Pflegereform - Pläne vom 06.11.2011 ungenügend

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Pflegereform - Pläne vom 06.11.2011 ungenügend

Beitrag von WernerSchell » 14.11.2011, 08:58

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
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Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände“


Pressemitteilung vom 08.11.2011

Pflegeversicherung: Die Koalitionspläne für eine Pflegereform verdienen die Note „ungenügend“

Die Koalition von CDU, CSU und FDP hat sich am 06.11.2011 über einige „Baustellen“ verständigt und auch das weitere Vorgehen bei der Neugestaltung der Pflegeversicherung festgelegt. Dazu heißt es in einer Pressemitteilung der Bundesregierung vom 07.11.2011:

Leistungsausweitung gibt es auch für Demenzkranke und deren Angehörige. Zukünftig sollen allgemeine Betreuungsleistungen, die sich insbesondere an Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz richten, ebenfalls Bestandteil der Pflegeversicherung sein. Hierzu soll der Beitragssatz um 0,1 Prozentpunkte zum 1. Januar 2013 angehoben werden.
Ergänzend wird die private Vorsorge ein wichtiger Baustein für die persönliche Absicherung. Deshalb soll die freiwillige private Vorsorge für Leistungen bei Pflegebedürftigkeit ebenfalls ab dem 1. Januar 2013 steuerlich gefördert werden. Ähnlich wie in der Altersvorsorge werden so Anreize gesetzt, einen individuellen Kapitalstock anzusparen.
Quelle: http://www.bundesregierung.de/nn_1264/C ... BCsse.html

Die mangelbehafteten Pflege-Rahmenbedingungen und der Pflegenotstand bleiben uns so erhalten

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk kritisiert die in Aussicht genommenen Veränderungen bezüglich der Pflege als völlig unzureichend und sieht in den angestrebten Veränderungen weder eine Reform noch ein Reförmchen. Es ist unfassbar festzustellen, dass die Koalitionäre nicht einmal in der Lage waren, die seit Jahren überfällige Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffes anzugehen und damit die Demenzkranken „ohne wenn und aber“ in den Kreis der Leistungsempfänger einzubeziehen. Lediglich die Betreuungsleistungen für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz auszuweiten, wird den Bedürfnissen der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen nicht annähernd gerecht.

Zu beklagen ist, dass keinerlei Veränderungen bezüglich der personellen Ausstattung der Pflegeeinrichtungen geplant ist, so dass es bei den hinten und vorne nicht ausreichenden Stellenschlüsseln verbleiben wird. Die sog. „Minutenpflege“ bzw. der Pflegenotstand wird damit auf absehbare Zeit festgeschrieben. Im Übrigen sind Vereinbarungen darüber, wie der durch die demografische Entwicklung zusätzlich entstehende Personalbedarf gedeckt werden soll, nicht erkennbar. Von den überfälligen deutlichen Verbesserungen für pflegende Angehörige ist auch keine Rede.

Dass eine ergänzende private Vorsorge für die persönliche Pflege-Absicherung sinnvoll sein kann, ist seit Jahren bekannt. Insoweit eine staatliche Förderung vorzusehen, kann nicht beanstandet werden. Allerdings muss die allgemeine Absicherung des Pflegerisikos angesichts des demografischen Wandels grundsätzlich solidarisch erfolgen und erfordert mit Blick auf die wirklichen Reformnotwendigkeiten eine Beitragsanhebung, die weit über 0,1% hinausgeht. Daher können im Ergebnis die Absprachen hinsichtlich der finanziellen Absicherung der Pflegebedürftigkeit ebenfalls nur mit mangelhaft bewertet werden.

Zu den Vereinbarungen passt folgender Spruch: Über einen Abgrund kommt man nicht mit zwei kleinen Schritten!

Es ist nun zu hoffen, dass die Mitglieder des Deutschen Bundestages ihre Verantwortung wahrnehmen und Schaden vom Deutschen Volk abwenden, in dem sie aufgrund einer nach Artikel 38 Grundgesetz legitimierten Gewissensentscheidung den Koalitionsvereinbarungen entgegen treten und eine umfassende Pflegereform verabschieden, die diesen Namen verdient. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat dazu bereits am 05.07.2011 eine umfangreiche Stellungnahme vorgelegt, die hiermit in Erinnerung gerufen wird. Diese Stellungnahme ist im Netz abrufbar unter folgender Adresse:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 072011.pdf

Werner Schell – Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 112011.pdf
+++
Die Diskussion zum Thema in diesem Forum unter folgender Adresse:
viewtopic.php?t=16394
+++

