Angelernte in der Pflege nach 10 Jahren = Pflegefachkraft ?

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

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Angelernte in der Pflege nach 10 Jahren = Pflegefachkraft ?

Beitrag von Presse » 08.02.2011, 07:23

Harry Glawe:
Fachkräftemangel in der Pflege mit Landesprogramm „Zukunft und Perspektiven in der Pflege“ begegnen / ...

Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern, Harry Glawe, sieht in der Pflege noch große, bisher nicht erschlossene Beschäftigungspotentiale und kündigt daher mit Blick auf den zunehmenden Fachkräftemangel ein Landesprogramm „Zukunft und Perspektiven in der Pflege" an, das u. a. durch eine Verbesserung der Aufstiegschancen den Pflegeberuf attraktiver gestalten soll:

„Gute Pflege ist für unser Gesundheitsland Mecklenburg-Vorpommern wichtig und sie wird mit Blick auf die demografische Entwicklung in unserem Land weiter an Bedeutung gewinnen. Daher müssen wir den sich stetig verstärkenden Fachkräftemangel in der Pflege als Chance betrachten und bisher nur unzureichend genutzte Beschäftigungspotentiale in den kommenden Jahren vermehrt für uns erschließen. Neben den bereits überaus erfolgreichen Umschulungen denke ich insbesondere an das große Potential der noch Ungelernten, lediglich Angeleiteten oder aber mit einer Helferausbildung bereits Arbeitenden. Sie alle müssen über eine fundierte Ausbildung als qualifizierter Pflegehelfer eine Perspektive und Chance auf spätere Tätigkeit als Pflegefachkraft erhalten. Das heißt, dass der Pflegehelfer zukünftig lediglich als Berufseinstieg zu betrachten ist verbunden mit der Option, nach einer Berufstätigkeit mit entsprechender Praxis- bzw. Berufserfahrung von 10 Jahren als Pflegefachkraft arbeiten zu dürfen und auch entsprechend vergütet zu werden. Aus meiner Sicht ist die umfängliche Praxiserfahrung nach dem Prinzip „learning by doing" über den langen Zeitraum von 10 Jahren gleichwertig einer formalen Ausbildung zur Fachkraft. Der Pflegehelfer soll somit nicht erneut als Azubi im Pflegeheim anfangen müssen, sondern seine Berufserfahrung im Rahmen seiner langen praktischen Berufstätigkeit soll als Ausbildungsabschnitte angerechnet werden. In diesem Fall könnte auf die zusätzliche ergänzende Berufsausbildung verzichtet werden und eine erleichterte unmittelbare Zulassung zur Prüfung als Fachkraft erteilt werden.

Theoretisches Zusatzwissen, das im Rahmen der langen Berufstätigkeit noch nicht erworben wurde, soll über berufsbegleitende Zusatzmodule zusätzlich optional angeboten werden, um auch die theoretischen Voraussetzungen der Fachprüfung abzusichern. Mit diesem Programm wollen wir den Pflegeberuf auch für Quer- und Seiteneinsteiger undUngelernte interessanter machen", so Harry Glawe.

Quelle: Pressemitteilung vom 07.02.2011
http://www.cdu-mecklenburg-vorpommern.d ... sign1.html
Zuletzt geändert von Presse am 09.02.2011, 10:07, insgesamt 1-mal geändert.

PflegeCologne
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Ungelernte sollen nach zehn Jahren Pflegefachkraft werde

Beitrag von PflegeCologne » 08.02.2011, 17:18

Presse hat geschrieben:Ungelernte sollen nach zehn Jahren Pflegefachkraft werden ....
Die Vorschläge aus dem politischen Bereich zur Behebung des Pflegenotstandes werden immer abstruser. Mehr fehlen die Worte!

PflegeCologene
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

WernerSchell
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Pflegefachkraft nur mit ausreichender Qualifizierung

Beitrag von WernerSchell » 09.02.2011, 10:17

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände


Neuss, den 09.02.2011

An die
CDU Landesverband Mecklenburg-Vorpommern
Wismarsche Straße 173
19053 Schwerin

presse@cdu-mw.de

Sehr geehrte Damen und Herren,

nach Ihrer Pressemitteilung vom 07.02.2011 wollen Sie u.a. Angelernten in der Pflege nach 10jähriger Tätigkeit den Status einer Pflegefachkraft verleihen. Diese Mitteilung haben wir uns Forum übernommen: viewtopic.php?p=57631#57631 - Ihre Auffassung können wir allerdings so nicht als hilfreich ansehen und würden begrüßen, wenn Sie nähere Informationen übermitteln könnten.

