
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
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07.06.2012
An die
Zeitschrift "Die Schwester / Der Pfleger"
Beiträge
"Missstände in der Altenpflege" und "Undifferenziertes Presseecho - Medizinischer Dienst veröffentlicht 3. Pflege-Qualitätsbericht" (06/12)
Sehr geehrter Frau Teigeler,
sehr geehrter Herr Boucsein,
Sie berichten über die "Missstände in der Altenpflege" und lassen (per Interview) einen Pflegekritiker zu Wort kommen, der seit geraumer Zeit selbst in der Kritik steht.
In den vorgestellten Textpassagen sind richtige Einschätzungen ausgeführt, andererseits ist aber (erneut) zu erkennen, dass es z.B. die Pflegepersonen betreffend falsche Botschaften gibt. Begrüßenswerterweise hat der von Ihnen interviewte Pflegekritiker nicht seine pauschalen Angriffe gegen die Pflegekräfte wiederholt (vor Jahren wurden über 40% der Pflegekräfte von ihm als ungeeignet bezeichnet). Völlig daneben liegen aber weiterhin die Vorstellungen, Pflegekräfte könnten durch Ansprechen von Mängeln in Form von Beschwerden und Anzeigen allein grundlegende Veränderungen bewirken. Aufrufe in Richtung Pflegekräfte, Pflegemängel ggf. anzuzeigen bzw. öffentlich zu machen, ist ein mehr als schlechter Dienst am Pflegepersonal. Das sollte in einer "führenden" Fachzeitschrift für Pflegeberufe tunlichst in dieser Form unterbleiben. Solche Aktivitäten können nämlich keine grundlegenden Veränderungen bewirken und führen die jeweils aktiv gewordenen Pflegekräfte nur in juristische Auseinandersetzungen bzw. in die Arbeitslosigkeit. Auch die Entscheidung des EGMR im Fall Heinisch hat keine wirkliche Klärung und Hilfe gebracht (dazu hat es im vergangenen Jahr eine entsprechende Pressemitteilung von hier gegeben http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... schutz.php ). Der jüngst abgeschlossene Vergleich hat zwar Frau Heinisch 90.000 Euro eingebracht, aber die Rechtslage bezüglich Anzeigen usw. ist anhaltend ungeklärt.
Daher vertrete ich entschieden die Auffassung, dass Veränderungen der Pflege-Rahmenbedingungen, die dringend geboten sind, im Wesentlichen nur über die politisch Verantwortlichen möglich sind. Daher müssen sich alle, die für solche Veränderungen eintreten, gemeinsam auf den Weg machen, und die Politiker, die Parlamente, … auf Trab bringen. Aber leider kommt insoweit von dem von Ihnen interviewten Pflegekritiker und auch anderen ähnlich agierenden Personen nichts. Ich habe u.a. den von Ihnen zitierten Pflegekritiker wiederholt eingeladen, an den Neusser Aktionen zur Verbesserung der Pflegebedingungen teilzunehmen. Nicht einmal eine Antwort hat es gegeben!
Ich denke daher manchmal, dass einige Leute nicht einmal verstanden haben, wo die Verantwortlichkeiten und Entscheidungskompetenzen für die Pflege liegen. Im Übrigen macht es auch wenig Sinn, immer nur die Altenpflege schlecht zu reden, es trifft im Zweifel immer die Pflegekräfte (und die alten Menschen werden zunehmend verängstigt). Gewalt ist z.B. ein Phänomen in der gesamten Gesellschaft und ist nicht nur in der Pflege ein Problem (in diesem Zusammenhang Vergleiche mit Guatanamo, Tierheimen usw. zu bringen, ist völlig unangemessen). In habe im Zusammenhang mit einer 2011 vorgelegten Buchveröffentlichung "100 Fragen zum Umgang mit Mängel in Pflegeeinrichtungen", Kunz Verlag (Schlütersche Buchreihe *) u.a. ausgeführt, dass die Gewalt in der häuslichen Versorgung umfangreicher ist als die in Heimen. Im Übrigen gab es in jüngster Zeit umfangreiche Berichte über Kindestötungen in der Familie …. jedes zweite Kind wird in der Familie geschlagen. … Also, die Gewalt ist in der gesamten Gesellschaft verbreitet. Daher sollte differenziert werden. Im Übrigen ist auch das Heimgeschehen ein wenig komplizierter, als es so mancher Kritiker annimmt. Es geht dort um vielfältige Rechtsbeziehungen, z.B. Arzt-, Patienten-, Betreuungs-, Ordnungs- und Vertragsrecht. Dann ist zu bedenken, dass es nach der Föderalismusreform eine Rechtszersplitterung zwischen Bundes-, Landes- und Kommunalvorschriften gibt. Prüfinstanzen gibt es mehrere: Kranken- und Pflegekassen, MDK, Heimaufsichten, Brandaufsichten, Ordnungsbehörden, Ministerien …. usw. Nicht selten sorgen auch Streitsituationen in den Familien für erhebliche Unruhe bei der Heimversorgung. - All das sollte bedacht werden, wenn man über "Missstände in der Altenpflege" spricht.
