Alzheimerpatienten - Versorgung mangelhaft

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Alzheimerpatienten - Versorgung mangelhaft

Beitrag von Presse » 19.09.2010, 13:59

Neue Studie:
Versorgung von Alzheimer-Patienten in Deutschland mangelhaft

Am Dienstag, 21. September ist Welt-Alzheimer-Tag. Gleichzeitig beginnt die Neurowoche 2010 in Mannheim, der größte neuromedizinische Kongress Europas.

(19. September 2010) Eine neue Studie gibt der Betreuung von Alzheimer-Patienten in Deutschland mangelhafte Noten: Nur etwa zehn Prozent von ihnen werden mit modernen Untersuchungsverfahren (z.B. neuropsychologische Tests, Bildgebung) untersucht, weniger als die Hälfte erhält die zur Verfügung stehenden Medikamente. Die Behandlungskosten sind dennoch hoch: Sie beliefen sich pro Patient und Jahr auf rund 18 500 Euro, davon wurden etwa 8800 Euro durch die Inanspruchnahme von Pflegeleistungen verursacht. Insgesamt wurden rund 400 Alzheimer-Patienten untersucht, teilte heute die Deutsche Gesellschaft für Neurologie mit. In Deutschland sind rund eine halbe Million Menschen von der Erkrankung betroffen.

„Unsere Studie zeigt eindeutig, dass die modernen Standards der Diagnose und Behandlung, wie sie in den Behandlungsstandards, den Leitlinien, beschrieben sind, nur unzureichend im Betreuungsalltag umgesetzt werden“, sagt Studienleiter Professor Richard Dodel, Neurologe am Universitätsklinikum Marburg. Nie zuvor wurde die Qualität der Versorgung von Patienten auf verschiedenen Versorgungsebenen wie Kliniken, Pflegeheime, hausärztlicher oder fachärztlicher Betreuung so eingehend untersucht. Professor Dodel stellt die Ergebnisse erstmals in einem Fachvortrag auf der Neurowoche 2010 in Mannheim vor. Diese Tagung, die vom Heidelberger Neurologen Professor Werner Hacke organisiert wird, findet nur alle fünf Jahre statt und ist mit mehr als 6000 Spezialisten für Gehirn und Nerven der größte klinisch-neurowissenschaftliche Kongress Europas.

„Alzheimer-Patienten werden noch immer diskriminiert, weil ihnen die Lobby fehlt“, erläutert Professor Günther Deuschl, Direktor der Universitätsneurologie in Kiel und federführender Neurologe der so genannten „S3-Leitlinie Demenz“, die im vergangenen Herbst von insgesamt 28 Fachorganisationen gemeinsam veröffentlicht wurde. „Ohne den politischen Willen werden diese Standards nicht den Weg in die Versorgung finden“, so Günther Deuschl, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. So gebe es derzeit zum Beispiel Streit um ein wirksames Medikament, das aus Kostengründen aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen fallen soll.

Lichtblicke seien allerdings das im Jahr 2009 gegründete Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen mit Hauptsitz in Bonn und 5 Satellitenstandorten. Hoffnung setzen Wissenschaftler auch in die Entwicklung einer Impfung gegen die Alzheimer-Demenz, allerdings werde es noch einige Jahre dauern, bis diese Immunisierung zur Verfügung steht.

Seit 1994 finden am 21. September unter dem Dach der Alzheimer’s Disease International in aller Welt vielfältige Aktivitäten statt, um die Öffentlichkeit auf die Situation der Alzheimer-Kranken und ihrer Angehörigen aufmerksam zu machen.

