Pflege - Die große Täuschung
Verfasst: 10.05.2012, 21:21
Die Altenpflege als Mogelpackung
Viele Angehörige von Bewohnern im Altenheim sind aufgeschreckt von Meldungen in den Medien, dass Mängel und Misshandlungen den Altenpflegealltag beherrschen. Die beruhigende Nachricht heißt: Die Altenpflege ist besser als ihr Ruf. Allerdings, steht das System unter einen erheblichen Druck und einen endgültigen Kollaps viel Leid über Bewohner und Mitarbeiter bringen. Auch die Familien, die ihre pflegebedürftigen Familienmitglieder in der Obhut von Einrichtungen der Altenhilfe geben, würden sich in große Not befinden, da das Angebot an Pflegeplätzen immer dünner wird.
Die Wahrheit ist, dass die große Mehrheit der Mitarbeiter in der Altenpflege mit großer Verantwortung ihren Dienst verrichtet, und bemüht ist, gute Arbeit zu leisten. Sie sind nur völlig überfordert von einem System, das der Schein mehr bewertet als wirkliche Qualität. Die Politik und die Kostenträger haben ein Erscheinungsbild geschaffen, an die sie die Verantwortung für Missstände bei den Träger, Leitungen und Mitarbeiter in der Altenpflege, während das System selbst Mangelhaft ist. Die steigende Noten täuschen eine Qualität vor, die undifferenziert beruhigen sollte, und alle Häuser ein „Sehr Gut“ bescheinigen.
Jedoch wissen wir seit einige Jahren, dass die Arbeitsbedingungen in der Altenpflege dazu führen, dass die krankheitsbedingte Fehlzeiten um vieles höher stehen als bei der berufstätige Durchschnittsbevölkerung. Eine deutliche Ursache dafür liegt in die Enttäuschung vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass die Idealismus, das bundesweit gelehrt wurde, an der Pflegealltag mit enge bis knappe Besetzung, steigende Erwartungen, Arbeitsverdichtung, Krankheitsausfälle und regelmäßiges Einspringen, zerstört wird, und der Berufsalltag stets schlechter geworden ist. Hinzu kommt die Tatsache, dass ihre Besetzung weitgehend von Pflegestufen abhängig ist, für die sie der Nachweis über Pflegeminuten erbringen müssen, die sie nicht haben.
Das Gleiche gilt für die Benotung der Häuser. Mitarbeiter werden dafür vorbereitet, die Prüfungsrelevante Nachweise zu bringen, auch wenn sie keine Zeit haben, die Maßnahmen tatsächlich durchzuführen. Die Expertenstandards und Prüfkriterien schreiben Maßnahmen vor, von dem die Mitarbeiter wissen, dass sie dafür keine Zeit haben. Das bedeutet: Die Mitarbeiter in der Pflege leben eine Lüge und müssen davon ausgehen, dass das System belogen werden will. Hinzu kommt, dass manche Maßnahmen bei der Qualitätsprüfung erwartet werden, wie z.B. bei der Kontrakturprophylaxe, für die der Physiologe mindesten 30 Minuten brauchen, die Altenpflegerin aber zusammen mit der Körperpflege in 20 Minuten schaffen müssen.
Man braucht tatsächlich nur addieren können und es wird jedem klar, dass die Mitarbeiter in die Pflege mogeln müssen, um mit der Zeit fertig zu werden. Dass die Altenpflege aber trotzdem überwiegend eine gute Arbeit macht wird dann deutlich, wenn ein Bewohner ins Krankenhaus eingeliefert wird. Nachdem die üblichen Vorwürfen wegen Austrocknung prophylaktisch erbracht werden, und nach Beendigung der Therapie, kommen die Bewohner regelmäßig abgemagert, in schlechtem pflegerischen Zustand und sogar mit Druckgeschwüre nach wenigen Wochen zurück, weil es in den Krankenhäusern ebenso wenig Pflegekräfte gibt, die allerdings weniger mit Pflege beschäftigt sind, als mit der Unterstützung bei ärztlicher Diagnostik und Therapie.
Das unterschiedliche Erfahrungen gemacht werden, sowohl in den Pflegeheimen als auch in den Krankenhäuser, ist auch klar. Nicht jede Heimbewohner kommt in einem desolaten Zustand zurück, und manche Heimbewohner werden auch in desolatem Zustand ins Krankenhaus verlegt. Nach meiner Erfahrung jedoch, und anscheinend auch nach den Berichten der MDK bezüglich des Ergebnisqualitäts, geht es den Bewohner zu 99% nach Erscheinungsbild gut. Die Bewohner sind sich oft auch im Klaren über die Situation der Mitarbeiter, verteidigen sie sogar, und wollen keine Beschwerden aufgeben. Der Kritik trifft, wie auch politisch gewollt, immer den Träger und ihre Vertreter, weil sie zu wenig Personal bereitstellen.
