06.11.2013, 16.15 bis 18.00 Uhr, WDR Fernsehen, daheim + unterwegs
Thema u.a.:
Alltag im Krankenhaus - ein Arzt klärt auf
Unnötige OPs, Krankenhauskeime, Organspendenskandal, Kunstfehler,
Abrechnungsbetrug, überlastetes Personal, schlechtes Essen, überfüllte
Zimmer. Wer das liest, hat Angst davor, jemals ins Krankenhaus zu
müssen - kein Wunder. Jeder fünfte Patient ist unzufrieden. 23.000 Mal
haben sich Patienten im vergangenen Jahr beschwert. Andererseits ist der
deutsche Krankenhausstandart einer der höchsten weltweit. Was soll man
denn nun glauben, worauf kann man sich verlassen? Dr. Paul Brandenburg
kritisiert das Krankenhaus-System, weil es ihm zu wenig patienten- und
mitarbeiterorientiert ist, und die wirtschaftlichen Interessen im Vordergrund
stehen. Der 35-Jährige hatte eine gute Karriere als Chirurg vor Augen, bis
er sich zum freiwilligen Ausstieg entschloss; nun arbeitet er als
selbständiger Notfallmediziner. Bei uns schildert er seine Erlebnisse und
gibt Tipps, wie man ein gutes Krankenhaus erkennt und den Krankenhaus-
Aufenthalt "heil" übersteht.
+++
Infoblatt für die Sendung
am Mittwoch, 6. November 2013
Homepage: www.daheimundunterwegs.de
Soziale Netzwerke: www.facebook.com/daheimundunterwegs
Hotline: 0221 / 56789 – 880 (normale Gebühren)
16.15, 16.55 und 17.35 Uhr
Ihr Thema: Alltag im Krankenhaus
** Ein Arzt klärt auf
Operiert wird hierzulande so häufig wie sonst nirgendwo. Aber sind wir deswegen gesünder? Oder gibt es Fehlanreize im System? Dazu überlastetes Personal, Organspendenskandal, – das sind nur einige der Missstände in deutschen Kliniken. Trotzdem genießen Krankenhäuser nach wie vor in den Augen der Bevölkerung ein hohes Ansehen. Vier von fünf Patienten würden nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung von 2012 das Krankenhaus weiterempfehlen, in dem sie behandelt oder operiert wurden. Umgekehrt heißt das aber auch: jeder fünfte Patient ist unzufrieden.
Rund 15,5 Millionen Operationen in Deutschland in 2011 - damit liegt die Bundesrepublik weltweit an der Spitze: Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) kommen die Deutschen jährlich auf 240 Klinikaufenthalte pro 1000 Einwohner. Aber sind wir deswegen gesünder als die Menschen in anderen Ländern? Oder gibt es Fehlanreize im System? Wo liegen generell die Schwachpunkte im Medizinbetrieb? Was läuft schief im Verhältnis zwischen Arzt und Patient? Wir sprechen heute mit einem Insider.
Zu Gast bei d+u
Dr. Paul Brandenburg hat jahrelang in deutschen Kliniken gearbeitet. Aus Unzufriedenheit über zu viel Gewinnstreben und zu wenig Patientenorientierung verließ der heute 35-jährige Chirurg den Krankenhausbetrieb und arbeitete zeitweise in den USA. Nach seiner Rückkehr nach Berlin ist er derzeit als selbstständiger Honorararzt tätig – überwiegend in der Notfallmedizin. Bei uns schildert er seine Erlebnisse und gibt u.a. Tipps, woran man ein gutes Krankenhaus erkennt.
Und Sie?
Sind deutsche Kliniken wirklich so schlecht? Wie war das bei Ihrem letzten Aufenthalt im Krankenhaus? Haben Sie dort positive oder negative Dinge erlebt? Fühlten Sie sich gut aufgehoben und ernst genommen? Oder hatten Sie das Gefühl, nur „durchgeschleust“ zu werden?
Ihre Krankenhaus-Erfahrungen!
Schreiben Sie uns eine Mail an daheimundunterwegs@wdr.de
** Zehn Tipps von Dr. Paul Brandenburg für Krankenhauspatienten
1) Fordern Sie freundlich Zeit von Ihrem Arzt ein!
Ggf. eine schriftliche Notiz in die Handakte des Arztes legen lassen.
2) Notieren Sie sich Ihre Fragen!
So vergessen Sie vor lauter Aufregung keine wichtigen Aspekte.
3) Vermeiden Sie überflüssige Untersuchungen!
Zwei Blutuntersuchungen in kurzem Abstand von zwei Ärzten sind meist unnötig.
