Demenzpatienten werden in Pflegeheimen falsch behandelt
Mediziner der Universität Witten/Herdecke bemängeln in ihrer Studie eine "fragwürdige Versorgung" und plädieren für Strategien zur Qualitätssteigerung
Die medizinische Behandlung von Menschen mit Demenz in Pflegeheimen muss dringend verbessert werden. Dies gilt umso mehr, wenn die Betroffenen, was häufig vorkommt, noch an weiteren Krankheiten leiden. Zu diesem Schluss kommen PD Dr. Annette Welz-Barth und Prof. Dr. Ingo Füsgen vom Lehrstuhl für Geriatrie der Universität Witten/Herdecke in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "European Journal of Geriatrics". Die Mediziner hatten in zwei Heimen die Versorgung derjenigen Demenzpatienten untersucht, bei denen zusätzlich eine Inkontinenz vorlag. In den allermeisten Fällen wurden die Krankheitsursachen falsch zugeordnet. Darüber hinaus konstatiert die Studie eine fragwürdige medizinische Versorgung und einen unangemessenen Einsatz von Medikamenten.
In den beiden untersuchten Einrichtungen der stationären Altenhilfe lebten rund 600 Bewohner. Knapp die Hälfte von ihnen war dement bei einer gleichzeitig bestehenden Inkontinenz. Ziel der Studie war die Erfassung von Daten im Hinblick auf folgende Kriterien: Zuordnung der Krankheitsursachen (ärtiologische Zuordnung), Schweregraderfassung, Versorgungs- und Behandlungsstrukturen sowie Medikation unter dem Aspekt des gleichzeitigen Bestehens mehrerer Krankheiten (Co-Morbidität). Fast 80 Prozent der ausgewählten Bewohnergruppe befanden sich in den Pflegestufen II oder III und waren somit schwer pflegebedürftig. Mehr als 80 Prozent hatten einen mittleren bis schweren Ausprägungsgrad der Demenz.
Bei den meisten Patienten lag jedoch keine Ursachenzuordnung vor - eine Diagnose, um welche Demenzform es sich handelt, fehlte also. Vergleichbares galt für die Inkontinenz, die in nur zwei Prozent der Fälle diagnostisch entsprechend zugeordnet und eingeordnet und in nur fünf Prozent der Fälle spezifisch mit Medikamenten behandelt wurde. Mehr als 40 Prozent litten unter einer Doppelinkontinenz, das heißt Stuhl- und Harninkontinenz, wobei im Bereich der Stuhlinkontinenz und auch bei Vorliegen einer chronischen Verstopfung die medizinische Versorgung ebenfalls fragwürdig war. Auch die medikamentöse Versorgung bei entsprechenden Vielfacherkrankungen erwies sich häufig als nicht adäquat: Erkrankung und Medikament passten nicht zusammen, oder es gab Defizite bei der Dosierung und der Medikamentendauer.
"Auch die vorliegenden Daten weisen auf medizinisch unzureichende Versorgungsstrukturen hin. Es ist notwendig, über Strategien zur Steigerung der medizinischen Qualität in der Behandlung dementer inkontinenter Altenheimbewohner nachzudenken und Konsequenzen zu ziehen", resümiert Dr. Annette Welz-Barth. Reformen seien vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft dringend erforderlich. Schon heute hätten, so Welz-Barth, bis zu 70 Prozent der deutschen Altenheimbewohner eine Demenz. Die Expertin für Altersmedizin (Geriatrie) arbeitet wie ihr Fachkollege und Wittener Lehrstuhlinhaber Prof. Füsgen an den Kliniken St. Antonius, Wuppertal, einer kooperierenden Klinik der Universität Witten/Herdecke.
