STERN startet Sterbehilfekampagne / Diskussionsforum eröffnet
Der Philosoph Robert Spaemann (79) vergleicht die Sterbehilfe mit der NS-Euthanasie. Der Journalist Bartholomäus Grill (52) hat seinen Bruder in den Freitod begleitet. Im stern-Gespräch prallten zwei Überzeugungen aufeinander: http://www.stern.de/politik/panorama/:S ... 77493.html
Nach Eingang von vielen hunderten von Leserbriefen hat der STERN nun ein frei zugängliches DISKUSSIONSFORUM eröffnet: http://www.stern.de/politik?id=577699&r ... de=comment
Sterbehilfekampagne - STERN eröffnet Diskussionsforum
Moderator: WernerSchell
Oh heilige Moral
Erste Kommentare der stern-Leser/innen:
attiscarlchen:
Sterbehilfe - Stern TV -
Ich verstehe die Diskussion über Sterbehilfe überhaupt nicht. Es müsste doch selbstverständlich sein, dass ein todkranker Mensch ohne Heilungsaussichten das Recht zur Selbstbestimmung hat. Hier werden Menschen gezwungen trotz imenser Schmerzen am Leben zu bleiben und dort werden junge Menschen in den Krieg geschickt und gezwungen sich erschießen zu lassen. Oh heilige Moral!!!
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Gita Neumann, Referentin Lebenshilfe im Humanistischer Verband / Berlin:
Verzerrtes christliches Menschenbild
Es ist für das Verständis der Debatte unverzichtbar, das christliche Menschenbild des rigorosen Sterbehilfegegners Robert Spaemanns im Stern-Interview genauer in den Blick zu nehmen. Hinter vermeintlich philosophischem Tiefgang blitzt es bei Spaemann in fratzenhafter Verzerrung immer wieder auf - angereichert durch ein zu Vernichtungs- und Horrorphantasien gesteigertes Ressentiments gegen eine demokratische Gesellschaftsordnung, die ohne göttliches Sittengesetz auskommt.
Da sollen seiner Auffassung nach aus – profitorientiertem - Fremdinteresse in unseren Transplantationszentren Hilflose an Apparate angeschlossen werden, um ganz legal an ihre Organe zu gelangen (das deutsche Organspendegesetz macht´s möglich). Da sollen die Niederländer in Dunkelzonen gegen den Willen des Betroffenen drauf los euthanasieren, wenn schnell mal dessen Krankenhausbett gebraucht wird (das dortige Gesetz zur freiwilligen Euthanasie führt angeblich zu so was). Da sollen unsere Familien nur solange zur Pflege eines alten und schwerkranken Angehörigen bereit sein, als die Sterbehilfe hierzulande verboten bleibt.
Das alles ist, davon zeigt sich Spaemann im Stern-Interview überzeugt, nicht etwas nur eine „vage Sorge“, sondern geschähe mit „ziemlicher Sicherheit“. Das sei zwar hart, aber eben „die Realität“ - die Menschen seien „nun einmal so“.
Leider lässt der Interviewpartner Bartholomäus Grill solches Gedankengut unkommentiert durchgehen. Aus aufklärerischer Perspektive hätte hier bereits kritisch nachgehakt werden müssen.
Solange bei uns (noch?) Konsens darüber besteht, dass jeder Patient das Recht hat, eine Behandlungsmaßnahme auch freiverantwortlich ablehnen zu können: Wie erklärt sich innerhalb der Spaemann´schen Zwangsläufigkeitslogik, dass nicht heute schon aus diesem Recht eine subjektive Verpflichtung geworden ist? Wie schaffen es Menschen, dem familiären und gesellschaftlichen (Erwartung-)Druck standzuhalten und überhaupt noch Arztbesuche und Medikamente in Anspruch zu nehmen – statt vorauseilend anderen die Last zu ersparen, damit möglicherweise zu einem medizinisch chronifizierten Pflegefall zu werden?
Dem Himmel, dem säkularisierten Staat und dem Engagement humanistischer Verbände sei Dank: dass wir nicht mehr solchen - im Herzen gnadenlos finsteren – Glaubensvertretern im Büßerhemd gegenüber zu treten haben, zu ihrem Wohlgefallen auch noch freiwillig „eine Strafe akzeptieren“ sollen. Wofür ins Gefängnis gehen? Dafür, dass wir (selbst-)verantwortlich und solidarisch eine praktische Ethik, eigene Wege humaner Sterbebegleitung und –hilfe entwickeln?