Wir sind der Meinung, dass es eigentlich keinen Pflegekräftemangel in dem Sinne gibt, dass bei geeigneten Bemühungen und Angeboten nicht ausreichend Bewerber angeworben werden könnten. Wir haben offensichtlich in Deutschland nur ein Problem damit, dass wir nicht genügend Stellen für die Pflege ausgewiesen haben - in Krankenhäusern und Heimen = Pflegenotstand. - Die Stellenschlüssel in den Heimen sind völlig unzureichend. In Krankenhäusern wurden in den letzten 20 Jahren über 50.000 Pflegekräftestellen zugunsten der Ärzteschaft abgebaut (siehe z.B. "Pflegethermometer", dip, Köln). Die Beschäftigung in den Pflegesystemen erfolgt nur noch nach Kassenlage! Das muss geändert werden, denn darin liegen die eigentlichen Probleme begründet.

Geboten ist eine Ausbildungs- und Einstellungsoffensive - verbunden mit einer deutlich besseren Vergütung der Pflegekräfte. Damit wäre die Wertschätzung und Anerkennung für die Pflege zum Ausdruck gebracht. Alles andere sind Versuche, Lücken im Versorgungssystem halbherzig zu schließen, um an anderen Stellen neue Löcher aufzureißen. Lesen Sie auch unsere Zuschrift an das BMG vom 09.02.2011 - siehe auch unter http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... dialog.php . Man könnte fast meinen, dass zur Zeit über den Pflegenotstand nur die Ahnungslosen diskutieren.

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - Dozent für Pflegerecht (seit rd. 40 Jahren in Aus-, Fort- und Weiterbildung der Pflegekräfte tätig, zugleich Autor zahlreicher Fachbücher für Pflegerecht)

>>> Pflegetreff am 20.04.2011 in Neuss-Erfttal mit dem Thema "Patientenrechte und Pflegemängel im Fokus"
Näheres unter viewtopic.php?t=15134

++++

Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative


Pressemitteilung vom 09.12.2010
Pflegenotstand wurde beim Pflege-Dialog nicht angemessen diskutiert
Pflege-Dialog - Auftaktrunde am 07.12.2010 beim Bundesgesundheitsministerium eher ein Flop


Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk sieht in dem am 07.12.2010 im Bundesgesundheitsministerium begonnenen Pflege-Dialog keinerlei Ansatzpunkte, die wirklichen Probleme in den Pflegesystemen zu hinterfragen und einer Lösung zuzuführen. Tatsache ist nämlich, dass es bereits seit geraumer Zeit eine völlig unzureichende Ausstattung der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen mit Pflegepersonal gibt. Während man sich bei den Heimen noch auf (unzureichende) Stellenschlüssel beziehen kann, gibt es für die Krankenhäuser keinerlei Personalberechnungsvorschriften, schlicht nur eine Stellenausstattung nach Kassenlage. Und diese ist nachweislich dramatisch schlecht. Entsprechende Folgen liegen für die Patienten, Pflegebedürftigen und Pflegekräfte auf der Hand. U.a. gefährdet die mangelhafte Zuwendung Patienten und Pflegebedürftige, während die überlasteten Pflegekräfte nicht selten frühzeitig aus dem Beruf flüchten (müssen). Wer als Pflegekraft bleibt, steht unter immensem Arbeitsdruck und nimmt früher oder später gesundheitlichen Schaden.

Es wäre nach all dem vorrangig gewesen, darüber zu reden, wie man diesen seit Jahren beklagten Pflegenotstand aufhebt; z.B. durch Schaffung von bundesweit geltenden Personalbemessungssystemen, entsprechende Stellenausweitungen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und Start einer Ausbildungs- und Einstellungsoffensive. Hinzu kommen müssen handfeste Bemühungen, die Pflegekräfte besser zu bezahlen. Nur so kann die vielfach angesprochene Wertschätzung und Anerkennung für die Pflege wirkungsvoll zum Ausdruck gebracht werden.