In meinem Forum finden Sie einige weiterführende Beiträge, z.B. unter:
Arbeitsbedingungen im Altenheim ... Pflegenotstand ....
viewtopic.php?t=16644
Beschwerdemanagement & Whistleblowerschutz stärken
viewtopic.php?t=16148
Gewalt in der Gesellschaft - Kinder sind oft betroffen
viewtopic.php?t=17400
Neuausrichtung der Pflegeversicherung ... ein Flop?
viewtopic.php?t=17124
Pflege - BürgerInnen werden im Stich gelassen
viewtopic.php?t=17411
Der Juni-Newsletter des DBfK hat dieses Statement wie folgt aufgegriffen:
"Gute Pflege - BürgerInnen werden im Stich gelassen
Werner Schell und das Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat sich am 1.6.2012 mit einem offenen Brief empört an alle Abgeordneten des Deutschen Bundestages gewendet. Der Brief und eine umfangreiche Linksammlung ist hier zu lesen: viewtopic.php?t=17411
Auch das Statement von Werner Schell vom 24.5.2012 beim Kongress Gewalt und Pflege in der Medizin nebst Presseschau und Youtube Link ist im Brief verfügbar."
Hier der Link zum Youtube-Interview beim Kongress von Prof. Dr. Großkopf:
http://www.youtube.com/watch?v=XYqs_-kZ ... ure=relmfu
Was den jüngsten MDK-Prüfbericht angeht, gibt es von hier aus eine klare Position, die Sie im Forum unter folgender Adresse nachlesen können:
3. MDS-Qualitätsbericht 2012 - weiterhin Pflegemängel
viewtopic.php?t=17267
viewtopic.php?t=17239
In diesen Beiträgen wird die Pflegesituation - und die Rolle des MDK - ebenfalls deutlich beschrieben, es werden auch die Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Beim Pflegetreff am 15.05.2012 wurden in Anwesenheit von mehreren Bundestagsabgeordneten auf die unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen hingewiesen:
viewtopic.php?t=16058
Herr Zylajew, MdB und pflegepolitischer Sprecher der Union im Bundestag, bestätigte am Tag nach dem Pflegetreff noch einmal in einem Telefongespräch, dass er sämtliche meiner Forderungen unterstreiche. Aber, es müsse eine Mehrheit dafür gefunden werden.
M.E. sollten sich daher alle, die sich seit Jahren zur Pflegesituation äußern, verbünden und gemeinsam für bessere Pflegebedingungen eintreten. Ich lade seit Jahren in diesem Sinne ein, aber viele wollen offensichtlich ihr eigenes Süppchen kochen und vielleicht auch nur den "Ego" pflegen.
Bei all meinen Aktivitäten vertrete ich ganz entschieden die Meinung, dass ohne deutlich mehr Pflegepersonal (und auch besser behandelt und vergütet) nichts wirklich besser wird. Deshalb habe ich auch die Bundeskanzlerin gebeten, die "Pflegereform" zur Chefsache zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - Dozent für Pflegerecht
http://www.wernerschell.de - Pflegerecht und Gesundheitswesen -
Infos auch bei http://www.facebook.com/
Aktuelle Hinweise:
JuraHealth Congress am 24.05.2012 in Köln - Interview: Werner Schell, Pflege-Experte
Der Pflege-Experte Werner Schell beantwortet heikle Fragen zum Thema Gewalt in der Pflege und kommt zu dem Schluss, dass vom Staat nichts zu erwarten ist und die Bürger sich nun selbst an die Hand nehmen müssen. Sein Brief an die Bundeskanzlerin Merkel mit der Aufforderung die Pflege zur "Chefsache" zu machen ist auf taube Ohren gestoßen.
>>> Der Filmbeitrag, 4,18 Minuten, ist anschaubar bei Youtube unter folgender Adresse:
http://www.youtube.com/watch?v=XYqs_-kZ ... ure=relmfu
Gute Pflege - BürgerInnen werden im Stich gelassen
Brief an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages vom 01.06.2012
Hier nachlesbar: viewtopic.php?t=17411
Pflegetreff am 14.11.2012, 15.00 - 17.00 Uhr, Kontakt Neuss-Erfttal
Themen: Medizinische Versorgung (Arztbesuche zu Hause und im Heim), Medikamente für ältere pflegebedürftige Menschen (zuviele, Wechselwirkungen?), Fixierungen (auch mittels Psychopharmaka), Weiterbildung zur Krankheit Demenz und Palliativversorgung.
Näheres hier: viewtopic.php?t=17341
Buchtipp! Schell, Werner: "100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen" *
viewtopic.php?t=15822
Pflegemängel – schnelle Hilfe für den Notfall
viewtopic.php?t=15828
* Wenn Sie es wünschen, stelle ich Ihnen gerne ein Buchexemplar kostenlos zur Verfügung!