Viele Senioren nehmen falsche Medikamente

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Moderator: WernerSchell

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ProPflege
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Viele Senioren nehmen falsche Medikamente

Beitrag von ProPflege » 07.03.2011, 10:43

Viele Senioren nehmen falsche Medikamente
VON EVA QUADBECK - 07.03.2011
Berlin - Bei der Einnahme von Arzneimitteln haben ältere Menschen häufiger unerwünschte Nebenwirkungen als jüngere. Nach einer Erhebung der Techniker-Krankenkasse (TK) nimmt jeder Sechste über 65-Jährige mindestens ein Medikament, das gefährliche Nebenwirkungen hervorrufen kann. ..... (weiter lesen unter)
http://nachrichten.rp-online.de/titelse ... e-1.443357

Das Thema wird Gegenstand des Neusser Pflegetreffs am 20.04.2011 sein! - Siehe dazu die Informationen unter
viewtopic.php?t=15134

Siehe auch die Texte zum Thema Priscus-Liste und Medikamentenversorgung für Senioren unter
viewtopic.php?t=14576
viewtopic.php?t=6880
viewtopic.php?t=14771
viewtopic.php?t=13375

Arzneimittelsicherheit: Techniker Krankenkasse klärt mit neuem Service auf
http://www.tk.de/tk/pressemitteilungen/ ... ice/275352

Hamburg, 25. Januar 2011. Morgens zwei, mittags eine, abends drei: Pillenalltag für viele Senioren. Sechs verschiedene Medikamente pro Tag nehmen ältere Menschen in Deutschland durchschnittlich ein. Obwohl die über 60-Jährigen nur ein Viertel der Bevölkerung ausmachen, entfallen zwei Drittel aller verschriebenen Arzneimittel auf diese Altersgruppe. Der bunte Pillenmix ist eine tickende Zeitbombe, gerade für die Generation "60 Plus". Der Grund: Besonders Senioren sind anfällig für Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten. Ihre Organe arbeiten nicht mehr so schnell, Wirkstoffe können nicht mehr so gut aufgenommen beziehungsweise abgebaut werden. Mögliche Folgen: Sturzgefahr, Nierenschäden, Magenblutungen. Deswegen hat die Techniker Krankenkasse (TK) jetzt ihren Arzneimittelkontoauszug um einen Service speziell für Senioren erweitert, der auf Medikamente hinweist, die mögliche Neben- oder Wechselwirkungen hervorrufen können.

"Nach einer aktuellen Analyse der TK hat im ersten Halbjahr 2010 jeder sechste über 65-Jährige mindestens ein Medikament erhalten, das gefährliche Nebenwirkungen hervorrufen kann", erklärt Tim Steimle, Apotheker und Fachbereichsleiter Arzneimittel bei der TK. "Um die Therapiesicherheit zu erhöhen, haben wir unseren Arzneimittelkontoauszug-Service TK-ViA deswegen jetzt um einen Hinweis auf die sogenannte 'Priscus-Liste' erweitert. Damit wollen wir informieren, nicht verunsichern. Patienten, die ein entsprechendes Medikament erhalten, sollen es auf keinen Fall eigenmächtig absetzen, sondern stattdessen die weitere Therapie mit ihrem behandelnden Arzt besprechen.“

Diese Liste enthält eine Aufstellung von 83 Arzneimittelwirkstoffen, die für Senioren ab 65 Jahren nur eingeschränkt zu empfehlen sind und deswegen nur nach einer genauen Nutzen-Risiko-Bewertung vom Arzt verordnet werden sollten. Darunter fallen zum Beispiel Medikamente gegen Bluthochdruck, Depressionen und Schmerzmittel. Um die Arzneimitteltherapie von älteren Patienten sicherer zu machen, haben Wissenschaftler im Auftrag des Bundesforschungsministeriums diese Liste erstmalig für Deutschland erstellt. Neben der Aufstellung der Wirkstoffe erläutert die 'Priscus-Liste' die Risiken dieser Medikamente sowie mögliche Therapiealternativen.

Bestellt ein über 65 Jahre alter Versicherter jetzt TK-ViA und seine Übersicht enthält ein 'Priscus-Medikament', wird die entsprechende Verordnungszeile fett hervorgehoben. In einem Begleitbrief informiert die TK zum Thema. Bei Fragen können sich die Versicherten an den telefonischen Beratungsservice TK-ÄrzteZentrum wenden. TK-ViA listet alle verordneten Medikamente der letzten zwei Jahre auf.

Die aktuelle Priscus-Liste ist online abrufbar unter: http://www.priscus.net
TK-Versicherte können TK-ViA telefonisch oder im Internet bestellen: http://www.tk.de

Hinweis für die Redaktionen
Die TK bezieht sich auf den Arzneiverordnungsreport 2010 und aktuelle Daten der Ruhr-Uni Bochum. Dort wurden in einer telefonischen Befragung 2.500 Patienten über 70 Jahren zu ihrem Arzneimittelgebrauch befragt.

Quelle: Pressemitteilung vom 25.01.2011
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Gaby Modig
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Arzneimittelsicherheit - Nebenwirkungen

Beitrag von Gaby Modig » 06.05.2011, 06:46

Ein interessanter Bericht im Deutschen Ärzteblatt vom 05.05.20011:

Professur für Arzneimittel­sicherheit in Hannover
Hannover – Eine Professur für Arzneimittelsicherheit hat die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) eingerichtet. Hintergrund sei, dass fünf Prozent aller Patienten in Deutschland wegen unerwünschter Wirkungen von Arzneimitteln (UAW) ins Krankenhaus aufgenommen würden.
Bei älteren Menschen liege die Rate sogar noch höher. Aber auch während einer stationären Behandlung könne es zu unbeabsichtigten Folgen von Medikamenteneinnahmen kommen. Das wiederum führe häufig zu zusätzlichen Komplikationen, längeren Liegezeiten und auch Todesfällen. „Die Hälfte aller UAW sind vermeidbar“, sagte der neue W2-Professor Dirk Stichtenoth. ....
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... nnover.htm

Hoffentlich werden aus den Erkenntnissen auch bald Konsequenzen gezogen!
G.M.
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

Anja Jansen
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Medikamente - weniger ist oft mehr

Beitrag von Anja Jansen » 07.05.2011, 14:52

Die falsche Arzneimittelgabe wird endlich wissenschaftlich begleitet, untersucht. Das kann man nur begrüßen. Das war überfällig. Ich sehe auch jeden Tag, wie ältere, abhängige, Menschen mit Medikamenten "bedient" werden, die möglicherweise mehr als nebenwirkungsreich, sogar schädlich, sind.
Insoweit müssen wissenschaftliche Erkenntnisse, stets aktuell, neue Wege weisen.
Es bleibt zu wünschen, dass es von der Pharmabranche keine Querschüsse gibt.

Anja
Es ist mehr Aufmerksamkeit für dementiell erkrankte Menschen nötig. Unser Pflegesystem braucht deshalb eine grundlegende Reform!

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