Wer die Pflegekräfte in diesem Sinne gut behandelt, muss sich weder heute noch in den nächsten Jahren über einen Mangel an Pflegefachkräften beklagen. Auch der Ruf nach entsprechenden Fachkräften aus dem Ausland ist dann entbehrlich. Eine ausgeweitete Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland wäre auch aus Gründen der mangelnden Sprachkenntnisse problematisch. Denn gerade in der Pflege, vor allem der Pflege Demenzkranker, kommt es auf eine gute Kommunikation an. Und die ist bei Dienstkräften, die aus dem Ausland kommen, schon jetzt nicht immer gewährleistet. Es gibt bereits vielfältige Klagen darüber, dass in den Gesundheitssystemen zu wenig verständlich deutsch gesprochen wird.

Die beim Pflege-Dialog angesprochene Reform der Berufsgesetze in der Pflege erscheint wenig geeignet, irgendein Pflegenotstandsproblem aufzulösen. Der Pflegenotstand und all das, was damit zusammenhängt, hat mit den Berufsgesetzen absolut nichts zu tun. Es gibt keine Mängel in der Pflegeausbildung, denen in irgendeiner Form eine Mitverursachung des Pflegenotstandes zugedacht werden könnte. Wer das behauptet, hat keine Ahnung vom Ausbildungsgeschehen oder ist absichtsvoll bemüht, von den eigentlichen Problemen abzulenken. Gleichwohl ist nichts dagegen einzuwenden, die Berufsgesetze durch geeignete Vorschriften zu ergänzenden Fortbildungen, Weiterbildungen und Studienabschlüssen (z.B. Pflegewissenschaften) mit mehr Zukunftsperspektiven zu versehen.

Auch die Hinweise zum Abbau der Bürokratie in der Pflege, z.B. Reduzierung der Dokumentationsarbeiten, hilft nicht weiter. Regierungen verkünden seit Jahrzehnten, endlich mit dem Bürokratieabbau beginnen zu wollen. Die diesbezüglichen Bemühungen haben aber letztlich immer zu einer weiteren Auftürmung von Vorschriften und Schreiberfordernissen geführt. Professionelle Pflege erfordert im Übrigen Planung und schriftliche Dokumentation. Sie ist aus vielerlei Gründen, z.B. vertraglichen bzw. haftungsrechtlichen Erwägungen, sogar unverzichtbar. Daher müssen im Rahmen der Stellenbemessung solche Dokumentationserfordernisse ausreichend Berücksichtigung finden.

Wer die Wertschätzung und Anerkennung für die Pflegekräfte auch nur ansatzweise ernst nimmt, muss jeder Kostensenkungsmentalität und vor allem Billiglöhnen in den Pflegesystemem eine Absage erteilen.

Die Pflegesysteme werden in der Zukunft erheblich mehr Finanzausstattung benötigen. Der Verweis auf die demografische Entwicklung mit einer drastischen Zunahme hilfe- und pflegebedürftiger Menschen dürfte als Begründung ausreichen. Zusätzliche Beitragslasten müssen allerdings nach Meinung von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk solidarisch finanziert werden.

Werner Schell - Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk

+++ Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei! +++
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Coratte
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Beitrag von Coratte » 09.02.2011, 17:14

Den Vorschlag der CDU halte ich für unverantwortlich. Die Berufsgruppe Pflege spricht von Professionalisierung, von Akademisierung.

Dieser Vorschlag zur Bekämpfung, des meines Erachtens sehr wohl vorhandenen Pflegeneotstandes, leitet eine entgegensetze Deproffesionalisierung ein.
Ähnlich wie Vorschläge bildungsferne Schichten, Prostitutierte oder Langzeitarbeitslosen einen vereinfachten Zugang in die Pflege zu ermöglichen ist dies aus Sicht der Berufsgruppe Pflegender milde ausgedrückt eine Unverschämtheit!

Die heutige Pflegepraxis ist geprägt von multimorbiden Patienten deren Verweildauer im Krankenhaus immer kürzer wird bei gleichzeitig steigendem Pflegebedarf. Des Weiteren werden immer mehr ärztliche Tätigkeiten an Pflegende delegiert.

Als Mitarbeiterin einer Bildungseinrichtung nehme ich (ganz subjektiv) sehrwohl einen Rückgang der Bewerberzahlen wahr, des weiteren können zunehmend mehr Schüler das Ausbildungsziel nicht erreichen.
Gleichzeitig führen die Rahmenbedingungen pflegerischer Berufsausübung dazu, das qualifizierte Kräfte häufiger dieses Berufsfeld verlassen.
Diese Eindrücke sind sicherlich nicht statistisch belegt, schaut man sich aber die Daten der jüngsten Pflegeberichtserstattungen an, so spiegelt sich diese Tendenz dort wieder.

