Ärztemangel? - Hat Deutschland einen Ärztemangel?

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

Moderator: WernerSchell

Sabrina Merck
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Hausärzte machten Praxis dicht

Beitrag von Sabrina Merck » 22.11.2011, 09:21

Presse hat geschrieben: Bilanz 2010 in Bayern: Mehr als 70 Hausärzte machten Praxis dicht ... Im vergangenen Jahr wurden in Bayern nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigungen mehr als 70 Hausarztpraxen geschlossen, weil sich kein Nachfolger gefunden hat.
Diese Entwicklung werde sich in den kommenden Jahren noch verschärfen, ....
Die für Bayern geschilderte Praxis gibt es auch in den anderen Ländern. Vor wenigen Tagen sah ich einen TV-Bericht (ARTE) betr. Berliner Hausärzte. Dort ist die Versorgungssituation teilweise katastrophal schlecht.
Allerdings bleibt festzuhalten, dass wir in Deutschland nicht zu wenig Ärzte haben. Im Gegenteil: Die Zahl der Ärzte steigt seit Jahren kontinuierlich an. Wir haben aber zweifelsfrei ein Verteilungsproblem. Immer mehr Ärzte (Fachärzte) drängen in die ökonomisch interessanten Praxen der Innenstädte, und die Hausärztesitze auf dem Land bleiben unbesetzt. Insoweit versagen m.E. die ärztlichen Standesvertreter und die Politik. Es muss andere Verteilungsmechanismen geben. Hausärzte müssen finanziell auskömmlich arbeiten können. Das scheint zunehmend schwieriger zu werden.

Sabrina Merck
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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weniger Hausärzte und immer mehr Spezialisten

Beitrag von Presse » 02.01.2012, 08:11

Krankheit im System / Versorgungsschieflage durch immer weniger Hausärzte und immer mehr Spezialisten

Baierbrunn (ots) - Zwischen 1993 und 2010 ist die Zahl der Hausärzte um acht Prozent zurückgegangen, die der Spezialisten hat sich in sieben Jahren um 50 Prozent erhöht. In manchen ländlichen Gebieten ist zum Besuch des Hausarztes schon eine kleine Reise nötig.
Gefördert werde die Entwicklung durch das deutsche System die Ärzte zu bezahlen, heißt es im Patientenmagazin "HausArzt". "Häufige, aber kurze Patienten-Kontakte sind begünstigt und jede Menge Einzelleistungen, darunter unnötige Spezialdiagnostik", erklärt Professor Ferdinand Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Universität Frankfurt. Vorsorge und ausführliche Gespräche würden dagegen gering entlohnt. Gerlach unterstützt eine Änderung der Ausbildungsordnung für Ärzte. Sie soll eine stärkere Hinwendung von Medizinstudenten zur hausärztlichen Tätigkeit fördern. Ein Element ist ein verbindliches, zweiwöchiges Hausarzt-Praktikum.

Diese Meldung ist nur mit Quellenangabe zur Veröffentlichung frei.
Die Inhalte weiterführender Links, auf die in dieser Pressemitteilung verwiesen wird, unterliegen dem Copyright des jeweiligen Anbieters der verlinkten Seite.

Das PatientenMagazin "HausArzt" gibt der Deutsche Hausärzteverband in Kooperation mit dem Wort & Bild Verlag heraus. Die Ausgabe 1/2012 wird bundesweit in Hausarztpraxen an Patienten abgegeben.

Quelle: Pressemitteilung vom 02.01.2012
Pressekontakt: Ruth Pirhalla
Tel. 089 / 744 33 123
Fax 089 / 744 33 459
E-Mail: pirhalla@wortundbildverlag.de
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.... weniger Hausärzte und immer mehr Spezialisten

Beitrag von Rob Hüser » 02.01.2012, 08:27

Presse hat geschrieben:Krankheit im System / Versorgungsschieflage durch immer weniger Hausärzte und immer mehr Spezialisten ....
Was hier schon immer herausgestellt wird:
Wir haben in Deutschland keinen Ärztemangel, sondern nur eine falsche Verteilung der Ärzte. Insoweit müsste dringend eingegriffen werden.
Das Versorgungsstrukturgesetz bringt zwar mehr Geld ins System, und wieder einmal zu Lasten anderer notwendiger Ausgaben, löst aber die falsche Verteilung der Ärzte nicht auf.

Rob
Das Pflegesystem muss dringend zukunftsfest reformiert werden!

