Lutz Barth
phpBB God
Beiträge: 1148
Registriert: 26.12.2007, 10:05
Kontaktdaten:

Politisches, soziales und zivilgesellschaftliches Engagement

Beitrag von Lutz Barth » 31.07.2011, 16:25

Nun, verehrter Herr Kombüchen, es ist in der Tat so, dass sich im Zweifel die Pflegenden nicht hinreichend selbst um ihre Belange kümmern. Andererseits hält sich mein "Mitleid" diesbezüglich in Grenzen, da gerade die Gesundheitsberufe besonders für die "gutbürgerlichen Tugenden" empfänglich sind, ohne hierbei vielleicht auch mal deutlich darauf hinzuweisen, dass ihr Beruf eine Existenzgrundlage ist! Die Berufsverbände tragen insoweit zur "Verklärung" des Berufsstandes mit ihren Botschaften bei, anstatt daran zu erinnern, dass es den beruflich Pflegenden zunächst auch um hinreichend akzeptable Arbeitsbedingungen geht. Von der "Barmherzigkeit" allein lässt sich eine Familie nicht ernähren und da liegt es doch nahe, die Volksweisheit in Erinnerung zu rufen, wonach vielfach das "Hemd näher als die Hose" ist (dies erscheint mir auch legitim zu sein).

Inmitten einer Debatte um die Rahmenbedingungen einer gelingenden Pflege hören wir oft Sonntagsreden gerade auch von den Berufsfunktionären, die m.E. - häufiger als den beruflich Pflegenden lieb sein kann - den Blick für die Realität verloren haben und sich gerne als "Berufspolitiker" präsentieren, freilich ohne konkrete Einflußmöglichkeiten. Hieran wird sich auch nichts ändern, wenn Pflegekammern aus dem Boden gestampft werden, die so überflüssig sein dürften, wie ein Kropf, auch wenn einige Protagonisten in den Kammern das "Heil" erblicken.

Allerdings dürfen wir die "politische Macht" der künftigen Wählergeneration - gerade solche der Hochbetagten - nicht gering schätzen; konservative Lager dürften sich jedenfalls dann ihrer "Stimmen" versichern, wenn es darum geht, jedenfalls auskömmliche Pflegebedingungen in Aussicht zu stellen (auch wenn es nur temporäre Bekenntnisse sind). Auch in Bayern scheint das Konzept für die dort Beschäftigten in der "Pflege" aufzugehen; immerhin plädiert Söder für eine Pflegekammern und da kann er sich sicherlich einiger "Stimmen" gewiss sein. Problematisch wird es nur, wenn anschließend die Profession Pflege feststellt, dass sie "eingemeindet" wurde und sich aufgrund ihres öffentlich-rechtlichen Status ihrer Mobilität begeben hat.

Aber was soll`s: auf einen weiteren Debattierclub kommt es nun wahrlich nicht mehr an.
Wir vertreten nicht immer die herrschende Lehre!

Cornelia Süstersell
Full Member
Beiträge: 116
Registriert: 14.11.2005, 08:53

Pflege geht alle an, ob ung oder alt

Beitrag von Cornelia Süstersell » 02.08.2011, 08:00

Mit Wutbürgern kommen wir nach meiner Meinung nicht weiter. Was da in Stuttgart abläuft, zeigt ja,
dass es weniger um ein konkretes Sachthema unter Achtung demogratischer Regeln geht.
Bezüglich Pflege würde ich mir wünschen, dass die Menschen in dieser Gesellschaft, ob jung oder alt, erkennen,
dass insoweit immenser Regelungsbedarf besteht, und zwar im Interesse aller. Es kann auch nicht darauf ankommen,
was allein eine Berufsgruppe für richtig erachtet
(nebenbei: die Pflegekammer in Bayern wird es ohnehin nicht geben - die FDP ist klar dagegen - basta).

Cornelia
Ich trete für eine menschenwürdige Pflege ein und halte für es zwingend, mehr Pflegepersonal einzustellen.

Antworten