Jedes Jahr 40.000 Demenzkranke mehr in Deutschland

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Jedes Jahr 40.000 Demenzkranke mehr in Deutschland

Beitrag von Presse » 04.09.2012, 11:12

Deutsche Alzheimer Gesellschaft veröffentlicht neue Zahlen zur Häufigkeit von Demenzerkrankungen

Jedes Jahr 40.000 Demenzkranke mehr in Deutschland

Berlin, 4. September 2012. In Deutschland leben gegenwärtig mehr als 1,4 Millionen Demenzkranke. Zwei Drittel von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Jahr für Jahr treten fast 300.000 Ersterkrankungen auf. Infolge der demografischen Veränderungen kommt es zu weitaus mehr neuen Erkrankungen als zu Sterbefällen unter den bereits Erkrankten. Deshalb nimmt die Zahl der Demenzkranken kontinuierlich zu. Sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt, wird sich die Zahl der Erkrankten bis zum Jahr 2050 auf etwa 3 Millionen erhöhen. Dies entspricht einem Anstieg der Krankenzahl um 40.000 pro Jahr bzw. um mehr als 100 pro Tag.

Dies sind die wichtigsten Ergebnisse einer Neuberechung der Zahl der Demenzkranken, die Dr. Horst Bickel, Psychiatrische Klinik und Poliklinik der Technischen Universität München, für die Deutsche Alzheimer Gesellschaft vorgenommen hat. Sie sind in ausführlicher Form in dem Informationsblatt „Die Epidemiologie der Demenz“ auf der Internetseite der DAlzG zugänglich.

Heike von Lützau-Hohlbein, 1. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, kommentierte die neuen Zahlen: „Heute gibt es 1,4 Millionen Demenzkranke in Deutschland und 2050 werden es 3 Millionen sein. Dies sind erschreckende Zahlen, die für alle Beteiligten ein Ansporn sein sollten, mehr dafür zu tun, dass Menschen mit Demenz heute und in Zukunft ein menschenwürdiges Leben führen können und ihre Familien angemessene Unterstützung erhalten. Niemand kann sagen: Damit haben wir nicht gerechnet oder das haben wir nicht gewusst.“

Die Berechnung von Dr. Horst Bickel basiert auf den von der Dachorganisation Alzheimer Europe (Luxemburg) ermittelten aktuellen Prävalenzraten (Prozentanteil der Erkrankten in einer bestimmten Altersgruppe). Diese Raten steigen mit dem Alter steil an. Sie liegen in der Altersgruppe der 65-69-Jährigen bei 1,6%, bei den 80-84-Jährigen bei 15,7% und bei den über 90-Jährigen bei 41%. Zwei Drittel aller Erkrankten haben bereits das 80. Lebensjahr vollendet, fast 70% der Erkrankten sind Frauen. Zwischen den Bundesländern gibt es Unterschiede aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung über 65. So sind in Brandenburg 7,9% der über 65-Jährigen an einer Demenz erkrankt, in Rheinland-Pfalz sind es 9%. Nordrhein-Westfalen als bevölkerungsreichstes Bundesland hat mit mehr als 314.000 Betroffenen die absolut höchste Zahl der Demenzkranken.

In den nächsten Jahrzehnten wird nach Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes die Anzahl der über 65-Jährigen um weitere 7 Millionen ansteigen. Dieser Anstieg und die durch fortwährend wachsende Lebenserwartung bedingte überproportionale Zunahme der Höchstbetagten werden auch weiterhin die Krankenzahlen erhöhen. Kommt es zu keinen Erfolgen in der Bekämpfung der Demenzen, wird die Zahl der Patienten in Deutschland Jahr für Jahr um durchschnittlich 40.000 ansteigen und sich bis zum Jahr 2050 auf 3 Millionen verdoppeln. Das entspricht einer Zunahme um mehr als 100 zusätzliche Krankheitsfälle an jedem einzelnen Tag im Verlauf der nächsten vier Jahrzehnte.