Dieser Kritik mag an der eine oder andere Stelle zutreffen, allerdings, angesichts der Fachkräftemangel und der schlechten Image der Altenpflege – vor allem nachdem junge Menschen erleben, wie viel gearbeitet werden muss – ist es schwierig eine angemessene Bezahlung zu geben. Es ist jetzt schon schwierig für junge Menschen Vollzeitstellen zu bekommen, außer wenn sie eine Sechstagewoche, sowie die Tatsache, dass die Besetzung dünn sein wird, in Kauf nehmen. Es ist eine Frage der Zeit bis diese Menschen bei den Anforderungen aufgeben, oder krank werden, denn es sind wenige Menschen dabei, die auf ihre körperlichen, geistigen und psychischen Gesundheit in ausreichendem Maße Acht geben.
Ich habe oben den Druck erwähnt, der von den Expertenstandards ausgeübt werden. Man muss wissen, dass dahinter eine Gruppe von Pflegewissenschaftler steckt, die die Akademisierung der Pflege anstreben und eine höhere Anerkennung der Fachlichkeit in der Pflege. Sie haben es geschafft, Anerkennung zu bekommen und, sollte Mängel in einem Heim vorgefunden werden, können die Verantwortlichen damit rechnen, das die Anklage aus den Expertenstandards zitieren. Nur, die Expertenstandards täuschen, genau wie die Qualitätsprüfungen täuschen: Es wird nicht geprüft, ob die Rahmenbedingungen gegeben sind, um die Maßnahmen durchzuführen. Es ist auch die Expertenkommission auch nicht wichtig, denn ihr Ziel ist ein andere – ebenso kümmert sich die MDK nicht darum. So wichtig und richtig es wäre, wissenschaftlich genau zu pflegen, sie stellen jeweils „another brick in the wall“ für die Pflege.
Die Liste kann beliebig fortgeführt werden – die Öffentlichkeit wird getäuscht, von der Politik, von den Wohlfahrtsverbände (vor allem auf Bundesebene), von der Kostenträger, von den Instanzen und von den Trägern. Leidtragende sind die Mitarbeiter, die Bewohner und die Verantwortlichen vor Ort (in der Reihenfolge).
Seid Ihr andere Meinung?
Viele Angehörige von Bewohnern im Altenheim sind aufgeschreckt von Meldungen in den Medien, dass Mängel und Misshandlungen den Altenpflegealltag beherrschen. Die beruhigende Nachricht heißt: Die Altenpflege ist besser als ihr Ruf. Allerdings, steht das System unter einen erheblichen Druck und einen endgültigen Kollaps viel Leid über Bewohner und Mitarbeiter bringen. Auch die Familien, die ihre pflegebedürftigen Familienmitglieder in der Obhut von Einrichtungen der Altenhilfe geben, würden sich in große Not befinden, da das Angebot an Pflegeplätzen immer dünner wird.
Die Wahrheit ist, dass die große Mehrheit der Mitarbeiter in der Altenpflege mit großer Verantwortung ihren Dienst verrichtet, und bemüht ist, gute Arbeit zu leisten. Sie sind nur völlig überfordert von einem System, das der Schein mehr bewertet als wirkliche Qualität. Die Politik und die Kostenträger haben ein Erscheinungsbild geschaffen, an die sie die Verantwortung für Missstände bei den Träger, Leitungen und Mitarbeiter in der Altenpflege, während das System selbst Mangelhaft ist. Die steigende Noten täuschen eine Qualität vor, die undifferenziert beruhigen sollte, und alle Häuser ein „Sehr Gut“ bescheinigen.
Jedoch wissen wir seit einige Jahren, dass die Arbeitsbedingungen in der Altenpflege dazu führen, dass die krankheitsbedingte Fehlzeiten um vieles höher stehen als bei der berufstätige Durchschnittsbevölkerung. Eine deutliche Ursache dafür liegt in die Enttäuschung vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass die Idealismus, das bundesweit gelehrt wurde, an der Pflegealltag mit enge bis knappe Besetzung, steigende Erwartungen, Arbeitsverdichtung, Krankheitsausfälle und regelmäßiges Einspringen, zerstört wird, und der Berufsalltag stets schlechter geworden ist. Hinzu kommt die Tatsache, dass ihre Besetzung weitgehend von Pflegestufen abhängig ist, für die sie der Nachweis über Pflegeminuten erbringen müssen, die sie nicht haben.