4) Klären Sie, ob eine Operation wirklich notwendig ist!
Nach konkreten Alternativen fragen. Im Zweifel zweite Meinung einholen.
5) Erfragen Sie gezielt die Risiken einer OP!
Wo liegt die Verbesserung durch die OP? Welche Probleme tauchen häufig auf?
6) Bestehen Sie nicht unbedingt auf einer Chefarzt-Behandlung!
Ein Chefarzt muss viele administrative Dinge erledigen. Die Oberärzte sind besser „im Rhythmus“.
7) Bitten Sie um größtmöglichen Schutz vor Keimen!
Besucher, Pflegepersonal und Ärzte sollten Desinfektionsmittel benutzen, bevor sie an Ihr Bett treten.
8 ) Fordern Sie einen eigenen Narkose-Arzt!
Der Anästhesist sollte während der gesamten OP bei Ihnen bleiben und nicht mehrere Patienten gleichzeitig „überwachen“.
9) Gehen Sie möglichst nie in die Notaufnahme!
Das medizinische Personal dort ist in der Regel durch den hohen Andrang an Patienten völlig überlastet.
10) Suchen Sie sich einen Arzt, dem Sie vertrauen!
Ein guter Arzt klärt in einfachen Worten auf, spricht die Sprache des Patienten und versteckt sich nicht hinter seinem „Fach-Chinesisch“.
Alltag im Krankenhaus - ein Arzt klärt auf -TV 06.11.2013
Moderator: WernerSchell
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Arztpflichten - Patientenrechte
Der Redaktion von "daheim und unterwegs" wurde am 06.11.2013 u.a. mitgeteilt:
... unten angefügt finden Sie einige Anmerkungen von hier zu den freundlichen Ermunterungen "Ihres" Arztes, der die bundesdeutsche Krankenhauslandschaft vielleicht nicht ausreichend kennt. Einige Ratschläge gehen glatt an den realen Möglichkeiten vorbei. Es wird übersehen, dass unser Gesundheitssystem komplett ökonomisch aufgestellt ist und viele Patientenwünsche ins Leere laufen. Ganz ausgeblendet ist bei den Ratschlägen die Polypharmazie.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist aber seit Jahren bemüht, pflegepolitisch Einfluss zu nehmen. So z.B. aktuell in Sachen Pflegereform. Siehe dazu unter:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... Pflege.pdf
viewtopic.php?t=19752
Zahlreiche Aktivitäten stehen bei Pro Pflege … zur (weiteren) Problematisierung an: Notaufnahmesituationen, Pflegenotstand (zu wenig Personal), Delir bei älteren Patienten, unzureichendes Entlassmanagement ("blutige Entlassungen) … usw. ....
Werner Schell
+++
Ihre Krankenhaus-Erfahrungen!
Schreiben Sie uns eine Mail an daheimundunterwegs@wdr.de
** Zehn Tipps von Dr. Paul Brandenburg für Krankenhauspatienten
1) Fordern Sie freundlich Zeit von Ihrem Arzt ein! Ggf. eine schriftliche Notiz in die Handakte des Arztes legen lassen.
Dies erscheint als Misstrauenserklärung und wird in dieser Forum als ungeeignetes Vorgehen angesehen.
2) Notieren Sie sich Ihre Fragen! - So vergessen Sie vor lauter Aufregung keine wichtigen Aspekte.
Das wird von hier seit Jahren empfohlen. Der Zettel mit den entsprechenden Fragen sollte vorweg Erwähnung finden. Dann kann sich der Arzt darauf einstellen, dass mehrere Fragen kommen.
3) Vermeiden Sie überflüssige Untersuchungen! - Zwei Blutuntersuchungen in kurzem Abstand von zwei Ärzten sind meist unnötig.
Das versteht sich von selbst. Aber Ärzte, die ökonomisch denken, werden möglicherweise med. Erklärungen haben, weshalb eine erneute Blutuntersuchung vielleicht doch nötig ist. Ärzte verweisen im Zweifel auf ihre Sorgfaltspflicht.
4) Klären Sie, ob eine Operation wirklich notwendig ist! - Nach konkreten Alternativen fragen. Im Zweifel zweite Meinung einholen.
Ja, das ist völlig richtig. Hier geht es unter Umständen um schwerwiegende Eingriffe - und die sollte man sich gut überlegen. Eile ist meistens nicht geboten. Also Zeit lassen. Ggf. den Hausarzt befragen.
5) Erfragen Sie gezielt die Risiken einer OP! - Wo liegt die Verbesserung durch die OP? Welche Probleme tauchen häufig auf?
