Pflegenotstand allerorten - Rahmenbedingungen verbessern !

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Pflegenotstand allerorten - Rahmenbedingungen verbessern !

Beitrag von Presse » 10.05.2012, 08:11

Pflegenotstand allerorten - Die Pflege-Rahmenbedingungen müssen dringend deutlich verbessert werden!
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Landespflegetag Baden-Württemberg des Deutschen Verbands für Pflegeberufe

Mit einer breit angelegten Strategie zur Steigerung der Attraktivität von Pflegeberufen reagiert die Landesregierung auf die enormen Herausforderungen in der Gesundheits- und Pflegepolitik. „Wir brauchen eine neue gesellschaftliche Anerkennung der Pflege“, erklärte Gesundheitsministerin Katrin Altpeter auf dem Landespflegetag Baden-Württemberg des deutschen Berufsverbands für Pflegeberuf am Mittwoch im Genohaus in Stuttgart. „Pflege ist weit mehr als die mechanische Abfolge von Pflegehandlungen“, so die Ministerin. „Die Beschäftigten in den Pflegeberufen leisten einen wichtigen und unverzichtbaren Beitrag für unsere Gesellschaft.“

In Baden-Württemberg steigt die Anzahl Pflegebedürftiger in den nächsten 20 Jahren von rund 250.000 auf rund 350.000 Menschen. Im gleichen Zeitraum nimmt der Bedarf an Pflegekräften von knapp 100.000 auf etwa 190.000 Personen zu. Trotz dieser Zahlen seien Pflege und vor allem selbst pflegebedürftig zu werden Themen, mit denen sich viele Menschen nicht gerne auseinandersetzten, so die Ministerin. „Erst wenn die eigene Familie betroffen ist, rückt der Wert einer qualitätsorientierten Pflege mit qualifiziertem Personal schlagartig ins Bewusstsein“, erklärte Altpeter

Mit einer Informations- und Werbekampagne will die Gesundheitsministerin der Öffentlichkeit die Leistungen und Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege nahebringen und so zu einem Umdenken in der Gesellschaft beitragen. Die Ministerin erinnerte an die vielfältigen Qualifikations- und Entwicklungsmöglichkeiten im Pflegebereich. „Jeder kann entsprechend seiner individuellen Fähigkeiten und Bildungsabschlüsse in einem Pflegeberuf arbeiten und sich und sich berufsbegleitend weiterbilden.“ Mit einem Augenzwinkern nannte die Ministerin sich selbst als bestes Beispiel. „Ich habe meine Ausbildung als Altenpflegerin begonnen und jetzt sehen Sie, wohin mich meine Weiterbildungen gebracht haben“, schmunzelte Altpeter. „Plötzlich bin ich Gesundheitsministerin.“

Deutlich bekannte sich die Ministerin zur Umlagefinanzierung in der Altenpflegeausbildung. „Um dem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen, brauchen wir eine ausreichende Anzahl an Ausbildungsplätzen“, so Altpeter. Sie appellierte an die Arbeitgeber, mit den Pflegekräften von Anfang an umsichtig umzugehen. Pflegende dürften durch ihre Arbeit am Ende nicht selbst krank oder gar pflegebedürftig werden.

Scharf kritisierte Altpeter das geplante Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz der Bundesregierung. Mit den teilweise höheren Leistungen für Menschen mit Demenz enthalte es zwar Maßnahmen, die in die richtige Richtung gingen, es fehle jedoch an einem Gesamtkonzept für die Zukunft der Pflege. „Die Bundesregierung weicht den notwendigen politischen Entscheidungen, insbesondere zur Finanzierung eines zukunftsfähigen Leistungssystems und der Umsetzung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes aus“, erklärte die Ministerin.

Altpeter wies darauf hin, dass Baden-Württemberg gemeinsam mit anderen Bundesländern eine Bundesratsinitiative eingebracht habe, der die zeitnahe Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs fordere und somit die Einschränkungen der Alltagskompetenz ausreichend würdige. Mit diesem Entschließungsantrag, der am Freitag dieser Woche im Bundesrat beraten werde, solle zudem die bisherige Begrenzung der Pflegeleistungen für behinderte Menschen in stationären Behinderteneinrichtungen aufgehoben werden.