Fachlicher Kontakt für Rückfragen
Prof. Dr. med. Richard Dodel
Klinik für Neurologie
Universitätsklinikum Marburg
Tel.: 06421 - 586 6251
dodel@med.uni-marburg.de

Prof. Dr. med. Günther Deuschl
Direktor der Klinik für Neurologie
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Neurozentrum Kiel
Tel.: 0431 / 597 - 8550
g.deuschl@neurologie.uni-kiel.de

Hinweis für die Medien

Alle Pressekonferenzen der medizinischen Fachgesellschaften auf der Neurowoche finden im Pressezentrum statt: Congress Centrum Rosengarten, Raum „Maurice Ravel“, Dorint Hotel, Friedrichsring 6, 68161 Mannheim:
• Auftaktpressekonferenz aller Fachgesellschaften
Dienstag, 21.09.2010, 12.00-13.00 Uhr
• Themenpressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
Mittwoch, 22.09.2010, 10.00-11.00 Uhr, direkt im Anschluss:
• Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie
Mittwoch, 22.09.2010, 11.00-12.00 Uhr
• Pressegespräch mit Prof. Peter Frankenberg, Wissenschaftsminister von Baden-Württemberg 23.09.2010, 15.30-16.00 Uhr

Weitere aktuelle Informationen zur Neurowoche und Online-Akkreditierung für Journalisten unter http://www.dgn.org/presse.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN) sieht sich als neurologische Fachgesellschaft in der gesellschaftlichen Verantwortung, mit ihren mehr als 6500 Mitgliedern die neurologische Krankenversorgung in Deutschland zu verbessern. Dafür fördert die DGN Wissenschaft und Forschung sowie Lehre, Fort- und Weiterbildung in der Neurologie. Sie beteiligt sich an der gesundheitspolitischen Diskussion. Die DGN wurde im Jahr 1907 in Dresden gegründet. Sitz der Geschäftsstelle ist die Bundeshauptstadt Berlin.

Pressestelle der Neurowoche
c/o albertZWEI media GmbH, Frank Miltner,
Tel: 089/46148614, presse@dgn.org

Quelle: Pressemitteilung vom 19.09.2010
Frank A. Miltner, Pressestelle der DGN
Deutsche Gesellschaft für Neurologie

WernerSchell
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Ärztliche Versorgung der Demenzkranken mangelhaft

Beitrag von WernerSchell » 19.09.2010, 14:42

Anmerkung:
Die Urheber der Studie wurden gebeten, einen Hinweis zu übermitteln, wo die Studie auffindbar ist oder die Studie als pdf-Datei zu übersenden.
Sobald hier nähere Informationen vorliegen, wird es weitere Hinweise geben.

Werner Schell
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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siggi
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Versorgung Alzheimer Patienten

Beitrag von siggi » 19.09.2010, 17:16

Da stehen den A.-Patienten m.E. die Bewohner eines mir bekannten Pflegeheimes in Nichts nach. Ich frage mich oft, kann man die Heimaufsichten nicht ganz einfach einsparen?

Gaby Modig
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Demenz - Versorgung unzureichend

Beitrag von Gaby Modig » 20.09.2010, 07:41

Die Versorgung ist in der Tat mehr als schlecht, mies.
Siehe z.B. auch:
viewtopic.php?t=14771
viewtopic.php?t=3387
viewtopic.php?t=3387
viewtopic.php?t=13683&highlight=magensonde

G.M.
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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Alzheimer - Behandlungsmöglichkeiten nutzen

Beitrag von Presse » 20.09.2010, 10:55

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG ZUM WELT-ALZHEIMERTAG 2010 vom 20.09.2010

Alzheimer-Krankheit: Vorhandene Behandlungsmöglichkeiten nutzen

Wiehl - Aus Anlass des Welt-Alzheimertages am 21. September fordern Deutschlands Alzheimer-Forscher zusammen mit den deutschen Alterspsychiatern dazu auf, im Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit alle bereits heute zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten zu nutzen.

“Bislang gibt es kein Medikament, das die Alzheimer-Krankheit heilen kann. Wann und ob überhaupt eine solche Arznei zur Verfügung stehen wird, lässt sich nicht vorhersagen“, so Prof. Hans-Jürgen Möller, Vorstandsvorsitzender der Hirnliga e.V. Deutschlands Bevölkerung verändert sich, die Menschen werden immer älter. Das Alter ist aber der Hauptrisikofaktor für die Alzheimer-Krankheit. Der hohe und lange Pflegeaufwand macht sie zu einer der teuersten Krankheiten, deren Kosten weiter steigen werden, wie auch die aktuellen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zeigen.

