Umgang mit Behandlungsfehlern - Transparenz steigern

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Umgang mit Behandlungsfehlern - Transparenz steigern

Beitrag von Presse » 21.04.2008, 14:58

Umgang mit Behandlungsfehlern: Ärzte und Versicherungswirtschaft wollen Vertrauen der Patienten durch Transparenz steigern

GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG
Ärztekammer Westfalen-Lippe und Ecclesia Versicherungsdienst GmbH


Münster, 21. April 2008 - Ärzteschaft und Versicherungswirtschaft setzen sich für volle Transparenz bei Behandlungsfehlern ein. „Wenn etwas falsch läuft, stehen wir dazu und wollen Klarheit über die Ursachen und Folgen“, sagte der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. med. Theodor Windhorst, am Montag vor Journalisten in Münster. Auch aufgrund intensiver Bemühungen der Ärztekammern entwickele sich bei den Ärzten im Krankenhaus und in der Praxis eine neue Fehlerkultur. Gleichzeitig müsse aber dem Eindruck entgegengewirkt werden, dass aufgrund schlechter Qualität zunehmend mehr Patienten während der Behandlung zu Scha-den kämen, sagte Windhorst. „Höhere Aufdeckungsraten bedeuten nicht, dass die Ärzte schlechter werden.“ Deshalb sei er froh, mit der Ecclesia Gruppe einen Partner zu haben, der über belastbares Zahlenmaterial zu Anzahl und Art der Behandlungsfehler im Krankenhaus verfüge.

Der Hauptgeschäftsführer der Ecclesia Gruppe, Manfred Klocke, stellte eine repräsentative Erhebung seines Unternehmens vor, das rund 900 Krankenhaus-Haftpflichtpolicen betreut und damit Marktführer in diesem Segment ist. Danach wurden in weniger als zehn von 10.000 Behandlungsfällen Ansprüche gestellt. Davon erwiesen sich nur die Hälfte als berechtigt.

Um die Entwicklung der Arzthaftungsschäden über Jahre beurteilen zu können, erfasst die Ecclesia Gruppe seit 1987 die Schadendaten von 140 Krankenhäusern und seit 1996 von 247 Krankenhäusern, die sie seitdem durchgängig betreut. Die vorge-stellten Zahlen beziehen sich auf das Jahr 1997, für das die Verfahren weitestgehend abgearbeitet sind und deshalb gut beurteilt werden können.

Klocke zufolge sprechen die Ergebnisse der Erhebung für eine gute Behandlungsqualität. „Theoretisch muss ein Patient 100 Jahre lang zehn Krankenhausbehandlungen pro Jahr erleiden, bis er einen Anspruch stellt.“ Nach der Untersuchung waren 1997 bei rund 2,3 Millionen Behandlungen 88 Todesfälle durch Kunstfehler zu beklagen, was einer Quote von 0,04 Promille entspricht. Damit kommen statistisch vier Todesfälle auf 100.000 Behandlungen.
ÄKWL-Präsident Windhorst hob weitere Ergebnisse der Erhebung hervor: Nach den Berechnungen landen nur 13,1 Prozent der gestellten Ansprüche vor Gericht; die meisten Ansprüche werden von den Versicherungsgesellschaften nach Prüfung der Sach- und Rechtslage durch Zahlung oder Ablehnung erledigt; knapp 16 Prozent werden vor Schiedsstellen entschieden, die in mehr als 90 Prozent eine gütliche Einigung erzielen. Diese Schiedsstellen sind Einrichtungen der Ärztekammern unterhalb der Gerichtsbarkeit, in Westfalen-Lippe ist seit über 30 Jahren die Gutachterkommission für ärztliche Haftpflichtfragen der „Garant für Objektivität bei der Beurteilung von vermeintlichen Behandlungsfehler“, so Windhorst. Der Kammerpräsident betonte besonders die „hohe Befriedungsfunktion“ der Gutachterkommission. Im vergangen Jahr erreichten insgesamt 1.455 Anträge die Kommission, in letztendlich 167 Fällen wurden auf der Basis von zwei Gutachten Behandlungsfehler mit darauf beruhenden Gesundheitsschäden festgestellt.