Die Aufklärungspflicht des Arztes ist jetzt auch im Patientenrechtegesetz näher ausgeführt. Patienten haben umfassende Rechte, Fragen zu stellen.
6) Bestehen Sie nicht unbedingt auf einer Chefarzt-Behandlung! - Ein Chefarzt muss viele administrative Dinge erledigen. Die Oberärzte sind besser „im Rhythmus“.
Chefarztbehandlung kann man als Kassenpatient ohnehin nicht verlangen. Nur Privatpatienten können darauf bestehen. In der Tat ist man mit einem Oberarzt u.U. besser bedient. Aber das weiß man meistens erst nachher.
7) Bitten Sie um größtmöglichen Schutz vor Keimen! - Besucher, Pflegepersonal und Ärzte sollten Desinfektionsmittel benutzen, bevor sie an Ihr Bett treten.
Infektionsschutz muss in erster Linie der Gesetzgeber mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst gewährleisten. Es erscheint wenig praxisnah, dass sich Patienten selbst als Kontrolleure aufspielen. Das sind scheinbar kluge Empfehlungen, die aber weniger praxistauglich sind.
8 ) Fordern Sie einen eigenen Narkose-Arzt! - Der Anästhesist sollte während der gesamten OP bei Ihnen bleiben und nicht mehrere Patienten gleichzeitig „überwachen“.
Der Behandlungs- und OP-Standard wird vom Krankenhaus vorgegeben. Ich möchte die Einrichtung sehen, die sich vom Patienten den Personaleinsatz konkret vorschreiben lässt.
9) Gehen Sie möglichst nie in die Notaufnahme! - Das medizinische Personal dort ist in der Regel durch den hohen Andrang an Patienten völlig überlastet.
Viele Patienten kommen zwangsläufig über die Notaufnahme ins Krankenhaus. Da gibt es kein Wunschprogramm. Die Notaufnahmesituationen sind in Deutschland schlecht. Darher gehört das Thema auf die Tagesordnung einer Gesundheitsreform.
10) Suchen Sie sich einen Arzt, dem Sie vertrauen! - Ein guter Arzt klärt in einfachen Worten auf, spricht die Sprache des Patienten und versteckt sich nicht hinter seinem „Fach-Chinesisch“.
Grundsätzlich richtig. Aber die Arztwahl ist oft nur theoretisch möglich. Der Hausarzt sollte in der Nähe praktizieren. Der Krankenhausarzt ist zum Dienst eingeteilt - und dann sind Wünsche nicht realistisch.
+++ Anmerkung der Moderation +++
Eine Rückmeldung der Redaktion gab es bis zum 08.11.2013 nicht.

Hier gibt es seit Jahrzehnten umfangreiche (Er)kenntnisse über das Arzt-Patienten-Verhältnis. 1993 wurde bereits die 3. Auflage eines Patientenratgebers "Arztpflichten - Patientenrechte" vorgelegt (danach nicht mehr neu aufgelegt). - >
http://www.wernerschell.de/html/arztpflichten.php Es war der erste Ratgeber dieser Art in Deutschland ! Dementsprechend gab es seinerzeit auch eine harsche Kritik im Deutschen Ärzteblatt.
... unten angefügt finden Sie einige Anmerkungen von hier zu den freundlichen Ermunterungen "Ihres" Arztes, der die bundesdeutsche Krankenhauslandschaft vielleicht nicht ausreichend kennt. Einige Ratschläge gehen glatt an den realen Möglichkeiten vorbei. Es wird übersehen, dass unser Gesundheitssystem komplett ökonomisch aufgestellt ist und viele Patientenwünsche ins Leere laufen. Ganz ausgeblendet ist bei den Ratschlägen die Polypharmazie.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist aber seit Jahren bemüht, pflegepolitisch Einfluss zu nehmen. So z.B. aktuell in Sachen Pflegereform. Siehe dazu unter:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... Pflege.pdf
viewtopic.php?t=19752
Zahlreiche Aktivitäten stehen bei Pro Pflege … zur (weiteren) Problematisierung an: Notaufnahmesituationen, Pflegenotstand (zu wenig Personal), Delir bei älteren Patienten, unzureichendes Entlassmanagement ("blutige Entlassungen) … usw. ....
Werner Schell
+++
Ihre Krankenhaus-Erfahrungen!
Schreiben Sie uns eine Mail an daheimundunterwegs@wdr.de
** Zehn Tipps von Dr. Paul Brandenburg für Krankenhauspatienten
1) Fordern Sie freundlich Zeit von Ihrem Arzt ein! Ggf. eine schriftliche Notiz in die Handakte des Arztes legen lassen.