“Die Forschung geht intensiv voran und es gibt vielversprechende Ergebnisse, aber auch Ernüchterungen. So ist etwa die Euphorie über eine baldig verfügbare „Alzheimer-Impfung“ verflogen. Als Forscher können wir nur dringend empfehlen, alle heute schon vorhandenen Möglichkeiten zur Vorbeugung und Behandlung zu nutzen. Bei einer frühzeitigen Diagnose und rechtzeitigem Beginn der Therapie ist es möglich, den Verlauf der Alzheimer-Krankheit positiv zu beeinflussen“, so Prof. Möller weiter.

Dabei sollen Medikamente, nichtmedikamentöse Therapien und pflegerische Maßnahmen in einem therapeutischen Gesamtkonzept eingesetzt werden. Die Therapien bewirken eine Verlangsamung der Krankheitsentwicklung und ermöglichen den Betroffenen und ihren Angehörigen, über einen längeren Zeitraum in Selbstbestimmung und Würde zu leben. Durch eine deshalb später erfolgende Aufnahme in Pflegeheime werden zusätzlich noch Kosten gespart.

“Bei psychisch kranken Älteren, insbesondere den Alzheimer-Kranken, herrscht seit Jahren eine klare medizinische Unter- und Fehlversorgung“, so der Präsident der deutschen Alterspsychiater Prof. Dr. Hans Gutzmann. „Viele Alzheimer-Patienten sind unerkannt und werden nicht behandelt. Aber auch bei jenen, die erkannt wurden, ist eine spezifische Behandlung leider nicht obligatorisch, auch kommt trotz des sehr komplexen Krankheitsbildes nur etwa jeder zehnte Alzheimer-Kranke im Laufe seiner Krankheit mit einem Facharzt in Kontakt. Diese Tendenz zur Unterversorgung setzt sich selbst in den Abteilungen für Alterspsychiatrie fort. Waren diese in den vergangenen Jahrzehnten Motor für eine Vernetzung und Verbesserung der ambulanten Versorgung, so können heute viele wegen fehlendem und überlastetem Personal schon länger nicht mehr mit der notwendigen Intensität und Qualität arbeiten.“

Als eine wesentliche Ursache dieser Entwicklung sehen die Alterspsychiater die Trennung zwischen Kranken- und Pflegekasse: „Solange die Politik die Alzheimer-Krankheit eher als pflegerisches Problem betrachtet und die Chancen, die eine medizinische Behandlung bietet, nicht erkennt, bleibt die Trennung zwischen Kranken- und Pflegekasse erhalten. Betriebswirtschaftlich ist es dabei für eine Krankenkasse nicht sinnvoll eine Behandlung zu bezahlen, deren Nutzen – durch die verspätete Pflegebedürftigkeit – die Pflegekasse hat. Deshalb bleibt das medizinisch Notwendige und volkswirtschaftlich Sinnvolle ungetan“, so Prof. Dr. Hans Gutzmann weiter.

Vor diesem Hintergrund fordern die Gerontopsychiater und die Alzheimer-Forscher seit langem Kranken und Pflegekasse unter einem Dach zu vereinigen.

KontaktHirnliga e.V.
Geschäftsstelle
Tel.: 02262 / 999 99 17
http://www.hirnliga.de

Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie e.V.
Geschäftsstelle
Tel.: 02262 / 79 76 83
http://www.dggpp.de

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Bei Demenz sind Haus- und Nervenärzte gefragt

Beitrag von Presse » 22.09.2010, 17:47

Bei Demenz sind Haus- und Nervenärzte gefragt
Um die Versorgung von Demenzpatienten zu verbessern, sind Unterstützungsmaßnahmen für Menschen im frühen Stadium einer Demenz notwendig. Gibt es die entsprechenden Angebote, wird der Umgang mit der Diagnose sowohl für die Betroffenen und ihre Angehörigen als auch für die betreuenden Hausärzte leichter. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=619 ... itik&n=592

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