Notfalldienstreform in Westfalen-Lippe - Neue Strukturen

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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Notfalldienstreform in Westfalen-Lippe - Neue Strukturen

Beitrag von Presse » 08.01.2011, 08:01

Siehe zu den nachfolgenden Beiträgen auch
KV-Initiative Pflegeheim:

viewtopic.php?t=14771

Notfalldienstreform in Westfalen-Lippe - Neue Strukturen für
Ärzte und Patienten ab 1. Februar 2011
Neue Notfallnummer erhält zentrale Bedeutung


Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hat den allgemeinen Notfalldienst im Landesteil Westfalen-Lippe neu strukturiert. Startpunkt des reformierten Notfalldienstes, der die Patienten außerhalb der normalen Praxisöffnungszeiten versorgen wird, ist der 1. Februar 2011 (18 Uhr). Ab diesem Datum gelten sowohl für Ärzte als auch Patienten neue und einheitliche Versorgungsstrukturen. Neben der neuen, landesweit gültigen Notfallnummer 0180 - 50 44 100 stehen ab Reformstart insgesamt 67 zentrale Notfallpraxen für die ambulante Notfallversorgung der Bevölkerung zur Verfügung (siehe beigefügte Liste). Darüber hinaus wurden im Zuge der Reform auch die Notfalldienstbezirke landesweit neu geordnet und der Fahrdienst des allgemeinen Notfalldienstes auf eine neue Basis gestellt. So wird der diensthabende Arzt im Fahrdienst künftig von einem Fahrer zu den Notfall-Hausbesuchen gefahren. „Die Notfalldienstreform ist ein Meilenstein in der ambulanten Versorgungsgeschichte Westfalens. Sie bringt für Ärzte und Patienten zahlreiche Vorteile. Ich bin mir sicher, dass die neuen Strukturen nicht nur modern und fortschrittlich, sondern vor allem auch zukunftsfest sind“, sagte der 1. Vorsitzende der KVWL, Dr. Wolfgang-Axel Dryden. Zusammen mit einer Qualitäts- und Professionalitätssteigerung des allgemeinen Notfalldienstes werden die neuen Strukturen insbesondere den Herausforderungen einer abnehmenden Ärztedichte - maßgeblich in ländlichen Regionen - bestmöglich gerecht, so Dryden weiter.

In den reformierten Notfalldienststrukturen wird die neue Notfallnummer (0180 - 50 44 100; 14 ct/Minute aus dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 42 ct/Minute) eine zentrale Rolle einnehmen. Unter dieser Rufnummer erfahren die Anrufer die Adressen und Öffnungszeiten der ihnen nächstgelegenen Notfallpraxen. Zudem werden auch die ärztlichen Hausbesuche innerhalb der Notfalldienstzeiten zukünftig über diese Rufnummer koordiniert. Sollte ein Hausbesuch erforderlich sein, werden die medizinisch geschulten Mitarbeiter der Rufzentrale den Fahrdienst (Arzt + Fahrer), der dem Patienten am nächsten ist, zum Einsatzort leiten.

Der neu organisierte Notfalldienst wird ab 1. Februar 2011 zu den folgenden Zeiten durchgeführt:

werktags von 18 bis 8 Uhr am Folgetag,
Mittwoch- und Freitagnachmittag von 13 bis 8 Uhr am Folgetag sowie
samstags, sonntags und feiertags von 8 bis 8 Uhr am Folgetag.

Ergänzend zum allgemeinen Notfalldienst wird es mit dem Start der neuen Strukturen in ganz Westfalen-Lippe auch drei fachgebundene Notfalldienste geben:

einen augenärztlichen Notfalldienst,
einen HNO-Notfalldienst,
einen kinder- und jugendmedizinischen Notfalldienst.
Auch hier erfahren die Bürger unter 0180 - 50 44 100 an welche Arztpraxis sie sich wenden können.

Die umfassende Reform des ärztlichen Notfalldienstes ist nötig geworden, da viele Ärzte in Westfalen-Lippe bereits heute alltäglich an ihre Leistungsgrenzen bei der Aufrechterhaltung des Notdienstes stoßen. Insbesondere die hohe Dienstfrequenz durch das deutliche Missverhältnis zwischen städtischen und ländlichen Regionen ist häufig untragbar und verschärft dadurch auch die Nachwuchsproblematik zusehends. So ist in Westfalen-Lippe bereits heute jeder vierte Hausarzt über 60 Jahre alt und wird in den kommenden Jahren aus dem aktiven Arbeitsleben scheiden.