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Krankenhausbetten - Sparpotential

Beitrag von Rauel Kombüchen » 03.01.2012, 12:07

An anderer Stelle wird verdeutlicht, dass es in Deutschland zuviele Klinikbetten gibt und erhebliches Sparpotential besteht:
viewtopic.php?t=15791
Ich sehe u.a. Sinn darin, dass im Krankenhausbereich einsparbare Geld in die hausärztliche Versorgung zu investieren. Dabei sollte auch die sprechende Medizin gefördert werden.

Rauel
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

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Hausärzte fördern

Beitrag von Bajuware » 04.01.2012, 08:59

Für die hausärztliche Versorgung muss mehr vorgesorgt werden. Aus der Sicht der BürgerInnen sind solche Aktivitäten dringlich. In Bayern gibt es insoweit bereits einige Initiativen. Aber so richtig voran kommen die Bemühungen auch hier eher nicht. Die Versorgung bei ländlichen Strukturen ist mit Blick auf die Zukunft besorgniserregend. Und dies bei seit Jahren steigenden Arztzahlen!
Dabei muss jedem unbefangenen Beobachter doch klar werden, dass es nicht die Zahl der Ärzte ist, die Sorgen machen muss. Sondern einzig und allein ist hier die Verteilungsproblematik das Übel. Insoweit muss entschiedener vorgegangen werden. Die Attraktivitäten der Hausarzttätigkeit muss entschiedener angegangen werden, schnellstens.

Bajuware
Die Rahmenbedingungen des Pflegesystems stimmen nicht (mehr)! Dies gilt es zu beklagen. Pflegebedürftige und Pflegepersonal leiden unter dem System. - Verantwortungsträger sind gefordert!

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Klarer Affront gegen Fachärzte und Patienten

Beitrag von Presse » 04.01.2012, 10:05

Klarer Affront gegen Fachärzte und Patienten

Prof. Attila Altiner, Chef des Rostocker Instituts für Allgemeinmedizin, möchte mit „starken“ Hausärzten Milliarden sparen. Im Gesundheitssystem gebe es viele Phänomene der Fehlversorgung, teilte er der Nachrichtenagentur dpa zum Jahreswechsel mit. Immer mehr Patienten gingen „zu früh“ zum Facharzt. Es sei Zukunftsaufgabe der Hausärzte, gemeinsam mit dem „mündigen“ Patienten zu entscheiden, wie intensiv therapiert oder ob gar operiert werde.

Diese Feststellungen von Prof. Altiner sind realitätsfern, kritisiert Dr. med. Siegfried Götte, Präsident der GFB. Bislang ist es keinem der Gesundheitssysteme gelungen, die Überlegenheit einer hausarztzentrierten Versorgung unter Beweis zu stellen - weder unter ökonomischem noch qualitativem Aspekt. Selbst die vom Gesetzgeber verpflichtend eingeführten hausarztzentrierten Versorgungsverträge sind den Beweis ihrer Überlegenheit gegenüber der bisherigen Versorgung schuldig geblieben. Bewährt hat sich stattdessen eine möglichst frühzeitige Diagnosefindung durch den Facharzt mit der dementsprechenden Therapie. Abwartendes Beobachten und symptomatische Behandlungsversuche haben in vielen Fällen eher zu Verschleppung und Chronifizierung von Krankheiten geführt.

Hausärzte sollen sehr wohl an der kontinuierlichen Betreuung der Patienten beteiligt sein und in Kooperation mit dem Facharzt zur zeitnahen Diagnostik und entsprechenden Therapie beitragen. Dies wäre ein ethisch adäquater und finanztechnischer Zugewinn im Interesse der Patienten, der Finanzierbarkeit und Leistungsbreite unseres Gesundheitssystems, stellt die GFB klar. Hausarztzentrierte Versorgungssysteme hingegen haben sich im internationalen Vergleich der Bruttoinlandsprodukte, wie OECD-Studien nachgewiesen haben, als nicht als zielführender und kostengünstiger herausgestellt.

Statt erneut eine Diskussion zu entfachen, die auf Spaltung angelegt ist, sollte Prof. Altiner aus Sicht der GFB Kooperationen zwischen Haus- und Fachärzten im Interesse der Patienten fördern, statt ihnen entgegenzuwirken.