Wir brauchen nicht einfach nur mehr Menschen im Bereich Pflege, wir benötigen aus meiner Sicht vor allem strukturellle Veränderungen, die den Beruf attraktiver machen. Dafür sollten sich Parteien und (Berufs-)verbände stark machen!!!!!!!!!!

christine
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Beitrag von christine » 09.02.2011, 19:01

Immer wieder neue Meldungen zum Thema Pflege und Pflegefachkraft. Ich empfinde den Vorschlag nach 10 Jahren eine Pflegefachkraft zu sein als sehr gefährlich und verantwortungslos.-

Werden denn wirklich gute Pflegefachkräfte in stationären Einrichtungen gesucht, oder werden gute Pflegefachkrafte oft durch Strukturen, Vorgaben... vertrieben. Warum kenne ich so viele Menschen, die in der Pflege gearbeitet haben und ausgestiegen sind.

Möge man doch alle pflegenden Mitarbeiter gut behandeln, menschlich mit ihnen umgehen. Bei den Arbeitsämtern kann nachgefragt werden, wie viele Pflegefachkräfte nicht in ihrem Beruf arbeiten.

KPHNeuss
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Pflegenotstand - Pflegekräfte pfleglich behandeln

Beitrag von KPHNeuss » 10.02.2011, 07:51

christine hat geschrieben: .... Werden denn wirklich gute Pflegefachkräfte in stationären Einrichtungen gesucht, oder werden gute Pflegefachkrafte oft durch Strukturen, Vorgaben... vertrieben. Warum kenne ich so viele Menschen, die in der Pflege gearbeitet haben und ausgestiegen sind.
Möge man doch alle pflegenden Mitarbeiter gut behandeln, menschlich mit ihnen umgehen. Bei den Arbeitsämtern kann nachgefragt werden, wie viele Pflegefachkräfte nicht in ihrem Beruf arbeiten. ....
Hallo Christine,
Du hast die richtigen Fragen aufgeworfen. In der Tat werden die Pflegekräfte nicht gut genug behandelt. Es gibt übrigens jede Menge statistische Erhebungen darüber, nach wieviel Jahren Pflegekräfte ausscheiden (müssen). Sie sind krank, zermürbt. Würden wir all diese geschundenen Pflegekräfte zurückgewinnen, hätten wir für die nächsten Jahrzehnte keine Probleme mit Stellenbesetzungen in Krankenhäusern und Heimen. Daher ist die öffentliche Diskussion über Fachkräftemangel in der Pflege allenfalls nur die halbe Wahrheit.
Aber solche Erwägungen blenden Politiker u.a. gerne aus. Denn dann würden sie ja auch zugeben müssen, dass die Pflegesysteme in ihren Rahmenvorgaben notleidend sein. Wir müssen die gegebenen Probleme erkennen und reformieren. Die Jammerei bezüglich fehlender Fachkräfte hängt mir schon jetzt zum Hals heraus.
MfG KPH Neuss
Für eine uneingeschränkt gute Pflege müssen wir alle eintreten - die Verfassung enthält die entscheidenden Wertegrundsätze: Die Menschenwürde ist unantastbar!

Rauel Kombüchen
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Re: Pflegefachkraft nur mit ausreichender Qualifizierung

Beitrag von Rauel Kombüchen » 10.02.2011, 09:20

WernerSchell hat geschrieben: ..... Wir sind der Meinung, dass es eigentlich keinen Pflegekräftemangel in dem Sinne gibt, dass bei geeigneten Bemühungen und Angeboten nicht ausreichend Bewerber angeworben werden könnten. Wir haben offensichtlich in Deutschland nur ein Problem damit, dass wir nicht genügend Stellen für die Pflege ausgewiesen haben - in Krankenhäusern und Heimen = Pflegenotstand. - Die Stellenschlüssel in den Heimen sind völlig unzureichend. In Krankenhäusern wurden in den letzten 20 Jahren über 50.000 Pflegekräftestellen zugunsten der Ärzteschaft abgebaut (siehe z.B. "Pflegethermometer", dip, Köln). Die Beschäftigung in den Pflegesystemen erfolgt nur noch nach Kassenlage! Das muss geändert werden, denn darin liegen die eigentlichen Probleme begründet.
Geboten ist eine Ausbildungs- und Einstellungsoffensive - verbunden mit einer deutlich besseren Vergütung der Pflegekräfte. Damit wäre die Wertschätzung und Anerkennung für die Pflege zum Ausdruck gebracht. Alles andere sind Versuche, Lücken im Versorgungssystem halbherzig zu schließen, um an anderen Stellen neue Löcher aufzureißen. ....
Hallo Herr Schell,

danke für die erneut klaren Worte und die ergänzende telefonische Unterredung.