Informationsblatt „Die Epidemiologie der Demenz“ im Internet http://www.deutsche-alzheimer.de > Info-Materialien > Informationsblätter > Infoblätter „Das Wichtigste“ bzw.:
http://www.deutsche-alzheimer.de/filead ... 1_2012.pdf

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz ist der Bundesverband von derzeit 133 regionalen Alzheimer-Gesellschaften, Angehörigengruppen und Landesverbänden. Sie nimmt zentrale Aufgaben wahr, gibt zahlreiche Broschüren heraus, organisiert Tagungen und Kongresse und unterhält das bundesweite Alzheimer-Telefon mit der Service-Nummer 01803 – 171017 (9 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz) oder 030 / 259 37 95-14 (Festnetztarif).

Informationen
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz Friedrichstraße 236, 10969 Berlin Tel. 030 / 259 37 95 – 0, Fax: 030 / 259 37 95-29
E-Mail: info@deutsche-alzheimer.de,
Internet: http://www.deutsche-alzheimer.de

Quelle: PRESSEMITTEILUNG vom 04.09.2012
Lesen Sie diesen Text auf der Homepage der DAlzG: http://www.deutsche-alzheimer.de/index. ... 49&news=22

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Zahl der Demenzkranken steigt bis 2050 auf rd. 5 Mio.

Beitrag von WernerSchell » 04.09.2012, 16:01

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
Pro Pflege - Selbsthilfetzwerk ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".


04.09.2012

Kurzstatement zur Veröffentlichung:

Jedes Jahr 40.000 Demenzkranke mehr in Deutschland
Anstieg der Gesamtzahl der demenzkranken Personen bis 2050 auf rd. 3 Mio!


Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. hat in einer Pressemitteilung vom 04.09.2012 verdeutlicht, dass es im Jahr 2050 voraussichtlich 3 Mio. demenzkranke Menschen geben wird.
Diese Auffassung wird von hier seit Jahren vertreten. Dabei wird auch zu bedenken sein, dass dann die Gesamtzahl der pflegebedürftigen Personen in Richtung 5 Mio. tendieren wird. Die gelegentlich nachlesbaren geschönten Zahlen, die von deutlich weniger Pflegesituationen ausgehen, lenken von den anstehenden Problemen ab.
Ich begrüße es sehr, dass jetzt eine deutlich Klarstellung erfolgt ist. Zu wünschen ist natürlich ein medizinischer Fortschritt, der für die Demenz eine wirksame Therapie hervorbringt.
Es wäre jetzt wichtig, dass auch die politisch Verantwortlichen endlich kapieren, wohin "die Reise" geht. Dass die "Neuausrichtung der Pflegeversicherung" nicht einmal einen neuen den dementiell erkrankten Menschen gerecht werdenden neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff gebracht hat, ist ein Skandal > viewtopic.php?t=17411 / viewtopic.php?t=17141 .

Ich habe die Pressemitteilung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. ins Forum übernommen. Den Text finden Sie unter:
viewtopic.php?p=68483#68483

Werner Schell - Dozent für Pflegerecht
+++
Siehe auch unter
viewtopic.php?p=68486#68486
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Der Herausforderung Demenz systematisch begegnen

Beitrag von Presse » 05.09.2012, 06:57

Der Herausforderung Demenz systematisch begegnen

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) beauftragte im Herbst 2011 das Saarbrücker iso-Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft mit der Erstellung einer Expertise zur Entwicklung einer nationalen Demenzstrategie. Die Ergebnisse wurden nun vorgelegt – sie bestätigen den Handlungsbedarf in Deutschland, die Aktivitäten zur Verbesserung der Situation von Demenzkranken zu bündeln und zu koordinieren.