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Susan-Hamburg:
Sterbehilfe und Recht auf Selbstbestimmung
Ich möchte an dieser Stelle nicht fragen, ob gerade auch rückblickend auf die Geschichte „christlich“ gleichbedeutend mit „menschlich“ ist. Daher schließe ich eine Diskussion unter christlichen Aspekten für mich aus, obwohl ich eine solche Erziehung genossen habe. Denke ich über die Thematik Sterbehilfe nach, geschieht dies ausschließlich auf Grundlage menschlicher Aspekte. Ab wann wird unsere hoch gelobte Menschlichkeit unmenschlich und unzumutbar und dies nicht nur für Sterbende selbst, sondern auch für alle anderen Beteiligten? Ich wünsche in der Tat niemandem diese Erfahrung, aber vielleicht muss man selbst genau diese Erfahrung der Unmenschlichkeit des Teilhabens und Sterbens und tiefer Machtlosigkeit und Verzweiflung gemacht haben, um die Fratze unterlassener Sterbehilfe deutlich vor sich sehen zu können… Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber wer Sterbehilfe als unchristlich/unmenschlich empfindet oder sie gar auf das Niveau der NS-Euthanasie zieht, tut mir wirklich leid.
attiscarlchen:
Sterbehilfe - Stern TV -
Ich verstehe die Diskussion über Sterbehilfe überhaupt nicht. Es müsste doch selbstverständlich sein, dass ein todkranker Mensch ohne Heilungsaussichten das Recht zur Selbstbestimmung hat. Hier werden Menschen gezwungen trotz imenser Schmerzen am Leben zu bleiben und dort werden junge Menschen in den Krieg geschickt und gezwungen sich erschießen zu lassen. Oh heilige Moral!!!
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Gita Neumann, Referentin Lebenshilfe im Humanistischer Verband / Berlin:
Verzerrtes christliches Menschenbild
Es ist für das Verständis der Debatte unverzichtbar, das christliche Menschenbild des rigorosen Sterbehilfegegners Robert Spaemanns im Stern-Interview genauer in den Blick zu nehmen. Hinter vermeintlich philosophischem Tiefgang blitzt es bei Spaemann in fratzenhafter Verzerrung immer wieder auf - angereichert durch ein zu Vernichtungs- und Horrorphantasien gesteigertes Ressentiments gegen eine demokratische Gesellschaftsordnung, die ohne göttliches Sittengesetz auskommt.
Da sollen seiner Auffassung nach aus – profitorientiertem - Fremdinteresse in unseren Transplantationszentren Hilflose an Apparate angeschlossen werden, um ganz legal an ihre Organe zu gelangen (das deutsche Organspendegesetz macht´s möglich). Da sollen die Niederländer in Dunkelzonen gegen den Willen des Betroffenen drauf los euthanasieren, wenn schnell mal dessen Krankenhausbett gebraucht wird (das dortige Gesetz zur freiwilligen Euthanasie führt angeblich zu so was). Da sollen unsere Familien nur solange zur Pflege eines alten und schwerkranken Angehörigen bereit sein, als die Sterbehilfe hierzulande verboten bleibt.
Das alles ist, davon zeigt sich Spaemann im Stern-Interview überzeugt, nicht etwas nur eine „vage Sorge“, sondern geschähe mit „ziemlicher Sicherheit“. Das sei zwar hart, aber eben „die Realität“ - die Menschen seien „nun einmal so“.
Leider lässt der Interviewpartner Bartholomäus Grill solches Gedankengut unkommentiert durchgehen. Aus aufklärerischer Perspektive hätte hier bereits kritisch nachgehakt werden müssen.
Solange bei uns (noch?) Konsens darüber besteht, dass jeder Patient das Recht hat, eine Behandlungsmaßnahme auch freiverantwortlich ablehnen zu können: Wie erklärt sich innerhalb der Spaemann´schen Zwangsläufigkeitslogik, dass nicht heute schon aus diesem Recht eine subjektive Verpflichtung geworden ist? Wie schaffen es Menschen, dem familiären und gesellschaftlichen (Erwartung-)Druck standzuhalten und überhaupt noch Arztbesuche und Medikamente in Anspruch zu nehmen – statt vorauseilend anderen die Last zu ersparen, damit möglicherweise zu einem medizinisch chronifizierten Pflegefall zu werden?
Dem Himmel, dem säkularisierten Staat und dem Engagement humanistischer Verbände sei Dank: dass wir nicht mehr solchen - im Herzen gnadenlos finsteren – Glaubensvertretern im Büßerhemd gegenüber zu treten haben, zu ihrem Wohlgefallen auch noch freiwillig „eine Strafe akzeptieren“ sollen. Wofür ins Gefängnis gehen? Dafür, dass wir (selbst-)verantwortlich und solidarisch eine praktische Ethik, eigene Wege humaner Sterbebegleitung und –hilfe entwickeln?