Weitere Informationen und Downloadmaterial finden Sie unter
http://www.kvwl.de/notfalldienstreform

Wichtig: Von der Reform des ärztlichen Notfalldienstes ausdrücklich nicht betroffen ist der auf kommunaler Ebene geregelte Rettungsdienst für akute lebensbedrohliche Erkrankungen unter der Rufnummer 112.

Standorte der 67 Notfalldienstpraxen in Westfalen-Lippe:
(in alphabetischer Reihenfolge)

Ahaus, St. Marien-Krankenhaus
Ahlen, St. Franziskus-Hospital
Arnsberg, Marienhospital
Attendorn, St. Barbara Krankenhaus
Bad Berleburg, HELIOS Klinik
Bad Oeynhausen, Mühlenkreiskliniken
Bielefeld, Klinikum Mitte
Bocholt, St. Agnes-Hospital
Bochum, St. Josefs-Hospital
Borken, St. Marien-Hospital
Bottrop, Marienhospital
Brakel, St. Vincenz-Hospital
Brilon, Krankenhaus Maria-Hilf
Bünde, Zentrale Notfallpraxis Bünde (ZNP)
Büren, Notfallpraxis, Eickhoffer Straße 2a
Castrop-Rauxel, St. Rochus Hospital
Coesfeld, St.-Vincenz-Hospital
Datteln, St. Vincenz-Krankenhaus
Detmold, Gesundheitszentrum am Klinikum
Dortmund, Kath.-Krankenhaus-West
Dortmund, Klinikum
Dülmen, Franz-Hospital
Gelsenkirchen-Buer, Bergmannsheil
Gelsenkirchen-Süd, Marienhospital
Gladbeck, St. Barbara-Hospital
Greven, Maria-Josef-Hospital
Gronau, St. Antonius-Hospital
Gütersloh, Klinikum
Hagen, Allgemeines Krankenhaus
Halle, Klinikum Ravensberg
Hamm, St.-Marien-Hospital
Hattingen, Ev. Krankenhaus
Herford, Klinikum
Herne, Ev. Krankenhaus
Höxter, St. Ansgar Krankenhaus
Ibbenbüren, Klinikum
Iserlohn, St. Elisabeth-Hospital
Lemgo, Klinikum Lippe
Lengerich, HELIOS Klinik
Lennestadt, St. Josefs-Hospital
Lippstadt, Dreifaltigkeits-Hospital
im Wechsel mit dem EVK Lippstadt
Lübbecke, Mühlenkreiskliniken
Lüdenscheid, Klinikum
Lüdinghausen, St. Marien-Hospital
Lünen, St.-Marien-Hospital, Röntgenstraße 16
Marl, Paracelsus-Klinik
Marsberg, St.-Marien-Hospital
Minden, Johannes-Wesling Klinikum
Münster, Raphaelsklinik
Oelde, Marienhospital
Olpe, St. Martinus-Hospital
Paderborn, Notfallambulanz, Rathenaustraße 96
Recklinghausen, Prosper-Hospital
Rheine, Mathias-Spital
Schmallenberg, St. Georg Krankenhaus
Schwelm, HELIOS Klinikum
Schwerte, Marienkrankenhaus
Siegen, St. Marien-Krankenhaus
Soest, Notfallpraxis am Riga Ring 20
Steinfurt, Marienhospital
Sundern, Notfallambulanz,
Hauptstraße 46
Unna, Katharinen-Hospital
Warburg, St. Petri-Hospital
Warendorf, Josephs-Hospital
Warstein, Maria Hilf Krankenhaus
Winterberg, St. Franziskus-Hospital
Witten, Marien-Hospital

Quelle: Pressemitteilung vom 06.01.2011
Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe
Körperschaft des öffentlichen Rechts
http://www.kvwl.de/presse/pm/2011/2010_01_06.html

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Notfalldienst in Westfalen-Lippe neu organisiert

Beitrag von Presse » 08.01.2011, 08:03

Notfalldienst in Westfalen-Lippe neu organisiert
Dortmund – Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hat den allgemeinen Notfalldienst in dem Landesteil neu strukturiert. Ab dem 1. Februar, 18 Uhr, gilt die neue gültige Notfallnummer 0180/50 44 100. Für die Versorgung stehen 67 zentrale Notfallpraxen zur Verfügung.