Es muss vorrangig um deutliche Anhebungen der Stellenpläne in allen Bereichen der Pflege gehen. Dramatische Beschreibungen gehen davon aus, dass Steigerungen mit einem Stellenplus von bis zu 30% geboten erscheinen. Es geht also nicht um geringfügige Veränderungen.

Die Diskussion um den Fachkräftemangel haben uns die Arbeitgeberverbände aufgedrückt (Herr Hundt an der Spitze). Sie wollen damit erreichen, dass sich die "Arbeitnehmermärkte" weiter öffnen und letztlich billigere Arbeitskräfte aus dem Ausland geholt werden können. Ich sehe darin nicht das Wohlwollen, hier etwas Entlastung zu bringen, sondern allein das Bestreben, die Lohnkosten niedrig zu halten oder noch weiter nach unten zu drücken.

Wenn sich die Pflegepolitik jetzt dieser Diskussion anschließt und meint, damit etwas bessern zu können, ist sie auf dem Holzweg. Die Fachkräftediskussion ist für die Reform der Pflegeversicherung nicht hilfreich.

Viele Grüße
Rauel Kombüchen
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!

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Engagierte Mitarbeiter unerwünscht

Beitrag von christine » 10.02.2011, 11:22

Es wird in nächster Zukunft viele Angehörige geben, die für ihre erkrankten Eltern o.a. eine Pflege- oder Betreuungskraft, Gesellschafterin suchen. Diese arbeiten dann 40 Stunden pro Woche mit einer Person in deren Haushalt, beaufsichtigen und pflegen diesen Menschen. Mehrfache Inserate aus Tageszeitungen liegen mir vor.

Es sind dann nicht mehr 10 Bewohner, die versorgt werden müssen, sondern eine Person. Dieses wird die Zukunft sein nach dem Buch von Herrn Prof. Dr. Dörner " Leben und sterben wo ich hingehöre"

Pflegekräfte werden in stationären Einrichtungen demnächst sicher noch weniger Gehalt beziehen, da der Weg zur Zeit in Richtung " Billig und willig" ist. Mitarbeiter, die sich engagieren sind meiner Beobachtung nach oft unerwünscht.

Bajuware
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Heimversorgung wird nicht zurückgeführt werden können.

Beitrag von Bajuware » 10.02.2011, 11:54

Hallo,
ich denke, dass die häusliche Versorgung demnächst immer mehr Probleme bereiten wird. Denn die Zahl der Angehörigen, die pflegen können und wollen, wird deutlich abnehmen (= Single-Haushalte!). Prof. Dörner u.a., die eine Abschaffung der Heime fordern, liegen völlig falsch. Nicht etwa, weil die Idee grundsätzlich schlecht ist. Es wird an den tatsächlichen Möglichkeiten scheitern. Der Trend zum Heim oder zu anderen Gemeinschaftsversorgungen (wie Wohngemeinschaften und Betreutes Wohnen) wird zunehmen (müssen).
Was auf keinen Fall geht ist, dass die professionelle Pflege durch Absehen von ausreichender Qualifizierung weiterhin in Misskredit gebracht wird.
Grüß Gott
Die Rahmenbedingungen des Pflegesystems stimmen nicht (mehr)! Dies gilt es zu beklagen. Pflegebedürftige und Pflegepersonal leiden unter dem System. - Verantwortungsträger sind gefordert!

christine
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Beitrag von christine » 10.02.2011, 13:53

Hallo Bajuware,

so gut, dass es unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Pflege, des alt werdens und der damit einhergehenden Umstände gibt. Es ist sehr wohl- meiner Meinung nach- leistbar, dass viele Menschen zu Hause betreut und gepflegt werden können. Ich selbst bin das beste Beispiel dafür, dass es durch gute Organisation bei Angehörigen fast ohne eigenes Zutun aus der Ferne funktionieren kann.

Es gibt derzeit die Anerkennung der Patientenverfügung und es möchten nicht alle Menschen in ein Heim. Viele möchten zu Hause leben und dort sterben dürfen. Dazu passend gibt es Menschen, die arbeiten möchten, wohnen möchten u.s.w.