Trotz dieser ermutigenden Zahlen setze die deutsche Ärzteschaft gezielt Risikomanagement ein, sagte Windhorst. So betreibe die Ärztekammer Westfalen-Lippe in Kooperation mit der Gesellschaft für Risiko-Beratung mbH (GRB), einem Unternehmen der Ecclesia Gruppe, das e-Learning-Portal riskolleg: Ärzte können dort Punkte für die pflichtgemäße Fortbildung sammeln, indem sie sich online über Risiko- und Schadenmanagement weiterbilden und anschließend prüfen lassen. Kommunikation oder Verhalten im Krisenfall sind weitere Themen dieses Fortbildungsangebots. Ferner arbeite man aktiv im Aktionsbündnis Patientensicherheit mit, mit dem man zum Beispiel Kurse zum Thema Risikomanagement anbiete und Ärzte ermuntere, mit den Patienten offen über medizinische Misserfolge zu kommunizieren, so Windhorst.

Franz-Michael Petry, Heilwesen-Jurist und Leiter der Ecclesia-Schadenabteilung, bekräftigte die Aussage des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, wonach es im Interesse der Haftpflichtversicherer liegt, wenn Ärzte über tatsächliche oder mögliche Fehler mit ihren Patienten offen sprechen. Diese Erkenntnis sei schon länger in die Weiterbildungs-Curricula für Ärzte eingeflossen.

Petry verwies auf die von ihm erarbeiteten Hinweise zum Verhalten im Schadenfall und erläuterte den Unterschied zwischen der offenen Kommunikation über nicht normale Behandlungsverläufe und offensichtliche Fehler einerseits und die Frage der Anerkenntnis einer Schadenersatzpflicht. Er verfüge über viele Beispiele, in denen gerade diese frühe und offene Kommunikation und spätere rechtzeitige Einbindung des Versicherungspartners zu unstrittigen und befriedigenden Ergebnissen geführt hätten. Die Versicherungswirtschaft habe früh erkannt, dass es wichtig sei, aus Schäden zu lernen, über Schäden zu sprechen und sie im System zu diskutieren. Daraus resultierten Risikoberatungsprogramme, wie sie spätestens seit 1995 in Deutschland bekannt seien.

Windhorst und Petry riefen die Krankenhäuser und Arztpraxen dazu auf, aktives Risikomanagement zu betreiben. Dadurch lasse sich die bereits geringe Fehlerquote weiter senken. Der Kammerpräsident forderte in diesem Zusammenhang nochmals eine Art „Komplikationsregister“, um die Art der Behandlungsfehler aufzuarbeiten und deren Zahl dauerhaft zu minimieren. „Wir Ärzte sind lernfähig“, sagte Windhorst. Auch die Versicherungswirtschaft wolle mehr Patientensicherheit. So begrüßten es immer mehr Versicherer ausdrücklich, wenn Risikomanagementsysteme installiert würden.

Dateien:
16_08_Behandlungsfehler_Ecclesia_03.pdf
http://www.aekwl.de/uploads/media/16_08 ... sia_03.pdf

Quelle: Pressemitteilung der Ärztekammer Westfalen-Lippe vom 21.4.2008
http://www.aekwl.de/index.php?id=123&tx ... eb25e65592

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Weniger Behandlungs­fehler-Vorwürfe in Westfalen-Lippe

Beitrag von Presse » 23.02.2011, 09:15

Weniger Behandlungs­fehler-Vorwürfe in Westfalen-Lippe
Münster – Um 2,1 Prozent ist die Zahl der Anträge gesunken, mit denen Patienten sich an die Gutachterkommission für ärztliche Haftpflichtfragen in Westfalen-Lippe gewandt haben. 2010 wurden 1.384 Anträge neu eingereicht, das Jahr zuvor waren es noch 1.485 Neuanträge. „Patientenschutz [mehr]
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/lette ... m&id=39401

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12.000 Behandlungsfehler werden jährlich nachgewiesen

Beitrag von Presse » 29.03.2011, 12:52

12.000 Behandlungsfehler werden jährlich nachgewiesen

Die Rechte von Patienten sind so undurchsichtig und kompliziert wie das gesamte Gesundheitssystem. Opferverbände und Verbraucherzentralen pochen seit Jahren auf mehr Transparenz.
http://www.fnp.de/fnp/region/hessen/120 ... 03.de.html
Quelle: Frankfurter Neue Presse

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Behandlungsfehler - Zahlen nicht genau auszumachen

Beitrag von Herbert Kunst » 30.03.2011, 07:25

Die Angaben über Behandlungsfehler sind über die Jahre hinweg sehr unterschiedlich. Offensichtlich weiß niemand so genau, wieviele Behandlungsfehler / Jahr in Deutschland gemacht werden und in welchem Umfang dieserhalb geklagt wird.
Es erscheint angezeigt, Regelungen über die Erfassung solcher Fehler in ein Patientenrechtegesetz einzubinden.

H.K.
Für menschenwürdige Pflege sind wir alle verantwortlich! - Dazu finde ich immer wieder gute Informationen unter http://www.wernerschell.de

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