Davon nicht betroffen ist aber der auf kommunaler Ebene geregelte Rettungsdienst für akute lebensbedrohliche Erkrankungen unter der Rufnummer 112. .... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... isiert.htm

zum Thema
Notfalldienstreform
http://www.kvwl.de/notfalldienstreform

WernerSchell
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Medizinische Versorgung in Pflegeeinrichtungen

Beitrag von WernerSchell » 08.01.2011, 08:56

Zum Thema habe ich in einer Mailingliste bereits folgendes Statement abgegeben:

Ich bemühe mich seit geraumer Zeit, die medizinische Versorgung in den Pflegeeinrichtungen zu verbessern. In diesem Zusammenhang konnte ich hier im Rhein-Kreis Neuss die Einsetzung eines entsprechenden Arbeitskreises der Gesundheitskonferenz erreichen. Es hat viele Diskussionen und Briefwechsel gegeben, entscheidende Veränderungen haben sich aber eher nicht eingestellt. Das liegt m.E. zum Teil auch daran, dass sich die Heimträger selbst relevativ passiv verhalten, und dies wohl vorrangig aus Marketinggründen.

Ich habe daher begrüßt, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen der Bundesrepublik Deutschland im vergangenen Jahr eine "KV-Initiative-Pflegeheim" angestoßen haben: viewtopic.php?t=14771
Ich habe diese Initiative aufgegriffen und mit dem Vorstand der KV Nordrhein ein Gespräch geführt, das zum Ergebnis hatte, gemeinsam für eine Verbesserung der medizinischen Versorgung einzutreten. Dazu habe ich beim Neusser Pflegetreff am 16.11.2010 bereits eine Mitarbeiterin der KV Nordrhein hier gehabt. Sie hat kurz über die Initiative informiert. Eine weiterführende Erörterung soll nun beim nächsten Pflegetreff, voraussichtlich am 20.04.2011, folgen. Dazu gibt es erste Informationen unter viewtopic.php?t=15134 Möglicherweise wird am 20.04.2011 u.a. der Patientenbeauftragte der Bundesregierung kommen. Auf jeden Fall soll aber ein Vertreter der KV Nordrhein kommen. Gleichzeitig bin ich bemüht, einen Kassenvertreter für den Pflegetreff zu gewinnen.

Ich denke, dass in den weiteren Erörterungen die beschriebene Notdienstsituation mit erörtert werden soll. Denn wenn schon eine Stärkung der vertragsärztlichen Versorgung gewährleistet werden soll, dann kann nicht gleichzeitig eine Ausweitung des Notdienstes akzeptiert werden. Es muss wohl eher darauf hinauslaufen, eine ständige Einsatzbereitschaft ausreichend engagierter und informierter Kassenärzte zu sichern.

Ich wäre daher auch daran interessiert zu erfahren, wie sich die Versorgungssituationen weiter entwickeln. Nicht zwingend gebotene Krankenhauseinweisungen müssen vermieden werden. Daran müssen übrigens auch die Krankenkassen ein Interesse haben.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
http://www.wernerschell.de
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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PflegeCologne
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Medizinische Versorgung in Pflegeeinrichtungen

Beitrag von PflegeCologne » 08.01.2011, 09:00

Hallo,
danke, dass das Thema Notdienst mit Blick auf die Pflegeeinrichtungen angepackt wird. Der Notdienst muss, wie die gesamte medizinische Versorgung in Pflegeeinrichtungen, bewohner- bzw. patientenfreundlicher gestaltet werden. Die vielfach erfolgenden Krankenhauseinweisungen müssen deutlich reduziert werden, im Interesse der betroffenen Patienten, aber auch aus Kostengründen.
lb. Grüße
Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

KPHNeuss
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Patienteninteresse muss Vorrang haben

Beitrag von KPHNeuss » 08.01.2011, 09:23

Hallo Pflege Cologne,
stimme Dir zu. Die Krankenhauseinweisungen müssen reduziert werden. Daher ist ein enger Kontakt zwischen Hausärzten und Bewohnern wichtig. Notfalldienstärzte greifen schnell zur Einweisung, sie haben in der konkreten Angelegenheit wenig Informationen und wollen nichts falsch machen. Krankenhäuser verdienen auch an solchen Einweisungnen und sind folglich nicht uninteressiert. Heime sehen dem Geschehen gelassen zu, weil sie unter Umständen nicht unfroh darüber sind, meistens am Wochenende oder zu sonst ungünstigen Zeiten einen Bewohner mal "abgeben" zu können. Es spielen hier also viele Erwägungen zusammen. Entscheidend muss aber das Patienteninteresse sein.
Es grüßt KPH Neuss
Für eine uneingeschränkt gute Pflege müssen wir alle eintreten - die Verfassung enthält die entscheidenden Wertegrundsätze: Die Menschenwürde ist unantastbar!

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