Referenz:
Annette Welz-Barth, Ingo Füsgen: Dementia patients in nursing homes,
European Journal of Geriatrics, Vol. 9 (2007), Supplementum, S. 23-28
Weitere Infos:
PD Dr. Annette Welz-Barth, Lehrstuhl für Geriatrie der Universität Witten/Herdecke, Kliniken St. Antonius (Hauptsitz Wuppertal), 0202/299-4510,
margit.dasberg@antonius.de
Bernd Frye, Pressestelle
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH
03.04.2007
Demenzpatienten werden in Pflegeheimen falsch behandelt
Moderator: WernerSchell
Bessere Versorgung von Demenzpatienten in Pflegeheimen
Mediziner fordern bessere Versorgung von Demenzpatienten in Pflegeheimen
Dienstag, 3. April 2007
Witten/Herdecke – Eine bessere Versorgung von Demenzpatienten in Pflegeheimen haben Mediziner der Universität Witten/Herdecke gefordert. Die Mediziner hatten in zwei Heimen die Versorgung derjenigen Demenzpatienten untersucht, bei denen zusätzlich eine Inkontinenz vorlag. In den meisten Fällen wurden die Krankheitsursachen falsch zugeordnet. Darüber hinaus konstatiert die Studie eine fragwürdige medizinische Versorgung und einen unangemessenen Einsatz von Medikamenten. Die Arbeitsgruppe um Annette Welz-Barth und Ingo Füsgen vom Lehrstuhl für Geriatrie der Universität Witten/Herdecke publizierte ihre Untersuchung in der Fachzeitschrift European Journal of Geriatrics (2007; 9:23-28, Supplementum).
…
Weiter unter
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=28048
Dienstag, 3. April 2007
Witten/Herdecke – Eine bessere Versorgung von Demenzpatienten in Pflegeheimen haben Mediziner der Universität Witten/Herdecke gefordert. Die Mediziner hatten in zwei Heimen die Versorgung derjenigen Demenzpatienten untersucht, bei denen zusätzlich eine Inkontinenz vorlag. In den meisten Fällen wurden die Krankheitsursachen falsch zugeordnet. Darüber hinaus konstatiert die Studie eine fragwürdige medizinische Versorgung und einen unangemessenen Einsatz von Medikamenten. Die Arbeitsgruppe um Annette Welz-Barth und Ingo Füsgen vom Lehrstuhl für Geriatrie der Universität Witten/Herdecke publizierte ihre Untersuchung in der Fachzeitschrift European Journal of Geriatrics (2007; 9:23-28, Supplementum).
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Demenzkranke werden im Heim oft falsch behandelt
Mediziner kritisieren mangelhafte Diagnosen und unangemessenen Einsatz von Medikamenten
Demenzkranke werden im Heim oft falsch behandelt
Die medizinische Behandlung von Menschen mit Demenz in Pflegeheimen muss dringend verbessert werden. Das fordern Mediziner der Universität Witten/Herdecke, die in einer Studie gravierende Mängel bei der Versorgung dieser Patienten nachwiesen.
04.04.07 - Dies gilt umso mehr, wenn die Betroffenen, was häufig vorkommt, noch an weiteren Krankheiten leiden. Zu diesem Schluss kommen Annette Welz-Barth und Ingo Füsgen vom Lehrstuhl für Geriatrie der Universität Witten/Herdecke. Die Mediziner hatten in zwei Heimen die Versorgung von Demenzpatienten untersucht, bei denen zusätzlich eine Inkontinenz vorlag. In den allermeisten Fällen wurden die Krankheitsursachen falsch zugeordnet. Darüber hinaus konstatiert die Studie eine fragwürdige medizinische Versorgung und einen unangemessenen Einsatz von Medikamenten. Die Untersuchung ist in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "European Journal of Geriatrics" veröffentlicht.