Die Medien berichten über die Pressemitteilung von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk u.a. wie folgt:
http://www.openpr.de/news/585138.html
http://www.openbroadcast.de/article/152 ... egend.html
http://www.mg-heute.de/?p=2330
http://www.presseanzeiger.de/infothek/g ... 538427.php
http://www.facebook.com/profile.php?id= ... 8561591229
http://www.heide-bote.de/index.php?name ... &sid=20050
http://www.ak-gewerkschafter.de/2011/11 ... %e2%80%9c/
http://www.heimmitwirkung.de/smf/index. ... ml#msg3135
http://www.deutsche-pflegemesse.de/index.php?P=11

Siehe auch:
Pflegereform stößt auf breite Ablehnung
Opposition und Verbände erkennen nur eine kurzfristige Übergangslösung
Die von der Bundesregierung geplante Pflegereform stößt auf breite Ablehnung. Die Opposition und zahlreiche Sozialverbände kritisieren, dass die Reform zu kurz gegriffen sei und immer noch nicht die Neufassung der Pflegebedürftigkeitsbegriffs umfasse. - Hier Auszüge aus verschiedenen Stellungnahmen:
http://www.pflegen-online.de/nachrichte ... 395119dfe4

http://www.ak-gewerkschafter.de/2011/11 ... %e2%80%9c/
... (wird ständig aktualsiert)

Stand: 18.11.2011
Zuletzt geändert von WernerSchell am 18.11.2011, 07:55, insgesamt 2-mal geändert.
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Pflegereform - Eckpunkte der Bundesregierung vom 16.11.2011

Beitrag von WernerSchell » 16.11.2011, 15:10

Eckpunkte zur Pflegereform - Das Bundeskabinett hat am 16.11.2011 die Eckpunkte zur Umsetzung des Koalitionsvertrages für die Pflegereform beschlossen. -- Die weitere Diskussion erfolgt nun im Forum unter folgender Adresse:

viewtopic.php?t=16609
Pflegereform - Pläne vom 06.11.2011 ungenügend
viewforum.php?f=4
Pflegereform - erst Pflegeinhalte festlegen ....
viewtopic.php?t=16394
Pflegereform 2011/2012 - Stellungnahme
viewtopic.php?t=16033
Pflegereform = Gewährleistung der Menschenwürde
viewtopic.php?t=15673
Pflegeversicherung - Reform in Richtung Privatisierung ?
viewtopic.php?t=13003
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Pflegereform - Eckpunkte der Bundesregierung vom 16.11.2011

Beitrag von WernerSchell » 16.11.2011, 15:34

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Das Bundeskabinett hat am 16.11.2011 Eckpunkte zur Umsetzung des Koalitionsvertrages für die Pflegereform beschlossen. Die entsprechenden "Eckpunkte zur Umsetzung des Koalitionsvertrages für die Pflegereform" und weitere Informationen finden Sie u.a. im Forum unter folgender Adresse: viewtopic.php?p=62745#62745

Eine erste Bewertung dieser Eckpunkte:
Die Ankündigungen zur Verbesserung des Pflegesystems sind sehr allgemein gehalten und damit einer abschließenden Beurteilung eher nicht zugänglich. Allerdings lässt der Umstand, dass der Beitragsanstieg (weiterhin) lediglich mit 0,1% angegeben wird, erkennen, dass eine wirkliche Reform nicht möglich ist. Die damit zusätzlich zu erschließenden Beitragseinnahmen erreichen nicht annähernd den Bedarf, der für eine die Demenzkranken vollständig in das System einbindenden Pflegebedürftigkeitsbegriff und die Behebung des Pflegenotstandes (fehlendes Pflegepersonal und Abkehr von der Minutenpflege etc.) erforderlich wäre. Die insoweit am 23.09.2011 und 07.11.2011 von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk herausgebenen Pressemitteilungen treffen daher in ihrer grundsätzlichen Beurteilung der Reformerwägungen weiterhin zu.

Werner Schell
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Arbeitsbedingungen im Altenheim ... Pflegenotstand ....

Beitrag von WernerSchell » 23.11.2011, 07:48

Aus Forum:
viewtopic.php?t=16644

Arbeitsbedingungen im Altenheim: Der Pflegenotstand ist das zentrale Problem
Statements von Werner Schell, Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk, bei der Tagung des Landesverbandes der Alzheimer Gesellschaften NRW e.V. am 19.11.2011 hier (PDF)
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 11Netz.pdf
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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