Demenz ist eine der großen sozial- und gesundheitspolitischen Herausforderungen der Zukunft. Vor diesem Hintergrund hatte das Europäische Parlament die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union im Januar 2011 aufgefordert, nationale Demenzstrategien für ein koordiniertes Vorgehen zu entwickeln. In einer Reihe von Ländern, allen voran in Frankreich und Großbritannien, sind in den letzten Jahren nationale Demenzpläne erstellt worden. Ausgangspunkt für die Studie war die Frage, inwiefern Deutschland aus den Erfahrungen der anderen Länder für die Entwicklung einer nationalen Strategie lernen kann. Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 10 Demenzpläne aus Ländern Europas sowie aus Australien ausgewertet, darüber hinaus wurden Expertinnen und Experten befragt, welche Bedarfe und Anforderungen sie für eine nationale Demenzstrategie Deutschlands sehen.
„In einem Punkt sind sich alle Experten einig“, formuliert die Projektleiterin am iso-Institut, Sabine Kirchen-Peters das zentrale Ergebnis, „Deutschland braucht einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft, um der Krankheit Demenz den Schrecken zu nehmen. Dazu müssen alle Akteure an einem Strang ziehen.“ Die Handlungsempfehlungen der Saarbrücker Forscher benennen vier zentrale Handlungsfelder, um die Situation von Demenzkranken zu verbessern: Information und Aufklärung in der Gesellschaft, die Verbesserung der Unterstützung von Betroffenen und ihren Familien, die Optimierung der Qualität der Versorgung von Menschen mit Demenz zu Hause, im Pflegeheim und auch im Akutkrankenhaus sowie die Stärkung der Forschung. Schließlich wird vorgeschlagen, eine nationale Demenzstrategie unter breiter Beteiligung der Akteure und der Betroffenen zu entwickeln.
Die Ergebnisse der Expertise sollen zur Ableitung weiterer Arbeitsschritte in die Arbeit der vom BMFSFJ und dem Bundesgesundheitsministerium getragenen „Allianz für Menschen mit Demenz“ einfließen.
Der Bericht kann kostenlos heruntergeladen werden unter:
http://iso-institut.de/download/Nationa ... BMFSFJ.pdf

Quelle: Pressemitteilung vom 04.09.2012
Andreas Preuth Pressestelle
Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso)
http://idw-online.de/de/news494460
... Siehe auch unter viewtopic.php?t=17790 ....

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Demenz - ein gesellschaftliche Herausforderung

Beitrag von WernerSchell » 05.09.2012, 07:33

Demenz - ein gesellschaftliche Herausforderung

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat am 04.09.2012 auf die enorm ansteigende Zahl der Demenzkranken aufmerksam gemacht - siehe dazu viewtopic.php?t=17788 - Nun gibt es dazu passend eine Mitteilung des Instituts für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso) vom 04.09.2012, auf die ergänzend aufmerksam gemacht wird - siehe dazu viewtopic.php?t=17790
Der Deutsche Ethikrat hatte sich bereits am 24.04.2012 zum Thema geäußert und herausgestellt: "Selbstbestimmung Demenzbetroffener achten und bewahren" - siehe dazu unter viewtopic.php?t=17257

Werner Schell - http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de
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Demenz - ein gesellschaftliche Herausforderung

Beitrag von Rauel Kombüchen » 06.09.2012, 08:05

WernerSchell hat geschrieben:Demenz - ein gesellschaftliche Herausforderung
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat am 04.09.2012 auf die enorm ansteigende Zahl der Demenzkranken aufmerksam gemacht - siehe dazu viewtopic.php?t=17788 - Nun gibt es dazu passend eine Mitteilung des Instituts für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V. (iso) vom 04.09.2012, auf die ergänzend aufmerksam gemacht wird - siehe dazu viewtopic.php?t=17790
Der Deutsche Ethikrat hatte sich bereits am 24.04.2012 zum Thema geäußert und herausgestellt: "Selbstbestimmung Demenzbetroffener achten und bewahren" - siehe dazu unter viewtopic.php?t=17257
Werner Schell - http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de
Die hier beschriebene Situation bezüglich der Demenzkranken muss alle Verantwortlichen, vor allem in politischen Ämtern (Kommune, Land, Bund) aufrütteln und auf Trab bringen, die notwendigen Folgerungen zu ziehen. Die demografische Entwicklung wird nämlich nicht nur zu einer nie dagewesenen Alterung der Gesellschaft führen, sondern auch mit dem Krankheitsbild Demenz klare Antworten erforderlich machen, wie wir mit all dem umgehen wollen. Wir müssen uns wohl heute bereits gut aufstellen, um für die in Gang gekommene Entwicklung gerüstet zu sein.
Bis jetzt muss man den Eindruck gewinnen, dass die Kernaussagen der anstehenden Entwicklung - Alterung, Demenz ... - noch nicht so richtig verstanden worden sind. Man darf folglich besorgt sein.

Rauel Kombüchen
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