Das Gleiche gilt für die Benotung der Häuser. Mitarbeiter werden dafür vorbereitet, die Prüfungsrelevante Nachweise zu bringen, auch wenn sie keine Zeit haben, die Maßnahmen tatsächlich durchzuführen. Die Expertenstandards und Prüfkriterien schreiben Maßnahmen vor, von dem die Mitarbeiter wissen, dass sie dafür keine Zeit haben. Das bedeutet: Die Mitarbeiter in der Pflege leben eine Lüge und müssen davon ausgehen, dass das System belogen werden will. Hinzu kommt, dass manche Maßnahmen bei der Qualitätsprüfung erwartet werden, wie z.B. bei der Kontrakturprophylaxe, für die der Physiologe mindesten 30 Minuten brauchen, die Altenpflegerin aber zusammen mit der Körperpflege in 20 Minuten schaffen müssen.
Man braucht tatsächlich nur addieren können und es wird jedem klar, dass die Mitarbeiter in die Pflege mogeln müssen, um mit der Zeit fertig zu werden. Dass die Altenpflege aber trotzdem überwiegend eine gute Arbeit macht wird dann deutlich, wenn ein Bewohner ins Krankenhaus eingeliefert wird. Nachdem die üblichen Vorwürfen wegen Austrocknung prophylaktisch erbracht werden, und nach Beendigung der Therapie, kommen die Bewohner regelmäßig abgemagert, in schlechtem pflegerischen Zustand und sogar mit Druckgeschwüre nach wenigen Wochen zurück, weil es in den Krankenhäusern ebenso wenig Pflegekräfte gibt, die allerdings weniger mit Pflege beschäftigt sind, als mit der Unterstützung bei ärztlicher Diagnostik und Therapie.
Das unterschiedliche Erfahrungen gemacht werden, sowohl in den Pflegeheimen als auch in den Krankenhäuser, ist auch klar. Nicht jede Heimbewohner kommt in einem desolaten Zustand zurück, und manche Heimbewohner werden auch in desolatem Zustand ins Krankenhaus verlegt. Nach meiner Erfahrung jedoch, und anscheinend auch nach den Berichten der MDK bezüglich des Ergebnisqualitäts, geht es den Bewohner zu 99% nach Erscheinungsbild gut. Die Bewohner sind sich oft auch im Klaren über die Situation der Mitarbeiter, verteidigen sie sogar, und wollen keine Beschwerden aufgeben. Der Kritik trifft, wie auch politisch gewollt, immer den Träger und ihre Vertreter, weil sie zu wenig Personal bereitstellen.
Dieser Kritik mag an der eine oder andere Stelle zutreffen, allerdings, angesichts der Fachkräftemangel und der schlechten Image der Altenpflege – vor allem nachdem junge Menschen erleben, wie viel gearbeitet werden muss – ist es schwierig eine angemessene Bezahlung zu geben. Es ist jetzt schon schwierig für junge Menschen Vollzeitstellen zu bekommen, außer wenn sie eine Sechstagewoche, sowie die Tatsache, dass die Besetzung dünn sein wird, in Kauf nehmen. Es ist eine Frage der Zeit bis diese Menschen bei den Anforderungen aufgeben, oder krank werden, denn es sind wenige Menschen dabei, die auf ihre körperlichen, geistigen und psychischen Gesundheit in ausreichendem Maße Acht geben.
Ich habe oben den Druck erwähnt, der von den Expertenstandards ausgeübt werden. Man muss wissen, dass dahinter eine Gruppe von Pflegewissenschaftler steckt, die die Akademisierung der Pflege anstreben und eine höhere Anerkennung der Fachlichkeit in der Pflege. Sie haben es geschafft, Anerkennung zu bekommen und, sollte Mängel in einem Heim vorgefunden werden, können die Verantwortlichen damit rechnen, das die Anklage aus den Expertenstandards zitieren. Nur, die Expertenstandards täuschen, genau wie die Qualitätsprüfungen täuschen: Es wird nicht geprüft, ob die Rahmenbedingungen gegeben sind, um die Maßnahmen durchzuführen. Es ist auch die Expertenkommission auch nicht wichtig, denn ihr Ziel ist ein andere – ebenso kümmert sich die MDK nicht darum. So wichtig und richtig es wäre, wissenschaftlich genau zu pflegen, sie stellen jeweils „another brick in the wall“ für die Pflege.
Die Liste kann beliebig fortgeführt werden – die Öffentlichkeit wird getäuscht, von der Politik, von den Wohlfahrtsverbände (vor allem auf Bundesebene), von der Kostenträger, von den Instanzen und von den Trägern. Leidtragende sind die Mitarbeiter, die Bewohner und die Verantwortlichen vor Ort (in der Reihenfolge).
Seid Ihr andere Meinung?