Dies erscheint als Misstrauenserklärung und wird in dieser Forum als ungeeignetes Vorgehen angesehen.
2) Notieren Sie sich Ihre Fragen! - So vergessen Sie vor lauter Aufregung keine wichtigen Aspekte.
Das wird von hier seit Jahren empfohlen. Der Zettel mit den entsprechenden Fragen sollte vorweg Erwähnung finden. Dann kann sich der Arzt darauf einstellen, dass mehrere Fragen kommen.
3) Vermeiden Sie überflüssige Untersuchungen! - Zwei Blutuntersuchungen in kurzem Abstand von zwei Ärzten sind meist unnötig.
Das versteht sich von selbst. Aber Ärzte, die ökonomisch denken, werden möglicherweise med. Erklärungen haben, weshalb eine erneute Blutuntersuchung vielleicht doch nötig ist. Ärzte verweisen im Zweifel auf ihre Sorgfaltspflicht.
4) Klären Sie, ob eine Operation wirklich notwendig ist! - Nach konkreten Alternativen fragen. Im Zweifel zweite Meinung einholen.
Ja, das ist völlig richtig. Hier geht es unter Umständen um schwerwiegende Eingriffe - und die sollte man sich gut überlegen. Eile ist meistens nicht geboten. Also Zeit lassen. Ggf. den Hausarzt befragen.
5) Erfragen Sie gezielt die Risiken einer OP! - Wo liegt die Verbesserung durch die OP? Welche Probleme tauchen häufig auf?
Die Aufklärungspflicht des Arztes ist jetzt auch im Patientenrechtegesetz näher ausgeführt. Patienten haben umfassende Rechte, Fragen zu stellen.
6) Bestehen Sie nicht unbedingt auf einer Chefarzt-Behandlung! - Ein Chefarzt muss viele administrative Dinge erledigen. Die Oberärzte sind besser „im Rhythmus“.
Chefarztbehandlung kann man als Kassenpatient ohnehin nicht verlangen. Nur Privatpatienten können darauf bestehen. In der Tat ist man mit einem Oberarzt u.U. besser bedient. Aber das weiß man meistens erst nachher.
7) Bitten Sie um größtmöglichen Schutz vor Keimen! - Besucher, Pflegepersonal und Ärzte sollten Desinfektionsmittel benutzen, bevor sie an Ihr Bett treten.
Infektionsschutz muss in erster Linie der Gesetzgeber mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst gewährleisten. Es erscheint wenig praxisnah, dass sich Patienten selbst als Kontrolleure aufspielen. Das sind scheinbar kluge Empfehlungen, die aber weniger praxistauglich sind.
8 ) Fordern Sie einen eigenen Narkose-Arzt! - Der Anästhesist sollte während der gesamten OP bei Ihnen bleiben und nicht mehrere Patienten gleichzeitig „überwachen“.
Der Behandlungs- und OP-Standard wird vom Krankenhaus vorgegeben. Ich möchte die Einrichtung sehen, die sich vom Patienten den Personaleinsatz konkret vorschreiben lässt.
9) Gehen Sie möglichst nie in die Notaufnahme! - Das medizinische Personal dort ist in der Regel durch den hohen Andrang an Patienten völlig überlastet.
Viele Patienten kommen zwangsläufig über die Notaufnahme ins Krankenhaus. Da gibt es kein Wunschprogramm. Die Notaufnahmesituationen sind in Deutschland schlecht. Darher gehört das Thema auf die Tagesordnung einer Gesundheitsreform.
10) Suchen Sie sich einen Arzt, dem Sie vertrauen! - Ein guter Arzt klärt in einfachen Worten auf, spricht die Sprache des Patienten und versteckt sich nicht hinter seinem „Fach-Chinesisch“.
Grundsätzlich richtig. Aber die Arztwahl ist oft nur theoretisch möglich. Der Hausarzt sollte in der Nähe praktizieren. Der Krankenhausarzt ist zum Dienst eingeteilt - und dann sind Wünsche nicht realistisch.
+++ Anmerkung der Moderation +++
Eine Rückmeldung der Redaktion gab es bis zum 08.11.2013 nicht.

Hier gibt es seit Jahrzehnten umfangreiche (Er)kenntnisse über das Arzt-Patienten-Verhältnis. 1993 wurde bereits die 3. Auflage eines Patientenratgebers "Arztpflichten - Patientenrechte" vorgelegt (danach nicht mehr neu aufgelegt). - >
http://www.wernerschell.de/html/arztpflichten.php Es war der erste Ratgeber dieser Art in Deutschland ! Dementsprechend gab es seinerzeit auch eine harsche Kritik im Deutschen Ärzteblatt.