Quelle: Pressemitteilung vom 04.01.2012
Dr. Christine Winkler
- Pressereferentin –
Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände
http://www.gfb-facharztverband.de
presse@cwinkler.info
0172/2167794

Bajuware
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Re: Klarer Affront gegen Fachärzte und Patienten

Beitrag von Bajuware » 04.01.2012, 10:50

Presse hat geschrieben:Klarer Affront gegen Fachärzte und Patienten
Prof. Attila Altiner, Chef des Rostocker Instituts für Allgemeinmedizin, möchte mit „starken“ Hausärzten Milliarden sparen. Im Gesundheitssystem gebe es viele Phänomene der Fehlversorgung, teilte er der Nachrichtenagentur dpa zum Jahreswechsel mit. Immer mehr Patienten gingen „zu früh“ zum Facharzt. Es sei Zukunftsaufgabe der Hausärzte, gemeinsam mit dem „mündigen“ Patienten zu entscheiden, wie intensiv therapiert oder ob gar operiert werde......
In der o.a. Pressemitteilung wird zurecht angesprochen, dass es eine Kooperation zwischen Hausärzten und Fachärzten geben muss. Soweit so gut. Eine dominierende Stellung gehört aber den Hausärzten. Sie sind die ersten und wichtigsten Ansprechpartner für den Patienten. Daher gilt es, die hausärztliche Tätigkeit nachhaltig zu stärken. Dabei wird es nicht vermeidbar sein, zu Lasten der fachärztlichen Tätigkeit Einsparungen vorzunehmen. Insoweit die richtigen Weichen zu stellen, ist Aufgabe der Politik bzw. der Kassenärztlichen Vereinigungen. Das Versorgungsstrukturgesetz viewtopic.php?t=15509 allein wird die gebotenen Veränderungen nicht bewirken. Das Gesetz ist sogar eher schädlich, weil es noch mehr Geld der Steuerzahler in das System gegeben hat, ohne die Kernproblematik aufzulösen.
Ich nehme Bezug auf mein unten angefügtes Statement in diesem Forum. Die Gesundheitsausgaben in Deutschland sind zu hoch, jedenfalls finden sie durch gesündere Patienten keine Rechtfertigung. Das muss Folgen haben.
Bajuware

Forum
viewtopic.php?t=15791
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Der Überhang an Krankenhausbetten besteht seit langer Zeit. Gegen die kommunalen Strukturen ist es aber nie so richtig gelungen, entsprechende Kürzungsmaßnahmen einzuleiten und durchzusetzen. Die "Ortspolitiker" haben sich meistens massiv ins Zeug gelegt und dafür gesorgt, dass sich nichts änderte.
Ambulantes Operieren und Medizinische Versorgungszentren sollten nun in anderer Form dem Bettenüberhang entgegen wirken. Dies ist aber eigentlich ein Flop, weil jetzt nur noch mehr ökonomische Überlegungen aufgekommen sind, die Versicherten zu noch mehr Nachfrage anzuregen. Jetzt werden auch ambulante Operationen angeboten, die möglicherweise eher entbehrlich sind.
Das ganze Gesundheitswesen wird auf Wachstum getrimmt. Jedenfalls weiß ich von einigen Leuten, dass die Ausweitung der Gesundheitsleistungen allerorten hohe Priorität hat. Die Menschen sind nicht etwa kränker geworden, sondern die Angebote, stationär und ambulant, sind vermehrt worden. Apparate, Ärzte usw. müssen ausgelastet werden.
Daher hat auch die Aussage ihre Berechtigung, dass die Deutschen trotz hoher Gesundheitsausgaben nicht etwa gesünder als andere Europäer oder Amerikaner sind.
Auch im Gesundheitswesen sind wir auf einem Irrweg. Umsteuerung ist dringend geboten. Unser Horst Seehofer könnte sich insoweit einmal nützlich machen.
Die Rahmenbedingungen des Pflegesystems stimmen nicht (mehr)! Dies gilt es zu beklagen. Pflegebedürftige und Pflegepersonal leiden unter dem System. - Verantwortungsträger sind gefordert!

Gaby Modig
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Registriert: 13.11.2005, 13:58

Häusliche Versorgung herausragend wichtig

Beitrag von Gaby Modig » 04.01.2012, 11:08

Bajuware hat geschrieben: ..... Eine dominierende Stellung gehört aber den Hausärzten. Sie sind die ersten und wichtigsten Ansprechpartner für den Patienten. Daher gilt es, die hausärztliche Tätigkeit nachhaltig zu stärken. Dabei wird es nicht vermeidbar sein, zu Lasten der fachärztlichen Tätigkeit Einsparungen vorzunehmen. Insoweit die richtigen Weichen zu stellen, ist Aufgabe der Politik bzw. der Kassenärztlichen Vereinigungen. ....
Das sehe ich genau so. Worauf warten die Verantwortlichen noch?
G.M.
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

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