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Susan-Hamburg:
Sterbehilfe und Recht auf Selbstbestimmung
Ich möchte an dieser Stelle nicht fragen, ob gerade auch rückblickend auf die Geschichte „christlich“ gleichbedeutend mit „menschlich“ ist. Daher schließe ich eine Diskussion unter christlichen Aspekten für mich aus, obwohl ich eine solche Erziehung genossen habe. Denke ich über die Thematik Sterbehilfe nach, geschieht dies ausschließlich auf Grundlage menschlicher Aspekte. Ab wann wird unsere hoch gelobte Menschlichkeit unmenschlich und unzumutbar und dies nicht nur für Sterbende selbst, sondern auch für alle anderen Beteiligten? Ich wünsche in der Tat niemandem diese Erfahrung, aber vielleicht muss man selbst genau diese Erfahrung der Unmenschlichkeit des Teilhabens und Sterbens und tiefer Machtlosigkeit und Verzweiflung gemacht haben, um die Fratze unterlassener Sterbehilfe deutlich vor sich sehen zu können… Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber wer Sterbehilfe als unchristlich/unmenschlich empfindet oder sie gar auf das Niveau der NS-Euthanasie zieht, tut mir wirklich leid.
nicht sterben dürfen fängt schon mit der modernen medizin an (reanimation--erfolgreich wiederbelebt--für welchen preis--für wen--belegung von intensivbetten und heimplätzen)wollte der mensch das?
seine eigenständigkeit wird mit der modernen medizin und den gesetzen einfach außer acht gelassen.
habe gerade wieder gehört,das eine über 70zig jährige,die in ihrem bett"gestorben"ist, trotzdem versucht wurde wiederbelebt zu werden.welch eine mißachtung des sterbens.
eine patientenverfügung erlaubt mir nicht,eine reanimation zu verweigern,es ist eine mißachtung per gesetzund ärztlicher willkür.
leider denken so oft nur lebenserfahrene.
diese einstellung endet,wenn es nur noch(dumme,leichtgläugige und leicht beeinflußbare menschen gibt).
die utopie,das der mensch zum "gebrauchsgegenstand"wird rückt immer näher.
zum glück werde ich es nicht mehr erleben,auch ein "gott"wird es nicht verhindern.die menschheit vernichtet sich selbst,weil macht und profitgier von "kranken--unrealistischen" alles zerstören.
leben und leben lassen!macht den reichen und der gesetzgebung, wo elefanten durch passen.
lebe den tag heute--morgen kann es vorbei sein,spare nicht fürs alter --es wird dir per gesetz genommen.
das leben könnte so schön sein,wenn ich mensch sein darf.
mfg enno
seine eigenständigkeit wird mit der modernen medizin und den gesetzen einfach außer acht gelassen.
habe gerade wieder gehört,das eine über 70zig jährige,die in ihrem bett"gestorben"ist, trotzdem versucht wurde wiederbelebt zu werden.welch eine mißachtung des sterbens.
eine patientenverfügung erlaubt mir nicht,eine reanimation zu verweigern,es ist eine mißachtung per gesetzund ärztlicher willkür.
leider denken so oft nur lebenserfahrene.
diese einstellung endet,wenn es nur noch(dumme,leichtgläugige und leicht beeinflußbare menschen gibt).
die utopie,das der mensch zum "gebrauchsgegenstand"wird rückt immer näher.
zum glück werde ich es nicht mehr erleben,auch ein "gott"wird es nicht verhindern.die menschheit vernichtet sich selbst,weil macht und profitgier von "kranken--unrealistischen" alles zerstören.
leben und leben lassen!macht den reichen und der gesetzgebung, wo elefanten durch passen.
lebe den tag heute--morgen kann es vorbei sein,spare nicht fürs alter --es wird dir per gesetz genommen.
das leben könnte so schön sein,wenn ich mensch sein darf.
mfg enno
Begleiteter Freitod - Lasst uns sterben
Begleiteter Freitod - Lasst uns sterben
Von Oliver Link
Sie sind schwer krank. Sie haben unerträgliche Schmerzen und keine Hoffnung mehr. Ihre größte Angst - den letzten Weg nicht selbstbestimmt und in Würde gehen zu dürfen. Zwölf Menschen bekennen sich offen zu ihrer Entscheidung für den begleiteten Freitod und erklären, warum sie die Hilfe einer Schweizer Sterbehilfeorganisation wählen.
...
Weiter unter
http://www.stern.de/politik/panorama/:B ... 77452.html
Von Oliver Link
Sie sind schwer krank. Sie haben unerträgliche Schmerzen und keine Hoffnung mehr. Ihre größte Angst - den letzten Weg nicht selbstbestimmt und in Würde gehen zu dürfen. Zwölf Menschen bekennen sich offen zu ihrer Entscheidung für den begleiteten Freitod und erklären, warum sie die Hilfe einer Schweizer Sterbehilfeorganisation wählen.
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http://www.stern.de/politik/panorama/:B ... 77452.html
Politiker müssen schneller entscheiden
weenn eine umfrage mit betroffenen und auf das "umfeld" gemacht würde, müßten sich politiker schneller entscheiden und nicht monatelang gelder kassieren für eine sinnlose debatte.
mfg enno
mfg enno