Die Wissenschaftler gewannen ihre Daten aus zwei Einrichtungen der stationären Altenhilfe, in denen rund 600 Bewohner lebten. Knapp die Hälfte von ihnen war dement bei einer gleichzeitig bestehenden Inkontinenz. Fast 80 Prozent der ausgewählten Bewohnergruppe befanden sich in den Pflegestufen II oder III und waren somit schwer pflegebedürftig. Mehr als 80 Prozent hatten einen mittleren bis schweren Ausprägungsgrad der Demenz.
Inkontinenz wird nur bei fünf von hundert Patienten adäquat behandelt
Bei den meisten Patienten lag jedoch keine Ursachenzuordnung vor - eine Diagnose, um welche Demenzform es sich handelt, fehlte also. Vergleichbares galt für die Inkontinenz, die in nur zwei Prozent der Fälle diagnostisch entsprechend zugeordnet und eingeordnet und in nur fünf Prozent der Fälle spezifisch mit Medikamenten behandelt wurde. Mehr als 40 Prozent litten unter einer Doppelinkontinenz, das heißt Stuhl- und Harninkontinenz.
Die medikamentöse Versorgung bei entsprechender Multimorbidität erwies sich häufig als nicht adäquat: Erkrankung und Medikament passten nicht zusammen, oder es gab Defizite bei der Dosierung und der Medikamentendauer.
"Die vorliegenden Daten weisen auf medizinisch unzureichende Versorgungsstrukturen hin. Es ist notwendig, über Strategien zur Steigerung der medizinischen Qualität in der Behandlung dementer inkontinenter Altenheimbewohner nachzudenken und Konsequenzen zu ziehen", resümiert Annette Welz-Barth. Reformen seien vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft dringend erforderlich. Schon heute hätten, so Welz-Barth, bis zu 70 Prozent der deutschen Altenheimbewohner eine Demenz.
Fundstelle: http://www.aerztlichepraxis.de/artikel_ ... 09.htm?n=1
Demenzkranke werden im Heim oft falsch behandelt
Die medizinische Behandlung von Menschen mit Demenz in Pflegeheimen muss dringend verbessert werden. Das fordern Mediziner der Universität Witten/Herdecke, die in einer Studie gravierende Mängel bei der Versorgung dieser Patienten nachwiesen.
04.04.07 - Dies gilt umso mehr, wenn die Betroffenen, was häufig vorkommt, noch an weiteren Krankheiten leiden. Zu diesem Schluss kommen Annette Welz-Barth und Ingo Füsgen vom Lehrstuhl für Geriatrie der Universität Witten/Herdecke. Die Mediziner hatten in zwei Heimen die Versorgung von Demenzpatienten untersucht, bei denen zusätzlich eine Inkontinenz vorlag. In den allermeisten Fällen wurden die Krankheitsursachen falsch zugeordnet. Darüber hinaus konstatiert die Studie eine fragwürdige medizinische Versorgung und einen unangemessenen Einsatz von Medikamenten. Die Untersuchung ist in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "European Journal of Geriatrics" veröffentlicht.
Die Wissenschaftler gewannen ihre Daten aus zwei Einrichtungen der stationären Altenhilfe, in denen rund 600 Bewohner lebten. Knapp die Hälfte von ihnen war dement bei einer gleichzeitig bestehenden Inkontinenz. Fast 80 Prozent der ausgewählten Bewohnergruppe befanden sich in den Pflegestufen II oder III und waren somit schwer pflegebedürftig. Mehr als 80 Prozent hatten einen mittleren bis schweren Ausprägungsgrad der Demenz.
Inkontinenz wird nur bei fünf von hundert Patienten adäquat behandelt
Bei den meisten Patienten lag jedoch keine Ursachenzuordnung vor - eine Diagnose, um welche Demenzform es sich handelt, fehlte also. Vergleichbares galt für die Inkontinenz, die in nur zwei Prozent der Fälle diagnostisch entsprechend zugeordnet und eingeordnet und in nur fünf Prozent der Fälle spezifisch mit Medikamenten behandelt wurde. Mehr als 40 Prozent litten unter einer Doppelinkontinenz, das heißt Stuhl- und Harninkontinenz.