Quelle: Pressemitteilung vom 09.05.2012
Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg
http://www.sm.baden-wuerttemberg.de/de/ ... l&_min=_sm

WernerSchell
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Pflege-Rahmenbedingungen verbessern -Pflegenotstand aufheben

Beitrag von WernerSchell » 10.05.2012, 08:46

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".

10.05.2012

An das
Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg,
Schellingstraße 15
70174 Stuttgart


Sehr geehrte Frau Ministerin Altpeter,

wir begrüßen alle Initiativen, die die Bedeutung der Pflegeberufe für unser Gesundheits- und Pflegesystem herausstellen und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen einfordern. Deshalb haben wir auch gerne Ihre Pressemitteilung vom 09.05.2012 in unser Forum übernommen - siehe unter
viewtopic.php?p=66182#66182

Wir sind aber der Meinung, dass es vorrangig darum gehen muss, den Pflegenotstand zu beheben und damit die vielfach notleidende persönliche Zuwendung durch Pflegekräfte deutlich zu verbessern (Abschaffung der sog. "Minutenpflege"). Damit meinen wir noch nicht einmal den in der Zukunft auf uns zukommenden Fachkräftemangel in der Pflege. Das ist ein anderer Punkt (leider wird beides immer wieder miteinander vermengt), der uns zu mehr Aus- und Weiterbildung veranlassen muss.

Nur wer die Pflege-Rahmenbedingungen verändert, gewährleistet die vielfach geforderte Wertschützung und Anerkennung für die Pflegeberufe. In der Bevölkerung haben die Pflegekräfte ein hohes Ansehen. Die politisch Verantwortlichen müssen dem nur mit entsprechenden Regelungen folgen! Es können dann sicherlich auch viele aus dem jetzigen System "geflüchteten" Pflegekräfte erneut für eine Tätigkeit am Patienten gewonnen werden.

In Krankenhäusern muss vor allen Dingen die Beschäftigung von Pflegekräften nach Kassenlage beendet werden. Stellen für Pflegekräfte sind in den letzten 10 - 15 immer häufiger zu Gunsten der besseren Ärztehonorierung gestrichen worden. In der Heimpflege muss es endlich deutlich verbesserte Stellenschlüssel geben. Die Personalkapazitäten sind aufgrund der gegebenen Stellenverhältnisse um 20 - 30% zu niedrig. Dazu fordern wir seit Jahren ein bundesweit geltendes Personalbemessungssystem. Damit wäre für alle Beteiligten Klarheit geschaffen.

Diesen Forderungen wird der zur Zeit im Bundestag diskutierte Gesetzentwurf zur "Neuausrichtung in der Pflege" nicht gerecht. Man darf im Übrigen fragen, was denn eigentlich hier neu ausgerichtet wird. Wir haben daher das Bahr`sche Papier als grandiosen Flop bezeichnet:
viewtopic.php?t=17141
Diesem Thema wird sich unser Pflegetreff am 15.05.2012 in Neuss zuwenden - siehe die angefügten Hinweise.

Wir sind kein Berufsverband, sehen aber die Notwendigkeit, die Rahmenbedingungen für die Pflegetätigkeit umfassend zu verbessern. Dies käme dann den Patienten und pflegebedürftigen Menschen zugute, deren Interessen wir als ehrenamtlich agierender Bundesverband im Auge haben.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - Dozent für Pflegerecht
Mitglied der Vereinigung der Deutschen Medizinischen Fach- und Standespresse e. V. - http://www.medizinjournalisten.de/
http://www.wernerschell.de - Pflegerecht und Gesundheitswesen -
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de - Menschenwürdige Pflege - jetzt und überall -
Infos auch bei http://www.facebook.com/

Aktuelle Hinweise:

Pflegetreff am 15.05.2012, 18.00 - 20.00 Uhr, Kontakt Neuss-Erfttal - Pflegereform und Entbürokratisierung in der Pflege ... (weitere Infos folgen) … viewtopic.php?t=16058

Buchtipp! Schell, Werner: "100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen"
viewtopic.php?t=15822
Pflegemängel – schnelle Hilfe für den Notfall
viewtopic.php?t=15828
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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