Die Arbeit von Herrn Prof. Dr. Dörner habe ich seit Jahren in Gütersloh und Bielefeld verfolgt. Er setzt sich für die Menschenwürde ein und dass den Menschen in derem Sinne geholfen wird. Er sorgt dafür, dass Menschen versorgt sind tagsüber und abends wieder in ihr Haus fahren. Er hilft Betroffenen, die nicht mehr weiter wissen und Rat benötigen. Ich danke ihm sehr für seine hervorragende Arbeit und bin mit meiner Meinung nicht allein.

Ihnen und den Menschen mit Ihnen eine gute Zeit

Bajuware
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Heime sind u.U. die einzige Hilfe

Beitrag von Bajuware » 10.02.2011, 14:13

Hallo Christine,
möglicherweise bin ich ein wenig missverstanden worden. Ich bin natürlich auch der Meinung, dass die Menschen so lange sie es wünschen und dies machbar ist, Zuhause bleiben sollen. Selbstbestimmung ist ja schon ein Verfassungsgebot! Dazu sollen auch zeitgerecht alle erforderlichen (kommunalen) Strukturen geschaffen werden.
Es wird aber gleichwohl eine immer größer werdende Schar von Menschen geben, die niemanden zur Seite haben, der hilft, oder die so schwer pflegebedüftig sind, dass nur noch der Heimplatz als Lösung verbleibt. So ist das nun mal.
Prof. Dörner und andere vertreten eine Art "Entweder oder-Theorie" - und die ist nicht wirklich hilfreich. Wir müssen das eine anstreben (Versorgung Zuhause), dürfen das andere aber nicht ersatzlos streichen wollen (Heimversorgung). Daneben gibt es im Übrigen noch andere Hilfemöglichkeiten, wie Betreutes Wohnen und Wohngemeinschaften. Pflege und Betreuung muss der jeweiligen Einzelsituation angepasst sein.
Grüß Gott
Die Rahmenbedingungen des Pflegesystems stimmen nicht (mehr)! Dies gilt es zu beklagen. Pflegebedürftige und Pflegepersonal leiden unter dem System. - Verantwortungsträger sind gefordert!

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Pflegekräftemangel nein - Pflegenotstand ja

Beitrag von Presse » 16.02.2011, 08:07

Ärzte Zeitung, 15.02.2011
Kritik am Pflegekonzept der CDU im Nordosten
NEUSS (di). Der Vorschlag der CDU Mecklenburg-Vorpommern, angelernten Pflegehelfern mit zehnjähriger Berufstätigkeit den Status einer ausgebildeten Pflegefachkraft zu verleihen, stößt auf Kritik.
Das Selbsthilfenetzwerk Pro Pflege mit Sitz in Neuss glaubt nicht an einen Pflegekräftemangel, sondern an einen übertriebenen Stellenabbau in Krankenhäusern und Pflegeheimen. .... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... sid=641092

Lesen Sie dazu auch:
Nordosten: Mit Erfahrung vom Pflegehelfer zur Fachkraft?
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... kraft.html

Rita Reinartz
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Pflegenotstand mit Vorrang beseitigen

Beitrag von Rita Reinartz » 16.02.2011, 10:36

Die hier diskutierten Fragen beschäftigen die professionell Pflegenden natürlich sehr. Denn diese spüren seit vielen Jahren den Druck am Arbeitsplatz. Sie erfahren keine Wertschätzung und Anerkennung, wie vielfach behauptet, sondern müssen Schwerstarbeit leisten unter sich stets verschlechternden Bedingungen. Folglich scheiden viele Pflegekräfte aus, wechseln in einen anderen Job, gehen vielleicht sogar zum MDK, oder sind einfach wegen Krankheit raus.
Jetzt nun von einem Fachkräftemangel zu sprechen, halte ich auch für falsch. Wenn wir alle ausgebildeten und noch Ausbildungswilligen in das System einbinden würden, hätten wir heute und morgen keinen Mangel. Wir brauchen folglich auch keine Fachkräfte für die Pflege aus dem Ausland. Wir können das selbst regeln, müssen nur die notwendigen politischen Folgerungen ziehen. Und da hapert es, hinten und vorne!

R.R.
Menschenwürdegarantie bedarf bei der Umsetzung entsprechender Rahmenbedingungen. Insoweit gibt es aber Optimierungsbedarf!

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