Die medikamentöse Versorgung bei entsprechender Multimorbidität erwies sich häufig als nicht adäquat: Erkrankung und Medikament passten nicht zusammen, oder es gab Defizite bei der Dosierung und der Medikamentendauer.
"Die vorliegenden Daten weisen auf medizinisch unzureichende Versorgungsstrukturen hin. Es ist notwendig, über Strategien zur Steigerung der medizinischen Qualität in der Behandlung dementer inkontinenter Altenheimbewohner nachzudenken und Konsequenzen zu ziehen", resümiert Annette Welz-Barth. Reformen seien vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft dringend erforderlich. Schon heute hätten, so Welz-Barth, bis zu 70 Prozent der deutschen Altenheimbewohner eine Demenz.
Fundstelle: http://www.aerztlichepraxis.de/artikel_ ... 09.htm?n=1
Zeitung "Ärztliche Praxis"
http://www.aerztlichepraxis.de
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.... ärztliche Versorgung in den Heimen mangelhaft
Wenn die
ärztliche Versorgung in den Heimen mangelhaft ist
viewtopic.php?t=3387
darf man sich doch nicht wundern, wenn besonders die dementiell erkrankten Menschen schlecht versorgt sind.
Mit welcher Ignoranz sehen eigentlich die Politiker und die Trägerverantwortlichen über diesen Übelstand ständig hinweg und verniedlichen oder streiten sogar alles ab nach dem Motto: alles in Ordnung???
Wenn man sich die wirkliche Lage vor Augen hält, packt einen doch die blanke Wut über die miese Versorgungssituation in den Heimen. Mangelernährung und schlechte Wundversorgung sind zusätzliche Missstände!
Marlene
ärztliche Versorgung in den Heimen mangelhaft ist
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darf man sich doch nicht wundern, wenn besonders die dementiell erkrankten Menschen schlecht versorgt sind.
Mit welcher Ignoranz sehen eigentlich die Politiker und die Trägerverantwortlichen über diesen Übelstand ständig hinweg und verniedlichen oder streiten sogar alles ab nach dem Motto: alles in Ordnung???
Wenn man sich die wirkliche Lage vor Augen hält, packt einen doch die blanke Wut über die miese Versorgungssituation in den Heimen. Mangelernährung und schlechte Wundversorgung sind zusätzliche Missstände!
Marlene
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Versorgung von Demenzpatienten: ungenügend
Dass die ärztliche Versorgung der Heimpatienten mangelhaft ist, wurde bereits umfassend beschrieben:DÄ hat geschrieben: .... Eine bessere Versorgung von Demenzpatienten in Pflegeheimen haben Mediziner der Universität Witten/Herdecke gefordert. Die Mediziner hatten in zwei Heimen die Versorgung derjenigen Demenzpatienten untersucht, bei denen zusätzlich eine Inkontinenz vorlag. .... Darüber hinaus konstatiert die Studie eine fragwürdige medizinische Versorgung und einen unangemessenen Einsatz von Medikamenten. ....
viewtopic.php?t=3387
Es ist folgerichtig, dass dann auch die dementiell erkrankten Menschen nicht ausreichend versorgt sein können. Auf diese Krankheiten ist man nur ungenügend eingerichtet, auch in pflegerischer Hinsicht. Weiterqualifizierungsmaßnahmen für Ärzte und Pflegekräfte erscheinen dringlich.
Dass zuviele, überflüsse, Medikamente gegeben werden, ist ebenfalls bekannt:
viewtopic.php?t=6318
Auch hier zeigt sich: Es gibt kein Erkenntnis-, sondern nur ein Durchsetzungsproblem!
Gruß
Herbert Kunst
Für menschenwürdige Pflege sind wir alle verantwortlich! - Dazu finde ich immer wieder gute Informationen unter http://www.wernerschell.de